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August Froehlich (Pfarrer)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
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August Froehlich (* 26. Januar 1891 in Königshütte, Oberschlesien; † 22. Juni 1942 im KZ Dachau) war ein katholischer Priester, Pfarrer, deutscher Widerstandskämpfer gegen den Nationalsozialismus und Märtyrer

Leben

Er wurde am 26. Januar 1891 in Königshütte, Oberschlesien, in einer wohlhabenden Kaufmannsfamilie geboren. Seine Teilnahme am Ersten Weltkrieg veränderte sein Leben, da er an der Ostfront 1915 schwer verletzt wurde. Russische Soldaten, die den durch einen Gesichtsdurchschuss schwer Verletzten nicht gefangen nehmen wollten, stießen ihm ihre Bajonette in Bauch und Hals. Da sie ihn für tot hielten, ließen sie ihn liegen. Am nächsten Tag fanden ihn deutsche Sanitäter. Nach seiner Genesung musste er wieder an die Front. Erst ein Jahre nach Kriegsende durfte er aus englischer Kriegsgefangenschaft heimkehren.

Am 19. Juni 1921 wurde August Froehlich durch Kardinal Adolf Bertram im Dom zu Breslau zum Priester geweiht. Nach seiner Primizfeier (27. Juni 1921) in seiner Heimatpfarrei St. Barbara in Königshütte wurde er alsbald von der „Mutterdiözese“ Breslau in die Fürstbischöfliche Delegatur nach Berlin berufen und war daraufhin in Berlin und Pommern tätig.

Seine Kaplansjahre verbrachte August Froehlich in Berlin (St. Eduard/Neukölln, St. Bonifatius/Kreuzberg, St. Marien/Spandau und St. Thomas/Charlottenburg), welche von der wirtschaftlichen Not der Nachkriegszeit und ihren Inflationshöhepunkten (1922/23) überschattet waren. Für den jungen Priester war es selbstverständlich, einen Großteil seines väterlichen Erbes und seines Einkommens zur Unterstützung Not leidender Familien einzusetzen. Er unterstützte das „Presse-Apostolat“ mit der Verbreitung der katholischen Tagespresse („Germania“ und „Märkische Volkszeitung“) und des Kirchenblattes, damit den Katholiken eine Alternative zur nichtchristlichen, teils militanten antichristlichen Presse an die Hand gegeben werden konnte.

1937 wurde er nach Rathenow versetzt, wo er bis 1942 Pfarrer von St. Georg war. Vorausgegangen war sein Passiver Widerstand, wie die Verweigerung der Teilnahme an der Sammlung des Winterhilfswerks und des Hitlergrußes.

So lehnte er 1935 Sammlungen für den NS-Staat ab, um seine eigenen caritativen Bemühungen aufrechterhalten zu können. Dies veranlasste den örtlichen NSDAP-Ortsgruppenleiter dazu, den Geistlichen öffentlichen bloß zu stellen. Ferner lehnte Pfarrer Froehlich den Hitler-Gruß aufrichtig ab. „Sie sind ein Staatsfeind!“ schrie der Hauptlehrer, als Pfarrer Froehlich vor allen zum Gottesdienst versammelten Gläubigen das provozierende „Heil Hitler!“ des Lehrers mit „Grüß Gott!“ beantwortete. In einem mehrere Punkte umfassenden Schreiben vom 23.9.1935 an die Reichsarbeitsdienstgruppe Bad Polzin legte er seine Gründe dar, warum er seine Briefe mit „Grüß Gott“ ende.

„Ich grüsse und endige meine Briefe mit Grüß Gott“ aus folgenden Gründen: „Grüß Gott“ ist bei Christen und „Gelobt sei Jesus Christus“ bei Katholiken ein alter deutscher Gruß. (…) In einem früheren Schreiben lehnten Sie die Bekanntgabe des Gottesdienstes ab, weil damit nach ihrer Meinung ein Druck ausgeübt würde. Ich bitte Sie, vermeiden Sie auch jeden Druck, um Ihre politische Weltanschauung zu verbreiten, wie Sie es von mir erwarten, dass ich es mit meiner religiösen Weltanschauung tue. Politische und religiöse Weltanschauungen werden durch Überzeugung, niemals aber durch Druck gewonnen (…). Laut Konkordat, d.h. auf das Wort des Führers hin, ist jedem Katholiken freie religiöse Betätigung zugesagt. Ich bin darum stolz auf die Uniform des Priesters und auf den katholischen Gruß, wie Sie es auch auf ihre Uniform und Gruß sind. Ich habe mindestens ebensoviel Mut, diese Uniform und diesen Gruß zu zeigen, wie ich es auch bei Ihnen voraussetze.“

In Rathenow und seiner Umgebung wurden zudem zahlreiche polnische Zwangsarbeiter eingesetzt. Da den polnischen Katholiken die Teilnahme am deutschen Gottesdienst verboten war, feierten Pfarrer August Froehlich und sein Kaplan sonntags eigene Gottesdienste mit den Zwangsarbeitern. Als er von der Misshandlung polnischer Zwangsarbeiterinnen hörte (u. a. die einer schwangeren Frau), bringt er diese mutig und entschlossen zur Anzeige, so dass die NS-Macht auf seine physische Vernichtung aus ist. Am 28. Juli 1941 wurde Pfarrer Froehlich daher vom Potsdamer-Gefängnis aus ins KZ überführt und elf Monate durch drei Konzentrationslager Buchenwald, Ravensbrück und schließlich Dachau geschleppt, wo er aufgrund der Haftbedingungen am 22. Juni 1942 starb.

Gedenktafel in Berlin-Alt-Rudow

Gedenken

An sein Schicksal erinnern Gedenktafeln in der St. Hedwigskathedrale in Berlin, St. Joseph in Berlin-Alt-Rudow, am Pfarrhaus von St. Georg in Rathenow sowie St. Paul in Drawsko Pomorskie (Dramburg).

In Berlin-Rudow wurde die August-Froehlich-Straße nach ihm benannt und in Rathenow die Pfarrer-Froehlich-Straße.

Literatur

  • Dr. Annette Froehlich: Pfarrer August Froehlich : vom Widerstand gegen NS-Willkür zum Märtyrer, ISBN 978-3-88309-494-6 Nordhausen : Bautz, 2009
  • Gerhard Lange: Pfarrer August Froehlich, in: Zeugen für Christus. Das deutsche Martyrologium des 20. Jahrhunderts. Hrsg. von Helmut Moll im Auftrag der Deutschen Bischofskonferenz. Paderborn u. a. 2000, S. 94-97
  • Josef Moersdorf: August Froehlich. Pfarrer von Rathenow. Berlin 1947