Industrieller Strukturwandel
Wenn man im Themenbereich der Wirtschaftsgeographie von Strukturwandel spricht, sind folgende 3 Begriffe voneinander abzugrenzen: Nachfolgeindustrie, Ersatzindustrie und Folgeindustrie.
Der Fall einer Nachfolgeindustrie ist relativ selten und unwahrscheinlich. Wird ein Betrieb stillgelegt, so bezeichnet man einen Betrieb des gleichen Industriezweiges, der an derselben Stelle, z.B. in alten Fabrikhallen, neu eröffnet, als Nachfolgeindustrie (temporale Abfolge). Dieser Fall ist jedoch selten, da der Schließung des 1. Unternehmens meist Strukturveränderungen vorausgehen, welche ein ähnliches 2. Unternehmen dieser Branche auch belasten, da es auf den selben Standortbedingungen aufbaut.
Ein Beispiel wäre die fiktive Schließung eines Stahlwerkes im Ruhrgebiet. Es wäre zwar am besten, ist aber sehr unwahrscheinlich, dass sich ein anderer Stahlbetrieb ansiedelt, die Gebäude nutzt und die Beschäftigten übernimmt, da die Gründe und Probleme, die zur Schließung des Werks und Entlassung der Arbeitern führten, auch durch ein anderes Unternehmen nicht lösbar sind.
Plausibler und häufiger anzutreffen ist der Fall einer Ersatzindustrie. Ein 1. Unternehmen muss einen Standort aufgeben und ein 2. Unternehmen übernimmt Gelände und Gebäude, u.U. auch die freiwerdenden Beschäftigten. Das 2. Unternehmen kann einer beliebigen Branche angehören und je andersartiger seine Anforderungen und Struktur sind, desto wahrscheinlicher ist es, dass die Gründe, die Unternehmen 1 zur Schließung zwangen, keine Hemmfaktoren darstellen. (auch eine temporale Abfolge)
Als Beispiel dient auch hier wieder unser fiktiver Stahlbetrieb. Während ein Nachfolgebetrieb sich nicht finden lassen wird, ist es gut möglich dass das Werksgelände und Gebäude von einem anderen Betrieb in anderer Form genutzt werden. Vielleicht wird es diesem Betrieb auch möglich sein, zumindest einen Teil der Belegschaft zu übernehmen.
Eine Folgeindustrie zeichnet sich dadurch aus, dass ein bereits existierender Industriebetrieb für einen andersartigen Industriebetrieb der Grund ist, sich räumlich nah anzusiedeln. Das Resultat daraus ist eine starke Abhängigkeit voneinander. Diese kann sich u.U. negativ auswirken kann, sollte z.B. eines der beiden Unternehmen insolvent werden. In der Vergangenheit waren dies meist Zulieferbetriebe, die aufgrund der hohen Transportkosten gezwungen waren, Hilfsmittel an Ort und Stelle zu produzieren, wodurch die Betriebe vertikal verbunden sind. (kausaler Zusammenhang)
Ein Beispiel wäre der fiktive Fall einer Abfüllanlage für Saft. Es wäre denkbar, dass sich in der Nähe dieser Abfüllanlage eine Fabrik zur Glasflaschenherstellung ansiedelt um z.B. Transportwege zu minimieren und damit Transportkosten zu senken.