Zum Inhalt springen

Ahrem (Erftstadt)

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 20. März 2010 um 19:21 Uhr durch HOWI (Diskussion | Beiträge) (+ Gallery). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Lage von Ahrem in Erftstadt

Ahrem ist ein Stadtteil von Erftstadt im Rhein-Erft-Kreis, Nordrhein-Westfalen. Der Ort hat 1132 Einwohner. Ortsvorsteher ist Alfred Zerres.

Lage

Ahrem ist ein Straßendorf und liegt südlich von Lechenich. Zwischen Lechenich und Ahrem verläuft die Bundesstraße 265. Durch den Ort fließt der Rotbach.

Geschichte

Ahrem ist eine der Ansiedlungen des Erftstädter Raums, deren Geschichte wie die der meisten hiesigen Orte weit in die Vergangenheit zurückreicht.

Vorgeschichte und römische Zeit

Etwa 400 Meter südlich des Ahremer Ortskerns bestand eine eisenzeitliche Siedlung, die durch Keramikfunde belegt werden konnte. Auch die römische Zeit hinterließ ihre Spuren im Ort und seiner Umgebung, wie ebenfalls zahlreiche, dieser Epoche zugeordnete Keramiken und Grabbeigaben belegen. [1] Archäologen entdeckten am südlichen Ortsausgang beiderseits der dort verlaufenden alten Römerstraße Brandgräber mit Grabbeigaben aus dem 2. und 3. Jahrhundert. [2]

Fränkischer Knickwandtopf, Grabungsfund 1974

Ahrem wurde im Mittelalter Arnheim genannt. Die Ortsbezeichnung entstammt der fränkischen Zeit und verweist auf eine Siedlung des Arn oder Arno. Diese fränkische Gründung dürfte dauerhafter Natur gewesen sein. Auf einem im Jahr 1974 entdeckten Gräberfeld bestätigten freigelegte Grabbeigaben aus dem 6. und 7. Jahrhundert auch für diese Zeit eine Besiedlung Ahrems. [3]

Mittelalter und Neuzeit

Erstmals erwähnt wurde der Ort 1256 als „Airnhem“ in einer Urkunde des Kölner Erzbischofs Konrad von Hochstaden, der seine Besitzungen in Ahrem gegen Güter des Kölner Stiftes St. Aposteln in Lechenich tauschte. [4] So wurden 1293 15 Familien erfasst, die dem Erzbischof von Köln zu Abgaben verpflichtet waren. [5] Die Ahremer gehörten zur Bürgerschaft der Stadt Lechenich. Sie galten als „auswendige Bürger“ (Außenbürger), weil sie außerhalb der Stadtmauern wohnten. Erstmals im Jahre 1517 wurden sie zusammen mit den Bürgern der Stadt Lechenich angeführt. [6] Die Erwerbstätigkeit der Ahremer Einwohner bestand überwiegend in der Bewirtschaftung kleinbäuerlicher Betriebe. Hierfür hatten sie, neben Grundpachten an den Erzbischof [7] auch landesherrliche Steuern zu zahlen. [8] Die Ortsvorsteher, die zu den Lechenicher Stadtratsversammlungen eingeladen wurden, sammelten die landesherrlichen Steuern (Simpeln) ein. [9] Ferner war Zehnt an das Stift St. Aposteln zu zahlen.[10] Für den Alltag der Ahremer Bewohner bestanden festgesetzte Regeln, die strengstens von ihnen zu beachten und einzuhalten waren. Wer sich nicht an die Verordnungen hielt, unbefugt Holz sammelte, Reiser abschnitt oder beim heimlichem Gras- oder Ährendiebstahl ertappt wurde, hatte nach einem Amtsverhör mit einer Brüchtenstrafe zu rechnen. [11] Zur Nutzung als Viehweide stand den Einwohnern ein Teil der „Eilau“, ein Busch-Heidegebiet zwischen Bliesheim, Friesheim und Lechenich, aus dem Besitz des Kölner Stiftes St. Mariengraden zur Verfügung. Für das in Erbpacht vergebene Hüterecht zahlten die Einwohner jährlich einen halben Malter Weizen. [12] In den kriegerischen Auseinandersetzungen des 17. und 18. Jahrhundert wurde die Ahremer Bevölkerung durch Einquartierungen, Fouragelieferungen und Geldzahlungen stark belastet. [13] Bei der Verzeichnung des Grundbesitzes im Jahre 1660 bestand Ahrem aus 44 Häusern. Davon waren 39 im Besitz von Bauern, alles andern war im Besitz der Adeligen oder der Kirche. [14]

Apolloniakapelle, 1691

In unmittelbarer Nähe des Hermeshofes wurde eine kleine Fachwerkkapelle errichtet, die zur Ehren der heiligen Apollonia geweiht worden war. Der Besitzer des Hofes, Herr von Imstenrath, gab nicht nur sein Einverständnis für den Bau der Kapelle auf seinem Grundstück, sondern spendete auch für den Bau derselben. Dies belegt die Inschrift über dem Türsturz folgenden Inhaltes:

Mit Bewilligung und Zusteur Herrn Bürgermeisters von Elmsrath hat hiesige Gemeinde diese auferbaut Anno 1691.

Am Festtag dieser Heiligen (9. Februar) machten Pilger aus den Nachbargemeinden in Ahrem eine Rast an der Kapelle. Von dort führte ihr Weg zum Franziskanerkloster in Lechenich, in dem ein Zahn der Heiligen als Reliquie verehrt wurde. Sie verbanden ihre Gebete zur heiligen Apollonia mit der Bitte um Schutz vor Zahnschmerzen. Die Figur der Heiligen, die im Innern der Kapelle stand, war eine so genannte Ankleidefigur, und wurde (wie bei manchen besonders verehrten Marienstatuen) an Festtagen mit kostbarem Gewand geschmückt. Heute hat die Statue ihren Platz in der Ahremer Pfarrkirche St. Johannes der Täufer gefunden.

Adeliger und geistlicher Besitz

Im Mittelalter war der Erzbischof von Köln der größte Grundherr in Ahrem. Mehrere Güter hatte der Erzbischof an Adelige vergeben, die über die Lehen mit Zustimmung des Erzbischofs selbst verfügen konnten.

Der Maximinenhof

Ein bedeutender Adelshof, zu dem auch eine Ölmühle gehörte, lag am nördlichen Ende des Dorfes. Mit ihm wurde 1410 Gerhard Voss von Lechenich von Erzbischof Friedrich von Saarwerden belehnt. [15] Der Hof kam dann in Erbfolge an die Familie Haes von Konradsheim und von ihr an die Familie von Eyll. Degenhard von Eyll verkaufte den Hof 1641 an das Augustinerinnenkloster St. Maximin in Köln, [16] nach dem der Hof seitdem Maximinenhof benannt wurde. Der Maximinenhof blieb bis zur Säkularisation mehrere Generationen an die Familie Schick verpachtet. [17]

Der Hermeshof

Mit einem anderen, von Wassergräben umgebener Hof in der Dorfmitte, hatte Erzbischof Friedrich von Saarwerden 1406 Nikolaus von Meller belehnt. [18] Nach ihm waren Angehörige des Adelsgeschlechtes von Merode belehnt. [19] Seit 1463 sind die Zisterzienserinnen des Klosters Sion in Köln als Eigentümer nachgewiesen. [20] Als der Kölner Lizenziat zum Pütz, Offermann von St. Brigida zu Köln, 1650 den Hof erwarb und verpachtete, gingen die von den Ahremern an den Hermeshof zu zahlenden Abgaben bis zur Säkularisation an das Kölner Waisenhaus. Ein weiterer Besitzer des „Pützhofes“ war der Kölner Bürgermeister Imstenrath [21]

Die erzbischöfliche Mühle

Die erzbischöfliche Getreidemühle wurde in Verzeichnis erzbischöflicher Einkünfte 1293 als „Mühle genannt Mike“ bezeichnet. [22] Sie war seit 1371 im Lehnsbesitz der Voß von Lechenich und ihrer Erben, der Haes von Konradsheim. Für das Mahlrecht zahlten sie eine Abgabe an die erzbischöfliche Kellnerei in Lechenich. Nach einer Auseinandersetzung mit Erzbischof und Kurfürst Ferdinand, der den geforderten Mühlenzwang für den Ort Ahrem nicht duldete, verglich sich der Kurfürst 1627 mit den Haes von Konradsheim, dass die Mühle zurück an den Kurfürsten fiel. Bis zur Säkularisation blieb sie Bannmühle für Ahrem. [23]

Der Hof des Kölner Domkapitels

Ebenfalls zu den Grundherren in Ahrem gehörte das Kölner Domkapitel, dessen Ahremer Hof schon 1423 genannt wurde. [24] 1587 gehörten 15 Hofgeschworene zum Hofgericht des Domkapitels. [25] Nach den Hofgerichtsprotokollen von 1728 und 1729 besaßen nur noch zwei Ahremer Haus und Hof, die zum Hofgericht des Domkapitels gehörten. Die übrigen Hofgüter waren durch Erbteilung im Besitz von mehr als 50 Personen, von denen die meisten nur noch kleine Parzellen besaßen. [26] Die Parzellen waren so unbedeutend, dass der Hof des Domkapitels in Ahrem in der Säkularisation nicht genannt wurde.

Literatur

  • Cornelius Bormann: Ahrem- ein kleiner Ort mit langer Vergangenheit. Jahrbuch der Stadt Erftstadt. Erftstadt 1991.
  • Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raumes. Erftstadt 1999.
  • Karl und Hanna Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Bd. 1-5. Erftstadt 1990-1998.
  • Hanna Stommel: Ahrem Ortsgeschichte (1.1) in Frank Bartsch, Dieter Hoffsümmer, Hanna Stommel: Denkmäler in Erftstadt. AHAG Lechenich 1998.

Einzelnachweise

  1. Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raums Seite 123
  2. Archäologie im Rheinland. Theis Verlag Stuttgart 2005. Seite 76-78
  3. Bernhard Schreiber: Archäologische Funde und Denkmäler des Erftstädter Raums Seite 124
  4. HAStK Bestand St. Aposteln Urkunde Nr. 3/51, veröffentlicht in K. und H. Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 93
  5. HAStK Best. Auswärtiges 170b, veröffentlicht in Stommel: Quellen zur Geschichte der Stadt Erftstadt Band 1 Nr. 178
  6. Stommel: HAStK Bestand Domstift Urkunde Nr. 3/1978, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 3 Nr. 1559
  7. Archiv Schloss Gracht Akte 51
  8. HSTAD Bestand Kurköln II 1904
  9. Archiv Schloss Gracht Akte 53 (Bürgermeisterrechnungen)
  10. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 38b, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2964
  11. Archiv Schloss Gracht Akte 50 Brüchtenprotokolle
  12. HAStK Bestand Geistliche Abteilung 166a, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 2 Nr. 968
  13. Archiv Schloss Gracht Akte 52
  14. HSTAD Kurköln II 1117, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2566 und Nr. 2570
  15. HSTAD Kurköln Lehen Generalia 1 Seite 157, veröffentlicht Stommel: Quellen Band 2 Nr. 861
  16. Archiv Zwolle (NL) Bestand Kasteeel Rechteren inv.nr.1453 und inv. Nr. 1466, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2286 und Band 5 Nr. 2352a
  17. KAStK Bestand St. Maximin Akte 6, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2962
  18. HSTAD Kurköln Lehen Generalia 1 Seite 156, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 2 Nr. 836
  19. HSTAD Kurköln Lehen Spezialia 129 Urkunde Nr. 1
  20. HAStK Bestand Kloster Sion Repertorien und Handschriften 1, veröffentlicht in Stommel: Quelle Band 2 Nr. 1088
  21. HAStK Bestand Armenverwaltung Nr. 150-154, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 5 Nr. 2499a
  22. HAStK Best. Auswärtiges 170b, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 1 Nr. 178
  23. Archiv Harff Bestand Konradsheim Akte 51, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2320
  24. HAStK Bestand Domstift Akte 3c, veröffentlicht in Stommel: Quellen Nr. 911
  25. HSTAD Bestand Kurköln II 1904, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 4 Nr. 2063
  26. HAStK Bestand Domstift Akte 15, veröffentlicht in Stommel: Quellen Band 3 Nr. 1842 und Band 5 Nr. 2856
Commons: Ahrem (Erftstadt) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Koordinaten: 50° 47′ N, 6° 46′ O