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Hexenlehre

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Die Hexenlehre wurde erst in der Frühen Neuzeit (15. - 18. Jahrhundert) vollständig entwickelt. Zur Hexenlehre zählten die damaligen "Wissenschaftler", die heute oft als Hexentheoretiker bezeichnet werden, als Hauptelement den Teufelspakt, der sogleich mit dem Vertrag mit dem Teufel auch einen Abfall von Gott und somit Gotteslästerung bedeutete. Eng mit der Vorstellung eines Paktes mit dem Teufel war die Vorstellung der so genannten Teufelsbuhlschaft verknüpft. Hierunter ist der Geschlechtsverkehr zwischen Hexe/Hexer und Teufel zu verstehen. Als drittes Element wurde der Hexensabbat in Verbindung mit dem Hexenflug genannt und das vierte Element der Hexenlehre stellte die Schadenszauberei dar.

Unheilvolle Bedeutung gewann diese Hexenlehre im Zusammenhang mit den Hexenprozessen. Lieferten der Teufelspakt, die Teufelsbuhlschaft und die angebliche Schadenszauberei die Inhalte für die Zusammenstellung der Straftatbestände angeblicher Hexen, so lieferte die vermeintliche Anwesenheit an Hexensabbaten die Begründung für eine weitere Anwendung der Folter - denn schließlich galt es, weitere Hexen herauszupressen, die man doch auf dem Sabbat gesehen haben musste! Der Hexenflug, der als Zeichen für die durch den Teufel vermittelten übernatürlichen Eigenschaften der Hexen galt, gab eine Begründung für die Wirksamkeit des Hexenbades. Schwammen die angeblichen Hexen mit überkreuz gebundenen Händen und Füßen an der Oberfläche, so galt dies als Zeichen ihrer teuflischen Leichtigkeit, was oft als starkes Indiz für die Schuld der Angeklagten galt.

Chronologische Darstellung der Entwicklung der Hexenlehre

Altertum

3./4. Jh. n.Chr.

um 800

um 900

  • der canon episcopi, Bestandteil des kanonischen Rechts, lehnt einen Glauben an Hexen und Hexenflug als Phantasiegespinst ab

um 1199

1219 - 22

  • Caesarius von Heisterbach verfasst sein Buch 'Dialogus miraculorum', in dem er das Treiben von Hexen beschreibt

im 13. Jh.

1224

um 1225

1229

  • Konzil von Toulouse regelt Verfahren und Bestrafung bei Ketzerei, wobei kirchliche und weltliche Gewalt Hand in Hand arbeiten sollen

1248

Mitte 13.Jh.

ca. 1225 - 1274

ab 14. Jh.

  • allmähliche Gleichsetzung von Ketzerei und Zauberei, da bei beiden Delikten der zentrale Vorwurf der des Abfalls von Gott und der Hinwendung zum Teufel ist

ca. 1300

  • Arnaldus de Villanova (1235 - 1315) schreibt 'De maleficiis'

ca. 1330

  • das Buch 'Super materia haereticorum' von Zanchinus Ugolini (1302 - 1340) wird veröffentlicht

1323

  • Thomas von Aquin wird heilig gesprochen - noch aber harren seine Definition die Hexerei betreffend der erlösenden Entdeckung und Würdigung, noch können sie ihre unheilvolle Wirkung nicht entfalten

1370 / 1376

  • Nicolaus Emericus (1320 - 1399) schreibt seine Zaubertraktate 'Tractatus contra daemonum invocatores' und 'Directorium Inquisitorum'

seit dem 15. Jh.

  • Thomas von Aquin wird mit dem Ehrentitel doctor angelicus ausgezeichnet und seine Lehren werden dementsprechend immer mehr verehrt

ca. 1435 - 1437

  • Johannes Nider (1385 - 1438) schreibt sein Buch 'Formicarius'

ca. 1450

1458

  • Nicolas Jacquiers 'Flagellum Haereticorum Fascinariorum' wird veröffentlicht

ca. 1460

  • Girolamo Visconti schreibt 'Lamiarum sive striarum opusculum'

1482

  • Bernard Basin verfasst 'Tractatus de artibus magicis et magorum maleficiis'

1484

1487

  • Heinrich Institoris und Jakob Sprenger (? she.da) veröffentlichen mit ihrem Buch 'Malleus Maleficarum' (= 'Der Hexenhammer') das erste wirkliche Hexentraktat, da hier die vollständige Hexenlehre mit all ihren mittlerweile dazu gekommenen Elementen systematisch präsentiert wird - alle folgenden Hexentraktate sind entweder Kopien des Hexenhammers oder sie behandeln Teilaspekte intensiver oder sie versuchen die Theorie im Ganzen oder in Teilbereichen zu widerlegen

Ende 15. bis Mitte 17. Jh.

  • Hochphase der europäischen Hexenverfolgung
  • zahlreiche Traktate im Sinne der Hexenlehre und einige wenige, die gegen den Hexenglauben gerichtet sind, werden verfasst (vgl. dazu auch den Artikel Hexentheoretiker, in dem weitere Autoren mit ihren Werken aufgeführt werden)

nach 1700

  • immer mehr 'hält die Vernunft Einzug' in die Wissenschaft, wovon auch die Hexenlehre nicht unbeeinflusst bleibt
  • langsames Verdrängen der Folter aus der Gerichtspraxis durch die Vorstellungen der Aufklärung

1775, 11. April

  • Anna Maria Schwägel wird als letzte Hexe offiziell in Deutschland verurteilt und hingerichtet

ab 1800

  • nur noch vereinzelte Hexenprozesse (wenn Todesfälle vorkommen, dann im Zusammenhang mit Lynchjustiz durch das Volk)
  • die Hexe wird in das Märchenreich verbannt
  • der Teufel spielt immer mehr nur noch eine untergeordnete Rolle in der Vorstellungswelt der Menschen

1954

  • letzter in England geführter Prozess gegen eine Hexe, wobei man sich auf ein Hexengesetz aus dem Jahr 1754 berief (allerdings kam es zu keiner Verurteilung)

ab 2. Hälfte des 20. Jh.

  • vermehrte künstliche Wiederbelebung der vermeintlichen Hexenkulte, z. T. auch im Sinne der frühneuzeitlichen Hexenlehre
  • Modetrend Schwarze Messe feststellbar