Kirchenchor St. Verena (Rot an der Rot)
Bei dem aufwändig geschriebenen Artikel tut es fast ein wenig leid, dies fragen zu müssen: doch wo liegt hier bei einem derart kleinen Gemeindechor die Relevanz begründet ? Täte es nicht besser, das Lemma in das Vereins-, Musik- oder sonst ein Wiki zu verschieben ? -- Xenos 15:49, 18. Mär. 2010 (CET)
Kirchenchor St. Verena | |
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Sitz: | Rot an der Rot |
Träger: | Kirchengemeinde |
Gründung: | 1837 |
Gattung: | Gemischter Chor u. Schola |
Leitung: | Maria Schmölzing |
Stimmen: | ca. 40 |
Der Kirchenchor St. Verena (Rot an der Rot) ist der 1837 gegründete Chor der römisch-katholischen Kirchengemeinde Rot an der Rot im Landkreis Biberach in Oberschwaben. Er wird geleitet von der Kirchenmusikerin Maria Schmölzing. Der Chor hat das Motto Zur Ehre Gottes. Der künstlerische Leiter des Hassler-Consorts und Titularorganist der Holzhey Orgel (1793) der ehemaligen Klosterkirche St. Verena Franz Raml dirigiert die aus dem Kirchenchor St. Verena hervorgegangene Männerschola Schola Gregoriana Rothensis. Unter anderem hat der Chor das Antiphonarium ad usum chori Rothensis und weitere verschollen geglaubte Werke, komponiert von Michael Haydn, für die ehemalige gefürstete Reichsabtei Rot an der Rot und musikalische Werke des letzten Abtes Nikolaus Betscher aufgeführt. Bei Orchestermessen übernimmt teilweise Berthold Schick den Part der Soloposaune. Der Chor versucht das musikalische Erbe und die Tradition der Reichsabtei zu pflegen und begleitet mit seinem liturgischen Dienst die Kirchengemeinde zur Ehre Gottes.
Ende der Reichsabtei und Anfänge des Chores
Das Prämonstratenserkloster Rot an Rot wurde 1126 gegründet und im 15. Jahrhundert zur Reichsabtei erhoben. Es war zeitweilig das Mutterhaus des Prämonstratenserordens und wurde im Dreißigjährigen Krieg mehrere Male geplündert und gebrandschatzt. Von 1777 bis 1786 erfolgte der Neubau der Klosterkirche St. Verena. Mit der Säkularisation 1803 wurde das geistliche Territorium aufgelöst und dem Königreich Württemberg einverleibt.
Vor der Auflösung des Klosters 1803 lag der kirchenmusikalische liturgische Dienst in den Händen der Mönche. Der letzte prämonstratensische Reichsabt und Komponist Nikolaus Betscher starb 1811. Betscher durfte jedoch bis zu seinem Tode im November 1811 in den Konventsgebäuden wohnen. Er erhielt ein bescheidenes Grab auf dem Friedhof der Bruderschaftskirche St. Johann.
Es ist schwer vorzustellen, dass sich danach während der napoleonischen Wirren ein Chor gebildet hatte. Der älteste Nachweis für die Existenz eines Laienchores ist ein aus dem Jahre 1837 stammendes Gesangbuch des Chorsängers Josef Högerle, das zwischen alten Noten und Chorliteratur auf der Orgelempore entdeckt wurde.[1] Ein weiteres Gesangbuch aus dem Jahre 1841 stammt von Karl Högerle. Im Jahre 1914 erzählte dem späteren Dirigenten Sebastian Fakler der damals 80jährige Kirchenchorsänger und Kirchenpfleger Benedikt Angele, dass er 1846 im Alter von 12 Jahren in den Chor eingetreten war.[2] Der Patronatsherr Graf Eberhard zu Erbach wurde 1878 mit Fackelzug und Gesang verabschiedet. Im selben Jahr sang der Chor ein Requiem für den am 7. Februar 1878 verstorbenen Papst Pius IX..
Die Anzahl der einzelnen Sänger in den Registern bewegte sich zwischen drei und zehn Personen. Es herrschte eine Knappheit bei den Alt- und Sopranistinnen. In der Regel wurden die jungen Frauen im Alter von 20 Jahren verheiratet oder in Dienst gestellt. Verheiratete Frauen sangen dann in der Regel bis zur Jahrhundertwende nicht mehr in den Chören.
Weltkriege bis Heute

Am Samstag den 1. August 1914 abends um 18 Uhr fingen im Ort alle Glocken an zu läuteten. Generalmobilmachung - der Erste Weltkrieg hatte begonnen. Am anderen Morgen spielte Oberlehrer Stützle spielte zum letzten Mal auf der Holzhey-Orgel O mein Christ lass Gott nur walten. Nach dem Hauptgottesdienst zogen schon die ersten Einberufenen des Krieges, Väter und Söhne zum Bahnhof nach Tannheim. Vom Kirchenchor waren nur drei Männer vom Dienst im Heer des Königreiches Württemberg befreit. Sechs wurden an die Front eingezogen. Fünf davon kehrten 1915 wieder zurück. Der letzte verbliebene Soldat, ein Baßsänger namens Andreas Dengler fiel und ist auf dem Ehrenmal für die gefallenen Söhne Rot an der Rots verzeichnet.
In den Zeiten der Republik von Weimar bis zur Machtergreifung der Nationalsozialisten 1933 nahm der Chor einen unerwarteten Aufschwung und bewegte sich in harmonischen Bahnen. Es war eher ein Problem in der Inflationszeit an passende Noten heranzukommen. Am Verenafest 1926 wurde der 800jährigen Gründung des Klosters Rot an der Rot gedacht. Schon früh am Morgen erschienen Mönche des Klosters Wilten um an dem Jubiläum teilzunehmen.
Die Zeiten für den Chor änderten sich allmählich ab der Machtergreifung 1933. Die Kirche wurde immer mehr an den Rand gedrängt, Kreuze in öffentlichen Gebäuden entfernt. Ab Kriegsbeginn wurden kirchliche Einrichtungen und Klöster auf Anweisung des heidnisch-germanisch Regimes geschlossen oder in Lazarette umgewandelt. Die Hitlerjugend Aktivitäten wurden bewusst zu Zeiten des Kirchganges gelegt. Der Chor wurde aus seinem Probelokal in der Verena Klause verdrängt und musste Proben im engen zugigen Dachgeschoss des alten Schulhauses abhalten.[3] Fünf Mitglieder des Chores kamen vom Zweiten Weltkrieg nicht mehr heim und fanden ein kühles Grab an den Fronten des Krieges.
Im Jahre 1947 zählte der Chor dreizehn Mitglieder. Doch schon 1948 fand ein Ausflug auf die Insel Reichenau statt. 1949 und nahm der Chor an einem sogenannten Wertungssingen in Tannheim teil. Seit 1949 wurde es zur Tradition, dass Mitglieder des Chores alljährlich zu Weihnachten ein Theaterstück einstudierten und zur Aufführung brachten. Am 12. Februar 1963 wurden fünfzig Mitglieder des Chores mit Ehrenzeichen und Medaillien des Cäcilien-Verbandes geehrt, nachdem 1906 die Mitglieder zum letzten Male geehrt wurden. Oberlehrer Leipold und Pfarrer Stemmer führten den Chor unbeschadet durch die 60er, 70er und 80er Jahre. Danach folgte die Ära der Chorleiterin Monika Lutz-Oberle, die tragisch nachts auf spiegelglatter Straße auf dem Weg zur Chorprobe mit dem Auto verunglückte und seitdem im Rollstuhl sitzt. Eine Wiederansiedlung von Mönchen des Prämonstratenserordens und Norbertsschwestern nach Ende des Zweiten Weltkrieges scheiterte endgültig 1959. Seitdem befinden sich die Räumlichkeiten des Klosters in den Händen der Diözese Rottenburg-Stuttgart. Am 12. Oktober 1986 wurde der Chor mit der Palestrina-Medaille des Cäcilien-Verbandes für Deutschland ausgezeichnet.
Der Chor versucht das musikalische Erbe und die Tradition des Kloster zu pflegen und begleitet mit seinem liturgischen Dienst die Kirchengemeinde zur Ehre Gottes.[4]
Chorleiter
- Sebastian Fakler (Liederkranz Rot, Liederkranz Haslach, Liederkranz Tannheim, Musikverein Rot, Musikverein Haslach, Doppelquartett Zell)
- Josef Stützle ( - 1941), († 1942)
- Cornelia Cornprobst (1941 - 1949)
- Josef Munk (1949 - 1963)
- Leo Leipold (1963 -), (†2009)
- Monika Lutz-Oberle (1983 - )
- Benedikt Susak ( - 2003)
- Gerhard Wespel ( - 2003)
- Franz Raml (2004)
- Maria Schmölzing (2005 - )
Auszeichnungen
- Palestrina Medaille des Allgemeiner Cäcilien-Verband für Deutschland, 1986
Literatur
Sebastian Fakler: Ein kleiner Rückblick über die Geschichte des Kirchenchores unserer Pfarrgemeinde Rot an der Rot, Tatsachenbericht, 13 Seiten, 1963
Weblinks
- Commons: Kirchenchor St. Verena (Rot an der Rot) – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien
- Internetseite des Allgemeinen Cäcilien-Verbands für Deutschland
Einzelnachweise
- ↑ Schwäbische Zeitung: Ein Gesangbuch, zwischen alter Chorliteratur auf der Orgelempore entdeckt, ist der älteste Hinweis, vom 12. Oktober 1986, nicht abrufbar da nicht digitalisiert
- ↑ Sebastian Fakler: Ein kleiner Rückblick über die Geschichte des Kirchenchores unserer Pfarrgemeinde Rot an der Rot, Tatsachenbericht, Seite 1
- ↑ Sebastian Fakler: Ein kleiner Rückblick über die Geschichte des Kirchenchores unserer Pfarrgemeinde Rot an der Rot, Tatsachenbericht, Seite 7
- ↑ Memminger Zeitung: Den Menschen dienen - Amtseinführung des neuen Pfarrers der Seelsorgeeinheit Rot/Iller vom 9. November 2007, abgerufen am 17. März 2010