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Dinogetia

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Das Kastell Dinogetia ist ein ehemaliges spätrömisches Militärlager, das als Grenzbefestigung für die Bewachung eines Abschnitts des moesischen Limes am Unterlauf der Donau zuständig war. Die seit 1939 sichtbar gemachten Reste der unüberbauten Anlage befinden sich im rumänischen Landkreis Tulcea in der Dobrudscha und liegt südöstlich der Donaustadt Galatz. Die Festung gehörte nach der Reichsteilung 395 n. Chr. zum oströmische Territorium und blieb bis zum Rückzug der kaiserlichen Truppen im frühen 7. Jahrhundert besetzt. Nach der byzantinischen Rückeroberung großer Teile von Mösien, Thrakien und Skytien im Frühmittelalter wurde die Anlage nochmals für rund 200 Jahre Garnisonsort.

Kastell Dinogetia
Alternativname Dinogetia
Limes Moesischer Limes
Datierung (Belegung) a) Ende 3. Jahrhundert (?)
bis Anfang 7. Jahrhundert;
b) nach 971
bis Ende 12. Anfang 13. Jahrhundert
Typ spätantike Festung
Bauweise Steinkastell
Erhaltungszustand konservierte Reste im Gelände sichtbar
Geographische Lage Koordinaten fehlen! Hilf mit. Vorlage:Infobox Limeskastell/Wartung/Breitengrad fehlthf
Plan des spätantiken Kastells mit späteren baulichen Änderungen
Blick von Südwesten auf die Grabungsstelle
Die Wehrmauer aus dem späten 3. oder frühen 4. Jahrhundert

Lage

Dinogetia wurde auf einer leicht erhöhten felsigen Landzunge innerhalb eines sich von Südwesten nach Südosten beugenden Donauknies errichtet. Der heute in der Nähe des Südufers gelegene, in nordwestliche Richtung ausgebildete Felssporn bot einen überschwemmungssicheren Gründungsort in dem bis in die Gegenwart feucht gebliebenen Umland. Vom Kastell aus ist heute durch das offene, landwirtschaftlich genutzte Land eine weite Fernsicht möglich. Begrenzt wird diese nur im Westen durch den nördlichsten Ausläufer des Măcin-Gebirges, der sich als langgestreckte, fingerförmige Hügelkette in nordwestliche Richtung von dem Granitmassiv abspreizt. Nur wenige Kilometer nördlich der Fortifikation verlaufen sich die Spuren dieser Höhenstruktur. Mit seinen zwölf Türmen bildete das spätantike Dinogetia eine weithin sichtbare Landmarke.

Forschungsgeschichte

1939 begann Gheorghe Stefan (*1899 bis †1980) mit den Grabungen, konnte sie jedoch erst nach dem Zweiten Weltkrieg, 1949, wiederaufnehmen. Ihm folgte später Ion Barnea, der seit dieser Zeit die Forschungen fortsetzte. Auch heute noch ist Dinogetia ein Ausgrabungsgelände. Die sichtbaren Überreste der Festung wurden für Besucher nach den archäologischen Befundaufnahmen konserviert, restauriert und stellenweise teilrekonstruiert.

Baugeschichte

Für die vergleichende archäologische Forschung sind die Ecktürme der Anlage von Bedeutung, da es zu ihrer besonderen, im Grundriß halbkreisförmigen Ausführung nur eine parallele in Ungarn, am Kastell Dunabogdány, gibt.[1] Dort sind diese Türme erst nachträglich in die bestehende Garnison eingebaut worden, während in Dinogetia diese Turmausführung zum ursprünglichen Baukonzept gehörte. Ein Ursprung dieser Militärarchitektur in den Balkanprovinzen wird daher vermutet.[2]

Byzantinisches Kirchenfundament des 9. Jahrhunderts

Die möglicherweise bereits im ausgehenden 3. Jahrhundert errichtete Anlage wurde zu Beginn des 7. Jahrhundert von den Truppen geräumt und blieb wüst. Erst seit Anfang des 10. Jahrhunderts bestand am Ort wohl eine Fischersiedlung. Im Zuge der Rückeroberung des Landes durch die byzantinischen Truppen wurde nach 971 die Festung wieder instand gesetzt und zunächst als Flottenstützpunkt genutzt. In dieser Zeit oder etwas später wurde das südöstliche Haupttor der Anlage umgebaut. Den Höhepunkt seiner mittelalterlichen Phase erlebte Dinogetia im 11. Jahrhundert.[3]

Es kam auch zu einigen Zerstörungen durch Brände, die durch umherstreifende Völker wie den Petschenegen und den Kumanen verursacht wurden. Die letzte Zerstörung erfolgte am Ende des 12. Jahrhundert oder in der 1. Hälfte des 13. Jahrhundert und trug dazu bei, dass diese Festung nicht mehr besiedelt wurde.

Fundgut

Zahlreiche Funde wie beispielsweise Goldschätze, Münzen, Schmuck, ein Bischofskreuz, Werkstätten, Waffen usw. bestätigen die wirtschaftliche Tätigkeit der dort ansässigen gemischt-ethnischen Bevölkerung.

Waage

Überregional bekannt wurde der Fund einer in Konstantinopel amtlich geprüften Waage, die anschließend nach Dinogetia verschickt worden war.[4] Die römische Verwaltung hat mehrfach in der Geschichte eingegriffen, um ein fälschungssicheres Wiegen von Waren zu gewährleisten. 545 bestimmte Kaiser Justinian I. (527 bis 565), daß es künftig in jeder Stadt zu den Aufgaben der bedeutendsten örtlichen Kirche gehören soll, die staatlich geeichten Maße und Gewichte sicher aufzubewahren. Die in Dinogetia gefundene Waage war mit dem Kreuzzeichen versehene und nannte den Praefectus urbi Gerontius. Es gehörte in den Zuständigkeitsbereich dieser Stadtpräfekten, sich um die Waagen und Gewichte zu kümmern. In der Forschung wird angenommen, daß der in Dinogetia genannte Präfekt mit jenem Flavius Gerontius identisch ist, der dieses Amt in Konstantinopel während der Zeit von 559 bis 561 n. Chr. inne hatte.

Literatur

  • Norbert Angermann u. Charlotte Bretscher-Gisiger (Hrsg.): Lexikon des Mittelalters III. Codex Wintoniens bis Erziehungs- und Bildungswesen. Artemis Verlag, München 1986, (Band III), Sp. 1067.

Einzelnachweise

  1. Endre Toth: Die spätrömische Militärarchitektur in Transdanubien. In Archaeologiai Értesitö 134. Budapest 2009. S. 48.
  2. Endre Toth: Die spätrömische Militärarchitektur in Transdanubien. In Archaeologiai Értesitö 134. Budapest 2009. S. 43.
  3. Academia Româna, Comisia de Istorie a Oraselor din România (Hgrs.): Historia urbana, Band 3. Editura Academiei Române, Bukarest 1995. S. 22. (in deutsche Sprache)
  4. Syna Uenze, Karlheinz Dietz: Die spätantiken Befestigungen von Sadovec (Bulgarien): Ergebnisse der deutsch-bulgarisch-österreichischen Ausgrabungen, 1934–1937. C.H. Beck Verlag. München 1992. ISBN 3406345689. S. 387.