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ELIZA

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ELIZA ist ein 1966 von Joseph Weizenbaum entwickeltes Computerprogramm, das die Möglichkeiten der Kommunikation zwischen einem Menschen und einem Computer über natürliche Sprache aufzeigen sollte.

Den Namen ELIZA wählte Weizenbaum angeblich in Anlehnung an das Schauspiel Pygmalion von George Bernard Shaw. Das Programm kann über so genannte Skripten verschiedene Gesprächspartner simulieren. Bekannt geworden ist es für die oberflächliche Simulation eines Psychotherapeuten, der die non-direktiven Methoden der klientenzentrierten Psychotherapie nach Carl Rogers verwendet.

Weizenbaum schrieb das Programm in MAD-SLIP für eine IBM 7094, die das Time-Sharing-System CTSS des Massachusetts Institute of Technology verwendete.

Funktionsweise

ELIZA arbeitet nach dem Prinzip, Aussagen des menschlichen Gesprächspartners in Fragen umzuformulieren und so eine Reaktion auf die Aussage zu simulieren.

Benutzer: „Ich habe ein Problem mit meinem Auto.“
ELIZA: „Warum, sagen Sie, haben Sie ein Problem mit Ihrem Auto?“

Außerdem ist es in der Lage, Schlüsselwörter (etwa Vater) zu erkennen und darauf zu reagieren, beispielsweise

Benutzer: „Ich habe ein Problem mit meinem Vater.“
ELIZA: „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie!“

In diesem Fall hat das Programm analysiert, dass Vater zu Familie gehört und dadurch eine sinnvolle Erwiderung gegeben. Diese einfache Funktionsweise zeigt die Beschränkung des Programms, das keineswegs den Benutzer versteht. So führt das Schlüsselwortprinzip auch zu folgendem „Dialog“:

Benutzer: „Krieg ist der Vater aller Dinge.“
ELIZA: „Erzählen Sie mir mehr über Ihre Familie!“

Reaktionen

Die Wahl des Psychotherapeuten als simulierten Gesprächspartner begründete Weizenbaum damit, dass es einem solchen Gesprächspartner erlaubt ist, keinerlei Wissen über die Welt zeigen zu müssen, ohne dass dadurch seine Glaubwürdigkeit verloren geht. In seinem Artikel verdeutlicht Weizenbaum dies anhand eines Beispiels: Wenn der menschliche Gesprächspartner den Satz „Ich bin mit dem Boot gefahren“ äußert und der Computer antwortet darauf „Erzählen Sie mir etwas über Boote“, wird der Mensch nicht annehmen, dass sein Gesprächspartner kein Wissen über Boote besitzt.

Das Kommunikationsverhalten von Versuchspersonen gegenüber dem Programm entsprach demjenigen gegenüber einem menschlichen Gesprächspartner. Offensichtlich war es ihnen nicht allzu wichtig, ob der Antwortende am anderen Ende der Leitung wirklich ein Mensch war oder ein Computerprogramm. Es kam nur darauf an, dass die Antworten und Fragen „menschlich“ erschienen. Dies ist der sogenannte Eliza-Effekt, der heute bei vielen Chatterbots ausgenutzt wird.

Die Versuchspersonen in den Experimenten waren zu einem großen Teil sogar überzeugt, dass der „Gesprächspartner“ ein tatsächliches Verständnis für ihre Probleme aufbrachte. Selbst wenn sie mit der Tatsache konfrontiert wurden, dass das Computer-Programm, mit dem sie „gesprochen“ hatten, auf der Basis einiger simpler Regeln und sicherlich ohne „Intelligenz“, „Verstand“, „Einfühlungsvermögen“ usw. einfach gegebene Aussagen in Fragen umwandelte, weigerten sie sich oft, dies zu akzeptieren.

Weizenbaum war erschüttert über die Reaktionen auf sein Programm, vor allem, dass praktizierende Psychiater ernsthaft daran glaubten, damit zu einer automatisierten Form der Psychotherapie gelangen zu können. Er entwickelte sich nicht zuletzt aufgrund dieser Erfahrungen zu einem Gesellschaftskritiker.

Siehe auch

Literatur

  • Joseph Weizenbaum: ELIZA - A Computer Program For the Study of Natural Language Communication Between Man And Machine. in: Communications of the ACM. New York 9.1966,1. ISSN 0001-0782
  • Joseph Weizenbaum: Die Macht der Computer und die Ohnmacht der Vernunft. Frankfurt 1978, 2000 (11.Auf.). ISBN 3-518-27874-6.
  • Detlef Borchers: Ein Missverständnis wird 40. in: c’t. Hannover 23.2006, Nr.3, S.40. ISSN 0724-8679

Implementationen