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Staatskarosse

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Datei:Königl Kutsche Eremitage.jpg
königliche Kutsche von Katharina II (Eremitage St. Petersburg)

Staatskarossen sind repräsentative Fahrzeuge der höchsten Amtsträger eines Staates und Staatsgästen.

Das Wort selbst leitet sich aus dem französischen Begriff carosse ab, welcher eine prächtige, vierrädrige Kutsche bezeichnet. Hauptsächlich waren diese oftmals vier-, teilweise auch sechsspännigen Karossen dem hohen Adel vorbehalten. Noch heute sieht man Queen Elizabeth II. bei feierlichen Anlässen mit der königlichen Kutsche vorfahren.

Staatskarossen sind auf Grund verschiedener politischer Gepflogenheiten sehr unterschiedlich. Sie reichen von prachtvollen Landaulets für Paraden bis zu gepanzerten Sonderschutzfahrzeugen. Gemeinsam ist lediglich, dass es von einem Chauffeur gesteuert wird und eine Standarte angebracht werden kann.

Sofern möglich, werden als Staatskarosse stets einheimische Produkte bevorzugt.


Australien

Premierminister John Howard im Mai 2007 auf dem Weg zu einer Parteiveranstaltung in Bathurst

Der Premierminister von Australien wird in einem weißen Holden Caprice chauffiert. Er sitzt dabei in der Regel vorne links auf dem Beifahrersitz. Die Australische Flagge ist zentral vorne auf der Motorhaube befestigt. Das weiße Kennzeichen, markiert mit „C of A“ ist „C1“, wobei das „C“ für „Commonwealth“ – der offizielle Name des Landes ist Commonwealth of Australia – steht.

Der Generalgouverneur, als Abwesenheitsvertreter des Monarchen, hat eine Krone auf dem Kennzeichen.


Deutschland

In Deutschland fuhren die Staatsmänner meist Fahrzeuge der Marke Mercedes-Benz. In den 1930er-Jahren nutzten die politischen Machthaber den großen Mercedes-Benz 770, wie z.B. Hindenburg, Hitler oder Kaiser Wilhelm II. (im holländischen Exil)

Bundesrepublik

Das Dienstfahrzeug des Deutschen Bundespräsidenten ist eher unauffällig

Auch in Zeiten der Bundesrepublik wurde meist Mercedes-Benz gefahren. Lediglich bayrische Politiker bevorzugten stets BMW oder Audi. In Ländern wie Nordrhein-Westfalen und Hessen kamen auch zeitweise große Opel-Modelle zum Einsatz wie der Opel Kapitän, Opel Diplomat B und der Opel Senator. Im Laufe der 1990er-Jahre konnte sich besonders Audi profilieren und in letzter Zeit auch Volkswagen mit dem VW Phaeton. Die Fahrzeuge sind meist gepanzert und verfügen über eine Sicherheitsausstattung, wie Reifen mit Notlaufeigenschaften, schusssicheres Panzerglas etc. Inzwischen ist es üblich, dass der Bundeskanzler Limousinen aller drei deutschen Premiummarken (Audi, BMW und Mercedes-Benz und inzwischen auch VW) im Fuhrpark hat.

Im Anhang eine Liste bundesdeutscher Politikerfahrzeuge aus Geschichte und Gegenwart:

DDR

In der Deutschen Demokratischen Republik wurden Fahrzeuge von Tatra, Volvo und Citroën als Staatskarossen eingesetzt. Bis in die 1970er-Jahre war vor allem der Tatra T603 im Einsatz als Nachfolger für den T603 kam der Tatra 613 zum Einsatz. Später dann wurden die Volvo Modelle der 200 und 700er Reihe sowie der Citroen CX eingesetzt. Die Fahrzeuge wurden teilweise verlängert. So gab es von der Volvo 200er und 700er Reihe Spezialaufbauten von Volvo (Volvo 264 TE (Top Executive)) oder Carlson in Schweden.

Frankreich

Peugeot 604 in Sonderausführung eingesetzt von Valéry Giscard d’Estaing

In Frankreich fuhren Politiker und Präsidenten im Laufe der Jahrzehnte die unten angegebenen Fahrzeuge.

Großbritannien

Der aktuelle Bentley von Queen Elizabeth II. (Bentley State Limousine)

Staatskarossen für Königshäuser in Großbritannien und anderen Ländern werden oft von Rolls-Royce oder Bentley gebaut. Der britische Hof selbst bevorzugt jedoch meist Fahrzeuge der Daimler Motor Company. Der britische Premierminister fährt zur Zeit einen Jaguar XJ der neuesten Modellgeneration. Im Moment wird Queen Elizabeth II. in einer Bentley State Limousine gefahren.


Italien

Gepanzerter Lancia Thesis des italienischen Staatspräsidenten im Juni 2007

In Italien fahren die Politiker aktuell Fahrzeuge wie Lancia Thesis und Maserati Quattroporte V (Präsident) in gepanzerter Ausführung. Ebenfalls vorhanden sind einige Alfa Romeo 166 sowie die von Anfang der 1960er Jahre stammenden Lancia Flaminia Presidenziale in langer Sonderausführung, letztere werden jedoch nur noch selten eingesetzt.

Früher gehörten Lancia Thema, Alfa Romeo 164 und Fiat Croma zu den traditionellen Politikerfahrzeugen.

Zu den ebenfalls bekannten Dienstwagen der Vergangenheit gehören zudem Fiat 2800, Lancia Astura, Lancia Flaminia, Fiat 130 und Maserati Quattroporte III.


Japan

Der japanische Kaiser wird in einem Toyota Century Royal chauffiert[1]. Dem Premierminister stehen ein regulärer Toyota Century sowie ein Lexus LS 600 zur Verfügung.

Jugoslawien

Der ehemalige Staatspräsident Josip Broz Tito benutzte einen Mercedes 600.

Neuseeland

In den letzten Jahrzehnten ließen sich die Ministerpräsidenten von Neuseeland üblicherweise in Spitzenlimousinen australischer Produktion wie Holden Statesman oder Ford Fairlane chauffieren. Im Dezember 2007 wurden dann 34 BMW 730Ld geordert, die seit 2008 als Staatskarossen zum Einsatz kommen.[2]

Niederlande

Niederländische Politiker fahren oft BMW der 7er Reihe. Königin Beatrix nutzt zu offiziellen Anlässen eine verlängerte Version des Volvo S80.[3]

Österreich

In Österreich kommen der Audi A8, der BMW 7er, die Mercedes-Benz E-Klasse und die Mercedes-Benz S-Klasse zum Einsatz.

Schweiz

In der Schweiz kommen hauptsächlich der BMW 7er und die Mercedes-Benz S-Klasse zum Einsatz.

Sowjetunion und Russland

In der Sowjetunion wurden die Marken Wolga, Tschaika (Tschaika-GAZ 13 und 14), ZIS und vor allem ZIL verwendet.

In Russland werden heute nach wie vor ZIL 115/117/4104 verwendet, Wladimir Putin ist häufig in einer gepanzerten S-Klasse von Mercedes der Baureihe W140 zu sehen.

Spanien

Der spanische König Juan Carlos ist meist in einem Audi A8 Dienstfahrzeug zu sehen.

Tschechien

Škoda Superb I

Nach dem Krieg wurden wichtige Personen im gepanzerten Škoda VOS gefahren. Danach bekam Tatra den Auftrag eine Staatskarosse vorzustellen. In der Zwischenzeit wurden sowjetische Modelle (GAZ-12 ZIM) importiert. Diese waren jedoch nicht beliebt. 1955 kam der Tatra 603 in Dienst, dieser wurde vom Tatra 613 abgelöst. Als letztes Fahrzeug von Tatra kam der Tatra 700 in Dienst. Als Nachfolger der Tatra-Modelle kamen Fahrzeuge von Mercedes-Benz zum Einsatz. Seit dem Bau des Škoda Superb I und II mit Luxusausstattung wird der tschechische Präsident nur noch mit diesen Fahrzeugen gefahren.


Türkei

Staatspräsident, Ministerpräsident, der Oberbefehlshaber der türkischen Armee, der Oppositionsführer sowie die Minister benutzen üblicherweise eine Mercedes-Benz S-Klasse in neuerer oder älterer Baureihe als Fahrzeug.

USA

US-Präsidentenfahrzeug auf Basis eines Cadillac DTS
  • Lincoln Continental (Cabrio, in dem J. F. Kennedy starb)
  • Town Car
  • Cadillac Deville
  • Eine schwer gepanzerte Spezialanfertigung im Design des Cadillac DTS Stretch. Die genauen technischen Daten werden vom Secret Service unter Verschluss gehalten. Die schwere Karosserie sitzt auf dem Fahrgestell des 2500er Chevrolet Silverado, eines Pickups. Auffällig ist vor allem die nur schwach gekrümmte Frontscheibe des Panzerwagens. Experten vermuten, dass das Glas rund 14 Zentimeter dick ist – mehr als doppelt so viel wie bei den Karossen europäischer Staatschefs. Man glaubt, dass Obamas Limousine rund acht Tonnen wiegt und maximal 100 km/h schnell ist. Außerdem redet man von einem Fahrverhalten „wie ein Bleiklumpen“. Die Karosserie besteht aus mehreren Lagen Stahl, Keramik und Spezialschaumstoffen. Das soll selbst einen Stinger-Raketenkopf abhalten. Von außen wirken die dicken und deshalb kaum durchsichtigen Fenster wie die Scheiben eines schlecht geputzten Aquariums. Für Volksnähe sollen eine grelle Innenraumbeleuchtung und eine 1200 Watt starke Außensprechanlage sorgen. Im Notfall steigert eine Lachgas-Einspeisung die Leistung des V8-Blocks von 440 auf 730 kW. Das alles kostet Sprit: Maximal 115 Kilometer schafft der Wagen mit einer Tankfüllung.

Das Fahrzeug wird in Anlehnung an Air Force One auch Cadillac One genannt. Der US-Präsident verwendet auch bei Auslandsreisen ausschließlich seine Staatskarosse (sowie ein identisches Reservefahrzeug) und zahlreiche eigene Begleitfahrzeuge (u. a. Chevrolet Suburban), die von der US Air Force mit Transportmaschinen vom Typ Boeing C-17 Globemaster III oder Lockheed C-5 Galaxy an ihren Einsatzort gebracht werden.

Vatikan

Eine „Staatskarosse“ besonderer Art ist das Papamobil des Papstes. Papst Johannes Paul II. fuhr meist ein Mercedes G-Modell als Papamobil sowie eine verlängerte S-Klasse des Typs W126 als 500 SEL in Sonderschutzausführung sowie des Typs W140 als S 500 in Landauletversion. Papst Benedikt XVI. hat darüber hinaus auch einen BMW E70 und seit Oktober 2006 einen umgebauten VW Phaeton. Auch ein Lancia Thesis ist Bestandteil des päpstlichen Fuhrparks [4].

Weitere

Einzelnachweise

  1. Windingroad.com: Toyota gives emperor the Century Royal treatment. Windingroad.com, 13. Juli 2006, abgerufen am 29. August 2007.
  2. Blog: New Zealand government splashes out on BMW
  3. Koninklijk Staldepartement: Hofauto’s
  4. (1) Stern: Perbetuum Mobile