Framo

Framo ist eine frühere Automobilmarke, unter der in den 1930er-Jahren Nutzfahrzeuge und kleine Pkw hergestellt wurden. Nach dem Zweiten Weltkrieg ließ die IFA unter dieser Marke bis 1957 weitere Universal-Kleintransporter herstellen.
Firmengeschichte
Zeit 1923–1945
1923 wurden die Metallwerke Frankenberg / Sachsen von Jørgen Skafte Rasmussen zur Herstellung von Motorradzubehör wie Sätteln, Kupplungen, Vergasern für DKW und andere Fabrikate gegründet. 1927 wurde aus der Kombination eines Motorrades mit einer Ladefläche der robuste und preiswerte DKW-Eil-Lieferwagen (Typenbezeichnung TV 300) als motorisiertes Dreiradfahrzeug hergestellt und schnell erfolgreich abgesetzt. Es folgten etliche Weiterentwicklungen wie die Typen ZW 200, LT 200, LTH 200 und LTH 300. Ab 1933 wurden die Werke mit inzwischen 700 Mitarbeitern schrittweise nach Hainichen verlegt, wo Rasmussen die ehemaligen Werkhallen einer Kämmerei und Spinnerei erworben hatte. Obwohl die Fabrik nicht mehr am Ursprungsort ansässig war, wurden die Metallwerke am 1. Januar 1934 in Framo-Werke GmbH umbenannt; der Name war eine Abkürzung aus dem Herstellungsort FRAnkenberg und MOtorenwerke. Ab diesem Jahr kamen auch Personenkleinwagen mit luftgekühlten DKW-Einbaumotoren und Frontantrieb in das Angebot: Zunächst gab es das Dreiradfahrzeug Stromer FP 200 mit einem Rad vorne und zwei Rädern hinten sowie mit einer Stromlinienkarosserie. Die Nachfolger Piccolo VH 200 und Piccolo VH 300 hatten vier Räder und zuerst eine geschlossene Motorhaube ähnlich der des Tatra 11. Später wurde eine Kühlerattrappe eingebaut. In drei Jahren wurden von den drei Baureihen allerdings nur insgesamt ca. 1070 Exemplare verkauft.
1938 kam als erstes neues vierrädriges Transport-Nutzfahrzeug der V 500 mit einem Motor von 500 cm³ Hubraum und einer Leistung von 15 PS auf den Markt. Die Höchstgeschwindigkeit betrug 60 km/h. Bis 1943 folgten noch zahlreiche weitere Transporter. Framo machte während des Nazi-Regimes gute Gewinne, vor allem auch durch die Produktion von Militärfahrzeugen und -zubehör und die Beschäftigung von Zwangsarbeitern. So wurde der Betrieb ab 1945 als Rüstungsbetrieb fast vollständig demontiert.[1] Hans Rasmussen, der damalige Geschäftsführer, wurde von den Sowjets verhaftet und starb am 21. September 1945 im Internierungslager Toszek.[2] [3]
Neuanfang ab 1945
Nach dem Zweiten Weltkrieg begann ein neues Kapitel der Nutzfahrzeugproduktion in Hainichen: Mit wenigen Arbeitskräften eröffnete zunächst ein Reparaturbetrieb für die noch vorhandenen aber nicht fahrbereiten Autos der Marke Framo; zusätzlich wurden dringend benötigte Artikel für den täglichen Bedarf wie Handwagen, Öfen und Kartoffelkörbe hergestellt. Erst 1948 konnte die Autoproduktion wieder aufgenommen werden. Aus vorhandenen Ersatzteilen und auf vorhandenen Maschinen entstand der Kleintransporter V 501. 1951 kamen die ersten Neuentwicklungen, der V 901 und der V 902, auf den Markt. Ab 1953 wurde systematisch an der Entwicklung von Kleintransportautos in einer großen Breite von Spezialaufbauten gearbeitet. Als sichtbares Zeichen eines absoluten Neuanfangs erfolgte 1957 eine Umbenennung der früheren Marke Framo in Barkas. Die Hauptproduktion wurde im Folgejahr nach Karl-Marx-Stadt verlegt und mit den Motorenwerken und den Fahrzeugwerken vereinigt; der Typ Barkas B 1000 (mit einem Zweitakt-Motor mit 900 cm³ Hubraum und 28 PS (=20,6 kW)) ging 1961 in Serie. Unter der Leitung der IFA wurde er in großen Stückzahlen produziert und auch in das Ausland geliefert.
Technische Daten der Framo-Pkw
Typ | Stromer FP 200 | Piccolo VH 300 | Piccolo VH 200 |
Bauzeitraum | 1933 | 1934−1935 | 1935 |
Aufbauten | L2, Cb2 | L2, Cb2 | L2 |
Motor | 1 Zyl. 2-Takt | 1 Zyl. 2-Takt | 1 Zyl. 2-Takt |
Ventile | ohne | ohne | ohne |
Bohrung × Hub | 60 mm × 68,5 mm | 74 mm × 68,5 mm | 60 mm × 68,5 mm |
Hubraum | 192 cm³ | 297 cm³ | 192 cm³ |
Leistung (PS) | 6 | 8 | 6 |
Leistung (kW) | 4,4 | 5,9 | 4,4 |
bei Drehzahl (1/min) | 3500 | 3500 | 3500 |
Verdichtung | 5,8 : 1 | 5,8 : 1 | 5,8 : 1 |
Verbrauch | 6 l / 100 km | 6 l / 100 km | 6 l / 100 km |
Getriebe | 4-Gang mit Krückstockschaltung | 3-Gang mit Mittelschaltung | 3-Gang mit Mittelschaltung |
Höchstgeschwindigkeit | 60 km/h | 62 km/h | 57 km/h |
Leergewicht | 320 kg | 375 kg | 350 kg |
Elektrik | 6 Volt | 6 Volt | 6 Volt |
Länge | 3100 mm | 3000 mm | 3000 mm |
Breite | 1400 mm | ||
Höhe | 1270 mm | 1400 mm | 1400 mm |
Radstand | 2168 mm | 2260 mm | 2260 mm |
Spur vorne/hinten | 1250 mm / 0 | 1100 mm / 1100 mm | 1100 mm / 1100 mm |
Reifengröße | 26" x 3,50" | 25" x 3,00" oder 3,00-19" | 25" x 3,00" oder 3,00-19" |
Fotogalerie
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Der Pkw "Piccolo" im Fahrzeugmuseum Frankenberg
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Framo im Technik-Museum Speyer
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Framo
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Framo V 901/2
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Framo V 901/2
Siehe auch
- Fahrzeugmuseum Frankenberg – Framo-Modelle und Firmengeschichte
- Barkas – Fortsetzung der Framo-Geschichte ab 1957 bis zur Beendigung der Produktion
Quelle
- Oswald, Werner: Deutsche Autos 1920-1945, 10. Auflage, Motorbuch Verlag Stuttgart (1996), ISBN 3879435197
Literatur
- Jürgen Lisse: Fahrzeuglexikon Framo/Barkas Bildverlag Böttger GbR, 2008 ISBN 978-3-937496-23-8
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Sowjetische Militäradministration: Befehl 124. 1945.
- ↑ Michael Geiger: Barkas.de - Rückblende 1923 - 1957. (html) Abgerufen am 17. März 2010 (deutsch).
- ↑ Supp, Barbara: Die Zeit der Gespenster. Barbara Supp über die vergessenen Toten des sowjetischen Straflagers Tost in Schlesien. In: Rudolf Augstein (Hrsg.): Der Spiegel. Nr. 32/1996. SPIEGEL-Verlag Rudolf Augstein GmbH & Co. KG, Hamburg (spiegel.de [abgerufen am 17. März 2010]).