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Gemeiner Steinpilz

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Fichtensteinpilz

Fichtensteinpilz

Systematik
Unterklasse: Hutpilze (Agaricomycetidae)
Ordnung: Röhrenpilze (Boletales)
Familie: Röhrlinge (Boletaceae)
Unterfamilie: Boletoideae
Gattung: Dickröhrlinge (Boletus)
Art: Fichtensteinpilz
Wissenschaftlicher Name
Boletus edulis
Bull. 1782

Der Fichtensteinpilz (Boletus edulis L.), auch Gemeiner Steinpilz, Herrenpilz, oder Edelpilz, ist ein Röhrling und Typspezies der Gattung der Dickröhrlinge. Er ist charakterisiert durch eine meist bräunliche Hutfarbe, weiße bis olivgelbliche Poren, eine helle Netzzeichnung am Stiel und weißes, in der Regel nicht blauendes Fleisch.

Merkmale

Fruchtkörper

Brauner Hut, langer, schmaler Stiel
Heller Hut, kurzer, dicker Stiel
Form und Farbe der Fruchkörper können stark variieren.

Der Fichtensteinpilz bildet große, in Hut und Stiel gegliederte Fruchtkörper. Die Färbung und Form der Fruchtkörper ist variabel.

Der Hut erreicht einen Durchmesser von 6 bis 25, manchmal auch 30 Zentimetern. Er ist dickfleischig, jung halbkugelig, später polsterförmig, konvex bis abgeflacht ausgebildet; der Rand kann auch aufgebogen sein. Die Oberfläche ist auch jung glatt und nicht filzig, allerdings manchmal etwas bereift und bei Nässe und im Alter etwas schleimig. Bei Trockenheit kann die Huthaut felderig aufreißen. Sie besitzt im jungen Stadium einen weißlichen bei älteren Fruchtkörpern einen haselnuss- oder maronenbraunen Ton, wobei stets ein gelblicher oder weißer Rand erhalten bleibt; seltener ist die Oberseite rotbraun oder dunkelbraun gefärbt. Bei Lichtarmut kann der Hut weiß bleiben.[1]

Das Fleisch ist jung weiß und fest, im Alter unter der Huthaut oft etwas bräunlich und schwammig. Es besitzt einen milden nussartigen Geschmack und keinen besonderen Geruch. Es verfärbt sich bei Bruch oder Anschneiden nicht. Die Röhren sind ein bis vier Zentimeter lang und wie die Poren zunächst weiß gefärbt; sie können vor allem im Alter den Hutrand überragen. Mit zunehmender Reife der Sporen nehmen sie einen cremefarbenen bis grün-gelben Ton an. Die Röhren sind am Stiel ausgebuchtet angewachsen und blauen auf Druck nicht oder nur sehr schwach.[2]

Der robuste Stiel ist zwischen 5 und 15, bei einigen Exemplaren auch bis zu 20 Zentimeter lang und erreicht einen Durchmesser von 2 bis 8 oder gar 10 Zentimetern an der Basis und 2 bis maximal 4 Zentimeter am oberen Teil.[3] Jung ist er in aller Regel dick und bauchig, manchmal sogar massiger als der Hut,[4] bei älteren Exemplaren zylindrisch, bauchig oder keulig geformt. Bei einer hohen Streuschicht aus Laub können die Stiele lang und dünn werden.[1] Die Oberfläche ist weiß bis bräunlich überfasert und mit einem feinen, etwas erhabenen weißen Netz überzogen. Meist reicht diese Zeichnung nur etwa bis zur Stielmitte.

Mikroskopische Eigenschaften

Die Sporen haben bei einer Größe von 12,5–17(19) × 4,5–5,5 Mikrometern eine spindelig-elliptische Form und eine glatte Oberfläche. Sie sind hell grünlichgelb getönt und mit Tropfen versehen. Das Verhältnis von Sporenlänge zu -breite (Sporenkoeffizient) liegt zwischen 2,7 und 3,5; das mittlere Volumen beträgt 172 μm3. In KOH färben sie sich blass braun und in Melzers Reagenz ocker mit grün-grauer Schattierung, ocker bis schwach dextrinoid (weinrot färbend) werdend.[3] Das Sporenpulver besitzt eine dunkel olivbraune Färbung. Die Basidien sind keulig geformt und messen 30–47 × 8–10 Mikrometer. Sie besitzen vier oder seltener zwei Sterigmen ohne Basalschnallen. In KOH erscheinen sie hyalin.[3]

Die Fruchtkörper besitzen Cheilo- und Pleurozystiden in der Größe von 35–70 × 5,5–10 Mikrometern. Sie sind spindelig schlank oder flaschenförmig, selten eher keulig-blasig; ihre Oberfläche ist glatt und dünnwandig. In KOH erscheinen sie hyalin sowie in Melzers Reagenz blass gelblich.[3] Außerdem lassen sich im Stielnetz Kaulozystiden finden.

Die Hutdeckschicht besteht aus braun pigmentierten, unregelmäßig verwobenen Hyphen, teilweise stehen 3–6 Mikrometer breite Hyphenenden hervor, die sich bald niederlegen. In KOH erscheint sie wegen fehlender Pigmente hyalin, gallertartig.[3] Die Hyphen darunter sind flockig und 8 bis 15 Mikrometer breit.[5] In KOH färben sich deren Wände ocker; in Melzers Reagenz sind sie inamyloid (nicht violett oder Schwarz färbend).[6] Die Septen der Hyphen besitzen keine Schnallen. Die Hyphen des Röhrentramas sind gallertartig und laufen teilweise vom Hauptstrang heraus.[3] Das Hymenophor (Röhrenschicht) ist flüchtig amyloid.[6]

Ökologie

Mykorrhiza-Partner

Der Fichtensteinpilz geht meist eine Mykorrhiza mit Bäumen der Gattung Picea ein.

Der Fichtensteinpilz ist, wie die anderen Arten der Gattung Boletus, ein Mykorrhiza-Pilz, der mit verschiedenen Bäumen über die Ektomykorrhiza eine Symbiose eingeht. In Europa sind dies vor allem Fichten, daneben Kiefern, Birken, Eichen, Tannen, Buchen, Hainbuchen, Kastanien und Linden.[7] Im Speziellen befinden sich darunter Waldkiefer, Hängebirke, Stiel-, Trauben- und Sumpf-Eiche, Rotbuche und Edelkastanie.[8] Der Fichtensteinpilz ist meist in den Wäldern aber auch an Waldrändern der kollinen bis montanen Höhenstufen zu finden. Außerhalb von Wäldern bei einzelnen Bäumen, in Parkanlagen, Gärten und ähnlichen Biotopen ist er eher selten zu finden. Der Pilz bevorzugt ältere Bäume, kommt aber auch in erst zehn Jahre alten Wäldern vor.

Eigenschaften des Bodens

Der Pilz ist vor allem in Wäldern mit saurem bis neutralem Boden zu finden. Auf basischen Untergrund kommt er nur vor, wenn diese oberflächlich versauert sind. Der pH-Wert des Substrates beträgt für die obersten 20 Zentimeter durchschnittlich etwa 4,2; Extremwerte liegen bei circa 3,5.[9] Sandige und lehmige Böden werden ebenfalls angenommen und auch die Durchwurzelbarkeit des Substrates spielt eher eine untergeordnete Rolle. So ist der Fichtensteinpilz unter anderem mit Braunerden, Parabraunerden, Rendzinen und Rankern zu finden. Dabei hat der Grad der Streubedeckung des Bodens keine Bedeutung. Gemieden werden hingegen zu trockene und zu feuchte Bedingungen.

Untersuchungen ergaben, dass die Mengen an Mineralstoffen und Kohlenstoff in den Böden, in denen der Fichtensteinpilz wächst, sehr unterschiedlich sein können. Die einzigen wiederkehrenden Merkmale sind eine mittlere bis sehr hohe Menge an Eisen und ein meist hoher Anteil an Kohlenstoff sowie ein hohes C/N-Verhältnis.

Zwischen den Böden der einzelnen Mykorrhiza-Partner wurden einige signifikante Unterschiede festgestellt: Die extrahierbare Menge an Eisen, die verfügbaren Mengen an Calcium und Schwefel sowie das Verhältnis zwischen Kohlenstoff und Stickstoff im Boden von Rotbuchen sind höher als in Böden ohne diese Baumart. Im Boden von Traubeneichen sind die Gesamtmenge an Stickstoff höher und das C/N-Verhältnis geringer als in anderen Böden. Hängebirken in Symbiose mit dem Fichtesteinpilz befinden sich auf Böden mit höherer verfügbarer Menge an Calcium, Schwefel und organischem Kohlenstoff sowie einer hohen Gesamtmenge an Stickstoff. Man hat diese Ergebnisse mit den Gegebenheiten des Bodens des Kiefernsteinpilzes verglichen; es wurden keine bedeutenden Unterschiede festgestellt.[10]

Fruchtkörperbildung

Die Bildung der Fruchtkörper scheint von einem Sinken der Temperatur und einer erhöhten Feuchtigkeit abzuhängen wie es nach etwas Regen während eines warmen Sommers und stärkeren Regenfällen im kühleren Herbst der Fall ist.

In Mitteleuropa erscheinen die Fruchtkörper vereinzelt ab Juni, in größeren Mengen ab August bis etwa Oktober, wobei oft als Schwemmen bezeichnete Wachstumsperioden auftreten. Stärkere Nachtfröste beenden meist die Fruktifikation, allerdings können in manchen Gegenden mehrere Jahre lang einzelne Exemplare auch noch im November oder Dezember gefunden werden.

In Großbritannien wachsen die Fruchtkörper zwischen August und Oktober. Im Jahr 1991 blieb die Fruktifikation nach einem trockenen Sommer und einem frühen, trockenen Herbst weitgehend aus. In Christchurch, wo die Fruktifikation von Ende Februar bis Mitte Mai andauert, wurde die Fruchtkörperbildung 1994 durch einen trockenen Herbst unterbrochen. Eine Bewässerung des Campus der Universität Canterbury sorgte lokal für eine erneute Wachstumsperiode. In Nord-Kalifornien setzt die Bildung der Fruchtkörper nie vor Anfang November ein und setzt sich bis Ende Dezember fort.

Schädlinge

Zu den Schädlingen des Fichtensteinpilzes gehören Sepedonium chrysospermum, verschiedene Pilzfliegen und Viren.

Verbreitung

Natürliche Verbreitung

Der Fichtensteinpilz ist in natürlicher Weise auf der Nordhalbkugel in großen Teilen Europas bis nach Marokko, in Asien sowie in Nordamerika und Mexiko verbreitet.

Er besitzt in Europa eine mediterrane bis arktische Verbreitung und kommt von Nord-Skandinavien bis in den äußersten Süden von Italien und Griechenland vor.[8] Der Pilz ist allgemein verbreitet und überall häufig; in Deutschland besitzt er ein dichtes Vorkommen. Der Fichtensteinpilz ist in allen Höhenstufen anzutreffen, wobei er bis in die hochmontanen Lagen häufig ist, jedoch in der planaren Stufe bis 300 Meter deutlich seltener. Nur etwa 7 Prozent der Vorkommen befinden sich bis in einer Höhe von 350 Metern über dem Meeresspiegel.[11] Von allen Röhrlingen hat der Fichtensteinpilz im Süden Deutschlands die höchstgelegenen Vorkommen. Es gibt Berichte, dass der Bestand des Fichtensteinpilzes zurückgehe. Ein spürbarer Rückgang oder eine Gefährdung ist jedoch nicht festzustellen.[11]

In Nordamerika ist der Fichtensteinpilz unter anderem in den Wäldern der Küste Kaliforniens verbreitet, wo er in trockenen Eichenwäldern und der Savanne sowie in hohen Bergwäldern aus gemischten Nadel- und Laubbäumen vorkommt.

Verbreitung durch den Menschen

Auf der Südhalbkugel kommt der Pilz nicht natürlich vor, jedoch wurde der Pilz in Neuseeland und Südafrika eingeführt.

In Neuseeland ist er vor allem in einem 80 km2 großen Gebiet um die Stadt Christchurch in einem Höhenbereich zwischen dem Meeresspiegel bis 280 Meter verbreitet. Dort wurde er vermutlich vor über 100 Jahren durch europäische Siedler an den Wurzeln eines Baumes eingebracht, möglicherweise Mitte des 19. Jahrhunderts als exotische Bäume im Gebiet um Christchurch gepflanzt wurden.[12] Danach hat sich der Pilz in zwei großen Parks und auf einem Gelände des New Zealand Ministry of Works ausgebreitet und findet sich heute in großen Teilen der Stadt Christchurch. In Südafrika ist der Fichtensteinpilz am Kap der Guten Hoffnung und in den Southern Natal Midlands in einer Höhe zwischen 900 und 1500 Metern verbreitet.

In einigen Quellen wird auch Australien zu den Verbreitungsgebieten gezählt. Im Jahr 1979 wurde vom Vorkommen des Fichtensteinpilzes auf diesem Kontinent berichtet. Allerdings gibt es dafür bisher keinen Nachweis im Herbarium der Royal Botanic Gardens in Melbourne. 1996 wurden im unteren Teil des Mount Wellington einige Fruchtkörper gefunden, die zunächst für den Fichtensteinpilz gehalten wurden, jedoch stellte sich heraus, dass es sich dabei um den Birkenpilz handelte.

Systematik

Die Einteilung in Formen und Arten des Steinpilzes ist seit jeher sehr schwierig. Franz Kallenbach soll in seiner Monografie über Röhrlinge die Bearbeitung des Steinpilzes immer wieder hinausgeschoben haben, so dass er später nicht mehr zu dessen Darstellung gekommen ist.[13] Noch heute gehen die Meinungen der Autoren dazu auseinander.

Da der Fichtensteinpilz, ebenso wie andere nah verwandte Arten, als Speisepilz sehr begehrt ist, hat er nicht nur von Biologen, sondern auch durch Gastronomen große Aufmerksamkeit erhalten. Folglich entstanden zahlreiche Taxa, die häufig nur auf einem ökologischen Merkmal, wie der Mykorrhiza-Partner, oder sehr veränderlichen morphologischen Eigenschaften, wie die Farbe des Hutes, basieren. Vor allem für die dem Fichtensteinpilz ähnlichen Taxa ist die Zahl der beschriebenen Arten und ihm untergeordnete (intraspezifische) Taxa ist die Zahl recht hoch. Van der Linde stellte 2004 fest, dass diese Merkmale überschätzt werden, was durch phylogenetische Analysen im Jahr 2008 bestätigt wurde; die variablen Eigenschaften sind durch starke ökologische und morphologische Unterschiede innerhalb der Art begründet.[14] Dazu zählen das Auftreten unter Laub- als auch unter Nadelbäumen sowie unter anderem weiße Varianten. Zu den beschriebenen Arten, die eigentlich Boletus edulis untergeordnet werden sollten, gehören B. betulicola, B. persoonii, B. quercicola und B. venturii. Sie sind molekularbiologisch kaum von B.edulis zu unterscheiden, obwohl sie äußerlich und in ihren Mykorrhiza-Partnern sehr variabel sind.[15]

Äußere Systematik

Der Fichtensteinpilz gehört innerhalb der Gattung der Dickröhrlinge (Boletus) zur Sektion Boletus, die durch die weiße bis olive Farbe der Poren und der Netzzeichnung auf dem Stiel gut von dem restlichen Teil der Gattung abgegrenzt ist.[14] Bisher sind für Europa drei weitere eigenständige Arten anerkannt, die zuvor als Unterarten von Boletus edulis[13] geführt wurden. Im Jahr 2008 konnten sie durch molekulare phylogenetische Analysen bestätigt werden, da sie sich in ihren molekularbiologischen Eigenschaften gut von B. edulis unterscheiden lassen.[16] Weil die Arten für Laien meist nur schwierig zu unterscheiden sind, werden sie häufig nur als Steinpilz bezeichnet.[17] Drei weitere Arten, die vorher ebenfalls zu Boletus edulis s.l. geordnet wurden (B. rex-veris später zu B. pinophilus, B. regineus zu B. aereus) und diesem ähnlich sehen, sind in Nordamerika zu finden. Drei andere, die etwas deutlicher von Boletus edulis zu unterscheiden sind, wurden ihm zunächst ebenfalls zugeschrieben: Boletus fibrillosus, Boletus mottiae und Gastroboletus subalpinus.[18]

Ähnliche Arten von Boletus edulis, die ihm zuvor untergeordnet wurden
Art Ehemalige Bezeichnungen Trivialname Unterscheidungsmerkmale der Art von Boletus edulis Mykorrhiza-Partner Bemerkungen Bild
Boletus aereus Bull. (1789) B. edulis var. aereus
B. edulis subsp. aereus
Bronzeröhrling oder Schwarzhütiger Steinpilz Besitzt einen fast schwarzbraunen Hut sowie einen bräunlich gefärbten Stiel[19] Eichen, Buchen[20] Bevorzugt wärmere Regionen[19]
Boletus pinophilus Pilát & Dermek (1973) B. edulis var. pinophilus
B. edulis subsp. pinophilus
Kiefernsteinpilz Hut und Stiel weisen rotbraune Farbtöne auf[19] Kiefern, manchmal Fichten, Buchen[21] und Tannen[15]  
Boletus reticulatus Schaeff. (1774) B. edulis var. reticulatus
B. edulis subsp. reticulatus
Sommersteinpilz Besitzt ein ausgeprägtes Stielnetz[19] und einen helleren, ockergrauen Hut[22] Eichen, Rotbuche, Edelkastanie[23] Erscheint recht früh, bereits ab Juni, in Südwest-Deutschland ab Mai[22]
Boletus barrowsii[24] Thiers & A.H. Sm. (1976) B. edulis var. barrowsii white king bolete Fruchtkörper etwas größer[24] und heller gefärbt, cremefarben mit Pinktönen[25] Nadelbäume, vor allem Gelb-Kiefer[24] Süßer im Geschmack,[24] bevorzugt warme Regionen: New Mexico, südliches Colorado,[26] mögl. bis in den Westen nach Kalifornien[24] Datei:Boletus barrowsii 4936.jpg
Boletus regineus Arora & Simonini (2008) B. aereus var. regineus queen bolete Fruchtkörper meist kleiner,[27] Hut dunkler, jung mit weißlichen Tönen,[28] besitzt eine klebrige Huthaut,[29] Hutrand wird von der Röhrenschicht nicht überragt[27] Laub- und Mischwald[29]  
Boletus rex-veris Arora & Simonini (2008) B. edulis var. rex-veris
B. pinophilus var. rex-veris
spring king bolete Wächst gern in Büscheln,[30] neigt dazu, unter der Erde heranzuwachsen[29] Nadelbäume, vor allem Kiefern[30] Erscheint bereits ab Ende Mai[30]
  europäische Arten
  nordamerikanische Arten

Innere Systematik

Bereits seit einigen Jahrzehnten gibt es für Europa eine Großzahl von Unterarten und Varietäten,[13] von denen bis heute die drei oben aufgeführten sogar als Arten bestätigt wurden. Zahlreiche der übrigen Taxa lassen sich genetisch nur schwer oder überhaupt nicht unterscheiden. Beispielsweise sind B. persoonii und B. venturii auf diese Weise nicht von B. edulis zu trennen.[31] Somit fallen diese und ähnliche bisher in Europa beschriebenen Arten in die Variabilität von Boletus edulis.[15] Die Varietäten unterscheiden sich vor allem durch die Eigenschaften der Hutdeckschicht (in erster Linie die Form der Endzellen).[32]

Intraspezifische Taxa von Boletus edulis (Auswahl)[Anmerkung 1]
Varietät Synonym Trivialname Unterscheidungsmerkmale des Taxons von der Hauptform Mykorrhiza-Partner Bild
Boletus edulis var. albus[33] (Pers. 1825) Gilbert Boletus personii Weißer Steinpilz[34] Wie die Hauptform, aber mit völlig weißem Fruchtkörper Kiefern und Eichen, auf humosen Böden
Boletus edulis var. arenarius[35] H. Engel, Krieglst. & Dermek (1983) Boletus arenarius Stielbasis unförmig knollig verdickt, tiefwurzelnd, Stiel zur Basis hin stark gerillt Kiefern, auf Sandböden
Boletus edulis var. aurantio-ruber[36] Dick & Snell (1965) Hut in einem rostroten Ton, Poren färben sich bei Verletzung braun und auf Druck gelboliv, Stielnetz blass zimt-rotweinfarben, bei Druck dunkelbraun bis schwarz[37] Kiefern[37]
Boletus edulis f. betulicola[38] Wassilkow (1948) Boletus betulicola,
Boletus betulicolus
Birkensteinpilz Meist deutlich blasser, graulich-milchkaffeebraun oder manchmal dunkler, Hut und Stiel etwa gleichfarbig,[35] langstielig[39] Birken
Boletus edulis var. clavipes[40] Peck (1889) Gelber Steinpilz[41] Hut später am Rand ocker, das danach unregelmäßig zwischen den dunkleren Tönen des Hutes vorhanden ist, so dass der Hut mehrfarbig erscheint (einige Exemplare im Alter gänzlich gelb), Stiel keulenförmig, später zylindrisch, Netz über große Teile des Stiels vorhanden Kiefern,[41] in den USA vor allem Weymouth-Kiefer,[42] manchmal Birken und Espen
Boletus edulis var. grandedulis[43] Arora & Simonini (2008) California king bolete Häufig kräftig ausgebildet, Poren bei Reife braun bis leicht rötlich Vor allem Kiefern, insbesondere Gelb-Kiefer
Boletus edulis var. ochraceus[44] A.H. Sm. & Thiers (1973) Hut gänzlich in gelblichem Farbton Mischwald
Boletus edulis var. citrinus[35] Pelt. ex E.-J. Gilbert (1931) Boletus venturii Zitronenhütiger Steinpilz[45] Zitronengelb getönt Unbekannt[33]

Bedeutung

Korb mit gesammelten Steinpilzen

Der Fichtensteinpilz ist ein beliebter und begehrter Speisepilz, der auch gehandelt wird. Da er, wie die meisten Mykorrhiza-Pilze, nicht künstlich gezüchtet werden kann, hängt das Angebot im kommerziellen Handel vom Sammeln der Fruchtkörper in der Natur ab.

Er steht in Deutschland unter Naturschutz und darf nur in kleinen Mengen für den eigenen Bedarf gesammelt werden. Als Richtgröße gilt ein Kilogramm pro Person und Tag. Der Handel mit in Deutschland gesammelten Steinpilzen ist verboten. In Österreich sind das Sammeln und der Verkauf gestattet.

Marktsituation

Der weltweite Konsum des Fichtensteinpilzes wurde im Jahr 1998 auf 20.000 bis 100.000 Tonnen geschätzt. Offiziellen Angaben zufolge wurden 1988 in Italien 2387 Tonnen (im Wert von rund 28,1 Mrd. ITL) und im Vorjahr in Frankreich 1049 (ca. 53,5 Mio. FRF) sowie in Deutschland über 1000 Tonnen (über 10 Mio. DEM) des Pilzes verzehrt. Dabei sind allerdings privat gesammelte und konsumierte Pilze oder direkt an Restaurants verkaufte Ware nicht berücksichtigt, was einen großen Anteil ausmacht. Weitere große Mengen werden in Skandinavien und osteuropäischen Ländern, in Österreich, der Schweiz, in den USA und in China aber auch in Indien und Indonesien geerntet. Den größten Verbrauch verzeichnen Nordamerika, Frankreich, Italien und Deutschland.

Getrocknete Fichtensteinpilze auf dem Sagra del Fungo (Pilzfestival) in Borgotaro, Provinz Parma

Der Preis kann je nach Qualität, Frischegrad, Konservierungszustand und Saison in den USA zwischen 10 und 200 US-Dollar pro Kilo liegen (1997), in Deutschland bis zu 120 Mark (rd. 60 Euro) und in Frankreich bis zu 100 Francs (rd. 15 Euro; 1991). Auf kleineren Märkten wie Neuseeland beträgt der Preis bis zu 80 NZ-Dollar, kann aber auch erheblich sinken, wenn das Angebot hoch ist oder große Mengen an Birkenpilzen vorhanden sind, die als Ersatz für den Fichtensteinpilz dienen.

Getrocknete, gefrorene oder eingelegte Exemplare oder Teile davon erzielen den geringsten Preis. Vorzüge bietet diese Form der Konservierung außerdem wegen recht geringer Unterschiede in der Qualität und der Möglichkeit des ganzjährigen Angebots. Daher werden solche Pilze unter anderem von Herstellern von Fertiggerichten, beispielsweise für Pilzsuppen oder Eintöpfe, verwendet.

Nach Deutschland wurden unter anderem frische Pilze aus den Southern Natal Midlands (Südafrika) importiert, um das Angebot im Winter und Frühling zu erhöhen. Die Menge der eingeführten Pilze ist nicht bekannt. Auch getrocknete Pilze wurden aus Südafrika exportiert.

Probleme

Es gibt Massenware an zerbrochenen Hüten, getrocknet oder eingelegt, die als Fichtensteinpilze ausgeschrieben werden. Dabei sind häufig Hüte von anderen Pilzen, wie dem Birkenpilz, enthalten. In den 1970er-Jahren wurden aus Chile eingelegte Pilze exportiert, bei denen es sich um Butterröhrlinge handelte.

Importe, vor allem solche aus osteuropäischen Ländern, werden auf Radioaktivität untersucht,[46] da in der Vergangenheit sehr hohe Belastungen festgestellt wurden. Auch in Mitteleuropa, vor allem in Südbayern, im Bayerischen Wald und in großen Teilen Österreichs,[47] sind Steinpilze radioaktiv belastet; teilweise wurden über 10.000 Becquerel je Kilogramm festgestellt.[48] Allgemein ist die Belastung bei Steinpilzen mit meist weniger als 200 Becquerel pro Kilogramm jedoch nicht zu hoch und deutlich geringer als beispielsweise bei Maronenröhrlingen.[49] In der Europäischen Union[50] und in der Schweiz[51] beträgt der Grenzwert für die radioaktive Belastung 600 Becquerel pro Kilogamm. Ein weiteres gesundheitliches Risiko bildet die Belastung mit Schwermetallen, da die Steinpilze zu den Arten gehört, die Schwermetalle anreichern können.[52]

Literatur

  • G. J. Krieglsteiner, A. Gminder, W. Winterhoff: Die Großpilze Baden-Württembergs. Band 2, Verlag Eugen Ulmer, Stuttgart 2000, ISBN 3-8001-3531-0
  • I. R. Hall, A. J. E. Lyon, Y. Wang, L. Sinclair: Ectomycorrhizal fungi with edible fruiting bodies. 2. Boletus edulis. In: Economic Botany. Band 52, Nummer 1/Januar 1998. ISSN 1874-9364, S. 44–56
  • J. Breitenbach, F. Kränzlin: Pilze der Schweiz. Band 3. Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Mykologia, Luzern 1991, ISBN 3-85604-030-7
Commons: Steinpilz – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. a b Andreas Gminder: Handbuch für Pilzsammler. 340 Arten Mitteleuropas sicher bestimmen. Kosmos, Stuttgart 2008, ISBN 978-3-440-11472-8. S. 74
  2. J. Breitenbach, F. Kränzlin: Pilze der Schweiz. Band 3. Röhrlinge und Blätterpilze 1. Teil. Mykologia, Luzern 1991, ISBN 3-85604-030-7. S. 54
  3. a b c d e f Alexander H. Smith, Harry D. Thiers: The boletes of Michigan. The University of Michigan Press, 1971. S. 372 (online)
  4. Ewald Gerhardt: Steinpilz, Pfifferling und Champignon. Die beliebtesten Pilze sammeln und zubereiten. BLV, München 1998, ISBN 3-405-15448-0. S. 10
  5. Smith, Thiers: The boletes of Michigan. S. 372 f.
  6. a b Smith, Thiers: The boletes of Michigan. S. 373
  7. Beugelsdijk et al.: A phylogenetic study of Boletus section Boletus in Europe. S. 2 f.
  8. a b Y. Wang, L. Sinclair, I.R. Hall, A.L.J. Cole: Boletus edulis sensu lato. A new record for New Zealand. In: New Zealand Journal of Crop and Horticultural Science. 1995, Vol. 23: 227–231. S. 227 (online zum Download)
  9. Hall et al.: Ectomycorrhizal fungi with edible fruiting bodies. S. 48
  10. Hall et al.: Ectomycorrhizal fungi with edible fruiting bodies. S. 49
  11. a b Krieglsteiner et al.: Die Großpilze Baden-Württembergs. S. 248
  12. Wang et al.: Boletus edulis sensu lato. A new record for New Zealand. S. 230
  13. a b c H. Jahn: Der Sommer-Steinpilz Boletus edulis subsp. reticulatus (SCHFF.) BOUD. In: Westfälische Pilzbriefe. Band 1. S. 68–72. Recklinghausen. S. 1 (online)
  14. a b D.C.M. Beugelsdijk, S. van der Linde, G.C. Zuccarello, H.C. den Bakker, S.G.A. Draisma, M.E. Noordeloos: A phylogenetic study of Boletus section Boletus in Europe. Persoonia 20, 2008. doi:10.3767/003158508X283692. S. 1 (online)
  15. a b c Beugelsdijk et al.: A phylogenetic study of Boletus section Boletus in Europe. S. 6
  16. A. Vizzini, A. Mello, S. Ghignone, C. Sechi, P. Ruiu, P. Bonfante: Boletus edulis complex: from phylogenetic relationships to specific primers. In: Pagine di Micologia. 30, 2008. ISSN 1122-8911. S. 49–52
  17. I. R. Hall, A. J. E. Lyon, Y. Wang, L. Sinclair: Ectomycorrhizal fungi with edible fruiting bodies. 2. Boletus edulis. In: Economic Botany. Band 52, Nummer 1/Januar 1998, ISSN 1874-9364, S. 44-56. S. 44
  18. David Arora: California Porcini: Three New Taxa, Observations on Their Harvest, and the Tragedy of No Commons1http. Department of Forest Science, Oregon State University. S. 357 (online)
  19. a b c d Ewald Gerhardt: BLV Bestimmungsbuch Pilze. Weltbild, Augsburg 2003, ISBN 3-8289-1673-2. S. 26
  20. Ettore Bielli: Pilze. Ein umfassender Ratgeber zum Bestimmen und Sammeln von Pilzen. ital. Originaltitel: Funghi. Kaiser, Klagenfurt 2002, ISBN 3-7043-2179-6. S. 154
  21. Bielli: Pilze. S. 159
  22. a b H. Jahn: Der Sommer-Steinpilz Boletus edulis subsp. reticulatus (SCHFF.) BOUD. S. 2
  23. Bielli: Pilze. S. 164
  24. a b c d e Thomas J. Volk: Tom Volk's Fungus of the Month for August 2004. Boletus barrowsii, Chuck Barrows' bolete. University of Wisconsin-La Crosse, 2004
  25. Orson K. Miller, Hope Miller: North American Mushrooms. A Field Guide to Edible and Inedible Fungi. Falcon Guide, 2006, ISBN 0-7627-3109-5. S. 392
  26. Vera Stucky Evenson: Mushrooms of Colorado and the Southern Rocky Mountains. Big Earth Publishing, 1997, ISBN 978-1565791923. S. 157 (Scan bei GoogleBooks)
  27. a b Michael Wood, Fred Stevens: California Fungi. Boletus regineus. Bei: MykoWeb
  28. Michael Wood, Fred Stevens: California Fungi. Boletus edulis. Bei: MykoWeb
  29. a b c Arora: California Porcini. S. 358
  30. a b c Michael Wood, Fred Stevens: California Fungi. Boletus rex-veris Bei: MykoWeb
  31. Beugelsdijk et al.: A phylogenetic study of Boletus section Boletus in Europe. S. 3
  32. Krieglsteiner et al.: Die Großpilze Baden-Württembergs. S. 245 f.
  33. a b Beugelsdijk et al.: A phylogenetic study of Boletus section Boletus in Europe. S. 2
  34. Rose Marie Dähncke: 1200 Pilze. 2. Auflage. AT Verlag, 2009, ISBN 978-3-03800-485-1. S. 81
  35. a b c Krieglsteiner et al.: Die Großpilze Baden-Württembergs. S. 246
  36. Smith, Thiers: The boletes of Michigan. S. 375 f.
  37. a b Timothy J. Baroni, Ernst E. Both: Boletus edulis var. aurantioruber. Boletes of Central New York
  38. Dähncke: 1200 Pilze. S. 83
  39. Marcel Bon: Pareys Buch der Pilze. Parey, Hamburg 1988, ISBN 3-490-19818-2
  40. Smith, Thiers: The boletes of Michigan. S. 374 f.
  41. a b Speisepilze. Website des Pilzsachverständigen Harry Käding
  42. Timothy J. Baroni, Ernst E. Both: Boletus clavipes. Boletes of Central New York
  43. Arora: California Porcini. S. 358 ff.
  44. Smith, Thiers: The boletes of Michigan. S. 373 f.
  45. Inhaltsverzeichnis der Pilzzeitschrift Der Tintling
  46. Strahlenbelastung durch Pilze? Landesamt für Verbraucherschutz, Landwirtschaft und Flurneuordnung. S. 1
  47. Tschernobyl-Studie: 1.700 Todesopfer in Österreich. Science.ORF.at, 20. April 2006
  48. Wildpilze. Pilze und Strahlung. Stiftung Warentest, 14. August 2009
  49. Radioaktivität und Strahlung in Österreich 2005 und 2006. Daten und Bewertung. Republik Österreich, BMG Sektion III, BMLFUW Sektion V, Mai 2009. S. 57
  50. Karin Wurzbacher: 18 Jahre nach Tschernobyl. EU-Grenzwerte und radioaktive Belastung von Lebensmitteln. Aus der Mitgliederzeitschrift Umweltnachrichten, Ausgabe 99/April 2004. Umweltinstitut München e.V.
  51. Umweltradioaktivität und Strahlendosen in der Schweiz. Ergebnisse 2008. S. 84
  52. Pilze. Teufelszeug und höllischer Genuss. Stiftung Warentest, September 2010

Anmerkungen

  1. Die Angaben stammen, wenn nicht anders angegeben, jeweils von der Quelle, die in der ersten Spalte aufgeführt ist.

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