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Reinheim

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Wappen Deutschlandkarte
Reinheim
Deutschlandkarte, Position der Stadt Reinheim hervorgehoben
Basisdaten
Koordinaten: 49° 50′ N, 8° 50′ OKoordinaten: 49° 50′ N, 8° 50′ O
Bundesland: Hessen
Regierungsbezirk: Darmstadt
Landkreis: Darmstadt-Dieburg
Höhe: 165 m ü. NHN
Fläche: 27,7 km2
Einwohner: 16.540 (31. Dez. 2023)[1]
Bevölkerungsdichte: 597 Einwohner je km2
Postleitzahlen: 64348-64354
Vorwahl: 06162
Kfz-Kennzeichen: DA, DI
Gemeindeschlüssel: 06 4 32 019
Adresse der
Stadtverwaltung:
Cestasplatz 1
64354 Reinheim
Website: www.reinheim.de
Bürgermeister: Karl Hartmann[2] (SPD)
Lage der Stadt Reinheim im Landkreis Darmstadt-Dieburg
KarteErzhausenWeiterstadtGriesheimPfungstadtBickenbach (Bergstraße)Alsbach-HähnleinSeeheim-JugenheimModautalMühltalOber-RamstadtMesselEppertshausenMünster (Hessen)DieburgRoßdorf (bei Darmstadt)FischbachtalGroß-BieberauReinheimGroß-ZimmernOtzbergGroß-UmstadtSchaafheimBabenhausen (Hessen)DarmstadtBayernOdenwaldkreisLandkreis BergstraßeLandkreis Groß-GerauLandkreis Offenbach
Karte

Reinheim ist eine Stadt im Landkreis Darmstadt-Dieburg in Hessen.

Geografie

Geografische Lage

Reinheim liegt im südlichen Hessen am Rande des Rhein-Main-Gebiets und im Herzen des Landkreises Darmstadt-Dieburg. Reinheim bildet „das Tor zum Odenwald“.

Nachbargemeinden

Reinheim grenzt im Norden an die Gemeinde Groß-Zimmern, im Osten an die Gemeinde Otzberg, im Südosten an die Gemeinde Brensbach (Odenwaldkreis), im Süden an die Stadt Groß-Bieberau, im Westen an die Stadt Ober-Ramstadt sowie im Nordwesten an die Gemeinde Roßdorf.

Stadtgliederung

Reinheim besteht aus den Stadtteilen Georgenhausen, Reinheim, Spachbrücken, Ueberau und Zeilhard. Dilshofen und Hundertmorgen sind kleine Wohngebiete, die zum Magistrat Reinheim gehören, jedoch nicht als eigene Stadtteile angesehen werden.

Geschichte

Reinheim (Kernstadt)

Die Stadt Reinheim wurde 1260 von den Grafen von Katzenelnbogen gegründet, die dort einige Jahre später ein nicht mehr erhaltenes Wasserschloss errichteten[3] [4]. Das Stadtwappen von Reinheim gleicht dem der Stadt Katzenelnbogen, dem Stammsitz der Grafschaft.

Ab 1375 ging Werner Kalb von Reinheim als Raubritter in die Geschichtsbücher ein. Er war Vasall von Graf Diether VIII. von Katzenelnbogen und startete seine Raubzüge von der benachbarten Burg Nieder-Modau aus.

Hof und Burg Reinheim wurden um 1276/77 erstmals urkundlich erwähnt. Ueberau hatte 1305 die erste urkundliche Erwähnung, Georgenhausen 1318, Zeilhard und Spachbrücken folgten 1323.

Über die Entstehung des Namens Reinheim gibt es unterschiedliche Annahmen. Die einen leiten ihn von einem Personennamen, etwa Regino ab, andere sehen einen Zusammenhang mit dem vorgermanischen Wort für Fluss. Früh entstand eine fränkische Siedlung an der Mündung der über den südwestlichen Odenwald führenden Hohen Straße ins Gersprenztal. Zu ihr gehörte auch eine Kirche auf dem Friedhofsberg, die wohl im 11. Jahrhundert dem heiligen Nikolaus geweiht wurde. Eine Legende handelt von einer Frau namens Katharina die Reine. Sie soll einen Ritter mit einer schweren ansteckenden Krankheit geheilt haben. Aus Dankbarkeit habe dessen Vater veranlasst, die Stadt nach ihr zu benennen.

1821 entstand ein eigener Landratsbezirk Reinheim. Er wurde 1832 mit dem von Dieburg zum Kreis Dieburg vereinigt und 1977 zum Landkreis Darmstadt-Dieburg umstrukturiert.

Durch den Grenzveränderungsvertrag von 1971 haben sich die Gemeinden Ueberau, Spachbrücken und Zeilhard mit der Stadt Reinheim zur Großgemeinde Stadt Reinheim zusammengeschlossen, in die bei der Gebietsreform 1977 auch die Gemeinde Georgenhausen eingegliedert wurde. Die früheren Gemeinden tragen ihren Namen als Stadtteilbezeichnung weiter.

Georgenhausen

Georgenhausen liegt am Westrand eines fruchtbaren und waldlosen Lössgebietes, das sich bis Groß-Umstadt erstreckt und bereits in vorgeschichtlicher Zeit besiedelt wurde. Kristallisationspunkt von Georgenhausen sind das Hofgut und die Kirche. Die Vorgängerin der heutigen, 1792 erbauten Kirche, soll von den Rittern von Rodenstein gestiftet worden sein, die auch im Besitz des Hofgutes waren. Sie wurde 1250 gebaut, als sich die umliegenden Orte (Roßdorf, Spachbrücken) aus dem Verband der alten Dieburger Pfarrei herauslösten. Das dem heiligen Georg geweihte Gotteshaus hat auch dem Ort den Namen gegeben, der erstmals 1318 als ‘‘Gorienhusen‘‘ erwähnt wird.

Der Name erschien erstmals in einem Teilungsvertrag zwischen dem Grafen Bertolf und dem Grafen Eberhard von Katzenelnbogen am 26. August 1318, in dem sich die beiden Grafen in Anwesenheit von Zeugen ihre Einkünfte aus Südhessen teilten: „…dagegen ist Graf Eberhart als sein Anteil zugefallen … der Zehnte zu Gorienhusin … " Diese Urkunde zeigt, dass Katzenelnbogen Besitzungen in der Gegend um Groß-Gerau, im nördlichen Odenwald und bei Auerbach hatte. Georgenhausen gehörte nicht dazu; die Grafen bezogen von dort nur den Zehnten.

Georgenhausen war damals kein geschlossenes Dorf, sondern bestand aus mehreren großen Höfen: dem Rodensteinischen Hofgut, dem Großen Hof im Besitz der Pfalz und dem Beunenhof im Besitz der Familie Rabenold von Tannenberg. Diese drei herrschaftlichen Höfe haben sich wohl anlässlich des Kirchenbaues zu einer Gemeinde zusammengeschlossen und den gemeinsamen Namen „Georgenhausen – die Gemeinde der Georgskirche“ angenommen. Die ursprünglichen Namen der drei Höfe sind verloren gegangen.

Spachbrücken und Zeilhard gehörten seit mindestens 1323 den Herren von Bickenbach, seit 1360 den Schenken zu Erbach und von 1528 bis 1805 den Löwensteinern. In keiner Urkunde vor 1398 ist Georgenhausen mit diesen beiden Orten aufgeführt, es hatte also schon vorher ein anderes Schicksal. Erst 1398 war die Pfalz Besitzerin von Georgenhausen. Da die Pfalz in Georgenhausen einen Hof besaß, der noch 1503 nach fuldischem Recht verliehen wurde, wird sie den Hof und die Rechte über das Dorf 1390 zusammen mit der Konkursmasse der Zent Umstadt von der Abtei Fulda gekauft haben.

Die Pfalz verlieh 1398 Spachbrücken, Zeilhard und Georgenhausen an Erbach, was in den Urkunden bis 1482 bestätigt wurde. 1482 war Habitzheim an den Herrn von Scharfeneck (später: Löwenstein) verpfändet. Es ist fraglich, ob Georgenhausen zu diesem Amt gehörte, aber auf jeden Fall war es Pfälzer Besitz. 1611 mussten die Georgenhäuser den Grafen Löwenstein Scharfeneck Frondienste leisten. Georgenhausen unterstand also den Löwensteinern von 1482 bis 1611.

Der Bauernhof der Rabenolds wurde 1460 an die Familie Walbrunn zu Ernsthofen verkauft, die 1618 auch das Hofgut erworben hatten, das bis dahin in den Händen der Familie Fechenbach war. Um 1600 stellten die Walbrunns auch den Pfarrer, sie waren also spätestens 1618 das weltliche und geistliche Oberhaupt von Georgenhausen. 1629 unterstanden die Georgenhäuser auch in peinlichen Strafgerichtsfällen nicht mehr dem Gericht in Lichtenberg oder Groß-Umstadt sondern der örtlichen Herrschaft.

1649, nach dem Dreißigjährigen Krieg, war Walbrunn so verschuldet, dass er Georgenhausen an den „Kriegsgewinnler" Kamptz zu Godow verkaufen musste. Von ihm erbte 1671 Haxthausen das Hofgut und die Macht in Georgenhausen.

1732 zog die verwitwete Albertina Charlotte von Haxthausen auf das Hofgut und regierte selbstherrlich mit ihrem Sohn Christian Rudolf Anton bis 1811 nach dem Motto: „Der Staat bin ich!“ Sie rissen immer mehr Grundbesitz an sich, behaupteten ihre eigene Gerichtsbarkeit und wehrten sich gegen jede Beeinflussung von außen.

Schon 1504 bei der Bairischen Fehde gelang es dem hessischen Landgrafen, den gesamtem bisher pfälzischen und erbachischen Odenwald an sich zu bringen. Die Pfalz, bisher alleinige Großmacht in diesem Bereich, musste sich mit Hessen die Umstädter Zent teilen, zu der auch Zeilhard gehörte. Der Ober-Ramstädter Teil von Dilshofen kam wohl schon damals an Hessen. Auch den Landgrafen gelang es nicht, das Niemandsland Georgenhausen unter ihre Kontrolle zu bringen. Ein dicker Aktenstapel von einem Prozess 1789 berichtet von langjährigen Streitigkeiten zwischen Haxthausen und Hessen mit Dorfbesetzungen und Hausdurchsuchungen. Aber Haxthausen war nicht beizukommen. Erst mit der Bauernrevolte von 1800, also kurz nach der Französischen Revolution, begann die Eigenherrlichkeit der Haxthausens zu bröckeln.

Es war wohl ein Segen, dass nach der Auflösung des Heiligen Römischen Reiches 1806 das Niemandsland Georgenhausen in das neu geschaffene Großherzogtum Hessen einverleibt wurde. Dem Freiherrn blieben als Ersatz für die verlorene Souveränität aber noch bis 1821 die niedere Gerichtsbarkeit und das Recht der Pfarrstellenbesetzung. Dieses ging später an den Grafen Görtz von Schlitz über, er behielt das Patronat über die Kirchengemeinde bis zum Rechtsverzicht im Jahre 1968; es wird seither von der Landeskirche selbst wahrgenommen.

Nach dem Tod Rudolfs von Haxthausen 1811 wohnten die sogenannten Patrimonialherren nicht mehr in Georgenhausen sondern ließen ihre Geschäfte durch Gutsverwalter und Amtsleute erledigen. Die Zügel wurden erst gelockert, als das Hofgut und die Patrimonialrechte 1836 an den Grafen Görtz von Schlitz übergingen. Unter dessen Pächter blieb das Gut bis in die Mitte des zwanzigsten Jahrhunderts ein Wirtschaftsfaktor, der weit über die Grenzen der Gemeinde hinaus Bedeutung hatte. In der Nachfolge der Haxthausen und als Statthalter der Grafen beließen die Pächter aber das ganze Dorf weiter in Abhängigkeit vom Hofgut, so dass für Georgenhausen die Freiheit erst mit der Zerschlagung des Gutes in den 1850er Jahren anbrach.

Damit war aber der langsame Abbau der territorialen Selbstständigkeit noch nicht zu Ende. Dies kam erst neun Jahre später, als die selbstständige Gemeinde Georgenhausen in die Stadt Reinheim 1977 eingemeindet wurde. [5].In Georgenhausen gibt es vier kirchliche Einrichtungen: die evangelische Georgskirche, die katholische Kapelle St. Elisabeth, Königreichssaal der Zeugen Jehovas und die Neuapostolische Kirche.

Spachbrücken

Die erste Urkunde in der Spachbrücken namentlich erwähnt wurde, ist ein Lebensbrief vom 17. Mai 1323. Bodenfunde beweisen, dass die ersten Ansiedlungen bis in die jüngere Steinzeit (4000–1800 v. Chr.) zurückgehen. Seit dem Ersten Weltkrieg wandelte sich Spachbrücken vom Bauern- und Handwerkerdorf allmählich zur Arbeiter-Wohnsitzgemeinde. Die meisten Spachbrücker finden ihre Existenz in den Industriebetrieben und Verwaltungen in Darmstadt und Umgebung. Diese Entwicklung setzte sich nach 1945 verstärkt fort.

Hauptartikel: Spachbrücken

Ueberau

In Ueberau wohnen 2.335 Einwohner (Stand: 12/2006) und der Ort hat seinen ländlichen Charakter bewahrt. Dieser wird auch durch Bauernhöfe, Vieh- und Landwirtschaft sowie Felder ersichtlich. Der Ortsteil „Hundertmorgen“ (247 m über dem Meeresspiegel), der aus nur wenigen Höfen besteht, gehört ebenfalls zu Ueberau. Ueberau wurde erstmals 1305 urkundlich erwähnt.

Hauptartikel: Ueberau

Zeilhard

Das älteste Datum der Geschichte des Dorfes Zeilhard ist die Erwähnung am 17. Mai 1323 in dem Lehnsbrief des Abtes Heinrich von Fulda an Ulrich von Bickenbach als ‘‘Zylhart‘‘. Der Ortsname leitet sich aus Ziegel und Hard (=Berg) ab und weist darauf hin, dass es in Zeilhard eine Ziegelei gab. An verschiedenen Stellen liegen Tonschichten an der Erdoberfläche, die im gelben Lössgebiet deutlich sichtbar sind und in den Straßennamen Auf der roten Erde und In den Rödern enthalten sind.

Auf dem Erbwege kamen die Dörfer Zeilhard, Spachbrücken und Habitzheim an den Schenken zu Erbach. Diese Herrschaft dauerte nicht lange. 1528 verkauften die Erbacher, die Lehnsherren der Pfalzgrafen waren, unter anderem Zeilhard, für 9000 Gulden an die Grafen zu Wertheim. Georg II. von Wertheim hatte 1525 in seinem Gebiet die Reformation durchgeführt. Die neue Herrschaft, die 1581 den Namen Löwenstein annahm, trat 1621 wieder zum katholischen Glauben über. Vor diesem Glaubenswechsel begann der Dreißigjährige Krieg. Da der Löwensteiner auf der Seite der Evangelischen focht, gehörte er zu den Verlierern. Seine Besitzungen, auch die in Zeilhard, wurden eingezogen und dem Vizepräsidenten des Reichshofrats, Freiherr von Strahlendorf, geschenkt. Dieser verkaufte die Herrschaft Habitzheim an den Darmstädter Landgrafen. Nach dem Krieg kam sie 1649 wieder an Löwenstein zurück.

Der Dreißigjährige Krieg brachte für Zeilhard schlimme Zeiten. Schon bald nach Beginn des Krieges flüchteten viele in das damals befestigte Reinheim aus Furcht vor den Mansfeldischen Soldaten. 1635 erreichte die Pest die Gemarkung. Von den zehn Bürgern des Dorfes soll nach der Pest am Anfang des Jahres 1636, anschließend eine zwei Jahre dauernde Hungersnot. Im Jahre 1657 war das Dorf völlig unbewohnt. Es fiel aber nicht wüst wie so viele Dörfer und Weiler in der Umgebung. Die Zeiten der Vogtei von Bickenbach und später der von Erbach und Löwenstein-Wertheim waren in manchen Fragen der Territorialherrschaft von spannungsgeladenen Rechtsunsicherheiten geprägt, die mehrfach militärische Einsätze zur Folge hatten:

  • Zeilhard bildete zusammen mit Spachbrücken ein eigenes Ortsgericht und damit eine politische Gemeinde. Der an der Spitze stehende Schultheiß wurde von dem jeweiligen Vogteiherren ernannt. Von den sieben Schöffen, die ihm zur Seite standen, musste einer aus Zeilhard sein.
  • Übergeordnet und zuständig für die Zentherrschaft war der Zentschultheiß. Auch diesen hatten Zeilhard und Spachbrücken gemeinsam.
  • Seit der Bayrischen Fehde 1504 mischten sich die Pfalz und Hessen in die Zentherrschaft.

Im Frieden zu Luneville ging die Umstädter Zentherrschaft an Hessen über. Die Pfalz hatte somit ihren Anspruch verloren. Durch den Reichsdeputationshauptschluss vom 25. Februar 1803 erhielt Hessen nach und nach die Herrschaft über das Gebiet. Von 1805 an lag die politische Macht über Zeilhard in der Hand des Großherzoges. Seit der Gemeindereform ist Zeilhard seit 1974 ein Stadtteil von Reinheim.

Dilshofen

Am Beispiel des Weilers Dilshofen mit drei Bauernhöfen und vier Wohnhäusern lässt sich heute noch die territoriale Zersplitterung erkennen. Der westliche Hof gehört zu Ober-Ramstadt, der Rest des Ortes zu Zeilhard. Bis 1977 verlief die Landkreisgrenze von Darmstadt und Dieburg mitten durch das Dorf. Das landwirtschaftliche Anwesen ‘‘Dilshof‘‘ erschein erstmals 1338 auf Urkunden als Wildhube im Bannwald Dreieich, die ein kaiserliches Lehen des Vogt zu Münzenberg war. Das benachbarte ‘‘Hofgut Dielsheim‘‘ war schon immer Darmstädter Lehen gewesen. [5] Der Bahnhof Zeilhard, Eröffnung: vermutlich 15. Mai 1871, Schließung: 1979, lag in Dilshofen bei Streckenkilometer 20,90 km zwischen den Bahnhöfen Reinheim und Ober-Ramstadt.[6]

Haare-Dorf

Die Bezeichnung Haare ist die volkstümliche Bezeichnung für Heiden. Der Volksmund meinte in erster Linie damit die Zigeuner. Zigeuner wurden früher Angehörige eines nomadisierenden Volksstammes genannt, die um 1100 aus dem indisch-persischen Raum über den Balkan nach Europa kamen. In Zeilhard gibt es keine Kirchengemeinde. Die Überlieferung spricht davon, dass Zeilhard die Selbständigkeit angestrebt hatte. Dazu bedurfte es aber einer gewissen Einwohnerzahl. Um diese Zeit wurde der katholischen Sinti-Familie Eckstein, die gerade ihr Winterquartier in Zeilhard bezogen hatte, ein Junge geboren, womit die gewünschte Einwohnerzahl erreicht war und Zeilhard hatte seine politische Selbständigkeit erreicht. Als Dank wurde der Familie Eckstein das Recht auf ein regelmäßiges Winterquartier zugebilligt.

Tatsache ist, dass Franz Joseph Eckstein (1801 in Zeilhard geboren) bei seiner Trauung am 27. September 1833 als neuer Ortsbürger aufgezählt wurde. Von Beruf war er Schausteller und Händler. Dahinter verbarg sich ein Marionettenspieler, Musikant und Seiltänzer. Als solcher war er auf das Landfahrerleben angewiesen. So wurde aus Zeilhard das Landfahrer- oder auch „Haare“-Dorf. Die heimliche Hymne ist das Zigeunerlied. [7]

Prellball-Dorf

Seit 1928 wird in Zeilhard nachweislich Prellball gespielt, der TV Zeilhard fungierte somit als Pionier im hessischen Raum in dieser Mannschaftssportart. Die Mannschaften errangen im Laufe der Jahre unzählige Meisterschaften, herausragend zuletzt im Jahre 2003 die Deutsche Meisterschaft (mit der Mannschaft Marcel Hörbert, Stefan Lassig, Kay Schuchmann, Daniel Weber und Markus Wohlfahrt). [8]

Politik

Stadtverordnetenversammlung

Die Kommunalwahl am 26. März 2006 lieferte folgendes Ergebnis:

Parteien und Wählergemeinschaften Aktuelle
Sitzverteilung
%
2006
Sitze
2006
%
2001
Sitze
2001
SPD Sozialdemokratische Partei Deutschlands 16 40,3 15 46,7 17
CDU Christlich Demokratische Union Deutschlands 9 27,1 10 25,6 10
DKP Deutsche Kommunistische Partei 5 14,7 5 9,2 3
GRÜNE Bündnis 90/Die Grünen 3 9,4 4 9,8 4
FWG Freie Wählergemeinschaft Reinheim e.V. 2 4,9 2 5,0 2
FDP Freie Demokratische Partei 1 3,6 1 3,7 1
Fraktionslos Fraktionslos 1 - - - -
Gesamt 37 100 37 100 37
Wahlbeteiligung in Prozent 49,8 57,0

Dieses Ergebnis ergab eine Koalition zwischen SPD und Bündnis 90/Die Grünen. Diese löste die bisherige Koalition von SPD und FWG ab. Im Jahre 2007 verlor die CDU-Fraktion einen Sitz, da der über die CDU-Liste gewählte Stadtverordnete Norbert Neumann aus der CDU-Fraktion austrat. Ende Mai 2008 trat er der SPD bei und wurde Mitglied der SPD-Fraktion.

Ende Juni 2009 verlor die Fraktion Bündins90/Die Grünen einen Sitz, da die seitherige Fraktionsvorsitzende Pia Eckert-Graulich aus der Partei und der Fraktion austrat. Sie behielt ihr Mandat als fraktionslose Stadtverordnete in der Stadtverordnetenversammlung.[9]

Städtepartnerschaften

Verkehr

Von Reinheim verkehren die Züge der Odenwaldbahn (RMV-Strecke 65) nach Darmstadt, Frankfurt sowie Erbach und Eberbach im Ein-bis-Zwei-Stunden-Takt mit Verdichtungen in der Hauptverkehrszeit.

Einige Buslinien verkehren ab Reinheim:

  • K 55 Darmstadt – Roßdorf – Reinheim – Groß-Bieberau – Niedernhausen
  • K 57 Reinheim – Groß-Bieberau – Niedernhausen – Neunkirchen – Brandau – Gadernheim
  • K 85 Darmstadt – Reinheim – Groß-Bieberau – Niedernhausen
  • 678 Darmstadt – Mühltal – Ober-Ramstadt – Reinheim – Groß-Umstadt – Wiebelsbach (nur im Spätverkehr)
  • 693 Reinheim – Groß-Bieberau – Brensbach – Reichelsheim – Fürth
  • 679 Reinheim – Groß-Zimmern – Dieburg – Ober-Roden

Wirtschaft

Neben dem klein- und mittelständischen örtlichen Gewerbe haben drei größere Unternehmen in Reinheim eine Produktionsstätte: das Zweigwerk der Firma Merz Pharma Frankfurt, Hersteller von weltweit bekannten Arzneimitteln (Merz Spezial Dragees, Patentex, Axura) und kosmetischen Produkten (Tetesept) sowie die inzwischen zum Würth-Gruppe gehörende Möbelbeschlagfabrik GRASS (früher:Mepla – Alfit; Karl Lautenschläger KG). Weiterhin gibt es die Roboterfabrik REMAK. Die weltweit vertriebenen Roboter waren maßgeblich daran beteiligt, dass durch das automatisierte Handling von CD Rohlingen diese ihren Durchbruch am Weltmarkt erreichten.

Bildung

  • Kurt-Schumacher-Schule (Kooperative Gesamtschule) [1]
  • Gersprenzschule (Grundschule) [2]

Sport

Die Stadionanlage besteht u.a. aus einer Wettkampfanlage Typ B mit Rasengroßspielfeld und 400 m-Kunststoffrundbahn.

Die Anlage wurde zum Sportzentrum Reinheim erweitert und verfügt nunmehr auch über einen modernen Kunstrasenplatz, einen Skaterplatz und einen Beachvolleyball-Platz. Der Sportplatz liegt in Nachbarschaft zum Segelfluggelände Reinheim.

Quellen

  1. Hessisches Statistisches Landesamt: Bevölkerung in Hessen am 31.12.2023 (Einwohnerzahlen auf Grundlage des Zensus 2022) (Hilfe dazu).
  2. Webpräsenz von Bürgermeister Karl Hartmann URL: http://www.karl-hartmann.de
  3. abgegangenes Wasserschloss Reinheim IN: Burgeninventar.de Stand 1. Januar 2007 URL: http://www.burgeninventar.de/html/hes/DD_big.html#132
  4. Internetpräsentation der Stadt Reinheim, Stand 1. Januar 2006, URL: http://www.reinheim.de/Reinheim.546.0.html
  5. a b Tischner, Heinrich; Heimatbuch Georgenhausen, Zeilhard, Dilshofen; Lokay Druck, Georgenhausen, 1982
  6. http://www.bahnhof-muehltal.de/zeilhard.html aufgerufen am 22. November 2009
  7. Barth, Wolfgang, Festschrift 675 Jahre Zeilhard, Zeilhard, 1998
  8. http://www.tv-zeilhard.de/tvzeilhard/pages/der-verein/informationen/chronik.php aufgerufen am 22. November 2009
  9. echo online: Eklat bei den Reinheimer Grünen, abgerufen am 20. Juni 2009