Bell UH-1
| Bell UH-1 Iroquois | |
|---|---|
UH-1D der deutschen Luftwaffe | |
| Typ | Leichter Mehrzweckhubschrauber |
| Entwurfsland | |
| Hersteller | Bell Helicopter |
| Erstflug | 22. Oktober 1956 |
| Indienststellung | 1959 |
| Produktionszeit | seit 1958 in Serienproduktion |
| Stückzahl | ca. 16.000 |
Der Bell UH-1 Iroquois ist ein leichter Mehrzweckhubschrauber (engl. Utility Helicopter, UH), der von Bell Helicopters für die United States Army entwickelt wurde.
Geschichte
Der spätere UH-1 „Huey“ entstand ab 1955 als „Bell Model 204“ (so sein ziviler Name) im Rahmen einer Ausschreibung der Armee für einen leichten Hubschrauber für SAR-Aufgaben, Transport und Pilotenausbildung. Seinen Erstflug hatte er am 22. Oktober 1956.
Bekannt wurde der Huey (der Name entstand aus seiner ersten Typbezeichnung HU-1) durch seine Einsätze im Vietnamkrieg, wo er für so gut wie jeden Zweck benutzt wurde, inklusive Bodenunterstützung, obwohl er dafür eigentlich nicht konstruiert war. Entsprechend hoch war auch die Verlustquote: Von den über 7.000 in Vietnam eingesetzten Hueys kehrten nach Ende des Krieges nur 2.000 Stück zurück - mehrere hundert wurden beim Abzug der US-Truppen aufgegeben, zerstört oder der südvietnamesischen Armee übergeben.
Die Army National Guard als letzte diese Muster führende Einheit der US Army hat den Helikopter endgültig am 2. Oktober 2009 feierlich außer Dienst gestellt.[1] Das United States Marine Corps (USMC) verwendet die UH-1 derzeit noch.
Versionen


- UH-1A (Bell 204)
- Erste Serienversion mit 860 WPS mit Lycoming T53-L-1-Turbine. Ursprünglich wurde der Hubschrauber als HU-1A bezeichnet, daher der (inoffizielle) Spitzname Huey.
- TH-1A
- 14 zu Trainern umgebaute UH-1A.
- XH-1A
- eine zu Versuchszwecken mit Granatwerfer ausgerüstete UH-1A.
- UH-1B
- Version mit 960 WPS T53-L-5-Turbine. Der Rotor wurde auf 13 m Durchmesser vergrößert und die Rotorblätter auf 53 cm Breite. Die Kabine wurde für bis zu 7 Mann oder 3 Tragen vergrößert. 1.010 Exemplare wurden and die U.S. Army geliefert.
- UH-1C
- Version mit 1.100 WPS (820 kW) T53-L-9 oder L-11, 69 cm breiten Bell 540 Rotorblättern, ebenso wurde das Heck zur verbesserten Manövrierfähigkeit verlängert. Die Treibstoffzuladung wurde erhöht und eine zusätzliche hydraulische Doppelsteuerung (zur größeren Schussunempfindlichkeit) eingeführt. 756 Exemplare wurden and die U.S. Army geliefert, fünf an Australien und fünf an Norwegen.
- YUH-1D (Bell 205)
- Prototyp einer um 1,05 m verlängerten Version mit Raum für 13 Passagiere oder 6 Tragen. Der Prototyp war mit einer T53-L-9-Turbine ausgerüstet und flog erstmals im August 1960.

- UH-1D
- Serienversion der YUH-1D mit 1.100 WPS (820 kW) Lycoming T53-L-11. 2.561 UH-1D wurden gebaut, 2.008 davon gingen and die U.S. Army. Von diesem Modell wurden von Dornier in Lizenz 352 Stück für die deutsche Bundeswehr gebaut. Auch der Bundesgrenzschutz (Führung und Einsatz) sowie die Luftrettung und der Katastrophenschutz wurden mit Hubschraubern dieses Typs ausgerüstet.[2]
- HH-1D
- umgebaute UH-1D mit 190 l-Löschtank für SAR-Einsätze und zur Brandbekämpfung.
- UH-1E
- navalisierte Version der UH-1B/C aus Aluminium (zum Schutz vor Korrosion) für das U.S. Marine Corps. Die ersten 34 waren analog der UH-1B, die restlichen 158 waren navalisierte UH-1C. Viele wurden später mit der 1.400 PS (1.000 kW) Lycoming T53-L-13-Turbine nachgerüstet.
- TH-1E
- 20 als Trainer für das USMC gelieferte UH-1E.
- UH-1F
- Version der UH-1B für die U.S. Air Force mit 1.250 WPS (932 kW) General Electric T58-Turbine des Sikorsky CH-3 der USAF. 119 wurden gebaut. Agusta baute diese Version als AB204B in Lizenz.
- UH-1H
- UH-1D mit 1.400 PS (1.000 kW) Lycoming T53-L-13-Turbine und Staurohr über der Kabine. Ab 1967 wurde die Produktion auf die UH-1H umgestellt, von dem fast 8000 Stück für die U.S. Army (4.850) und andere Abnehmer (oft auch in Lizenz) gebaut wurden.
- EH-1H
- 22 zur Durchführung von elektronischen Gegenmaßnahmen umgebaute UH-1H ("Projekt Quick Fix").
- HH-1H
- 30 SAR-Hubschrauber für die USAF.
- TH-1H
- für die USAF zu Trainern umgebaute UH-1H.
- HH-1K
- SAR-Version der UH-1E für die U.S. Navy mit anderer Avionik und Lycoming T53-L-13-Turbine. 27 wurden gebaut.
- UH-1L
- Version der UH-1C mit Lycoming T53-L-13-Turbine der U.S. Navy für den Einsatz in Vietnam, 8 wurden gebaut.
- TH-1L
- Trainerversion der UH-1L für die U.S. Navy, 90 wurden gebaut.
- UH-1M
- mit 1.400 PS (1.000 kW) Lycoming T53-L-13-Turbine nachgerüstete UH-1C.

- UH-1N Twin Huey (Bell 212)
- Version mit zwei Pratt & Whitney Canada PT6T-3/T400 Turbo Twin Pac-Turbinen mit 1.800 WPS (1.342 kW) für die U.S. Navy, das U.S. Marine Corps und die U.S. Air Force.
- HH-1N
- SAR-Version der UH-1N
- VH-1N
- VIP-Transporter.
- UH-1P
- mit Bewaffnung versehene UH-1F der USAF.
- UH-1V
- zu SAR-Hubschraubern umgebaute UH-1H der U.S. Army.
- EH-1X
- eine zur Durchführung von elektronischen Gegenmaßnahmen umgebaute UH-1H.
- UH-1Y „Venom“ (Bell 412)
- Weiterentwicklung der UH-1N auf Basis der Bell 412 mit moderner Avionik, Glascockpit, zwei 1.150 kW (1.546 WPS) General Electric T700-GE-401C-Turbinen und Vier-Blatt-Rotoren.
- JUH-1 SOTAS
- eine UH-1H, die mit einem AN/APS-94-Radar ausgerüstet wurde.
Aktueller Stand
Bei der US-Army wurde der UH-1 inzwischen fast vollständig durch den UH-60 Black Hawk ersetzt. Teile des Einsatzprofils werden seit 2007 auch von der neuen UH-72 Lakota übernommen. Die meisten der verbliebenen UH-1 der Army wurden bis September 2004 eingemottet, als die technische Unterstützung bei der Army endete. Im April 2008 waren noch ca. 60 Hueys bei der Army und 70 bei der Army National Guard vorhanden, die nur noch für Sonderaufgaben vorgehalten wurden.[3]
Die US-Marines verwenden allerdings nach wie vor den UH-1N und führen derzeit (2009) den UH-1Y ein.
Technik
Neben „Huey“ ist auch „Teppichklopfer“ als Spitzname bekannt, bedingt durch den Effekt des induzierten Widerstandes. An den Rotorblättern wie auch an jeder Flugzeug-Tragfläche treten an den Blattspitzen Luftwirbel auf, was beim Durchlauf des folgenden Blattes zu dementsprechenden Knallgeräuschen führt. Der Hubschrauber ist so schon aus ca. 10 km Entfernung zu hören - erst als leises Grummeln, das immer lauter wird, und dann immer stärker werdende Knallgeräusche wenn der Hubschrauber nur noch ca 1,5 km entfernt ist. Seit der Einführung von Blättern neuer Geometrie in den 90er Jahren ist dieser Effekt wegen der Verschlankung der Blätter schon deutlich vermindert. Bedingt durch den Anstellwinkel und den Vortrieb führen die Rotorblätter eines jeden Hubschraubers sogenannte Schlagbewegungen aus, das vorlaufende Rotorblatt hat dabei die Tendenz hochzuschlagen, was zur Auftriebsverminderung führt. Das rücklaufende Blatt verliert im Richtungsflug bedingt durch die Rückanströmung an Auftrieb und schlägt nach unten. Die halbkardanische Rotorblattaufhängung der UH-1 (typisch für Zweiblattrotore) verhindert dabei ein Rollen um die Längsachse. Der belltypische Stabilisator dämpft entsprechend dem Kreiselprinzip allzu heftige Schlagbewegungen der starr miteinander verbundenen Hauptrotorblätter und vom Piloten kommende Steuereingaben.
Technische Daten des Modells UH-1H (205A-1)


- Triebwerk: 1 Avco Lycoming T53-L-13 Wellenturbine mit 1.420 WPS (1.044 kW)
- Höchstgeschwindigkeit: 220 km/h (rund 120 kn)
- Reichweite: etwa 507 km mit Standard-Treibstoffzuladung von 833 l
- max. Flughöhe: 4145 m
- Leergewicht: 2.140 kg
- max. Abfluggewicht: 4.310 kg
- Tankkapazität: 833 Liter (666 kg)
- Sitzplätze: max. 13 + 2 Besatzung
- Rumpflänge: 12,77 m
- Länge über alles: 17,41 m
- Höhe über alles: 4,42 m
- Rotordurchmesser: 14,63 m
Bewaffnung
in der Kabine montiert:
- 2x 7.62 mm M60 Maschinengewehr
- 2x 7.62 mm GAU-17 Gatling-Maschinengewehr
an 2 externen Aufhängungen:
- 4x 7.62 mm M60 Maschinengewehr im M21-System
- 2x 7.62 mm GAU-17 Gatling-Maschinengewehr
- 2x Raketenwerfer mit 7, 19 oder 24 ungelenkten Raketen
- 2x M75 Granatwerfer
- 6x BGM-71 "TOW" im M26 System
Bundeswehr nur:
- 2x 7.62 mm MG3 in der Kabine montiert.
Siehe auch: Liste der Hubschrauber
Literatur
- Bell UH-1D Luftwaffe Siegfried Wache, F-40 Nr. 28 ISSN 1430-0117,
- Bell UH-1D Heeresflieger Siegfried Wache, F-40 Nr. 33 ISSN 1430-0117

Einzelnachweise
- ↑ Guard retires UH-1 Huey after 50 years of service bei army.mil, abgerufen am 11. Oktober 2009
- ↑ Hans-Jürgen Schmidt: Wir tragen den Adler des Bundes am Rock - Chronik des Bundesgrenzschutzes 1951 – 1971 Fiedler-Verlag, Coburg 1995 ISBN 3-923434-17-0, Seite 61
- ↑ Hohenfels trains last Huey pilots bei army.mil, abgerufen am 2. Mai 2009
Weblinks
- UH-1 "Huey" Helicopter bei fas.org
- Bell UH-1 in der Luftrettung bei rth.info
- Bell UH-1 im Detail Foto-Rundgang bei d-domke.de