Act Up
Geschichtlicher Hintergrund
Die ACT UP Bewegung entstand Ende der 80er Jahre in New York. Junge Künstlerinnen und Künstler schlossen sich zusammen, mit dem politische Ziel, die AIDS-Krise zu beenden. Der Name ACT UP steht für 'AIDS Coalition To Unleash Power', kann aber auch direkt als "sich aufspielen" in der Bedeutung von "sich auflehnen" übersetzt werden.
Die Organistaion ist nicht als Zusammenschluss von Homosexuellen zu verstehen, auch Liberale, Feministinnen und viele andere, die sich mit den politische Zielen der Gruppe indentifizierten, traten bald bei.
Die Krankheit AIDS als politisches Argument missbrauchend, kritisierten konservative Politiker und Kirchenfunktionäre die 'sexuelle Befreiung' der 60er Jahre und proklamierten erneut Ehe und Treue als Absoulutum menschlichen Zusammenlebens. AIDS fungierte als 'Strafe Gottes' gegen alle, die die biblische Heiligkeit der Ehe in Frage stellten.
Auch Pharmakonzerne benutzten die neue Krankheit für Ihre Zwecke: Mithilfe von meist weniger effektiven Medikamenten gegen das Virus wurden immense Profite erzielt. Durch den Einsatz ihrer Lobbys behinderten sie die Zulassung neuerer, wirksamerer Medikamente, um aus den anfänglichen Fehlproduktionen möglichst lange Profit schöpfen zu können.
Ziele und Methodik
Die vornehmlichen Ziele der neuen Bewegung waren folglich, die Wortührer der Konservativen zu kritisieren, die Pharmamultis durch Kapitalismuskritik zu entlarven, das Gesundheitssystem und die Sozialpolitik zu verbessern, in der schulischen Bildung angemessene Sexualaufklärung zu fordern, der Minderheit der homosexuellen Männer und Frauen Anerkennung und Gehör zu verschaffen und in diesem Zusammenhang die soziale Bedeutung von Rasse, Klasse und Geschlecht neu zu reflektieren.
Um diese Ziele durchzusetzen, sollte die Bevölkerung für das Thema sensibilisiert werden und massive Meinungsbildung betrieben werden. Hierbei sollten besonders die Massenmedien eine führende Rolle spielen. Das Thema AIDS wurde bis dahin in den Medien weitgehend vermieden, vereinzelte Erwähnungen der neuen Epidemie benutzten Homosexuelle und Drogenabhängige als Sündenböcke. Neue Denkansätze und Kreativität waren also gefragt. Die bereits altbekannte Protestform der Demonstration war nicht mehr ausreichend, sie musste in ihrer Ausrichtung auf Massenwirksamkeit vervollständigt werden. Die erste Untergruppe der ACT UP Bewegung, die in dieser Hinsicht neue Konzepte benutzte, war Gran Fury. Plakate und Transparente wurden mit Bildmaterial angereichert und so gestaltet, dass sie auch im Fernsehen und auf Pressefotos lesbar blieben. So konnten Zeitungen und Abendnachrichten als Multiplikator der Botschaft von ACT UP genutzt werden. Um die Medien in ihren Bann zu ziehen, gingen die Aktivisten von folgendem aus: Medien sind bilderhungrig. Auffallende Bilder sind Köder, die sie zum 'anbeißen' veranlassen. Dementsprechend fertigte ACT UP für Demonstrationen Bildmaterial mit hohem ästhetischem Niveau an. Besonders stach hier eine Demonstration am 11. Oktober 1988 vor dem Sitz der Food and Drug Administration Headquarters hervor (FDA). Zusätzlich zu hervorragend bearbeitetem Bildmaterial bekamen die Telnehmer der Demonstration im Voraus Schulungen über die als 'bürokratisch' und 'langsam' kritisierte Arbeitsweise der FDA, durch die laut ACT UP wichtige Medikamente blockiert wurden. Auch wurden die Medien schon vorher durch hunderte Anrufe bei Journalisten und sorgfältig vorbereitete Pressemappen informiert und eingeladen. Mit weitgehendem Erfolg, denn die Medien reagierten wie erhofft und rückten das Problem AIDS und die Forderungen von ACT UP ins politische Blickfeld.
Fortbestand
Die Organisation, die inzwischen weltweit tätig ist, feierte 2002 ihr 15-jähriges Bestehen. Zu diesem Anlass wurde der Film Fight Back, Fight AIDS: 15 Years of ACT UP des Ressigeurs James Wentzy veröffentlicht, nicht nur eine Dokumentation über das Netzwerk, das die entscheidende Wende in der AIDS-Krise herbeiführte und heute eine Vielzahl von Selbsthilfezentren, Aktionsgruppen und Medieninitiativen verbindet, sondern auch ein Mahnwerkzeug, dass die Aufklärungs- und Präventionsarbeit in Sachen AIDS auch aktuell noch unvermindert voran getrieben werden muss.