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Körpergewicht

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Das Fickt euch Körpergewicht ist ein biometrisches Merkmal und bezeichnet die physikalische Masse eines Menschen (oder Tieres), üblicherweise angegeben in kg. Es ist kurz nach der Geburt am geringsten und nimmt dann bis zum Erwachsenenalter bei normaler Entwicklung stetig zu.

Während in den Entwicklungsländern viele Menschen unter Untergewicht leiden, weil sie zu wenig zu essen haben, ist in den Industrieländern Übergewicht (bzw. dessen schwere Form Adipositas) ein verbreitetes Problem. Aber auch Essstörungen können Untergewicht verursachen, wie Anorexie und Bulimie, oder zu Übergewicht führen, wie Binge Eating.

Berechnungsformeln, Indices

Zur quantitativen Abschätzung von Körpergewichten wurden eine Reihe von Rechenformeln und Indices entwickelt.

Broca-Index

Der Broca-Index ist ein Maß zur Berechnung des „Normalgewichtes“ einer Person. Er wurde von Paul Broca, einem französischen Chirurgen (1824–1880), entwickelt.

Der Index definiert ausgehend von der Körpergröße l (in cm) ein „Normalgewicht“ m (in kg) nach der Formel

In der zweiten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurde oftmals auch mit einem Idealgewicht von 0,9 · m (für Männer) bzw. 0,8 · m (für Frauen) gerechnet – allerdings mehr aus ästhetischen denn aus medizinischen Gründen.

Der Broca-Index erlaubt lediglich eine grobe Einschätzung und trifft für den Bereich mittlerer Körpergrößen am besten zu; bei sehr großen und sehr kleinen Körpergrößen ist der BMI etwas genauer. Aufgrund von unberücksichtigt bleibenden Besonderheiten des jeweiligen Körperbaus (z.B. Körperfettanteil) sind sowohl BMI als auch Broca-Index umstritten.

Der Vorteil an den Broca-Gewichten liegt darin, dass ein metrisch denkender Mensch sie im Kopf errechnen kann und auch der Broca-Index kann zumindest überschlagsweise ohne Taschenrechner abgeschätzt werden. Angloamerikaner, die ihr Gewicht nur in Pfund und ihre Größe nur in Fuß und Zoll kennen, müssen hingegen den Taschenrechner bemühen. Dies dürfte neben der größeren Datenbasis, die dem Body-Mass-Index (s.u.) zugrunde liegt, einer der Hauptgründe sein, dass der Broca-Index heute kaum noch verwendet wird und vom BMI abgelöst wurde.

Beispiel

Für einen 1,75 m großen Mann liegt das Normalgewicht bei 75 kg, das Idealgewicht bei 67,5 kg. Das entspricht BMI-Werten von 24,5 bzw. 22, also innerhalb des normalgewichtigen Bereiches.

Body-Mass-Index

Der BMI, im deutschen Sprachraum zuweilen auch Körpermasseindex oder -zahl genannt, ermittelt aus der Körpermasse m (in kg) und der Körpergröße l (in m) einen Index nach der Formel

Dieser wird mit – je nach Quelle geschlechts- oder altersabhängigen – Standardwerten verglichen.

Da bei einer Messung des Körpergewichts naturgemäß nicht zwischen Fett- und Muskelmasse unterschieden werden kann, wird die Ermittlung des BMI oftmals mit einer Messung des Körperfettanteils verbunden. Nominelles Übergewicht in Kombination mit einem niedrigen Körperfettanteil weist eher auf einen muskulösen Menschen denn auf gesundheitsgefährdendes Übergewicht hin.

Ponderal-Index

Der Ponderal-Index ähnelt dem BMI. Seine Formel lautet: Körpermasse geteilt durch Körpergröße hoch 3. Werte zwischen 11 und 14 kg/m3 gelten dabei als normal. Dieser Index erfüllt beinahe die Bedingungen einer dimensionslosen Kennzahl der Ähnlichkeitstheorie, da er dimensionsanalytisch unabhängig von der Körpergröße ist und daher auch für Kinder und sehr große Menschen anwendbar ist. Der Ponderal-Index ist dennoch wenig verbreitet.

Taille-Hüft-Verhältnis

Das Taille-Hüft-Verhältnis, auch Waist-Hip-Ratio genannt, ignoriert das Verhältnis von Körpergewicht und Körpergröße und stützt sich allein auf die Körperformen. Ursprünglich hauptsächlich als Indikator für unterschiedliche Gesundheitsrisiken bei gleichem BMI verwendet, dient die Waist-Hip-Ratio heutzutage auch als alleiniger Indikator für Übergewicht.

Bauchumfang

Als weitere Vereinfachung des Taille-Hüft-Verhältnisses wird in letzter Zeit vermehrt der reine Bauchumfang, unabhängig von der Körpergröße, als Indikator für Übergewicht herangezogen. Aufgrund ihrer Einfachheit wird diese Methode heute von Ärzten favorisiert. Ihr Manko besteht jedoch darin, dass frühere Untersuchungen fast nur auf dem BMI basieren und sich Untersuchungsergebnisse daher schlecht vergleichen lassen.

Normalgewicht, Idealgewicht

Es gibt keinen medizinischen Konsens, was das als Normalgewicht zu bezeichnende „wünschenswerte“ oder „natürliche“ Körpergewicht eines Menschen sein sollte. Es ist sogar strittig ob es einen solchen festzulegenden Wert überhaupt gibt. Insofern existieren verschiedene Bemessungsformeln zur Ermittlung des Normal-/Ideal- und Unter- beziehungsweise Übergewichts, die im Ergebnis ähnliche Werte ergeben. Trotz dieser Diskussion um den richtigen Wert eines Normal- oder Idealgewichtes gibt es klare Vorstellungen außerhalb welcher Gewichtsbandbreite eine Person als (krankhaft) unter- oder übergewichtig/Adipös zu beurteilen ist.

Eine seit langem verbreitete Formel zur Ermittlung des Normalgewichts ist die Broca-Formel. Sie liefert eine grobe Abschätzung in Abhängigkeit von der Körpergröße. Ein differenziertes Ergebnis bietet die Errechnung des Body-Mass-Index oder des Ponderal-Index. Auch der Bauchumfang wird verwendet, um festzustellen ob die betreffende Person normalgewichtig ist. Darüber hinaus existieren eine Vielzahl von Formeln, in denen Taillenweite oder Unterarmumfang (korreliert mit Muskelanteil), Körperfett-, Wasseranteil, etc. eingehen. Des Weiteren werden zur Beurteilung auch Quantile (für Unter/Übergewicht) oder der Median (für das Idealgewicht) von empirisch gewonnenen Verteilungen des Körpergewichts einer Bevölkerungsgruppe benutzt.

Eine aktueller Bericht der WHO[1] verwendet den BMI und definiert Normalgewicht mit einem BMI von 18,5–24,9.

Untergewicht

Eine aktueller Bericht der WHO[2] verwendet den BMI und definiert Untergewicht mit einem BMI von <18,5.

Untergewicht führt zu einer mangelhaften Versorgung des Körpers mit Eiweiß, Fetten und Kohlenhydraten sowie Vitaminen und Mineralstoffen. Die Haut und das Haar verändert sich, die Knochen können entkalken und die Muskeln schwinden. Außerdem können einige Organe ihre Aufgabe nicht mehr richtig erfüllen, weil Nährstoffe fehlen.

Übergewicht

Eine aktueller Bericht der WHO[3] verwendet den BMI und definiert Übergewicht wie folgt:

BMI
Präadipositas (Übergewicht im engeren Sinne) 25–29,9
Adipositas Grad I 30–34,9
Adipositas Grad II 35–39,9
Adipositas Grad III > 40

Diese Grenzwerte sind allerdings in der Fachwelt umstritten. Nach einer israelischen Langzeitstudie an 10.000 Männern im Alter über 40 Jahren haben Männer mit leichtem Übergewicht (BMI von 25 bis 27) deutlich bessere Aussichten auf Langlebigkeit als Normalgewichtige. Bei starkem Übergewicht (BMI > 27) sinkt die Lebenserwartung wieder.[4]

Übergewicht gilt als Risikofaktor für verschiedene Erkrankungen (zum Beispiel Herzinfarkt, Schlaganfall, Diabetes mellitus). Regelmäßige Bewegung und mäßiges Essen (vor allem wenig Fett und wenig Kohlenhydrate) können das Körpergewicht senken.

Neuere Erkenntnisse[5][6][7][8][9] deuten an, dass die genannten Werte neu ausgelegt werden sollten. Demnach ist ein BMI von 25-30 noch „gesund“, da Menschen mit leichtem bis mittlerem Übergewicht durchschnittlich länger leben. Bei einigen Krankheiten sei eine höhere „Reserve“ von Vorteil (beispielsweise auch bei Operationen). Das, was man bisher als Übergewicht bezeichnete, ist eigentlich das Idealgewicht, da es statistisch das Gewicht mit der besten Lebenserwartung ist. Ein leichtes Übergewicht ist für die Anfälligkeit gegenüber einigen Krankheiten von Nachteil, für andere von Vorteil. Es kommt aber darauf an, wo das Körperfett gespeichert ist. Ist dieses im Bauchraum, so erhöht dieses das Risiko für Herz-Kreislauf-Erkrankungen und Zuckerkrankheit. Ansonsten kann es gerade vor diesen Erkrankungen schützen

Das fand die Gesundheitswissenschaftlerin und Ärztin Prof. Ingrid Mühlhauser mit ihrem Team der Universität Hamburg heraus, indem sie viele Studien verglich.[10][11][12] Auch eine Studie der Oxford University kommt zu diesem Ergebnis.[13][14]

Einzelnachweise

  1. WHO: Obesity - preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000
  2. WHO: Obesity - preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000
  3. WHO: Obesity - preventing and managing the global epidemic. WHO Technical Reports Series 894, Geneva 2000
  4. Forscher des Hadassah-Krankenhauses in Jerusalem nach einer dpa-Meldung vom 4. Januar 2007dpa
  5. Dicke leben länger, "Servicezeit Gesundheit" (WDR) vom 2. November 2009
  6. Morbidität und Mortalität bei Übergewicht und Adipositas im Erwachsenenalter: Eine systematische Übersicht, Deutsches Ärtzteblatt am 20. Mai 2009
  7. Morbidität und Mortalität von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen, Veröffentlichung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierter Medizin im Portal German Medical Science am 4. März 2009
  8. Being pear shaped protects against heart disease, University of Oxford am 12. Januar 2010
  9. Rund und gesund, Tagesschau.de am 13. Januar 2010
  10. Dicke leben länger, "Servicezeit Gesundheit" (WDR) vom 2. November 2009
  11. Morbidität und Mortalität bei Übergewicht und Adipositas im Erwachsenenalter: Eine systematische Übersicht, Deutsches Ärtzteblatt am 20. Mai 2009
  12. Morbidität und Mortalität von Übergewicht und Adipositas bei Erwachsenen, Veröffentlichung des Deutschen Netzwerks Evidenzbasierter Medizin im Portal German Medical Science am 4. März 2009
  13. Being pear shaped protects against heart disease, University of Oxford am 12. Januar 2010
  14. Rund und gesund, Tagesschau.de am 13. Januar 2010