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Waitz von Eschen

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Wappen der Waitz von Eschen

Waitz von Eschen ist der Name eines ursprünglich aus Thüringen stammendes Adelsgeschlechts. Die Familie ist heute in Kassel unter der Firmierung "Freiherren von Waitz Unternehmensgruppe" unternehmerisch tätig. Die Familie gehörte zur heute noch bestehenden Althessische Ritterschaft.

Geschichte

Die früher in Thüringen reich begüterte Familie verarmte durch die Kriege der frühen Neuzeit. Daher mussten ihre Mitglieder ab dem 17. Jahrhundert Tätigkeiten als Beamte oder im gewerblichen Bereich aufnehmen.

Die Stammreihe beginnt mit Johannes Waitz, der als Handelsmann und Eisenhammerbesitzer in Tambach bei Ohrdruff und Schmalkanden 1570 bis 1588 urkundlich auftritt. Jakob Sigismund (1698-1776) auf Eschen, Dudendorf und Kucksdorf, Mecklenburg-Schwerin, Stammvater des noch bestehenden hessischen Zweiges, stammte aus Gotha. Er studierte Ingenieurwesen am damaligen Collegium Carolinum in Braunschweig und trat danach in hessische Staatsdienste, wo er zuerst ins Bergkollegium kam. 1750 pachtete er die mecklenburgische Saline Sülze und die nassau-weilburgischen Silberzeche Mehlbach bei Weilmünster. Später wurde er hessischer Kammerdirektor und 1756 Staatsminister. Nach der 1757 erfolgten Besetzung Hessens während des Siebenjährigen Krieges durch die Franzosen und Flucht des Landgrafen führte er die Regierung in Vertretung des geflüchtenen Landgrafen Friedrich II.. Hierfür wurde er am 7. April 1764 vom Kaiser Franz in den erblichen Reichsfreiherrenstand erhoben. 1774 trat er als Staatsminister und Chef des Berg- u. Hüttenwesens in preußische Dienste. 1778 reiste er zusammen mit dem Ingenieur Carl Friedrich Bückling im Auftrag des preußischen Ministers Friedrich Anton von Heynitz nach England, um sich mit der Funktionsweise der soeben erfundenen Dampfmaschine vertraut machen und entsprechende Baupläne anfertigen. Er erwarb eine Maschine, die in der Braunkohlengrube bei Altenweddingen eingesetzt wurde. Zu seinen Tätigkeiten gehörte ferner der Weiterbau der königlich-preußischen Saline in Salzelmen bei Schönebeck (Elbe), dem größten staatliche Unternehmen Preußens. Unter seiner Leitung wurde 1784 das Gradierwerk auf 1837 m zum größte Gradierwerk der Welt verlängert. Daneben betrieb er seit 1775 Braunkohlenbergbau bei Großalmerode östlich von Kassel. Da er seine eigenen Söhne früh verlor, adoptierte er den Mann seiner Tochter Karoline Dorothea Magdalena, Johann Friedrich von Hilchen zu Nauheim.

Johann Friedrich (1706–1781) nannte sich nach seiner Heirat ebenfalls Waitz von Eschen. Er zunächst war Amtmann zu Sontra und später hessisch-hanauischer Oberamtmann und Oberkammerrath. Nachdem er über seine Frau die Waitz'schen Besitzungen und Titel geerbt hatte, wohnte das Paar in Kassel. 1770 ließ er sich durch den Architekten Simon Louis du Ry am heutigen Spohrplatz in Kassel das Palais Waitz von Eschen errichten, das bis zu seiner Zerstörung 1943 zu den elegantesten Stadtpalais der Stadt gehörte.

Friedrich Sigismund (1745–1808) ihr Sohn, wurde 1769 hessischer Kammerassessor, 1770 Kriegs-, Domänen- u. Bergrath, 1773 Geheimer Legationsrath, 1783 Präsident des Kammercollegiums und Steuerdirektor und 1786 Präsident und Direktor des Bergwesens, 1796 Staatsminister, Kurator der Universitäten Marburg u. Gießen und 1802 Ordenskanzler. Er wurde zu mehren diplomatischen Sendungen verwendet und schloss 1795 den Frieden zu Basel zwischen Hessen und der Republik Frankreich. Sein jüngster Bruder Johann Friedrich (1759 - 1804) zog, auch in den Diensten der hessischen Landgrafen, nach Hanau. Sein ältester Sohn August (1799 - 1864) erwarb zwischen 1824 und 1835 die "Emmerichshöfe", ca. 10km östlich von Hanau gelegen. Diese Linie der Familie starb 1933 ohne männliche Erben aus. Emmerichshofen ist heute im Besitz der Kasseler Linie, den Nachfahren Friedrich Sigismunds.

Karl Waitz von Eschen (* 1795, † nach 1867), der Sohn von Friedrich Sigismund, Vetter von August, war Herr auf Winterbüren, Waitzrodt und Hirschberg in Hessen. Zudem war er Kammerherr des Kurfürsten Wilhelm II. und Mitglied im Schönfelder Kreis. 1867 wurde er liberal-konservativer Wortführer im preußischen Herrenhaus.

Roderich (* 1833, † ?), der Sohn Karls, erbte den Besitz und baute ihn weiter aus.

Im 19. und 20. Jahrhundert besaß die Familie weitere Bergwerksfelder, diversen Grundbesitz und übte eine vielseitige unternehmerische Tätigkeit u.a. mit Alaunwerken, Blaufarbenfabriken, Porzellanherstellung, Maschinen- und Anlagenbau. 2003 wurde der Braunkohlenbergbau eingestellt.

Wappen

Der gespaltene Schild zeigt über einem grünen Dreiberg rechts in Blau drei goldene Weizenähren, links in Rot ein goldenes Hochkreuz zwischen zwei goldenen Weizenähren. Der rechte Helm mit blau-goldenen Decken trägt drei goldene Ähren, der linke mit rot-goldenen Decken das Kreuz zwischen zwei goldenen Weizenähren.

Literatur

  • Pierer's Universal-Lexikon, Band 18. Altenburg 1864, S. 760.
  • Allgemeine Deutsche Biographie, herausgegeben von der Historischen Kommission bei der Bayrischen Akademie der Wissenschaften, Band 40 (1896)
  • Günter Hinze: 400 Jahre Braunkohlenbergbau am Hirschberg, Kassel 1975
  • Genealogisches Handbuch des Adels, Adelslexikon Band XV, Band 134 der Gesamtreihe, C. A. Starke Verlag, Limburg (Lahn) 2004, ISSN 0435-2408