Zum Inhalt springen

Alleröd-Interstadial

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 10. März 2010 um 23:26 Uhr durch Engeser (Diskussion | Beiträge). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Serie/
(Glazial)
  Klimastufen   Zeitraum
v. Chr.
Holozän Präboreal 9.610–8.690
Pleistozän
(Weichsel-
-Spätglazial)
Jüngere Dryaszeit 10.730–9.700 ± 99
Alleröd-Interstadial 11.400–10.730
Ältere Dryaszeit 11.590–11.400
Bölling-Interstadial 11.720–11.590
Älteste Dryaszeit 11.850–11.720
Meiendorf-Interstadial 12.500–11.850
(Weichsel-
-Hochglazial)
Mecklenburg-Phase

Das Alleröd-Interstadial, auch Allerød-Interstadial ist die letzte Warmphase (Interstadial) kurz vor dem Ende der Weichsel-Kaltzeit (Quartär). Sie dauerte von 13.350 bis 12.680 Warvenjahre v. h.,[1] das entspricht 11.400 bis 10.730 v. Chr. Das Einsetzen und die Dauer kann regional durchaus etwas abweichen. Voraus ging die Ältere Dryaszeit, während danach die Jüngere Dryaszeit folgte. Mit der Jüngeren Dryaszeit endete das Pleistozän und begann das Holozän.

Namesgebung und Begriffsgeschichte

Der Name wurde von Nikolaj Hartz und Vilhelm Milther 1901 für spätweichselglaziale, interstadiale Ablagerungen vorgeschlagen.[2] Die interstadialen Bedingungen wurden aufgrund von pflanzlichen Großresten erschlossen. Benannt wurde diese Warmphase nach der Typlokalität Allerød in Dänemark, nordwestlich von Kopenhagen (Dänemark). Johannes Iversen konnte diese wärmere Phase anhand von Pollen erfassen und nannte sie Alleröd-Oszillation bzw. Alleröd period.

Definition

Der Beginn des Alleröd-Interstadial ist durch die Ausbreitung der Birkenwälder definiert. Am Ende des Alleröd-Interstadials (und damit dem Beginn der Jüngeren Dryaszeit) verschwanden sie wieder und wurden durch eine Strauchtundra ersetzt.

Das ursprüngliche Typusprofil bei Allerød (Seeland, Dänemark) existiert heute nicht mehr. Als Parastratotyp gilt deshalb Bølling Sø (Jütland, Dänemark).

Datierung und Korrelation

Die Datierung ist mit Hilfe der Dendrochronologie und der darin eingehängten Warvenchronologie abgesichert. Nach der Warvenchronologie dauerte es von 13.350 bis 12.680 Warvenjahre v.h. Umgerechnet bedeutet dies 11.400 bis 10.730 v. Chr. Das Geozentrum Hannover datiert dieses Intervall auf 13.350 bis 12.700 cal. v.h.[3].

Der Ausbruch des Laacher Vulkans (Laacher See) ist außerdem ein herausragendes geologisches Ereignis (großflächige Ablagerung von Bimstuff, bis Nordeuropa nachweisbar), das in diesem Zeitintervall stattfand. Die vom Wind weit verfrachtete vulkanische Asche erlaubt die Korrelation über weite Entfernung innerhalb von West-, Mittel- und Nordeuropa. Nach der neuesten Datierung erfolgte der Ausbruch 12.880 Warvenjahre v.h. (bezogen auf 1950), d.h. im Jahre 10.930 v. Chr.

Drei Rekonstruktionen vergangener Temperaturen. Die rote Grip-Sequenz der Nordhalbkugel zeigt mit einer Gruppe von deutlichen Ausschlägen das Dryas-Ereignis (Jüngere und Ältere Dryas) vor ca. 13.000 Jahren (1,3 × 104). In den Kurven der Südhalbkugel (Wostok, EPICA aus der Antarktis) zeigt sich fast zeitgleich ein Absinken des Isotopenverhältnisses.

Verlauf

Im Alleröd (= Grönland-Interstadial 1c) gab es in Mitteleuropa die erste flächige Wiederbewaldung nach der letzten Eiszeit (= Weichsel-Hochglazial). Der erste Abschnitt des Alleröds war durch lichte Birkenwälder geprägt, später gab es eine geschlossene Bewaldung, in der die Kiefer dominierte.

Kulturgeschichte

An der Typlokalität Allerød in Dänemark, nordwestlich von Kopenhagen (Dänemark) wurden gegen Ende des 19. Jahrhunderts erstmals archäologische Überreste aus dieser für die Siedlungsentwicklung Europas in der späten Altsteinzeit (Spätpaläolithikum) bedeutsamen Periode gefunden. Durch die zunehmende Bewaldung Mitteleuropas wurden die großen Herden des Offenlandes als Lebensgrundlage der Jäger des Magdalénien verdrängt. Infolgedessen wurden Siedlungen und Jagdlager kleiner; archäologische Hinterlassenschaften des Alleröd werden in Norddeutschland nach der typischen Steingerätform als Federmesser-Gruppen bezeichnet. In Süddeutschland besteht eine Kontaktzone zum späten Magdalénien.

Quellen

Literatur

  • Thomas Litt, Karl-Ernst Behre, Klaus-Dieter Meyer, Hans-Jürgen Stephan und Stefan Wansa: Stratigraphische Begriffe für das Quartär des norddeutschen Vereisungsgebietes. Eiszeitalter und Gegenwart (Quaternary Science Journal), 56(1/2): 7-65, Hannover 2007 ISSN 0424-7116

Einzelnachweise

  1. Litt et al. (2007: S.62/3
  2. N. Hartz, V. Milthers: Det senglaciale Ler i Allerød Teglværksgrav. Meddelelser fra Dansk geologisk Forening 8, 1901, S. 31-60.
  3. Das Quartär in Niedersachsen und benachbarten Gebieten [1]

"Lagerplatz der Altsteinzeit in NRW entdeckt", Artikel vom 11. Oktober 2008, aufgerufen am 13. Oktober 2008