Querbinder

Der Querbinder, auch Schleife, oder umgangssprachlich Fliege und in Österreich auch Mascherl genannt, ist eine schmückende, meist mehrfarbige Stoffschleife, die um den Hemdkragen getragen wird. Querbinder heißt er deshalb, weil er den Hals im Gegensatz zu Krawatten (Langbinder) waagerecht verziert, und Schleife, weil damit die Art, wie man ihn bindet, beschrieben wird.
Obwohl älter als die heute wesentlich stärker verbreitete Krawatte, hat der Querbinder im Laufe der Kleidungsgeschichte stark an Bedeutung verloren. Ursprünglich waren die von vornehmen Herren getragenen Schleifen noch wesentlich größer, bis sie etwa 1870 auf das noch heute bekannte kompakte Format reduziert wurden.
Bis in die Gegenwart hat sie sich als einzig akzeptabler Binder zum Frack (weiße Schleife) und zum Smoking (schwarze Schleife) noch ihre Bedeutung anlässlich hoher Festlichkeiten und Abendgesellschaften erhalten. Außerdem ist sie die einzige akzeptable Alternative zur Krawatte.
Wird heutzutage statt einer Krawatte ein Querbinder zum Geschäfts-Anzug getragen, erregt das Aufmerksamkeit. Daher wird dieser Stil von unkonventionellen Künstlern oder Wissenschaftlern bevorzugt. Auch in Medizinerkreisen und unter Chemikern finden sich traditionell relativ viele Schleifenträger. Die Schleife wird von vielen Chemikern bevorzugt, weil sie bei der Arbeit mit Chemikalien im Labor nicht so sehr im Wege und gefährdet ist wie eine Krawatte. Führungskräfte in der Industrie tragen vereinzelt Querbinder, wenn der Anzug beruflich üblich aber eine Krawatte aus Sicherheitsgründen (z.B. in der Fertigung) unerwünscht ist.
Als Teil der Amtstracht der Richter und Staatsanwälte ist eine weiße Schleife alternativ zur weißen Krawatte zulässig. Zum Dienstanzug der Bundeswehr kann ebenfalls eine schwarze Schleife getragen werden, zum Gesellschaftsanzug ist diese vorgeschrieben.
Im Snooker- und English Billiards-Sport ist bei Profiturnieren das Tragen einer Fliege vorgeschrieben.
Damen tragen auch vereinzelt phantasievolle Schleifen zur Bluse.
Material und Knoten

Hochwertige Schleifen werden ebenso wie hochwertige Krawatten aus bunt bedrucktem oder gewebtem, reinem Seidenstoff hergestellt. Die weißen Frackschleifen sind hingegen immer aus Baumwollpikee. Meist sind die Schleifen schon fertig vorgebunden und werden mit einem verstellbaren Gummiband am Hemdkragen befestigt. Die Schleife kann aber auch selbst gebunden werden, was für den Ungeübten zunächst recht schwierig ist – obwohl der Knoten wie eine gewöhnliche Schuhschleife gebunden wird.
Bekannte Schleifenträger

- Winston Churchill, ehem. britischer Premierminister (trug nur gepunktete Schleifen zum zivilen Anzug)
- Hercule Poirot, Romanfigur der britischen Schriftstellerin Agatha Christie
- Ian Fleming, britischer Schriftsteller
- James Bond, fiktive Figur, geschaffen von Ian Fleming.
- Walter Gropius, deutscher Architekt, Gründer des Bauhaus
- Will Kane (Figur aus dem Western Zwölf Uhr mittags), Marshal aus Hadleyville, New Mexico
- Hans Klein, deutscher Politiker
- Ralf Stegner, deutscher Politiker
- André Kostolany, Finanzexperte, Börsenspekulant, Journalist und Schriftsteller
- Heinz Riesenhuber, deutscher Politiker
- Gerry Kley, ehem. Sozialminister Sachsen-Anhalt
- Helmut Reitze, Journalist, Intendant des Hessischen Rundfunks
- Martin Ebner, Schweizer Bankier und Börsenhändler
- Wolfgang Schüssel, österreichischer Politiker, ugs. auch „Mascherlmann“ genannt; ab dem Jahr 2000 (Schüssel wurde Bundeskanzler) ausschließlich Krawatte
- Karl Lauterbach, deutscher Gesundheitsexperte und -politiker
- Uwe Wesp, deutscher Meteorologe
- Murray N. Rothbard, libertärer Gelehrter
- Oliver Kalkofe, deutscher Satiriker, Kolumnist, Buchautor und Schauspieler
- Hinnerk Fock, deutscher Politiker, Spitzenkandidat der FDP Hamburg zu den Bürgerschaftswahlen 2008
- Jürgen Zöllner, Berliner Senator für Bildung, Wissenschaft und Forschung
- Claude Longchamp, Schweizer Historiker und Politikwissenschaftler
- Toomas Hendrik Ilves, Präsident von Estland
Literatur
- Davide Mosconi, Riccardo Villarosa: Fliegen und Krawatten, „Die verbindliche Kunst des feinen Knotens, 188 verschlungene Möglichkeiten“, Bechtermünz Verlag, 1985,ISBN 3-86047-782-X. (Die Originalausgabe erschien in Italien unter dem Titel: 188 Nodi da Collo)