Renault Espace
Renault Espace | |
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Produktionszeitraum: | seit 1984 |
Klasse: | Großraumlimousine |
Karosserieversionen: | Steilheck, fünftürig |
Der Renault Espace ist eine fünftürige Großraumlimousine, die bis September 2002 bei Matra gefertigt wurde und seit Oktober 2002 bei Renault produziert wird. Von den sieben Sitzen im Innenraum des Espace sind fünf einzeln herausnehmbar.
Geschichte
Der französische Autobauer Matra entwickelte in den Jahren 1978 bis 1982 Europas erste Großraumlimousine (Van) und brachte sie 1984 zusammen mit dem Hersteller Renault als Renault Espace (= Raum) zur Serienreife. Ursprünglich war das Fahrzeug für Talbot gedacht, einer zum PSA-Konzern gehörenden Marke. In Folge von Liquiditätsproblemen von Talbot-Matra übernahm Renault den fast fertigen Van. Die Marktfähigkeit für diese Art von Automobil wurde zunächst oft in Frage gestellt, erwies sich im Nachgang jedoch als kommerzieller Erfolg.
Innovation
Wegbereitend war nicht allein das Raumkonzept des Espace mit seinen sieben Sitzen, von denen fünf einzeln herausnehmbar waren und sich somit der Kofferraum bis auf 3 Kubikmeter Laderaum erweitern ließ, sondern besonders der von der im Kunststoff-Karosseriebau erfahrenen Firma Matra entwickelte mehrschichtige Polyesteraufbau.
Die Rohkarosse des Espace, bestehend aus Stahlblech-Preßteilen der Bodengruppe, der vorderen Spritzwand sowie der Dachrahmen und -holme, wird werden zunächst punktgeschweißt und anschließend als Fertigteil vollständig feuerverzinkt. Vorübergehend angebrachte Stahlklammern verhindern dabei Verformungen als Folge der Erwärmung.
Das Feuerverzinken erfüllt beim Renault Espace nicht nur die Funktion des Korrosionsschutzes. Das flüssige Zink dringt durch die Kapillarwirkung in Spalten und Ritzen ein und verlötet praktisch sämtliche Einzelkomponenten der Konstruktion zusätzlich zum Punktschweißen. Dadurch wird die Torsionssteifigkeit des Espace-Rahmens verbessert, und die Blechdicke konnte in den Verbindungen bei gleicher Belastbarkeit reduziert werden.[1]
Anschließend wurden Verbundwerkstoff-Flächenteile an den Rahmen angebracht.
Hierdurch konnte die Fahrzeugmasse des 4,25 Meter lange Espace von 1.200 kg auf dem Niveau eines Mittelklasse-Pkw gehalten werden.
Die im Verhältnis zur Größe des Fahrzeugs geringe Fahrzeugmasse erlaubte bei einer Motorisierung durch einem Ottomotor mit zwei Liter Hubraum und einer Maximalleistung von 81 kW (110 PS) gute Beschleunigungswerte. Durch die bei Modellvorstellung mit 58° noch unüblich stark geneigte Frontscheibe wurden günstige Luftwiderstandsbeiwert mit 0,32[2] ermöglicht, die derzeit zumindest in Frankreich Assoziationen zum Train à grande vitesse (TGV) nach sich zog. So konnte mit dem Zweiliter-Ottomotor mit 81 kW (110 PS) eine Höchstgeschwindigkeit von über 160 km/h erreicht werden, bei moderaten Verbräuchen in der Ausstattung 2000GTS nach DIN 70300 von 6,8 Liter je 100 km bei 90 km/h, 9,4 Liter je 100 km bei 120 km/h und 10,8 Liter je 100 km Superkraftstoff im Stadtverkehr.[3]
Mit Vorstellung der vierten Generation erfolgte allerdings eine weitgehende Abkehr der bisherigen Konzeption. Die Fahrzeugmasse ist durch die Ganzstahlkarosserie dramatisch angestiegen. Die Zweckmäßigkeit für Großfamilien wurde zugunsten der neuen Lifestyle-Klientel eingeschränkt. Das hohe Leergewicht erfordert eine Bereifung mit einem hohen Tragfähigkeitsindex. Das schränkt bei hohen Kosten die Auswahl stark ein.
Fertigungsorte
Bis zur dritten Generation wurden die Fahrzeuge im Matra-Werk in Romorantin-Lanthenay, Département Loir-et-Cher in der Zentralfranzösisch gelegenen Sologne gefertigt.
Mit Vorstellung der vierten Generation im Jahre 2002 wird der Espace bei Renault im nordfranzösischen Werk Sandouville gefertigt, in dem auch der Vel Satis und der Laguna hergestellt werden.
Modellhistorie
Traditionell benennt Renault neue Modellgenerationen als Phase I, vollzogene Modellüberarbeitungen bzw. die Modellpflege als Phase II.
Espace I (1984−1991)


Die erste Generation des Espace wurde intern als Typ J11 bezeichnet. Er brachte es nach schleppendem Anfang auf 191.674 Zulassungen.
1988 wurde im Rahmen der Modellpflege die Frontpartie verändert und das Heck verlängert. Daraufhin kam dann auch eine Allradversion zur Modellpalette hinzu, deren Kardanwelle aus Verbundmaterial (Kohlenstofffaser mit Epoxidharz) das Antriebsdrehmoment auf die Hinterachse vermittelt.
Espace II (1991−1997)


Die 18 Zentimeter längere zweite Serie, auch als Typ J63 bezeichnet, war eine Weiterentwicklung auf dem J11-Chassis. Karosserie und Innenausstattung wurden komplett überarbeitet. Der J63 erhielt eine noch günstigere, rundere Form sowie eine leistungsgesteigerte Motorisierung. Dieses waren Ottomotoren mit 4 Zylinder und wahlweise 6 Zylinder und auch als Turbodiesel, wodurch sich die Höchstgeschwindigkeit auf bis auf 190 km/h steigern ließ. Der J63 war auch als allradangetriebene Version Quadra erhältlich.
Von dieser Generation des Espace wurden trotz zunehmender Konkurrenz 316.419 Stück verkauft.
Im Jahr 1995 stellte Renault zum 10. Jubiläumsjahr des Espace eine Spezialversion mit dem Namen "Espace F1" im Rahmen einer Projektstudie vor. Ingenieure von Matra nutzten dazu Technologien aus der Formel 1. So auch den Renault V10-Motor aus der Saison 1993 mit 3,5 Liter Hubraum und etwa 595 kW (810 PS), durch den der Espace in unter 3 Sekunden auf 100 km/h und in unter 7 Sekunden auf 200 km/h beschleunigt werden konnte. Die Höchstgeschwindigkeit betrug etwas über 300 km/h. Die verhältnismäßig ungünstige Aerodynamik des gewählten Karosserieverbreiterung wirkte jedoch Geschwindigkeitsbegrenzend. Eine Serienfertigung war nicht geplant und auch in dieser Form nicht möglich gewesen, da der Motor nur extern gestartet werden konnte und dieser in der Kabine mittig verbaut wurde[4]. Das hatte im Innenraum Temperaturen von über 60 Grad Celsius sowie eine Lautstärke von deutlich über 100 Dezibel zur Folge.
Espace III (1997−2002)


Sterne im Euro-NCAP-Crashtest[5] | ![]() |
Auch die dritte Generation, der Typ JE, wurde bei Matra entwickelt und montiert und besaß wie die Vorgänger eine Kunststoffkarosserie auf einem verzinkten Stahlchassis.
Der JE erhielt neu entwickelte Vierzylindermotoren, die erstmals quer eingebaut waren. Es gab Ottomotoren von 2,0 Liter mit 84 kW bis 3,0 Liter mit 140 kW. Der V6-Benziner aus dem Typ J63 wurde noch bis 1999 produziert und dann von einem neu entwickelten V6 mit 3,0 l Hubraum abgelöst. Auch die Dieselmotoren wurden im Laufe der Produktionszeit modernisiert, die Motoren reichten von 1,9 Liter mit 72 kW bis 2,2 Liter mit 95 kW.
Zur IAA 1997 wurde zusätzlich zum Grundmodell der nochmals um 27 Zentimeter längere Grand Espace angeboten, der als erster Van überhaupt vier Euro NCAP-Sterne für vorbildliche Sicherheit erhielt. Von dieser Generation wurden bis September 2002 insgesamt 357.120 Fahrzeuge gefertigt. 2001 wurde ein auf dem Typ JE basierendes viersitziges Coupé mit Kunststoffkarosserie vorgestellt, der Renault Avantime. Seine Produktion wurde nach 18 Monaten infolge der Insolvenz von Matra im Frühjahr 2003 eingestellt.
Espace IV (seit 2002)
Typ JK | |
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![]() Renault Espace IV (2002 bis 2006) | |
Produktionszeitraum: | seit 2002 |
Motoren: | Ottomotoren: 2,0 bis 3,5 Liter (100 bis 177 kW) Dieselmotoren: 1,9 2,0 2,2 3,0 Liter (88 bis 133 kW) |
Länge: | 4656 bis 4861 mm |
Breite: | 1894 mm |
Höhe: | 1728 bis 1746 mm |
Radstand: | 2803 bis 2868 mm |
Leergewicht: | 1785 bis 2010 kg |
Sterne im Euro-NCAP-Crashtest[6] | ![]() |
Die vierte Generation des Espace mit der Renault-internen Bezeichnung JK kam im Oktober 2002 auf den Markt.
Als erster Van erhielt diese Ausführung die Höchstwertung von fünf Euro-NCAP-Sternen im Crashtest. Mit dem Espace IV, der von Anfang an auch als Grand Espace erhältlich ist, änderte sich allerdings praktisch alles:
- Dieses Modell wird nicht mehr bei Matra, sondern bei Renault produziert.
- Es besitzt nicht mehr die an die am Leichtbau an Gitterrahmen orientierte Skelettkarosserie der Vorgängermodelle, sondern eine klassische, selbsttragende Stahlblechkarosserie, die mit Anbauteilen aus unterschiedlichen Materialien (Kunststoffe, Leichtmetalle) ergänzt ist: Um das Fahrzeugmasse zu begrenzen werden beispielsweise die Türen aus Aluminium und die vorderen Kotflügel aus Polycarbonat gefertigt. Die Heckklappe besteht aus einem Sheet molding compound (SMC).
- Aufgrund der nun in den Rücksitzen integrierten Gurten sind die Sitze wesentlich schwerer als bei den früheren Modellen.
Dennoch gilt der Espace auch nach sieben Jahren Produktionszeit (Stand 10/2009) als zeitgemäßer Van, in Sachen Fahrkomfort und Geräuschentwicklung oft als Referenz.
Phase I (2002–2006)

In den Ausstattungsvarianten Authentique, Expression, Privilège und Initiale standen sechs verschiedene Motorisierungen zur Auswahl.
Alle Varianten beinhalten schon in der Standardausstattung beispielsweise eine Klimatisierung, automatisch wirkende Parkbremse, Nebelscheinwerfer, elektrische Fensterheber an allen Fenstern, eine abschaltbare, automatische Türverriegelung nach dem Anfahren und automatische Türentriegelung im Falle eines Aufpralls sowie ein Autoradio.
Motorisierungen (2002–2006)
Ottomotor:
- 4 Zylinder
- 2.0 16V 100 kW (136 PS)
- 2.0 Turbo 120 kW (163 PS), auch mit 5-Stufen-Automatik. Motorleistung später 125 kW (170 PS)
- 6 Zylinder
- 3.5 24V 177 kW (241 PS), nur mit 5-Stufen-Automatik. Motor von der Renault-Tochter Nissan geliefert und auch im Nissan 350Z verbaut.
Dieselmotor:
- 4 Zylinder
- 1.9 dCi 88 kW/120 PS
- 2.2 dCi 110 kW (150 PS), auch mit 5-Stufen-Automatik
- 6 Zylinder:
- 3.0 dCi 130 kW (177 PS), nur mit 5-Stufen-Automatik . Der Motor stammt als Zulieferaggregat von Isuzu. Diese Maschine wurde auch im Renault Vel Satis, als 3.0 V6 CDTI im Opel Movano, Opel Vectra, Opel Signum, als 3.0 TiD im Saab 9-5 oder als 3.0 l dCi, (Y61) im Nissan Patrol verbaut. Bis zu einer Überarbeitung im Jahre 2006 gilt das Aggregat als thermisch anfällig. Daneben sind Defekte an der Hochdruckpumpe als auch Lagerschalensenkungen der Kurbelwelle auffällig.
Phase II (seit 2006)
Im April 2006 erhielt der Espace mit der Phase II eine Modellüberarbeitung, das so genannte Facelift. Die Ausstattungsvarianten werden Authentique, Expression, Dynamique, Privilège und Initiale genannt. Zusätzlich werden zeitlich begrenzt Sondereditionen angeboten.
Maßgebliche Modellüberarbeitungen
- Entfall der bis dahin erhältlichen, drehbaren Frontsitze.
Änderungen
- Klarglasscheinwerfer mit Xenon- und Kurven-Licht
- geänderte Einfassung der Nebelscheinwerfer
- Kühlergrill mit zwei statt drei Lamellen
- neu positionierte Heckleuchten, mit geänderter Form der Blinklichtstreuscheibe.
- neue bzw. überarbeitete Dieselmotoren mit 4 Ventilen je Zylinder, Ausgleichswellen zur Verminderung freier Massenkräfte, wartungsfreier, klassischer Steuerkette für den Ventiltrieb und piezoelektrisch gesteuerten Dieselinjektoren aus dem Renault-Nissan-Gemeinschaftswerk Cléon, in der Normandie südlich von Rouen gelegen. Die meisten Dieselmotoren verfügen jetzt über einen zeitgemäßem Dieselrußpartikelfilter, bei Renault mit der Marketingbezeichnung FAP (Filtre à particules, französisch für (Dieselruß)-Partikelfilter) benannt.[7]
- Verankerungssystem der hinteren Einzelsitze
- das 6-stufige Automatikgetriebe.
- Einführung des Navigations- bzw. Kommunikationssystem Carminat 3
- neugestaltete Mittelkonsole
Motorisierungen
Ottomotoren:
- 4 Zylinder
- 2.0 16V 100 kW/136 PS
- 2.0 Turbo 125 kW/170 PS (auch mit 5-Stufen-Automatik)
- 6 Zylinder
- 3.5 24V 177 kW/241 PS (nur mit 5-Stufen-Automatik) (von der Renault-Tochter Nissan geliefert und auch im Nissan 350Z verbaut)
Dieselmotoren:
- 4 Zylinder
- 1.9 dCi 88 kW/120 PS
- 2.2 dCi FAP 102 kW/139 PS (nur mit 5-Stufen-Automatik)
- 2.0 dCi FAP 110 kW/150 PS, Typ M9R (auch mit 6-Stufen-Automatik, auch im Nissan X-Trail verbaut)[8]
- 2.0 dCi FAP 127 kW/173 PS (auch mit 6-Stufen-Automatik)
- 6 Zylinder
- 3.0 dCi 133 kW/181 PS (durch GM-Isuzu gefertigt, nur mit 6-Stufen-Automatik)
Kritik
Mit zwei Tonnen Leergewicht und der Anvisierung von weiteren Zielgruppen neben Großfamilien hat das Fahrzeug mit dem ursprünglichen Konzept - außer dem Raumempfinden - inzwischen nur noch wenig gemein.
Ein Beispiel dafür ist auch der geforderte verhältnismäßig hohe Reifentragfähigkeitsindex von 101 (entsprechend 825 kg), verbunden mit einer Reifengröße von 225/55R17 101W. Bei der seit 2006 häufig anzutreffenden Dieselmotorisierung 2.0 dCi ist dies die einzige in den Fahrzeugpapieren eingetragene Reifengröße. Damit ist bei hohen Kosten gleichzeitig die Auswahl bei der Bereifung stark einschränkt.
Nachfolger
Die Zukunft des Espace gilt als ungewiss. Eine Neuentwicklung mit einer geplanten Markteinführung für 2009/ 2010 wurde 2008 gestoppt.
In den Medien
Für die Sendung Quiz Taxi wurde ein Espace JK umgebaut. Im Innenraum sowie im Außenbereich wurden mehrere Kameras installiert. Es befindet sich auch eine fest montierte Außenkamera auf Höhe der rechten, hinteren Wagentür. Die Innenraumkameras liefern für die Fernsehzuschauer die Bilder während der Fahrt. Eine Kamera, die am rechten Rücksitz angebracht ist, ist als einzige im Wageninnern schwenkbar.
Des Weiteren sind im Fond des Wagens an sämtlichen Fensterleisten Schienen mit weißen LED-Leuchten angebracht, welche die Ausleuchtung der Fahrgastzelle begünstigen sowie zur Ankündigung von Bilder- oder Videofragen und für den Countdown bei der Masterfrage dienen. Außerdem sind an den Kopfstützen von Fahrer- und Beifahrersitz flache LCD-Bildschirme angebracht.
Weblinks
- Offizielle Website
- Infos zu den Modellen, Reparaturanleitungen etc.
- Renault Pressemappe 1984
- Alle Espace im Überblick
- Renault Espace F1 im Video-Bericht (französisch)
- Video des Espace F1 (englisch)
Quellen
- ↑ Institut Feuerverzinken: Komplette Espace-Karosserie in einem Zinkbad
- ↑ http://oldievan.de: Pressemappe zum Renault espace von 1984
- ↑ Auto-Motor-Sport: Reise in die Zukunft: Renault Espace 1984 und 2009
- ↑ www.autogen.pl: Innenraumbild des Espace F1
- ↑ ÖAMTC 6/2003: Crashtest Renault Espace III (Typ JE bis 2002)
- ↑ ADAC 7/2003: Crashtest Renault Espace (Modell ab 2002)
- ↑ Youtube: Animation zum 2.0 dCi Dieselmotor
- ↑ http://www.media.renault.at, 24.07.2006: Neue 2.0 dCi DPF-Dieselmotoren für den Vel Satis