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Neuritis vestibularis

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Klassifikation nach ICD-10
H81.2 Neuropathia vestibularis
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ICD-10 online (WHO-Version 2019)

Der akute Labyrinthausfall (Neuritis vestibularis, Neuropathia vestibularis) tritt durch plötzlichen Schwindel und Übelkeit mit Erbrechen in Erscheinung und stellt sich als Ausfall des Gleichgewichtsorgans dar.


Verbreitung

Inzidenz 3.5/100 000/Jahr; nach BPLS und Morbus Menière dritthäufigste peripher-vestibuläre Schwindelform, tritt am häufigsten bei Erwachsenen im Alter zwischen der 3. und 6. Lebensdekade auf.

Pathogenese

Die Bezeichnung als Neuritis rührt aus der Annahme her, dass ein entzündlicher Prozess des Gleichgewichtsnervs (Nervus vestibularis) die Ursache sei, z.B. durch eine Virusinfektion oder -reaktivierung. Dies konnte bisher nicht zweifelsfrei belegt werden. Ebenso wenig konnte bisher die Annahme einer Durchblutungsstörung ausreichend geklärt werden. Der Nervus vestibularis ist einer von zwei Teilen des VIII. Hirnnervs, des Nervus vestibulocochlearis, der für die Sinne Hören und Gleichgewicht zuständig ist.

Symptome

Die Betroffenen berichten von schwerem Drehschwindel und haben eine Fallneigung beim stehen oder gehen in Richtung der erkrankten Seite. Einher geht dies mit Übelkeit und Erbrechen. Diagnostisch lässt sich ein Horizontal-rotierender Spontannystagmus mit der schnellen Komponente zum gesunden Ohr hin beobachten. Typisch ist auch eine Fallneigung beim Sitzen zur kranken Seite (Rumpfataxie). Eine afferente Ataxie, also ein fehlerhaftes Zeigen mit dem Finger in eine geforderte Richtung oder auf einen gewünschten Gegenstand, liegt nicht vor. Auch eine Störung des Hörsinns liegt nicht vor.

Therapie

Das künstliche Glucocorticoid Methylprednisolon hat sich in der Behandlung bewährt. Die Therapie sollte über etwa eine Woche mit anschließender langsamer Dosisreduktion durchgeführt werden (Ausschleichung). Wissenschaftlich unbegründet sind Infusionen mit Vasodilatoren (gefäßerweiternde Medikamente) oder mit rheologischen Medikamenten, die gerne bei anderen vestibulochochleären Störungen eingesetzt werden.

Symptomatisch kann man Medikamente gegen den Schwindel einsetzen (Antivertiginosa), wobei eine stark sedierende Wirkung in Kauf genommen werden muss.

Sobald sich die Akutsymptomatik gelegt hat, sollte immer eine spezielle Physiotherapie die medikamentöse ergänzen, um das Gleichgewichtsorgan zu trainieren.

Prognose

Der Verlauf ist günstig. Nach Tagen, spätestens nach Wochen liegt Beschwerdefreiheit vor.

In bis zu 15% der Fälle kommt es jedoch zusätzlich zu einem benignen paroxysmaler Lagerungsschwindel des betroffenen Ohres. Auch kann sich durch das traumatische Erlebnis eines anhaltenden organischen Drehschwindels ein phobischer Schwankschwindel einstellen. Rezidive sind selten die dann das andere Ohr betreffen.

Differentialdiagnosen

Literatur

  • Klaus Poeck und Werner Hacke: Neurologie. 12., aktualisierte und erweiterte Auflage. Springer, Heidelberg 2006, ISBN 3-540-29997-1, S. 419,420.