Zum Inhalt springen

Kyū

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. März 2010 um 16:28 Uhr durch 84.182.103.56 (Diskussion) (Gürtelsysteme in anderen Kampfsportarten). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
miniatur

Kyū (jap. , wörtlich Klasse, Schulklasse oder Rang) bezeichnet in japanischen Kampfkünsten (jap. Budō) den Fortschrittsgrad der Schüler. Als Mudansha (jap. 無段者, wörtlich "Person ohne Dan") werden Personen bezeichnet, die noch keinen Meistergrad (jap. Dan) innehaben und folglich Schüler bzw. Kyū -Grad-Träger sind.

Das koreanische Äquivalent der japanischen Kyū lautet Kup (kor. ).

Allgemeines

Seit Jigoro Kano 1895 die Kyū-Grade − in Anlehnung an das deutsche Schulsystem des 19. Jahrhunderts − in die Kampfkunst Judo einbrachte, wird die Klassenhierarchie (lat. Sexta, Quinta, Quarta, Tertia, Sekunda und Prima) in der Abfolge der Kyū ausgedrückt. So werden die Kyū mit abnehmender Nummer gesteigert. Ein Anfänger würde – abhängig von der Kampfkunst – mit dem 9. Kyū beginnen und nach einer bestandenen (Gürtel-)Prüfung mit dem 8. Kyū ausgezeichnet. Der 1. Kyū ist der am weitesten fortgeschrittene und höchste Schülergrad und der letzte vor dem 1. Dan, dem ersten Meistergrad.

In vielen Kampfkunstarten werden die Kyū-Grade durch farbige Gürtel (jap. Obi) gekennzeichnet. Dabei trägt jeder Neuling einen weißen Gürtel und die Fortgeschrittenen mit höheren Kyū-Graden erhalten nach bestandener Prüfung Gürtel festgelegter Farben. Abhängig von der Abstufung in der jeweiligen Kampfkunst kann es ein gelber, oranger, grüner, blauer/ violetter/ roter oder brauner Gürtel sein. Die Kyū-Abstufungen sind jedoch nicht einheitlich (siehe unten) und es gibt teilweise große Unterschiede nicht nur zwischen einzelnen Kampfkünsten, sondern auch zwischen Verbänden ein und derselben Kampfkunst.

Weiterhin gibt es Kampfkünste bzw. -verbände die auf eine optische Differenzierung der Schülergrade verzichten, sodass Angehörige aller Schülergrade entweder ausschließlich weiße Gürtel tragen, oder die Gürtelfarbe keine Rolle spielt, oder ein Gürtel nicht zur Kleidung der Kampfsportart gehört.

In vielen Kampfkunstarten bestimmt der Kyū-Grad die Sitzreihenfolge zu Beginn und Ende des Trainings: die Schüler sitzen oder stehen im Dojo in Reihenfolge der Graduierungen geordnet; die am höchsten graduierten Schüler sind dabei im allgemeinen am weitesten vom Eingang entfernt, die Anfänger dem Eingang am nächsten platziert.

Überblick über die verschiedenen Abstufungen

Hier ein Überblick über die in den verschiedenen Kampfsportarten, Dachverbänden und Stilrichtungen üblichen Abstufungen. Für den weißen Gürtel braucht man meist keine Prüfung abzulegen; Ausnahmen gibt es z. B. im Shotokan-Karate im DKV.

In der Deutschen Jiu-Jitsu Union (DJJU), im Deutschen Jiu-Jitsu Ring Erich Rahn (DJJR) und im Deutschen Dan-Kollegium (DDK) gilt eine sechsstufige Unterteilung der Schülergrade, nach der sich auch die in Deutschland weniger etablierten Dachverbände, wie beispielsweise die World Ju Jitsu Federation (WJJF) in Deutschland, richten:

Kyū 6. Kyū 5. Kyū 4. Kyū 3. Kyū 2. Kyū 1. Kyū

Gürtelfarbe

weiß gelb orange grün blau braun

Im Deutschen Jiu Jitsu Bund (DJJB) hingegen gibt es – durch die Auffächerung des Braungurtes – neun Schülergrade. Diese weitere Unterteilung der Schüler-Graduierungen im DJJB dient einer besseren Vorbereitung der Schüler auf den Schwarzgurt:

Kyū 9. Kyū 8. Kyū 7. Kyū 6. Kyū 5. Kyū 4. Kyū 3. Kyū 2. Kyū 1. Kyū
Gürtelfarbe weiß gelb orange grün blau braun braun
mit 1. roten Streifen
braun
mit 2. roten Streifen
braun
mit 3. roten Streifen

Im Deutschen Ju-Jutsu-Verband (DJJV) gibt es sechs Schülergrade. Eine Prüfung zum 6. Kyū muss nur im Kinderprogramm erbracht werden.

Kyū 6. Kyū 5. Kyū 4. Kyū 3. Kyū 2. Kyū 1. Kyū

Gürtelfarbe

weiß gelb orange grün blau braun

Auch im Judo galten im Deutschen Judo-Bund (DJB) lange Zeit die „normalen“ sechs-stufigen Schülergrade. Vor einigen Jahren jedoch wurden für Kinderprüfungen Zwischengrade eingeführt:

Kyū 9. Kyū 8. Kyū 7. Kyū 6. Kyū 5. Kyū 4. Kyū 3. Kyū 2. Kyū 1. Kyū
Gürtelfarbe weiß weiß- gelb gelb- orange orange- grün blau braun
gelb orange grün

Immer öfter sieht man sie auch so:

Kyū 9. Kyū 8. Kyū 7. Kyū 6. Kyū 5. Kyū 4. Kyū 3. Kyū 2. Kyū 1. Kyū
Gürtelfarbe weiß weiß- gelb weiß- orange weiß- grün blau braun
gelb orange grün

Im Deutschen Karate Verband (DKV) gelten für die verschiedenen Stilrichtungen verschiedene Prüfungsordnungen.

Im Goju-Ryu, Wado-Ryu, Shotokan sowie in der offenen Stilrichtung:

9. Kyū
(weiß)
8. Kyū
(gelb)
7. Kyū
(orange)
6. Kyū
(grün)
5. Kyū
(blau)
4. Kyū
(blau)
3. Kyū
(braun)
2. Kyū
(braun)
1. Kyū
(braun)

Im Modernen Sport-Karate:

12. Kyū
(weiß)
11. Kyū
(weiß)
10. Kyū
(gelb)
9. Kyū
(gelb)
8. Kyū
(orange)
7. Kyū
(orange)
6. Kyū
(grün)
5. Kyū
(grün)
4. Kyū
(blau)
3. Kyū
(blau)
2. Kyū
(braun)
1. Kyū
(braun)

Die Einteilung in sechs Schülergrade wird weltweit in den meisten Aikido-Verbänden (für Kinder auch 9 Schülergrade) verwendet. Auf eine farbliche Kennzeichnung der Schülergrade wird i.d.R. verzichtet. Fast ausschließlich in der Aikido-Union Deutschland (AUD) und im Deutschen Aikido-Bund (DAB) werden die Schülergrade farblich differenziert:

6. Kyū
(weiß)
5. Kyū
(gelb)
4. Kyū
(orange)
3. Kyū
(grün)
2. Kyū
(blau)
1. Kyū
(braun)

Im Kobudo Kwai Deutschland (KKD) gibt es ebenfalls sechs Schülergrade.

6. Kyū
(weiß)
5. Kyū
(gelb)
4. Kyū
(orange)
3. Kyū
(grün)
2. Kyū
(rot)
1. Kyū
(braun)

Auch im Deutschen Kendobund (DKenB) gibt es sechs Schülergrade, die nicht durch Gürtel angezeigt werden. Prüfungen gibt es ab dem 6. Kyū .

6. Kyū
(-)
5. Kyū
(-)
4. Kyū
(-)
3. Kyū
(-)
2. Kyū
(-)
1. Kyū
(-)

Gürtelsysteme in anderen Kampfsportarten

  • Im Kickboxen (WAKO Deutschland e. V.) werden farbige Gürtel vergeben. Die Farbfolge entspricht der des Jiu Jitsu.
  • Im Capoeira gibt es unterschiedliche Systeme. Dabei werden farbige Kordeln verliehen.
  • In den koreanischen Kampfkünsten Hapkido und Taekwondo werden die Schülergrade (Kup) ebenfalls durch farbige Gürtel unterschieden.
  • Im traditionellen Taekido werden Graduierungen durch farbige Gürtel unterschieden. Die Farbfolge entspricht ebenfalls der des Jiu Jitsu.

Graduierungssysteme außerhalb des Kampfsportes

Kyū- und Dangrade gibt es ebenfalls bei den Brettspielen Go und Shōgi, sowie beim Chadō (Teezeremonie) und dem Ikebana (Kunst des Blumenarrangierens).

  • Im Rangsystem des Go ist die Anzahl der Kyū-Ränge größer, da die Einstufung mit der Vorgabe gekoppelt ist. Gürtel werden hier nicht verwendet.

Siehe auch

Jiu Jitsu

Judo

Karate

Aikido

Kobudo

Kendo