Sehnsucht nach Afrika
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Sehnsucht nach Afrika (franz. Originaltitel La Victoire en chantant) aus dem Jahre 1976 ist der erste Spielfilm des Regisseurs Jean-Jacques Annaud. Die Kolonial-Satire erhielt bei der Oscar-Verleihung 1977 den Preis für den besten fremdsprachigen Film.
Handlung
Ein verschlafenes Grenzgebiet in Französisch Äquatorialafrika im Januar 1915. Während die deutschen Kolonialherren bemüht sind, ihren Askaris durch Drill preußische Disziplin beizubringen, herrscht bei den Franzosen im benachbarten Fort Coulais geradezu ein dekadenter Lebensstil. Man lebt mit den Deutschen in einträchtiger Harmonie und kümmert sich nicht um die große Politik. So ist Sergeant Bosselet als Vertreter der Obrigkeit weniger an der Ausbildung seiner afrikanischen Soldaten als an amouröse Abenteuern mit deren Schwestern interessiert, die beiden Brüder Rechampot leben als Großhändler eine Ehe zu dritt und die Priester kümmern sich weniger um das Seelenheil der Eingeborenen, sondern bringen diese um ihre Fetische, um sie in Europa verkaufen zu können. Allesamt keine würdigen Vertreter einer „überlegenen Zivilisation“. Lediglich der Student Hubert Fresnoy, der sich nur zeitweillig in Afrika aufhält, geht vorbehaltlos auf die Eingeborenen zu und blickt verächtlich auf seine Landsleute herab.
Als eine sechs Monate alte Zeitung vom Beginn des Ersten Weltkriegs kündet, ändert sich das Leben schlagartig. Urplötzlich breitet sich eine Welle des Patriotismus aus, und die Franzosen verlangen von Bosselet, mit seinen Soldaten die deutsche Festung anzugreifen. Nur Fresnoy als überzeugter Pazifist und Sozialist drängt darauf, mit den Deutschen zu verhandeln, findet aber kein Gehör.
Bedrängt von seinen Landsleuten bricht Bosselet völlig überhastet und unvorbereitet auf, gegen die Deutschen in den Krieg zu ziehen. Seine Landsleute begleiten die Truppe wie zu einem Sonntagsausflug und wollen bei einem Picknick aus sicherer Entfernung den vermeintlich leichten Sieg verfolgen. Doch die Deutschen schlagen mit ihrem Maschinengewehr den Angriff zurück, und als die ersten Schwerverletzten zurückströmen, bricht Panik aus. Völlig überstürzt fliehen die französischen Zivilisten zurück nach Fort Coulais, ohne sich um die Verletzten zu kümmern.
Noch in der gleichen Nacht übernimmt Fresnoy mit Billigung Bosselets das Kommando über den Grenzort. Durch Zwangsmaßnahmen wie Rekrutierungen oder Beschlagnahmung der Vorräte sowie gestützt auf die Zeitungsberichte gelingt es ihm, eine für die dortigen Verhältnisse schlagkräftige Streitmacht zu formen. Fresnoy wird regelrecht zum unumschränkten Herrscher, ohne dass seine Position in Frage gestellt werden würde. Er beginnt eine organisierte Belagerung des deutschen Forts, die er auch in der Regenzeit aufrecht erhält. Eine Einnahme des Forts gelingt allerdings nicht.
Als eines Tages fremde Soldaten gemeldet werden, sind die Bewohner zunächst verunsichert, ob es sich um Franzosen oder doch etwa um Deutsche handeln könnte. Zu ihrer Überraschung zeigt sich aus der Entfernung der Union Jack, und britische Kolonialtruppen marschieren auf. Ein indischer Offizier verkündet den verdutzten Franzosen, dass laut einem Vertrag zwischen Frankreich und dem Britischem Empire dieses Gebiet nun von ihnen verwaltet wird. Die drei deutschen Offiziere strecken vor den Indern die Waffen, Franzosen und Deutsche feiern zusammen, als ob der Krieg nie stattgefunden hätte. Nur Fresnoy hält sich abseits und findet in seinem Gegenpart, Hauptmann Kraft, einen Seelenverwandten. Dieser verkündet Fresnoy, das er dem Krieg nichts abgewinnen könne, denn schließlich sei er eigentlich Sozialist.
Auszeichnungen
Kritiken
„Annaud entwirft ein getreues Spiegelbild des Ersten Weltkriegs im kleinsten Maßstab, das seinen maßlosen Irrsinn in Gestalt einer possenhaften Farce kenntlich macht.“
„Dem Regisseur gelingt ein aus bösen Details zusammengesetztes Sittengemälde des ausgehenden Imperialismus.“
„Annaud macht sich lustig über Herren- und Untermenschen, dabei nimmt aber die Lust an der Kalauerei Oberhand und die Kritik am Nationalsozialimus verschont weitgehend die Franzosen.“
Hintergrund
Jean-Jacques Annaud konnte für die Dreharbeiten seine Kenntnisse über Afrika verarbeiten, die er sich während seines Militärdienstes in Kamerun erwarb.[4]
Nach eigenen Worten verdankte er auch die Idee zu seinem Film seinem Aufenthalt in Kamerun. Bei der Sichtung von Unterlagen im Nationalarchiv in Yaounde stieß er auf das Manuskript „L'Histoire Gènérale du Cameroun“ eines Reverend Vater Mveng. Vor allem der Abschnitt über einen „Major von Rabben[5], der sich durch seinen heroischen Widerstand gegen die Alliierten Streitkräfte in der ruhmreichen Schlacht von Mora während des Ersten Weltkriegs verewigte“, erweckte sein Interesse und Annaud beschloss, an den Schauplatz des Ereignisses zu fahren, einem abgelegenen Ort an der Grenze zum Tschad.[6]
Der Vorstand des Dorfes und Veteran der Ereignisse hätte ihm schließlich eine Frage gestellt, die ihn seit 50 Jahren beschäftigt hätte: „Weshalb“, so der Mann, „hätten Franzosen und Deutsche den Ersten Weltkrieg nicht in ihrer eigenen Heimat ausgetragen, sondern hätten sich Mora als Kriegsschauplatz ausgesucht?“ Diese Frage war laut Annaud der Auslöser für die Idee zum Film.[7]
Die Finanzierung des Films erwies sich als Schwierig. Annaud veranschlagte 5 Millionen Franc. Per Zufall hörte ein Verantwortlicher des Fernsehsenders France 3 von seinem Projekt. Der Sender übernahm schließlich 10 Prozent der Finanzierung. Weitere 10 Prozent erhielt er über eine Filmförderung. Zunächst zeigte auch Präsident Albert Bongo von Gabun interesse am Film und bot an, die Hälfte der Produktionskosten zu übernehmen, wenn der Film in Gabun gedreht würde. Allerdings erwies sich der Urwald von Gabun als ungeeignet, und Annaud lies vom Vorhaben dort ab. Schließlich entschied er sich für die Elfenbeinküste als Drehort, nachdem er von dortiger Seite das gleiche Angebot erhielt. Nachdem Annaud insgesamt sechs Finanziers für seinen Film hatte, fehlten ihm noch 27 Prozent der Produktionskosten. Da erklärte sich Arthur Cohn bereit, die Auslandsvermarktungsrechte für die restlichen Kosten zu erwerben. Nach Annaud sei Cohn der Einzige, der ohne finanziellen Verlust aus dem Film herausgekommen sei.[8]
Während die Kritiker von seinem Erstling begeistert waren, wurde Annauds erster Kinofilm ein finanzieller Flop.[9]
Der Anfang des patriotischen Liedes „Le Chant du Départ“ stand Pate für den französischen Originaltitel, „La Victoire en chantant“. Das Lied ist zugleich Titelmelodie des Films.
In Deutschland blieb der Film zunächst unbeachtet. Erst nach dem Erfolg des Spielfilms „Jenseits von Afrika“ (1985) wurde der Film in Deutschland vermarktet. Der schwülstige deutsche Verleihtitel spielte dabei bewusst auf den Hollywood-Streifen an.[10] Am 12. Februar 1987 hatte der Film in den bundesdeutschen Kinos seine Premiere.
Veröffentlichungen
Der Film war in Deutschland lange Zeit nur als VHS-Video von VPS Film-Entertainment (1992) erhältlich. Im Rahmen einer „Arthur Cohn Edition“ wurde der Film 2003 auch in einem DVD-Set aller Oscarprämierten Filme Cohns veröffentlicht.
In Frankreich ist für 2010 die Veröffentlichung einer DVD-Special Edition vorgesehen.
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Zit. nach DigitalVD auf www.digitalvd.de
- ↑ Zit. nach DigitalVD auf www.digitalvd.de
- ↑ „Der Abenteurer unter den Regisseuren: Jean-Jacques Annaud“, www.prisma-online
- ↑ www.kino.de
- ↑ gemeint ist eigentlich Hauptmann Ernst von Raben († 1924), siehe Ferdinand Schlüsselbrück: „Kameruner Endkampf um die Festung Moraberg“
- ↑ Filminformationen auf der Homepage von Jean-Jacques Annaud
- ↑ Filminformationen auf der Homepage von Jean-Jacques Annaud
- ↑ Filminformationen auf der Homepage von Jean-Jacques Annaud
- ↑ www.moviesection.de
- ↑ „Die Zeit“ vom 20. Februar 1987