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Lars Eidinger

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Lars Eidinger (* 21.01.1976 in Berlin)[1] ist ein deutscher Theater- und Filmschauspieler. Einen Namen machte er sich vor allem als langjähriges Ensemblemitglied der Berliner Schaubühne. Einem breiten Publikum wurde er außerdem durch seine erste große Filmrolle in Maren Ades Spielfilm Alle Anderen (2009) bekannt.

Biografie

Ausbildung und Theaterarbeit

Lars Eidinger wurde in Berlin geboren, wo er auch aufwuchs und das Tempelhofer Gustav-Heinemann-Gymnasium besuchte.[1] Bereits als Kind hegte er den Wunsch Schauspieler zu werden. Er spielte als Zehnjähriger Bibi-Blocksberg-Hörspiele nach, während er in den 1980er Jahren erste professionelle Erfahrungen als Kinderdarsteller der SFB-Jugendsendung Moskito sammelte.[2] In der Oberschule tat er sich in der Theater-AG hervor, wo er mit Erfolg in Aufführungen von Woyzeck und Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui zu sehen war.[3] Von 1995 bis 1999 ließ er sich in seiner Heimatstadt an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ zum Schauspieler ausbilden. Noch während seiner Ausbildung folgten Gastverträge am Deutschen Theater und den Kammerspielen, wo er in Inszenierungen von Jürgen Gosch oder Wolfgang Engel auftrat. Im Jahr 2000 stieß er zum Ensemble der Berliner Schaubühne hinzu, nachdem er ein Jahr zuvor bei Vorsprechen als Franz Moor in Schillers Die Räuber überzeugt hatte.[4] Bereits während seiner Zeit an der Schauspielschule hatte Eidinger von einem Engagement im Haus am Lehniner Platz geträumt, da ihn der Inszenierungsstil von Thomas Ostermeier und das zeitgenössische Theater faszinierten.[1] Er debütierte an der Schaubühne mit einer Hauptrolle in Das Kontingent (2000) und avancierte in den folgenden Jahren zu einem der prägendsten Darsteller des Schauspielhauses,[2][3] in dessen Inszenierungen er sehr freizügig agierte.[5]

Eidinger übernahm in dieser Zeit Rollen in fast allen Inszenierungen von Ostermeier und Christina Paulhofer. Lob seitens der Kritiker brachte ihm unter anderem die Rolle des bisexuellen und AIDS-kranken Doktor Rank in Ibsens Nora (2002 und 2004), sein Nacktauftritt als zynischer Hippolytos in Sarah Kanes Phaidras Liebe (2003) neben Corinna Harfouch oder die männliche Titelrolle in William Shakespeares Troilus und Cressida (2005) ein. Im Herbst 2005 schlüpfte er in Ibsens Hedda Gabler neben Katharina Schüttler in die Rolle des willenlosen und nervösen Wissenschaftlers Jörgen Tesmann, während er ein Jahr später Aufsehen durch einen lasziven Striptease in den Anfangsszenen von Ostermeiers und Constanza Macras’ Shakespeare-Adaption Ein Sommernachtstraum (2006) erregte. Es folgte die Titelrolle in Marius von Mayenburgs Der Häßliche (2007) und unter der Regie von Ostermeier ein melancholisch-zögerlicher Hamlet (2008) beim Hellenic Festival in Athen, Avignon und der Schaubühne Berlin. Anfang Dezember 2008 gab Eidinger sein Debüt als Theaterregisseur im Schaubühnenstudio, als er mit Studierenden der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“ Schillers Die Räuber inszenierte und eine Einladung für das Theaterfestival Radikal jung erhielt. Die Reaktion der Kritiker war unterschiedlich. Während die einen Eidinger eine „sehenswerte, lebhafte Inszenierung“ attestierten, der aber am Ende klarer Gedanke und Ordnungssinn fehlen würde.[6], sahen andere „eine grundernste, kluge und nur an der Oberfläche poppige Schiller-Studie.“[5] Der Schauspieler selbst sieht sich bei der Arbeit als Marionettenspieler. „Ich will immer im Bewusstsein spielen, dass ich eine Figur in der Hand habe, die ich bewege“, so Eidinger.[2] 2009 gab er in Benedict Andrews’ Inszenierung von Tennessee Williams’ Drama Endstation Sehnsucht mit Erfolg den Stanley Kowalski, woraufhin der Tagesspiegel sein Talent hervorhob, „die Makel einer Figur zuzulassen, ohne sich fürs Publikum von ihnen zu distanzieren“.[5]

Erfolg als Filmschauspieler

Parallel zu seiner Theaterkarriere arbeitet Eidinger sporadisch für Film und Fernsehen. 2003 absolvierte er einen Gastauftritt in der Serie Berlin, Berlin, woraufhin größere Rollen in den Kurzfilmprojekten Ketchup Connection (2005) und Deutschland deine Lieder (2007) folgten. Sein Spielfilmdebüt gab er 2007 mit einer Nebenrolle in Stephan Geenes Drama After Effect. Nach weiteren kleinen Rollen im deutschen Fernsehen (Der Dicke, 2005; Notruf Hafenkante, 2007; Minibar, 2008) und einem Filmauftritt in Helene Hegemanns beim Max-Ophüls-Festival preisgekrönten Drama Torpedo folgte 2009 der Durchbruch als Filmschauspieler. In Maren Ades Drama Alle Anderen spielt er gemeinsam mit Birgit Minichmayr ein junges deutsches Paar, dessen Beziehung während eines gemeinsamen Italien-Urlaubs zu zerbrechen droht, nachdem die Konfrontation mit einem anderen Paar die eigenen Lebensentwürfe und Rollenmuster in Frage gestellt haben. Der Film feierte seine Uraufführung im Wettbewerb der 59. Internationalen Filmfestspiele von Berlin, wo dieser großes Lob seitens der Kritiker erfuhr und mit zwei Silbernen Bären für Maren Ade und Hauptdarstellerin Birgit Minichmayr preisgekrönt wurde. Im selben Jahr sah man Eidinger an der Seite von Fritzi Haberlandt in der Polizeiruf-110-Episode Die armen Kinder von Schwerin, in der er einen mordverdächtigen Familienvater und Handlanger der Russenmafia spielt, der sich mit dem Diebstahl von Schrott und Kupferrohren seinen Lebensunterhalt verdient.

Eidinger ist mit der Opernsängerin Ulrike Eidinger verheiratet. Aus der Beziehung ging eine gemeinsame Tochter hervor.[2] Neben der Karriere als Schauspieler arbeitet er als Dozent an der Hochschule für Schauspielkunst „Ernst Busch“.[2] Auch arbeitete Eidinger wiederholt als Musiker und DJ und veranstaltete an der Schaubühne Partys unter dem Motto Autistic Disco.[3] Er veröffentlichte 1998 einen Titel auf dem Sublabel Studio 54 des Berliner Labels !K7 und war ein Jahr später mit zwei Stücken auf der Compilation Fragments des Berliner Labels no.nine vertreten. 1999 produzierte Eidinger die Musik zu Ernst-August Zurborns ARTE-Dokumentation Die Mörder des Herrn Müller und zeigte sich ebenfalls bei Thomas Ostermeiers Schaubühnen-Inszenierungen von Nora, Der Würgeengel und Trauer muss Elektra tragen für die Musik verantwortlich.[7]

Theaterstücke (Auswahl)

Jahr Theaterstück Rolle Bühne
1998 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Die Jungfrau von Orléans Du Chatel Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Deutsches Theater Berlin
2000 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Das Kontingent Bill Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Berliner Schaubühne
2000 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Eine Unbekannte aus der Seine Albert Berliner Schaubühne
2000 Herr Kolpert Bastian Mole Berliner Schaubühne
2001 Evil Dead III Junger Teenager Berliner Schaubühne
2001 Push up 1-3 Frank Berliner Schaubühne
2002 Goldene Zeiten Bill Berliner Schaubühne
2002 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Macbeth Malcolm Berliner Schaubühne
2002 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Nora Doktor Rank Berliner Schaubühne
2003 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Phaidras Liebe Hippolytos Berliner Schaubühne
2003 Nora Doktor Rank Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Internationale Maifestspiele Wiesbaden
2003 Suburban Motel Max Berliner Schaubühne
2003 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Der Würgeengel Clemens Hacke Berliner Schaubühne
2003 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Lulu Alwa Schöning Berliner Schaubühne
2004 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Gesäubert Graham Berliner Schaubühne
2004 Nora Doktor Rank Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Schauspielhaus Zürich
2004 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Die Herzogin von Malfi Ferdinand Berliner Schaubühne
2005 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Troilus und Cressida Troilus Berliner Schaubühne
2005 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Die Dummheit Berliner Schaubühne
2005 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Hedda Gabler Jörgen Tesmann Berliner Schaubühne
2005 Verstörung Berliner Schaubühne
2006 Gesäubert Graham Berliner Schaubühne
2006 Hedda Gabler Jörgen Tesmann Internationale Maifestspiele Wiesbaden
2006 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Ein Sommernachtstraum Stripper / Elfe / Animateur / Conférencier Berliner Schaubühne
2006 Nora Doktor Rank Chiang-Kai-Shek-Kulturzentrum von Taipeh
2007 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Der Häßliche Lette Berliner Schaubühne
2008 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Hamlet Hamlet Hellenic Festival Athen
Theaterfestival von Avignon
Berliner Schaubühne
2009 Vorlage:SortKey ist veraltet; bitte verwende Alternativen gemäß Hilfe:Tabellen/Sortierung #Veraltet.Endstation Sehnsucht Stanley Kowalski Berliner Schaubühne

Filmografie (Auswahl)

  • 2005: Ketchup Connection (Kurzfilm)
  • 2007: Deutschland deine Lieder (Kurzfilm)
  • 2007: After Effect
  • 2008: Minibar
  • 2008: Torpedo
  • 2009: Alle Anderen
  • 2009: Polizeiruf 110 (Fernsehserie, Episode: Die armen Kinder von Schwerin)

Einzelnachweise

  1. a b c vgl. Egelkraut, Ortrun: Krach ist immer positiv. In: Berliner Morgenpost, 13. März 2009, Ausg. 72/2000, S.20
  2. a b c d e vgl. Slevogt, Esther: Sehnsucht nach dem ganz Großen. In: die tageszeitung, 17. Januar 2009, S. 32
  3. a b c vgl. Heine, Matthias: Das ewige Nesthäkchen am Lehniner Platz. In: Die Welt, 30. Oktober 2004, S. 28
  4. vgl. Lars Eidinger : Nachgefragt. In: Der Tagesspiegel, 27. November 2008, Ausg. 20098, S. 18
  5. a b c vgl. Wildermann, Patrick: Der männliche Makel. In: Der Tagesspiegel, 26. März 2009, Ausg. 20214, Ticket, S. 1
  6. vgl. Göpfert, Peter Hans: Schillers "Räuber" blutjung. In: Berliner Morgenpost, 7. Dezember 2008, Ausg. 336/2008, S. 22
  7. vgl. Biografie bei berlin-buehnen.de (aufgerufen am 28. Juni 2009)