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Günter Raphael

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Günter Raphael (* 30. April 1903 in Berlin; † 19. Oktober 1960 in Herford) war ein deutscher Komponist.

Leben

Raphael wurde als Sohn eines Kantors und Organisten sowie einer Geigerin geboren. Bereits im Alter von 10 Jahren begann er zu komponieren. 1922 bis 1925 studierte er an der Berliner Musikhochschule (Komposition bei Robert Kahn, Klavier bei Max Trapp, ferner auch bei Arnold Ebel, Wilhelm Fischer, sowie Arnold Mendelssohn). 1925 scheiterte er – wie später von ihm humorvoll berichtet – an der Kapellmeisterprüfung, da er die Bedeutung von bisbigliando (flüsternd, ein Effekt bei der Harfe) nicht kannte. 1926 berief ihn der damalige Thomaskantor Karl Straube als Lehrer für Kontrapunkt und Musiktheorie an das kirchenmusikalische Institut in Leipzig. Den Durchbruch als Komponist erlebte Raphael unter anderem mit der Uraufführung seiner 1. Sinfonie unter Wilhelm Furtwängler im Leipziger Gewandhaus (1926), und wenige Jahre später mit dem Requiem durch K. Straube, wiederum im Gewandhaus Leipzig.

Als Halbjude gemäß dem nationalsozialistischen Sprachgebrauch wurde Raphael ab 1934 mit Berufsverbot belegt; seine Kompositionen durften weder verlegt noch aufgeführt werden. Im selben Jahr heiratete er seine Schülerin, die dänische Pianistin Pauline Jessen (* in Kopenhagen). Sie hatte eine Lehrstelle in Meiningen, wohin beide umzogen. Zwei Töchter wurden im Abstand von acht Jahren in Meiningen geboren, Dagmar und Christine. 1940 stellte man anlässlich der Kriegstauglichkeitsprüfung Tuberkulose bei ihm fest, die mehrere Operationen und Sanatoriumsaufenthalte zur Folge hatte. Kurt Hessenberg brachte gegen Ende des Krieges seinen ehemaligen Lehrer nach Bad Nauheim, um dort für ihn zu sorgen. Erst 1949 erhielt Raphael wieder eine Festanstellung am Städtischen Konservatorium Duisburg als Lehrer für Klavier, Theorie, Musikgeschichte und Komposition. 1956 wurde ihm das Thomaskantorat in Leipzig angeboten, was er aber – unter anderem aus gesundheitlichen Gründen - ablehnte (Karl Straube hatte ihn schon 1934 als Nachfolger vorgesehen, was damals aus politischen Gründen jedoch unmöglich war). 1956 bis zu seinem Tod 1960 lehrte er an der Staatlichen Musikhochschule Köln (Professor ab 1957), gleichzeitig unterrichtete er auch am Peter-Cornelius-Konservatorium der Stadt Mainz. 1948 wurde Günter Raphael der Thüringer Franz-Liszt-Staatspreis verliehen. Nach seinem Tod ernannte ihn 1968 die Musikhochschule Leipzig zum Ehrensenator. Auf Wunsch seiner Familie wurde er 2005 von Köln nach Meiningen auf den dortigen Parkfriedhof umgebettet. Nach ihm ist eine Straße in Meiningen benannt.

Schüler

Sein wohl bekanntester Schüler war Kurt Hessenberg, der 1927 bis 1931 bei ihm studierte. Ein anderer wichtiger Schüler von ihm ist Volker David Kirchner.

Werk

Raphael war ein sehr vielseitiger Komponist und schrieb 5 Sinfonien (1926, 1932, 1942, 1947, 1953), eine Sinfonia breve (1949), 2 Violinkonzerte, je ein Concertino für Saxophon (1951) und Flöte (1956), Konzert für Orgel und Orchester (1936), Kammermusik, Lieder, zahlreiche Chorwerke (zum Beispiel Requiem op. 20, 1927/28) und Orgelmusik (unter anderem eine Orgelsonate, 1949), die im In- und Ausland aufgeführt wurden. Ähnlich wie Ernst Pepping sah er seine Aufgabe besonders im Gebiet der evangelischen Kirchenmusik.

Günter Raphaels musikalische Sprache ist ausgeprägt kontrapunktisch und expressiv. Ausgehend von Brahms und Reger bezog er später auch Elemente des Neoklassizismus ein. Im Spätwerk erfolgte eine Annäherung an die Zwölftonmusik (von ihm selbst als „tonaler Zwölfton“ bezeichnet).