Niederbergheim
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde

Niederbergheim ist (gemeinsam mit Oberbergheim) der westlichste Ortsteil der Stadt Warstein im Kreis Soest in Nordrhein-Westfalen mit etwa 1300 Einwohnern. Er besteht aus den (geographisch) getrennten Teilen Niederbergheim und Oberbergheim.
Geschichte
Die erste urkundliche Erwähnung stammt aus der Gründungsurkunde des Klosters Grafschaft im Sauerland (Schmallenberg). Diese Urkunde wird auf das Jahr 1072 datiert. Tatsächlich ist diese Urkunde eine Fälschung, wenige Jahrzehnte nach 1072 anzusetzen. Die Erwähnung des Ortes „Berchheim“ (mit dem vermutlich Oberbergheim gemeint ist - siehe aber dazu die Diskussionsseite!) steht jedoch in der letzten Zeile dieser Urkunde. Diese letzte Zeile wurde erst um 1200 der Urkunde angefügt (im Zusammenhang mit Streitigkeiten um Territorium und Zehnt zwischen dem Grafen von Arnsberg und dem Erzbischof von Erzbistum Köln). Wahrscheinlich gleichzeitig mit der für das Jahr 1308 sicher bezeugten Stadtrechtsbewidmung des benachbarten Ortes Hirschberg durch Junggraf Wilhelm von Arnsberg, sollte auch Bergheim zur Stadt erhoben werden. Diese Stadtrechtsbewidmung wurde vom Erzbischof von Köln, der als Herzog von Westfalen das alleinige Befestigungsrecht hatte, bekämpft. In einem nicht mehr sicher datierbaren Schreiben fordert der Kölner Erzbischof Heinrich von Virneburg seine Städte Soest, Brilon, Rüthen, Marsberg, Geseke, Warstein auf, gegen die begonnenen Befestigungen in Hirschberg und Bergheim vorzugehen. Offensichtlich hatte diese Intervention Erfolg. Während die Befestigung und der Stadtaufbau in Hirschberg um 1340 begonnen werden durfte, wurde Bergheim nie zur Stadt. Als Ort der geplanten Stadt Bergheim vermuten einige Historiker den Bergrücken Borghagen, heute im Bereich der Ortschaft Allagen gelegen. Eine kleine Wall- und Halsgrabenbefestigung könnte aus dieser Zeit stammen. Andere Forscher (z. B. Kraft) sehen aus guten Gründen in Oberbergheim den Ort der beabsichtigten Befestigung.
Neben Niederbergheim, im Bereich des Möhnetals, gibt es als Untergliederung noch Oberbergheim auf dem ersten Höhenrücken der Haar. Der landwirtschaftlich geprägte Ort beherbergte noch Ende des 15. Jahrhunderts ein Kloster der Augustinerinnen.
Die Bonifatius-Sage
Einer mündlich überlieferten Sage nach soll das Kloster der Augustinerinnen genau dort errichtet worden sein, wo vom 9. Jahrhundert bis zur Reformation eine Eiche gestanden hat, unter welcher der betagte Winfried Bonifatius auf seiner letzten Missionsreise zu den Friesen sein Martyrium in einer Vision vorhergesehen haben soll. Diese so genannte "Traumeiche" erlitt unter der Hand der Reformatoren dasselbe Schicksal wie jene Eiche, die den heidnischen Friesen Anlass geboten hatte, Bonifatius zu erschlagen. Später soll vor dem Eingang des Oberbergheimer Augustinerinnenhauses noch lange Zeit der Baumstumpf im Boden erkennbar gewesen sein. Man hat ihn nie entfernt, weil es hieß, dass die Welt erst dann ganz zum Christentum bekehrt würde, wenn der Schatz unter diesem Baumstumpf gehoben würde. Offenbar hat das niemand gewollt. So ist mit dem Untergang des Augustinerinnenklosters dann auch diese letzte Spur aus dem Frühmittelalter verschwunden.
Die sog. "Bonifatiuseiche" ist unten rechts im Ortswappen Niederbergheims zu sehen. Sie symbolisiert die tiefe Verbundenheit der Niederbergheimer mit dem katholischen Glauben.
Politik
Bis zur Kommunalreform 1975 gehörte Niederbergheim zur Gemeinde Allagen im Amt Warstein, welche dann zum Ortsteil Allagen der Stadt Warstein wurde. Hiermit verbunden wurde der Wechsel vom Kreis Arnsberg in den Kreis Soest. Erst 1991 wurde Niederbergheim, das, nicht zuletzt durch die räumliche Trennung, eigentlich immer schon eine eigene Identität hatte, ein eigenständiger Ortsteil. Seitdem ist Karl-Heinz Grafenschäfer (CDU) Ortsvorsteher.
Nach der Kommunalwahl 2009 wurde der Niederbergheimer Ferdi Kühle (BG) stellvertretender Bürgermeister der Stadt Warstein.
Religion
Niederbergheim verfügt über eine Kapelle (St. Antonius und Luzia Kapelle) und ist Teil des Kirchspiels Allagen. Es gehört zum Pastoralverbund Möhnetal/Belecke. Seit dem altersbedingten Ausscheiden des letzten Pastors bemüht sich der Kapellenverein Niederbergheim um einen Ersatzgeistlichen. Wegen des altersbedingten Schwundes in dieser Berufsgruppe waren diese Bemühungen leider bisher erfolglos.
Sehenswürdigkeiten
Die bekannteste Sehenswürdigkeit ist die „Niederbergheimer Mühle“, die im 18. Jahrhundert errichtet wurde. Vermutlich wurde die Möhne schon in der Mitte des 16. Jahrhunderts als Energiequelle genutzt.
Literatur
- Heimatverein Niederbergheim (Hrsg.): 1072-1997 Nieder- und Oberbergheim. Beiträge zur Dorfgeschichte.
- Schützenbruderschaft Niederbergheim (Hrsg.): 1749-1999 250 Jahre St. Johannes Schützenbruderschaft Niederbergheim
- Kapellenverein Niederbergheim (Hrsg.): 1909-2009 100 Jahre Kapellenverein Niederbergheim
- Gereon Becht-Jördens: Die Ermordung des Erzbischofs Bonifatius durch die Friesen. Suche und Ausgestaltung eines Martyriums aus kirchenpolitischer Notwendigkeit?. In: Archiv für mittelrheinische Kirchengeschichte 57, 2005, S. 95-132.
- Reinhold Rau (Bearb.): Briefe des Bonifatius . Willibalds Leben des Bonifatius. Nebst einigen zeitgenössischen Dokumenten. Unter Benützung der Übersetzungen von M. Tangl u. Ph. H. Külb neu bearb. von Reinhold Rau. - 2., unveränd. Auflage Darmstadt : Wiss.Buchges., 1988 (Erstausgabe 1968), ISBN 3-534-01415-4.