S-125 Newa
Das S-125 Newa (NATO-Codename: SA-3 GOA) ist ein russisches, radargeleitetes Flugabwehrraketensystem. Es wurde vom Konstruktionsbüro Isajew entwickelt und ab 1961 an die Streitkräfte des Warschauer Pakts ausgeliefert.

Entwicklung
Das S-125 stellt eine Weiterentwicklung eines für die Marine gedachten Luftabwehrsystems dar.Der S125 sollte eigentlich in die Heeres Luftverteidigung übernommen werden , wurde aber ein Teilsystem der Truppen der Luftverteidgung des Landes ( PWO ) Die ersten S-125-Batterien wurden im Zeitraum von 1961 bis 1964 rund um Moskau in Stellung gebracht.
Technik
Das gesamte System ist auf Kabinen montiert, was einen schnellen Standortwechsel möglich macht. Mit dem Radarkomplex können zwei Raketen gleichzeitig gelenkt werden. Für den Fall starker elektronischer Störungen kann die Zielerfassung auch mittels einer TV-Kamera erfolgen, welche auch bei Nacht einsetzbar ist. Das System S-125 besteht zur Hälfte aus elektronischen Blöcken gegen moderne Störmaßnahmen .
Radargerät | P-15 Flat Face | PRV-11 Side Net | Low Blow | |||
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Zweck | Überwachung / Zielerfassung | Höhenfinder | Zielverfolgung / Feuerleitung / Lenkung | |||
Frequenzbereich | 0,5 - 1 GHz | 2 - 3 GHz |
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Max. Reichweite | 250 km | 180 km |
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Impulsleistung | 360 kW | k. A. | 250 kW | |||
Sendezeit | 2 µs | k. A. | 0,25 - 5 µs | |||
Pulswiederholfrequenz | 200 - 700 Hz | k. A. |
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Entfernungsauflösung | 650 m | k. A. | Winkelauflösung | 1,8 ° | k. A. | k. A. |
Lenkwaffe
Kenngröße | Daten |
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Länge | 6,7 m |
Startgewicht | 400 kg |
Durchmesser | 0,6 m |
Antrieb | zweistufiger Raketenmotor + Booster |
Geschwindigkeit | Mach 3 |
Reichweite | 25 km |
Minimale Reichweite | 3,5 km |
Einsatzhöhe | 18.000 m |
Minimale Einsatzhöhe | 100 m |
Maximale Zielgeschwindigkeit | 560 m/s (2.016 km/h) |
Lenkung | Funkkommandos |
Minimaler Ziel-RCS | 0,5 m² |
Gefechtskopf | 60 kg Splittersprengkopf, hochexplosiv |
Störfestigkeit | 200 W/Mhz |
Zündung | Radar-Näherungs- und Aufschlagzünder |
Wirkungsradius | 12,5 m |
Marineversion

Parallel zur landgestützten Version wurde auch eine Marineversion entwickelt. Diese wird als M-1 Wolna (NATO-Codename: SA-N-1A) bezeichnet. Der erste Test fand an Bord des Zerstörers Bravyi (Kotlin-Klasse) im Jahre 1962 statt. Noch im selben Jahr wurde das System eingeführt. Die eingesetzte Rakete 4K90 (auch V-600) besitzt eine Reichweite von 4 - 15 km und einen Höhenbereich von 0,1 - 10 km. Es kann nur ein Ziel auf einmal bekämpft werden, des Weiteren verfügt das System über einen Boden-Boden Betriebsmodus der es ermöglicht die Raketen auch gegen Überwasserziele einzusetzen. Das Magazin eines ZIF-101-Raketenstarters umfasst 16 Raketen. Später wurde auf neueren Schiffen der ZIF-102-Starter eingeführt, welcher 32 Raketen fassen kann. Das System wurde auch nach Polen und Indien geliefert. Folgende Radargeräte werden eingesetzt:
Radargerät | MR-500 Big Net | MR-310 Head Net | 4R90 Peel Group |
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Zweck | Überwachung / Zielerfassung | Zielerfassung | Zielverfolgung / Feuerleitung |
Frequenzbereich | 1 - 2 GHz | 2 - 4 GHz | 2 - 4 GHz |
Max. Reichweite | 300 km | 130 km | 42 km |
Modernisierungen
Marineversion
Die Modernisierte Variante Volna-M (SA-N-1B), inkl. der neuen Lenkwaffe 4K91 (V-601), umfasst folgende Verbesserungen:
- Halbaktiver Radarsuchopf (möglicherweise auch Infrarot)
- Neuer Gefechtskopf
- Verbesserter Booster
- Erhöhte Reichweite (6 - 25 km)
- Erweiterter Höhenbereich (0,1 - 25 km)
Die Modernisierung Volna-P umfasst folgende Verbesserungen:
- Zusätzlicher Zielkanal für das TV-System
- Höhere Störfestigkeit
Mit der Variante Volna-N wurde die verbesserte Lenkwaffe V-601M eingeführt, welche besonders tieffliegende Ziele besser bekämpfen kann.
Landversion
Bei der ersten Modernisierung S-125M wurde die 4K91 (V-601) Lenkwaffe eingeführt. Die Rakete basiert auf der Marineversion und besitzt einen neuen Booster und Gefechtskopf. Die nachfolgende Modernisierung S-125M1 (SA-3B), umfasst diverse Verbesserungen. Es wurden Lenkwaffen vom Typ V-601PD, V-601G, V-601GP und V-601GPU eingesetzt.
Das umfangreichste Upgrade wurde im Rahmen des Petschora-2A Systems vorgenommen. Es wird von der Firma Tetra produziert und basiert auf dem S-125M1. Laut Herstellerangaben umfasst diese Modernisierung folgende Verbesserungen:
- Verbesserte ECCM-Kapazitäten
- Verringerter Wartungsaufwand und höhere Lebensdauer
- Automatischer Verfolgungsmodus für das TV-System
- 50% aller analogen Baugruppen wurde durch digitale ersetzt
Des Weiteren wird die neue 5V27D Lenkwaffe eingesetzt.
Kenngröße | Daten |
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Reichweite | 28 km |
Minimale Reichweite | 3,5 km |
Einsatzhöhe | 20.000 m |
Minimale Einsatzhöhe | 20 m |
Maximale Zielgeschwindigkeit | 700 m/s (2.520 km/h) |
Zielerfassung | 2,5 - 3 s |
Minimaler RCS | 0,5 m² |
ECCM Störfestigkeit | 2000 W/MHz |
Das Unternehmen arbeitet aktuell an der Nachfolgeversion, dem Petschora-2TM. Es soll die Störfestigkeit nochmals erhöhen (auf 2700 W/MHz).
Polen bietet seit 2001 ein Upgrade-Programm für alte S-125 Systeme an. Die Bezeichnung lautet Newa SC. Es wurden viele analoge Teile durch digitale ersetzt und man fügte ein IFF-Modul und einen Datenlink hinzu. Die Startgeräte sind auf einem T-55-Fahrgestell montiert, das Radar auf einem MAZ-543 (früher für mobile Scud-Starter verwendet).
Im selben Jahr wurden auch die russischen Systeme auf den Petschora-M Standard modernisiert. Es handelt sich hierbei um eine umfassende Kampfwertsteigerung die folgende Bereiche umfasst: Raketenmotor, Radar, Lenkung, Gefechtskopf, Näherungszünder und Elektronik. Des Weiteren wurde ein Laser/Infrarot-Zielsystem integriert, um Raketen auch ohne Radar abschießen zu können.
Kenngröße | Daten |
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Reichweite | 30 km |
Minimale Reichweite | 3,5 km |
Einsatzhöhe | 20.000 m |
Minimale Einsatzhöhe | 20 m |
Maximale Zielgeschwindigkeit | 700 m/s (2.520 km/h) |
Zielerfassung | max. 3 s |
Minimaler RCS | 0,1 - 0,15 m² |
ECCM Störfestigkeit | 2000 W/MHz |
Ende 2008 schlossen insgesamt sieben Staaten (Venezuela, Libyen, Syrien, Ägypten, Birma, Vietnam, Turkmenistan) Verträge zur Lieferung von Petschora-2M-Komplexen im Gesamtwert von 250 Mio. US-$ ab. Insgesamt sollen 200 Lenkwaffen ausgeliefert werden, wobei 70 an Ägypten gehen.[1]
Einsatz
Das S-125 kam in vielen neuzeitlichen Konflikten zum Einsatz (Kosovo-Krieg, Zweiter Golfkrieg ect.). Allgemein war das System sehr ineffektiv, da die gegnerischen Kräfte oft über leistungsfähige EloKa-Kapazitäten verfügten und die Bedienungsmanschaften nicht immer die beste Ausbildung besaßen. Während des Kosovo-Krieges gelang jedoch ein vielbeachteter Abschuss einer F-117 Nighthawk am 27. März 1999 durch eine serbische S-125-Einheit. Die Umstände sind bis heute nicht genau geklärt. Es wird unter anderem vermutet, dass die Serben durch ihren Geheimdienst die genaue Flugroute der F-117 ermitteln konnten. Als gesichert gilt die Tatsache, dass ein Verbund von drei Radargeräten erfolgte, um die Entdeckungswahrscheinlichkeit zu erhöhen. Auch ist der Einsatz des TV-Systems (oder eines anderen, nachgerüsteten EO-Systems) als realistisches Szenario anzusehen.
Benutzerländer
Anmerkung: Kursiv gedruckte Staaten sind ehemalige Nutzer
- Amerika: Kuba, Peru, USA, Venezuela
- Europa: Jugoslawien, Serbien, Ungarn, Bulgarien, Rumänien, Polen, Finnland, DDR, CSSR, Russland, Slowenien
- Afrika: Algerien, Angola, Äthiopien, Mosambik, Somalia, Tansania, Sambia
- Naher Osten: Ägypten, Libyen, Syrien, Jemen, Irak, Afghanistan
- Mittlerer Osten: Armenien, Indien, Turkmenistan
- Ostasien: Myanmar, Vietnam, Demokratische Volksrepublik Korea, Indien, Pakistan
Vergleichbare Systeme
Weblinks
Einzelnachweise
- ↑ Russland liefert S-125 Raketen an sieben Staaten auf www.russlandonline.ru; Zugriff: 29. Dezember 2008 (englisch)