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Michael Christoforakos

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Michael Christoforakos (Vorlage:ELSneu, * 1. Januar 1953 in Athen) ist ein deutsch-griechischer Manager, der in Griechenland im Mittelpunkt eines Korruptions- und Schmiergeldskandals steht.

Biografie

Christoforakos wurde als Sohn deutscher Eltern geboren und besuchte die deutsche Schule in Athen. Er studierte Physik an der Universität Karlsruhe und promovierte. Seine berufliche Laufbahn führte ihn zum Siemens-Konzern nach München Er leitete sechs Jahre lang Siemens Nixdorf und wurde 1996 von Siemens nach Athen entsandt, um die griechische Konzerntochter als Vorstandsvorsitzender zu führen. Er leitete die Siemens Hellas A. E. bis 2007.

Michael Christoforakos ist deutscher und griechischer Staatsbürger. Er hat einen Sohn und eine Tochter.[1]

Ermittlungs- und Auslieferungsverfahren

Die griechische und die Münchener Justiz ermitteln gegen Christoforakos wegen Schmiergeldzahlungen. Nach Erkenntnissen der Ermittler soll Siemens in Griechenland für Großaufträge der Telefongesellschaft OTE, der Armee und der Regierung sowohl OTE-Direktoren wie auch Politiker bestochen und heimlich Wahlkämpfe der beiden großen Parteien finanziert haben, der konservativen Nea Dimokratia und der sozialistischen Pasok. Außerdem werden Christoforakos Betrugsstraftaten im Zusammenhang mit dem von Siemens Hellas gelieferten Sicherheitssystem der Olympischen Spiele in Athen 2004 zur Last gelegt.

Flucht aus Griechenland

Christoforakos hat sich nach Deutschland abgesetzt [2] . Grund hierfür dürfte vor allem sein, dass auf Korruptionsstraftaten in Griechenland lebenslange Freiheitsstrafe steht. [3] Christoforakos ließ seinen Anwalt sogar erklären, in Griechenland müsse er um sein Leben fürchten: „Wenn Christoforakos in Griechenland aussagt, dürften einige Politiker zittern. Deswegen gehen wir davon aus, dass er kurz nach Betreten griechischen Bodens in höchster Lebensgefahr schwebt.“ [4]

Christoforakos, der anstrebt, in Deutschland statt in Griechenland vor Gericht gestellt zu werden, hat gegenüber der Münchener Staatsanwaltschaft offenbar die Schmiergeldzahlungen gestanden.[5]

Auslieferungsverfahren

Die Staatsanwaltschaft in Athen hat drei Europäische Haftbefehle gegen Christoforakos erwirkt. Im Juni 2009 wurde Christoforakos in Bayern in Auslieferungshaft genommen. Er saß fast vier Monate in München-Stadelheim im Gefängnis. Das Oberlandesgericht München hat zwei Mal die Auslieferung an die griechische Justiz genehmigt, zwei Mal hatte Christoforakos mit einer Verfassungsbeschwerde Erfolg: Das Bundesverfassungsgericht hob die Auslieferungsentscheidungen auf, weil die Vorwürfe der griechischen Behörde nicht ausreichend geprüft worden seien.[6] Am 20. Oktober 2009 wurde Christoforakos gegen Kaution aus der Haft entlassen;[7] am 4. November 2009 hob das Oberlandesgericht Bamberg, an das das Bundesverfassungsgericht das Verfahren zurückverwiesen hatte, den Auslieferungshaftbefehl gegen Christoforakos endgültig auf, da die ihm vorgeworfenen Taten nach deutschem Recht verjährt seien. [8]

Einzelnachweise

  1. Kurzbiografie bei rosenheim24.de
  2. Handelsblatt vom 3. Juni 2009: „Ex-Siemens-Manager auf der Flucht“
  3. SZ vom 28. Juni 2009 „Griechisches Wissen“
  4. Manager-Magazin vom 26. Juni 2009: „Anwalt fürchtet Mord an Ex-Siemens-Manager“
  5. Handelsblatt vom 4. Juli 2009: „Ex Chef von Siemens Hellas gesteht“
  6. Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 3. September 2009 - 2 BvR 1826/09 - und Entscheidung des Bundesverfassungsgerichts vom 12. Oktober 2009 - 2 BvR 2115/09 -
  7. Heise online vom 20. Oktober 2009: "Früherer Siemens Griechenland-Chef aus Haft entlassen"
  8. Heise online vom 4. November 2009: "Auslieferungshaftbefehl gegen früheren Siemens-Griechenland-Chef aufgehoben-"