Ralf Dahrendorf
Baron Ralf Gustav Dahrendorf (* 1. Mai 1929 in Hamburg) ist ein deutscher Politiker, Soziologe und Philosoph.
Dahrendorf wurde 1920 als Sohn des SPD-Reichtagsabgeordneten Gustav Dahrendorf in Hamburg geboren. Er studierte Philosophie und Klassische Philologie an der Universität Hamburg und promovierte dort 1952 zum Dr. phil. Es folgten eine zweite Promotion in Soziologie an der London School of Economics sowie die Habilitation an der Universität des Saarlandes in Saarbrücken (beides 1957). Seit 1958 lehrte er als Professor für Soziologie in Hamburg, Tübingen und Konstanz.
Dahrendorf war Bundestagsabgeordneter, Staatssekretär im Auswärtigen Amt unter Brandt und Mitglied der Europäischen Kommission in Brüssel. Von 1974 bis 1984 war er Direktor der London School of Economics, von 1987 bis 1997 Rektor der St. Antony's College und von 1991 bis 1997 Prorektor der Universität Oxford. Er ist seit 1993 Mitglied des Britischen Oberhauses (House of Lords) und wurde von der britischen Königin als Baron Dahrendorf of Clare Market in the City of Westminster zum Life Peer (Peer auf Lebenszeit, d.h. nicht erblich) erhoben.
Viele kennen Dahrendorfs Arbeiten noch aus ihrer Schulzeit - durch das "Dahrendorfhäuschen": eine Darstellung der Schichtung der Bevölkerung in der BRD. Er gilt als Verfechter des politischen Liberalismus. Theoretisch Interessierten ist er durch seine Beteiligung am Positivismusstreit in der deutschen Soziologie bekannt, in dem die Philosophen Karl Popper und Theodor W. Adorno in Tübingen aufeinandertrafen. Als zeitkritischer Intellektueller sind von ihm zahlreiche Publikationen erschienen, darunter über die Zeit nach 1989 und über Europa.