Buxheimer Chorgestühl
Das Buxheimer Chorgestühl ist ein zwischen 1687 und 1691 entstandenes hochbarockes Chorgestühl in der Klosterkirche St. Maria im oberschwäbischen Buxheim. Es wurde 1883 an einen unbekannten versteigert und kam 1886 in einer erneuten Auktion an die Schwestern des St. Saviours's Hospital im englischen London, welche es 1963 mit der Verlegung des Hospitals nach Hythe in der Grafschaft Kent mitnahmen. 1979 konnte es von dem Regierungsbezirk Schwaben zurückgekauft werden und ist seitdem wieder an dem ursprünglichen Aufstellungsort in der ehemaligen Kartause in Buxheim.
Geschichte
Das Chorgestühl vor dem heutigen Chorgestühl war wohl relativ einfach. Es ist vermutlich vergleichbar mit dem Chorgestühl, welches noch heute in der ehemaligen Kartause Christgarten steht.[1] Das heutige wurde unter dem Prior Johannes Bilstein in Auftrag gegeben. Bilstein war der weitaus bedeutenste Prior in Buxheim.[2] Bevor er in Buxheim Prior wurde, legte er am 22. Juli 1648 seine Profess in Danzig ab. Weiter ist er in Würzburg, Tückelhausen und Grünau nachweisbar. Der Tiroler Bildhauer Ignaz Waibl hat das weitgehend erhaltene barocke Chorgestühl in den Jahren von 1687 bis 1691 erschaffen. Neben ihm waren vermutlich noch mehrere Personen beteiligt.
Figuren
Unterer Teil
Mittlerer Teil
Bild | Persönlichkeit | Mittelgang | Persönlichkeit | Bild |
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Philipp Neri 16. Jh. Gründer der Oratorianer |
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Teresa von Ávila 16. Jh. Reformerin der Karmeliten |
Ignatius von Loyola 15./16. Jh. Gründer der Jesuiten |
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Johannes von Gott (?) 15./16. Jh. Vorbild für die Barmherzigen Brüder |
Kajetan von Thiene 15./16. Jh. Mitgründer der Theatiner |
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Franz von Assisi 12./13. Jh. Gründer des Ordens der Minderen Brüder |
Birgitta von Schweden 14. Jh. Gründerin der Birgittinen |
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Petrus de Murrone 13. Jh. Eremit, Gründer der Coelestiner-Eremiten |
Petrus Nolascus 12./13. Jh. Mitgründer der Mercedarier |
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Figur fehlt Philippus Benitius 13. Jh. Generalprior der Serviten |
Franz von Paola (?) 15./16. Jh. Gründer der Paulaner (Minimen) |
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Dominikus von Caleruega 12./13. Jh. Gründer der Dominikaner |
Johannes von Matha 12./13. Jh. Mitgründer der Trinitarier |
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Guido von Montpellier 12./13. Jh. Gründer der Brüder vom Orden des Heiligen Geistes |
Stephan von Muret (?) 11./12. Jh. Gründer der Grammontenser |
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Norbert von Xanten 11./12. Jh. Gründer der Prämonstratenser |
Wilhelm von Malavalle 12. Jh. Eremit, Vorbild für die Wilhelmiten |
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Robert von Molesme (?) 11./12. Jh. Mitgründer der Zisterzienser |
Bruno von Köln 11./12. Jh. Gründer der Kartäuser |
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Romuald von Camaldoli (?) 10./11. Jh. Gründer der Camaldulenser |
Odo von Cluny 9./10. Jh. Benediktinerabt (Reformer) |
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Benedikt von Nursia 5./6. Jh. Gründer der Benediktiner |
Augustinus (?) 4./5. Jh. Verfasser der Augustinusregel |
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Hieronymus 4./5. Jh. Eremit, Kirchenlehrer |
Basilius der Große 4. Jh. Vater des morgenländischen Mönchtums |
Bild | Persönlichkeit | Mittelgang | Persönlichkeit | Bild |
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Antonius der Große 3./4. Jh. Gilt als der Vater des abendländischen Mönchtums |
Figur fehlt Paulus von Theben 3./4. Jh. Erster Eremit, Vorbild für die Pauliner |
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Figur fehlt Johannes der Täufer 1. Jh. Prophet und Täufer |
Elija 9. Jh. v. Chr. Von den Karmeliten als "Gründer" verehrt |
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Maria | Christus |
Ursprünglich umfasste das Programm 36 Figuren. Bei einem Umbau des Chorgestühls zu Beginn des 18. Jahrhunderts gingen fünf Plätze mit den dazu gehörenden Statuen einschließlich der Namenskartuschen verloren; zu einem Verlust von weiteren drei Figuren kam es nach dem Verkauf des Gestühls, allerdings stehen noch ihre Namen in den Kartuschen. Da mehrere Namen in anderen Kartuschen aber nicht mehr erhalten sind, musste die Reihenfolge der heutigen Aufstellung mühevoll rekonstruiert werden. Bestehende Unsicherheiten sind durch Fragezeichen gekennzeichnet. Möglicherweise handelt es sich auf der rechten Seite nicht um Franz von Paola, sondern um einen anderen Ordensgründer.
Oberer Teil
Literatur
- Sybe Wartena: Die Süddeutschen Chorgestühle von der Renaissance bis zum Klassizismus. Dissertation an der Ludwig-Maximilians-Universität, München 2008.
- Wolfgang Braunfels (Hrsg.): Lexikon der christlichen Ikonographie. Band 1-8. Herder Verlag, Freiburg im Breisgau u. a. 1968 - 1976, ISBN 3-451-22568-9.
- Das Buxheimer Chorgestühl. Beiträge zur Bau- und Kunstgeschichte der ehemaligen Reichskartause Buxheim und zur Restaurierung des Chorgestühls. In: Michael Petzet (Hrsg.): Arbeitshefte des Bayerischen Landesamtes für Denkmalpflege, 66. München 1994, ISBN 3-87490-569-1.
- Tilmann Breuer: Stadt und Landkreis Memmingen. Bayerische Kunstdenkmale. Deutscher Kunstverlag, München 1959, S. 81 bis 87.
- Gerg Dehio: Handbuch der Deutschen Kunstdenkmäler. Bayern III: Schwaben. Deutscher Kunstverlag, München 1989, ISBN 3-422-03008-5, S. 223 bis 226.
- Michael Müller SDB (Hrsg.): Die Odyssee des Buxheimer Chorgestühls ist glücklich beendet. Das prachtvolle Chorgestühl ist zurückgekehrt. Eigenverlag, Buxheim 1980.
- Michael Müller SDB: Kartausenführer: Buxheim. Kartausenkirche mit Chorgestühl, Pfarrkirche, Annakapelle, Mönchszelle, Kreuzgang und Museum. Eigenverlag, Buxheim 1982.