Nationalpark Bayerischer Wald
Nationalpark Bayerischer Wald
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Lage: | Bayern, Deutschland | |
Fläche: | 24.217 ha | |
Gründung: | 7. Oktober 1970 | |
Adresse: | Webseiten des Nationalparks Freyunger Straße 2 94481 Grafenau |
Der Nationalpark Bayerischer Wald wurde am 7. Oktober 1970 als erster Nationalpark Deutschlands im Gebiet des heutigen Landkreises Freyung-Grafenau eröffnet und umfasst seit seiner wesentlichen Erweiterung vom 1. August 1997 auf das Gebiet des Landkreises Regen eine Fläche von 24.250 Hektar. Zusammen mit dem tschechischen Nationalpark Böhmerwald bildet der Bayerische Wald die größte zusammenhängende Waldfläche Mitteleuropas.
Geographie
Der Nationalpark liegt im Osten Bayerns in den Landkreisen Regen und Freyung-Grafenau entlang der Grenze zu Tschechien und umfasst heute eine Fläche von 24.250 Hektar fast unberührter (Ur)Waldlandschaft im Mittelgebirge des Bayerischen Waldes. Nach der Gliederung der Naturräumlichen Haupteinheiten Deutschlands gehört das Gebiet des Nationalparks zum Hinteren Bayerischen Wald[1] in der Gruppe Oberpfälzisch-Bayerischer Wald.
Ein Großteil des Nationalparks liegt in einer Höhe von über 1000 Metern, umgeben von den Gipfeln des Falkensteins (1315 m), des Lusens (1373 m) und des Großen Rachels (1453 m). Neben den Hochwäldern erstrecken sich dort auch noch einzigartige Hochmoore mit Moorseen wie dem Latschensee und ehemalige Hochweiden, die sog. Schachten, welche sich auf der tschechischen Seite im Böhmerwald noch weiter ausbreiten. Im Osten grenzt der Nationalpark an den 1991 gegründeten 69.030 ha großen Nationalpark Šumava, mit dem eine enge Zusammenarbeit besteht.
Fauna


Im Nationalpark konnte sich eine einzigartige Tierwelt erhalten bzw. wurde dort wieder angesiedelt. Darunter befinden sich vom Aussterben bedrohte Arten wie z. B. Auerhuhn, Luchs, Wanderfalke, Wildkatze, Schwarzstorch, Biber, Wespenbussard oder der Fischotter genauso wie andere typische Bewohner des Bayerischen Waldes. Dazu zählen unter anderem die Rothirsche, die den Winter allerdings in einem Gatter verbringen, weil man allzu große Verbißschäden am Bergwald vermeiden will. Sogar Elche sind anzutreffen, die vom Lipno-Stausee in Tschechien herüberkommen.
Im Tierfreigelände, das sich im Nationalpark in der Nähe von Neuschönau befindet, sind in einem weiträumigen Gelände heute und ehemals ansässige Tiere wie Fischotter, Käuze, Wildkatze, Luchs, Uhu, Wisent, Rothirsch, Wildschwein, Braunbär und Wolf in Freigehegen untergebracht. In einem zweiten Freigelände bei Ludwigsthal sind seit 2006 Rückzüchtungen von heute in Mitteleuropa ausgestorbenen Tierarten wie z. B. dem Wildpferd und dem Urrind zu beobachten.
Das Nationalpark-Konzept
Zielvorgabe des Nationalparks ist es, „Natur Natur sein [zu] lassen“. Auf der überwiegenden Fläche des Nationalparks sollen die Natur und damit auch die dynamischen Abläufe in den Wäldern geschützt werden. Auf über 11.000 Hektar (über 25 Prozent der Fläche) greift der Mensch in den natürlichen Ablauf daher überhaupt nicht mehr ein.
Der Borkenkäfer im Nationalpark

Nahezu der ganze Park besteht aus ausgedehnten Mischwäldern aus Fichten, Buchen und Tannen, die sich dadurch, dass sie in ihrer Entwicklung heutzutage fast ausschließlich sich selbst überlassen sind, zu einer unberührten Urwald-ähnlichen Landschaft zurückgebildet haben. In den höheren Lagen zwischen Rachel und Lusen setzte sich jedoch der Baumbestand fast nur noch aus Fichten zusammen.
Auch nach Gründung des Nationalparks war hier zunächst jahrelang in reduzierter Form weiterhin Forstwirtschaft zugelassen. Erst als am 1. August 1983 ein Gewittersturm und ein weiterer Sturm im November desselben Jahres etwa 70.000 Festmeter Holz fällten, entschied Minister Hans Eisenmann, 30.000 Festmeter liegen zu lassen. Diese Entscheidung erwies sich als äußerst folgenschwer.
Mitte der 1980er und Anfang der 1990er Jahre kam es durch heftige Stürme zu weiteren zahlreichen Windbrüchen, durch die schlagartig günstige Lebensbedingungen für den Borkenkäfer entstanden. In den Folgejahren erhöhte sich die Population des Buchdruckers teilweise so stark, dass selbst gesunde, stehende Fichten dem starken Befall zum Opfer fielen. Einzelne „Käferlöcher" weiteten sich aus und verschmolzen schließlich zu großen Fronten. In Teilen der Bevölkerung stieß die von der Nationalparkverwaltung verordnete Tatenlosigkeit auf Unverständnis; die angrenzenden Waldbauern fürchteten um ihren eigenen, wirtschaftlich genutzten Bestand. Andere sahen im Borkenkäfer dagegen einen Helfer, um Wirtschaftswald mit anfälligen Monokulturen in kräftigen Mischwald, die beste Vorsorge gegen zukünftigen Befall, zu verwandeln. Nachdem die alten Nadelwaldkulturen inzwischen weitgehend tot sind, gehen die Borkenkäferzahlen seit einigen Jahren deutlich zurück und mit dem Nachwachsen von jungen Ebereschen, Fichten und Buchen ist an vielen Stellen wieder ein Jungwald entstanden. Diese neuen Bäume hatten 2004 schon eine Höhe von 70 cm erreicht. Es gibt im Bayerischen Wald mehrere Vereine, in denen sich Nationalparkgegner und andererseits Nationalparkbefürworter zusammengeschlossen haben.
Im Erweiterungsgebiet wird der Borkenkäfer aufgrund § 14 „Hochlagenwald“ der Nationalparkverordnung vom 12. September 1997, die den Hochlagenwald bis zum Jahr 2017 als erhaltenswert bezeichnet, teilweise intensiv bekämpft, was wiederum auf Kritik von Befürwortern des ursprünglichen Nationalparkkonzeptes stieß.[2]
Am 17. September 2007 wurde eine Verordnung erlassen, die unter anderem vorsieht, dass bis zum Jahr 2027 75 Prozent des Nationalparkgebiets zu einer Naturzone zu entwickeln sind. Dagegen erhob im Juni 2008 eine Bürgerbewegung eine Popularklage vor dem Bayerischen Verfassungsgerichtshof. Dieser erklärte in seinem Urteil vom 4. März 2009 die Erweiterung der Naturzone als mit der Bayerischen Verfassung vereinbar und das Restrisiko eines Schädlingsbefalls bei den Anwohnern für zumutbar.[3]
Verwaltung
Die Nationalparkverwaltung hat ca. 200 Mitarbeiter, Hauptsitz ist Grafenau.
Leiter der Nationalparkverwaltung:
- 1970 – 1979 Dr. Hans Heinrich Vangerow
- 1979 – 1998 Dr. Hans Bibelriether
- seit 1998 Karl Friedrich Sinner
Siehe auch
Nationalparkverkehrskonzept Bayerischer Wald

Literatur
- Hans Bibelriether, Hartmut Strunz: Unterwegs im Nationalpark Bayerischer Wald. Ein Führer für Wanderer und Naturfreunde. Wald erleben, Natur verstehen. Morsak, Grafenau 1990, 213 S., ISBN 3-87553-353-4
- Hans Bibelriether, Hannes Burger: Nationalpark Bayerischer Wald. Süddeutscher Verlag und Morsak-Verlag, München und Grafenau 1983, 175 S., ISBN 3-7991-6193-7 und ISBN 3-87553-202-3
- Andreas Geiß (Hrsg.): Nationalpark Bayerischer Wald – vom "grünen Dach Europas" zum Waldfriedhof. Kritische Auseinandersetzung mit einer grünen Ideologie. A. Geiß, Kirchdorf im Wald 2000, 92 S., ISBN 3-00-006172-X
- Marco Heurich, Hans Jehl: Waldentwicklung im Bergwald nach Windwurf und Borkenkäferbefall. Grafenau 2001. 182 S. ISBN 3-930977-26-5
- Marco Heurich, Markus Neufanger: Die Wälder des Nationalparks Bayerischer Wald. Ergebnisse der Waldinventur 2002/2003 im geschichtlichen und waldökologischen Kontext. Nationalpark Bayerischer Wald: Wissenschaftliche Reihe, Heft 16. Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, Grafenau 2005, 176 S., ISBN 3-930977-28-1
- Stefan Nüßlein: Zur Waldentwicklung im Nationalpark Bayerischer Wald 1999. Buchdrucker-Massenvermehrung und Totholzflächen im Rachel-Lusen-Gebiet. Berichte aus der Bayerischen Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft, Nr. 25. Bayerische Landesanstalt für Wald und Forstwirtschaft (LWF), Freising 2000, 47 S.
- Wolfgang Scherzinger: Artenschutzprojekt Auerhuhn im Nationalpark Bayerischer Wald von 1985–2000. Nationalpark Bayerischer Wald: Wissenschaftliche Reihe, Heft 15. Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, Grafenau 2003, 130 S., ISBN 3-930977-27-3
- Wolfgang Scherzinger, Michael Held: Wilde Waldnatur: der Nationalpark Bayerischer Wald auf dem Weg zur Waldwildnis. Nationalparkverwaltung Bayerischer Wald, Passau 2000, 43 S. Online verfügbar
- Karl Friedrich Sinner, Günter Moser: Waldwildnis grenzenlos. Nationalpark Bayerischer Wald. Buch- und Kunstverlag Oberpfalz, Amberg 2006, 128 S., ISBN 978-3-935719-37-7 oder ISBN 3-935719-37-X
- Hubert Weinzierl, Hans Bibelriether, Georg Sperber: Nationalpark Bayerischer Wald. Verlag Morsak, Grafenau, 1972, 184 S., ISBN 387553-010-1
- Vorlage:GKD
Filmographie
- Nationalpark Bayerischer Wald. Dokumentarfilm, 45 Min., Deutschland, 1987, von Robert Anzeneder und Jens-Uwe Heins, Produktion: Komplett-Media-GmbH, Grünwald (ISBN 3-89672-488-6), Kurzbeschreibung des NDR
Einzelnachweise
- ↑ http://www.bfn.de/0311_landschaft.html?landschaftid=40300
- ↑ http://www.waidlerherz.de Arbeitskreis Nationalpark für eine positive Weiterentwicklung des Nationalparks Bayerischer Wald
- ↑ http://www.pnp.de/nachrichten/artikel.php?cid=29-23501128&Ressort=bay&BNR=0
- ↑ http://philatelie.deutschepost.de/philatelie/shop/templates/produktseiten/produktdetail_standard.jhtml?id=prod3420011 (28. Februar 2010)
Weblinks
- Homepage der Nationalparkverwaltung
- Luchsprojekt der Nationalparkverwaltung
- Natur erleben im Nationalpark Bayerischer Wald – Neuer Film, der sich mit dem Ökosystem Wald beschäftigt
- Nationalpark Bayerischer Wald in der World Database on Protected Areas (englisch)
- Nationalpark Bayerischer Wald in der naturräumlichen Gliederung: D 63 Oberpfälzisch-Bayerischer Wald, darunter 403 Hinterer Bayerischer Wald
- Landschaftssteckbrief des Bundesamt für Naturschutz: 40300 Hinterer Bayerischer Wald