Diskussion:Lesen
Umstrukturierung?
Habe mal in einem ersten Wurf die "ursprüngliche" Bedeutung angehängt, die sollte nicht vergessen werden. Die Begrifflichkeiten (aus)lesen, handverlesen, Beeren lesen, Weinlese weist auf eine ursprünglichen Bedeutung hin: Lesen ist eine Handarbeit, die Konzentration erfordert und ein gutes Auge. Diese Bedeutung gab es sicher schon, bevor die Schrift erfunden wurde...das ist natürlich nicht belegbar. Jedoch wird die Begriffsherkunft plausibel, wenn man sich deutlich macht, wie man (vielleicht heute nicht mehr) i.a. Lesen lernt: mit dem Finger sammelt man die Buchstaben ein, bis sich das Wort, der Satz, der Sinn ergibt. Lesen ist also ursprünglich: Buchstaben auflesen.
Vielleicht bedarf es der Umkehr in der Reihenfolge im Artikel, dann könnte man die etymologische Entwicklung nachzeichnen oder auch über eine Begriffsklärung die Begriffe trennen (gefällt mir eher nicht)? Oder soll das ganze lieber ins Wörterbuch?
Vorschläge & Verstärkung erwünscht --FotoFux 21:58, 19. Dez 2004 (CET)
Das Beispiel "Gmäeß eneir Sutide..." zeigt eher das Gegenteil, nämlich, dass eben nicht "Wortbilder" gelesen werden (im Beispiel ist das jeweilige "Wortbild" ja aufs Schlimmste zerstört), sondern (wie ja weiter oben im Artikel ganz richtig steht) Konsonanten-Tupel, denn in diesem "Beispiel" sind ja ganz überwiegend die Vokale vertauscht. --Reinhard 20:50, 2. Feb 2005 (CET)
- Das ist nur zum Teil richtig. Die Wortbilder werden im eigentlichen Sinne auch nicht mehr gelesen, sondern nur noch abgerufen. Und wenn ein Bild einem gespeicherten ähnelt wird es verglichen und das zu erwartetende Wort ausgespuckt. Das Gehirn repariert sozusagen blitzschnell das zerstörte Bild und bringt es auf ein bereits vorhandenes. Wenn es das bereits vorhandene Bild nicht gäbe, müssten wir es mühsam und zeitaufwändig zusammensetzen und könnten den Text nicht so schnell bewältigen. Gruß --nfu-peng 14:55, 17. Mär 2005 (CET)
- Juhu, lasst uns ein bischen streiten! Zitat: "Und wenn ein Bild einem gespeicherten ähnelt wird es verglichen und das zu erwartetende Wort ausgespuckt." Auch das ist wieder nicht ganz richtig. Das verhundste Wort "Pstoiion" hat zum Beispiel vergleichbare Ähnlichkeit mit "Position" wie mit "Pistolen" (wem dieses Beispiel nicht gefällt, der möge sich ein anderes suchen - es gibt zahlreiche davon). Würde ich bloß ein passendes Bild aus dem Gedächtnis abrufen, käme ich in ernsthafte Schwierigkeiten, welches von beiden ich nun wählen müsste. Stattdessen finden aber weit mehr Verarbeitungsvorgänge statt:
- die Suche nach in diesem Kontext wahrscheinlichen Wörtern ("constrained words") ("Pistolen" ist hier unwahrscheinlicher)
- die Suche nach Wörtern, die grammatisch in den Satz passen ("Subkategorisierung", "Rektion" und "Kongruenz", die Linguistik weiß mehr...) ("Pistolen" ist nicht Singular)
- reines Matching über Formähnlichkeiten würde zu Fehlern führen. Durch die Ähnlicheit von Buchstaben wie "e" und "o", "l" und "t" etc. müsste z.B. "Posilien" zu "Position" besser passen als "Pstoiion".
- nicht nur der erste und der letzte sondern vor allem auch die ersten drei Buchstaben sind immens wichtig für die Identifikation eines Wortes ("lexikalischer Zugriff"), was den zershredderten Beispieltext sehr erschwert ("Postioin" ist viel leichter erkennbar als "Pstoiion", teilweise werden so Schreibfehler überhaupt nicht erkannt)
- Zitat: "Das Gehirn repariert sozusagen blitzschnell das zerstörte Bild und bringt es auf ein bereits vorhandenes." Das Erkennen von Wörtern basiert nicht nur auf dem Bild des Wortes sondern auch auf phonologischen Einheiten. Demnach bezieht sich das "Reparieren" nicht auf "Umsortierung von Pixeln" sondern auf die Regruppierung von Lauten. Ansonsten wäre es ziemlich einfach, ein sehr(!) gutes OCE-System ("Optical Character Recognition" = Schrifterkennung vom Computer) zu schreiben. Mehr Informationen liefert die Blickbewegung. Verschiedene semantische Fehlerarten lassen sich übrigens per EEG ("Elektroenzephalografie" = Messen von Gehirnströmen) auf verschiedene Gehirnzentren zurückführen, z.B. "ELAN" = "Die Pflanze stand im letzten gestern" (falsche Wortart), "N400" = "Er bestrich das Brot mit Socken" (falsche thematische Rolle) etc., aber das hier nur am Rande. --Thetawave 15:44, 14. Mai 2005 (CEST)
- Juhu, lasst uns ein bischen streiten! Zitat: "Und wenn ein Bild einem gespeicherten ähnelt wird es verglichen und das zu erwartetende Wort ausgespuckt." Auch das ist wieder nicht ganz richtig. Das verhundste Wort "Pstoiion" hat zum Beispiel vergleichbare Ähnlichkeit mit "Position" wie mit "Pistolen" (wem dieses Beispiel nicht gefällt, der möge sich ein anderes suchen - es gibt zahlreiche davon). Würde ich bloß ein passendes Bild aus dem Gedächtnis abrufen, käme ich in ernsthafte Schwierigkeiten, welches von beiden ich nun wählen müsste. Stattdessen finden aber weit mehr Verarbeitungsvorgänge statt:
In ALLEN Punkten gebe ich dir recht und deshalb (hoffentlich) muss ich mich nicht streiten. Meine Erfahrungen stammen tatsächlich aus der Beobachtung von Kindern im Leselernprozess. Sogar die Erwartungshaltung ist , gerade auch bei Kindern hauptausschlaggebend (was du unter "constrained words" benennst). Wird gerade ein Märchen gelesen und ein Wort beginnt mit Pri (Primel, Prinzip, prima etc.) kommt garantiert immer Prinz oder Prinzessin. Falls du also etwas ergänzen oder korrigieren möchtest: Nur zu. In meinem Beitrag hier ging es lediglich darum dem Fragesteller eine halbwegs plausible und verständliche Antwort zu geben. Der Experte scheinst DU zu sein. Lieben Gruß --nfu-peng 17:05, 14. Mai 2005 (CEST)
- Zitat: "Der Experte scheinst DU zu sein." Ha, schön wärs! (Das mit dem Streit ist natürlich mit einem dicken Augenzwinkern zu verstehen: ;-).) Aber ich werde noch einmal gründlich in die Fachliteratur eintauchen und dann evtl. einige Dinge einbringen. --Thetawave 16:41, 15. Mai 2005 (CEST)
Änderungen
Ich habe diese beiden Links gekillt:
- http://www.lichtensteiger.de/methoden.html - "Texte haben keinen einheitlichen Sinn, keine geschlossene Struktur, keinen fixierbaren Kontext, Texte sind immer schon Zitate." Das "Anrennen gegen die Grenzen der Sprache" - Methoden des Schreibens und Strategien des Lesens. Eine Diskussion mit Roland Barthes, André Breton, Gilles Deleuze und Raymond Federman, Paris, 18. Februar 1965 / von Ralph Lichtensteiger
- http://www.lichtensteiger.de/schreiben.html - Schreiben/Writing
Der Grund der Löschung ist, das beide Homepages absolut KEINE sinnvollen Informationen über das Lesen enthalten.
Des weiteren habe ich die Definition und die ersten beiden Abschnitte etwas umstrukturiert, sowie einen großen Abschnitt über den Wahrnehmungsprozess beigesteuert. --Thetawave 00:51, 17. Mai 2005 (CEST)