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Bundesautobahn 72

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Verkehrszeichen als Europastraße

Die Bundesautobahn 72 (Abkürzung: BAB 72) – Kurzform: Autobahn 72 (Abkürzung: A 72) – führte ursprünglich vom Dreieck Bayerisches Vogtland (A 9) nach Chemnitz zur A 4. In dieser Form ist sie identisch mit der Europastraße 441. Die Verlängerung nach Leipzig ist teilweise fertiggestellt, im Bau beziehungsweise in Planung. Das in Bayern gelegene Teilstück wurde vor der deutschen Wiedervereinigung als Bundesautobahn 722 (BAB 722) oder Autobahn 722 (A 722) bezeichnet.

Bemerkenswert im Verlauf der A 72 ist die über 500 Meter lange und 60 Meter hohe Elstertalbrücke über die Weiße Elster bei Pirk. Die Bauarbeiten an dieser Steinbogenbrücke begannen 1937, wurden jedoch erst 1993 abgeschlossen.

Geschichte

Die auch Vogtlandautobahn genannte Strecke wurde in den 1930er Jahren als Eckverbindung der Nord-Süd-Strecke Berlin–München und der Ost-West-Strecke Dresden–Frankfurt errichtet, um Schlesien und Ostsachsen optimal mit Bayern zu verbinden. Aufgrund der hohen Industrialisierung Südsachsens und der landschaftlichen Schönheit wurde die Strecke von Chemnitz nach Hof durch den Generalinspekteur für das deutsche Straßenwesen Fritz Todt als wichtig erachtet. Die Freigabe zur Bauausführung für den ersten Teilabschnitt zwischen den Anschlussstellen Pirk nach Treuen war im Sommer 1934. Im März 1935 folgte der Abschnitt von Zwickau-West zum Autobahndreieck Chemnitz, im Herbst der von Treuen nach Zwickau-West und im März 1936 schließlich der letzte Abschnitt vom Autobahndreieck Bayerisches Vogtland zur Anschlussstelle Pirk. Die Topographie der parallel zum Erzgebirge verlaufenden Autobahn bedingte den Bau von sieben großen Talbrücken, von denen fünf in Stein als Gewölbereihenbrücken geplant wurden. Im östlichen Teil querte die Trasse vor allem landwirtschaftlich genutzte Gebiete und teilweise Städte mit dichter Bebauung. Der westliche Abschnitt wurde vor allem durch Wälder geführt, wobei an der Landesgrenze zwischen Sachsen und Bayern mit 576,40 Metern über NN der höchste Punkt erreicht wurde.

Im Sommer 1935 wurden die Arbeiten am 15,8 Kilometer langen Teilabschnitt von Pirk bis zur Triebtalbrücke in Angriff genommen. Während der Bauarbeiten kam am 5. September 1935 die Anweisung, das Planum der Autobahn für 24 Meter Kronenbreite auszuführen, bis dahin waren 15 Meter vorgesehen. Fertigzustellen war jedoch nur eine 7,5 Meter breite Richtungsfahrbahn, die einstreifig in beide Fahrtrichtungen zu befahren war. 1936 begannen die Bauarbeiten zwischen der Triebtalbrücke und Zwickau-West. Am 3. Juni 1938 fand die Inbetriebnahme der Richtungsfahrbahn Hof in Betonbauweise zwischen den Anschlussstellen Pirk und Treuen statt, am 4. Dezember folgte die Verlängerung bis Zwickau-West.

1937 starteten die Arbeiten am Abschnitt zwischen der Anschlussstelle Stollberg und dem Autobahndreieck Chemnitz, der am 15. August 1939 größtenteils einbahnig in Betrieb genommen wurde. Zwischen Chemnitz-Süd und dem Autobahndreieck wies das Teilstück aus baubetrieblichen Gründen schon beide Richtungsfahrbahnen auf.

Zwischen Juli 1938 und Januar 1939 begannen die Arbeiten am Lückenstück zwischen Zwickau-West und Stollberg mit den Talbrücken bei Culitzsch und Wilkau-Haßlau. Dabei kam zusätzlich ein kurzfristig erweiterter Querschnitt mit einem 2,25 Meter breiten Randstreifen zur Ausführung. Im April 1940 folgte die Inbetriebnahme zwischen Hartenstein und Stollberg, im Juli 1940 schließlich zwischen Zwickau-West und Hartenstein. Auch beim westlichen Abschnitt zwischen dem Autobahndreieck Bayerisches Vogtland und Pirk mit den zwei Großbrücken über die Saale und die Weiße Elster liefen in dieser Zeit die Bautätigkeiten an.

Die vorläufig letzte Verkehrsfreigabe folgte im September 1940 zwischen Heroldsgrün und Hof/Töpen. Bei Einstellung der Bauarbeiten im Mai 1942 war von der 107,5 Kilometer langen Autobahn 94 % in Betrieb, wovon 93 % nur einen einspurigen Richtungsverkehr zuließen. Die Kosten betrugen bis dahin 7,0 Millionen Reichsmark.[1] Es fehlten noch der 4,3 Kilometer Abschnitt zwischen Kleinzöbern und Pirk mit der Elstertalbrücke sowie das 1,9 Kilometer lange Teilstück zwischen dem Autobahndreieck Bayerisches Vogtland und Heroldsgrün.

Wegen der 1945 erfolgten Sprengung der Saalebrücke Rudolphstein im Zuge der heutigen Autobahn A 9 – Hauptverbindung München–Berlin – wurde die heutige Autobahn A 72 zwischen 1945 und 1951 als Interzonenübergang genutzt, 1951 aber stillgelegt und der Verkehr bis zum Wiederaufbau des Saaletalviaduktes 1966 über die Bundesstraße 2 – Grenzübergang Töpen-Juchhöh – geleitet. Das Autobahndreieck wurde erst am 24. Juni 1963 mit der Fahrtrichtung Nürnberg–Chemnitz und am 1. Oktober 1966 mit der Gegenrichtung fertiggestellt. In den 1960er Jahren kam es zur Erweiterung des Abschnittes von Chemnitz bis Zwickau-Ost auf vier Fahrstreifen.

Von 1951 bis 1989 war die Autobahn zwischen Hof/Töpen und Pirk für den Verkehr gesperrt.

Fertigstellung und Ausbau

Talbrücke in Wilkau-Haßlau

Von 1990 bis 1995 wurde die Autobahn zwischen dem Autobahndreieck Bayerisches Vogtland und Zwickau für rund eine Milliarde DM fertiggestellt beziehungsweise erneuert.[2] Dazu mussten unter anderem alle Unter- und Überführungen neu errichtet werden. Ende 1992 war der 4,4 Kilometer lange Abschnitt zwischen Plauen-Ost und Plauen-Süd auf vier Fahrstreifen ausgebaut. Nach Fertigstellung der Nordseite der Elstertalbrücke wurde am 2. Oktober 1992 die 4,2 Kilometer lange Lücke zwischen der Anschlussstelle Pirk und dem Behelfsanschluss Kleinzöbern geschlossen und für den zweistreifigen Verkehr freigegeben. Außerdem wurde die zweite Richtungsfahrbahn auf den Abschnitten von Plauen-Süd nach Pirk und von Kleinzöbern zum Autobahndreieck Bayerisches Vogtland in Betrieb genommen. Ab dem 6. September 1993 war die Elstertalbrücke fertiggestellt und vierstreifig nutzbar. Im selben Jahr wurde im Abschnitt zwischen Wilkau-Haßlau und der Anschlussstelle Reichenbach die zweite Richtungsfahrbahn dem Verkehr übergeben, ein Jahr später folgte der Teil bis Plauen-Ost, so dass Ende des Jahres 1994 die zweite Fahrbahn durchgehend befahrbar war. Nach einer Grundinstandsetzung der ersten Fahrbahn standen ab Herbst 1995 auf der gesamten Strecke zwei Fahrstreifen je Richtung zur Verfügung. Bei den großen Ingenieurbauwerken wurden unter anderem die Talbrücke Wilkau-Haßlau und die Talbrücke Culitzsch erneuert sowie bei den Steinbogenbrücken über das Saaletal, das Göltzschtal und die Talsperre Pöhl Spannbetonüberbauten eingebaut.

Von 2002 bis 2008 folgte ein Ausbau des etwa 30 Kilometer langen Abschnittes ab dem Autobahnkreuz Chemnitz bis zur Anschlussstelle Zwickau-West. Dabei wurde die Strecke zwischen dem Autobahnkreuz und Chemnitz-Süd auf sechs Fahrstreifen und im Restbereich auf den vierstreifigen Regelquerschnitt mit 29,5 Meter Breite erweitert. Der Anschluss Chemnitz Rottluff/Rabenstein wurde am 14. Juli 2009 freigegeben.

Neubau

Aufgrund der starken Frequentierung der Bundesstraße 95 zwischen Chemnitz und Leipzig ergab sich die Notwendigkeit, eine Autobahn zwischen den Städten zu bauen, diese wurde als Verlängerung der Bundesautobahn 72 geplant. Mit der Verbindung der beiden Großstädte wäre eine Verknüpfung der drei großen sächsischen Städte Leipzig, Dresden und Chemnitz (Sachsendreieck) durch ein Autobahndreieck vervollständigt und die Ballungsräume Chemnitz-Zwickau und Leipzig-Halle miteinander verbunden. Die Gesamtkosten der 62 Kilometer langen Strecke sollen rund 470 Millionen Euro betragen.

Die Verlängerung der A 72 bis Leipzig ist seit 2003 im Bau und verläuft über Röhrsdorf, Hartmannsdorf, Niederfrohna, Penig, Geithain und Borna bis südlich von Leipzig zum Anschluss an das Autobahnkreuz Leipzig-Süd mit der A 38 und weiter entlang der jetzigen B 2 zum künftigen Mittleren Ring der Messestadt. Der Baubeginn war am 21. November 2003.

Nach den ursprünglichen Planungen sollte der Abschnitt bis Borna Mitte des Jahres 2006 zur Fußball-WM fertiggestellt sein. Ende 2006 wurde die Strecke von Kreuz Chemnitz bis Niederfrohna abschnittsweise für den Verkehr freigegeben.

Planungsabschnitt 1

Am 21. November 2003 war Baubeginn für den Bauabschnitt 1.1. Das Bundesverwaltungsgericht in Leipzig wies am 23. Februar 2005 Klagen gegen den Ausbau des Autobahndreieck Chemnitz zum Autobahnkreuz ab. Am 29. März 2005 begann der Bau des Abschnittes 1.2. Im Chemnitzer Stadtteil Röhrsdorf wurde eine Brücke über das Pleißenbachtal mit einer Länge von 301 m gebaut. Mit dem Bau einer weiteren Brücke (195 m lang und 9,25 m hoch) auf der Flur zwischen Niederfrohna und Mühlau über den Mühlbachgrund wurde am 25. Juli 2005 begonnen. Sie überspannt mit einer Fläche von 6000 m² zwei geschützte Gebiete. Aus ökologischen Gesichtspunkten mussten die Standorte der Brückenpfeiler auf diesem Abschnitt optimiert werden, weswegen beispielsweise die Richtungsfahrbahnen einen größeren Abstand mit einem etwa 1,30 m breiten Lichtspalt aufweisen, wodurch die Besonnung der darunter gelegenen Biotopflächen verbessert wird.

Am 14. November 2006 folgte die Einweihung des ersten Abschnittes mit dem Teilstück vom Kreuz Chemnitz bis Hartmannsdorf, am 21. Dezember 2006 wurde der anschließende Abschnitt bis Niederfrohna eröffnet. Seit Mai 2006 war das künftige Autobahnkreuz A 72/A 38 fertiggestellt (heutige AS Leipzig-Süd der A 38).

AS Niederfrohna
Streckenende an der AS Niederfrohna im November 2007
BW 20 über die B 95, Blick Richtung Süden
BW 20, nördliches Widerlager

Planungsabschnitt 2

Mit Beschluss des Regierungspräsidiums Chemnitz vom 16. Mai 2007 wurde der zweite Bauabschnitt planfestgestellt. Der Abschnitt beginnt am fertiggestellten Anschlusspunkt Niederfrohna und geht bis zur Anbindung an die B 175 in Rathendorf/Obergräfenhain. [3] Am 18. Dezember war offizieller Baubeginn. Die Freigabe ist für Mitte/ Ende 2011 geplant. Für diesen Abschnitt sind mehrere Brückenbauwerke notwendig. Bis zum 1. Juli 2011 sollen die beiden Großbrücken BW 20 über die Zwickauer Mulde und BW 18 über das Lochmühlental fertiggestellt sein.

Des Weiteren sind vorgesehen:

    • 5. Januar 2009 - 17. Dezember 2010: Herstellung der Brücke BW 25 Brücke im Zuge der A 72 über die K 8260 und das Gewässer Ratte
    • 1. März 2010 - 24. Juni 2011: Fahrbahnbau zwischen Muldenbrücke (BW 20) und Anschlussstelle Rathendorf
    • 22. März 2010 - 27. September 2011: Fahrbahnbau zwischen der Anschlussstelle Niederfrohna und der Muldenbrücke (BW 20)
    • Noch keine Terminvergabe bei:
    • BW 23 Brücke im Zuge der A 72 über die Bandanlage und die Betriebsstraße der Sandwerke Biesern (Ausführung erst im Zuge des Streckenbaus)

Planungsabschnitt 3

Der Planfeststellungsbeschluss für den Abschnitt 3.1 von Rathendorf nach Frohburg wurde am 20. Februar 2008 unterzeichnet. Nach Ablauf einer öffentlichen Auslegungsfrist (25. März - 7. April 2008) und Vorbereitung der Ausschreibungen hatte im Herbst 2008 der Bau mit der Baufeldberäumung begonnen. Die Freigabe ist für Mitte 2012 geplant. Der Abschnitt beginnt am im Bau befindlichen Anschlusspunkt Rathendorf an der B 175 und endet vorerst provisorisch nördlich von Frohburg. Der offizielle Baubeginn war am 5. Juni 2009.

    • 5. Juni 2009 - September 2011: Herstellung der Brücke 32 über das Ossabachtal
    • Juni 2009 - Mai 2010: Herstellung der Brücke 36Ü zur Überführung der B7
    • Juni 2009 - November 2010: Herstellung der Brücke 38 über eine Strecke der DB
    • Herbst 2009 - 20. Dezember 2011: Herstellung von 14 Ingenieurbauwerken, 3 Lärmschutzwänden und 6 Regenrückhaltebecken sowie Erd- und Deckenbau

Mit Beschluss der Landesdirektion Leipzig vom 28. April 2009 wurde der Bauabschnitt 3.2 planfestgestellt. Der Abschnitt beginnt am provisorischen Ende des im Bau befindlichen Abschnittes 3.1 nördlich von Frohburg und schließt an den fertiggestellten Bauabschnitt 4 an. Nach einem Beschluss des Bundesverwaltungsgerichtes Leipzig vom 24. Februar 2010 muss eine ergänzende Planfeststellung für die AS Frohburg, die netzergänzende Maßnahme S11 sowie dem Knotenpunkt B95/S11 erfolgen. Mit einer Freigabe kann frühestens Ende 2012 gerechnet werden. Der offizielle Baubeginn ist am 6. März 2010.

    • 1. August 2009 - 31. Dezember 2009: Bauvorbereitende Maßnahmen
    • Herbst 2009 - 1. Oktober 2010: Baufeldfreimachung, Herstellung von Baustraßen, Verdichtungs- und Rodungsarbeiten
    • 6. März 2010 - 9. September 2011: Herstellung der Brücke 49 über den Zedlitzer Grund
    • Mitte 2010 - 31. August 2011: Herstellung der Brücken 48.1Ü und 48.2Ü (Fußgängerbrücken)
    • Mitte/Ende 2010 - Ende 2012: Streckenbau

Planungsabschnitt 4

Im September 2006 wurde der Abschnitt Borna-Süd–Borna-Nord fertiggestellt, dieser ist jedoch noch der Bundesstraße 95 zugeordnet.

Planungsabschnitt 5

Für den Abschnitt Borna–A 38 ist Baubeginn frühestens 2012, die Planungen laufen seit November 2004.

  • Abschnitt 5.1 (Borna - Rötha)
    • Planfeststellung läuft seit 18. Dezember 2009
  • Abschnitt 5.2 (Rötha - A38)
    • Genehmigter Vorentwurf des Bundesverkehrsministeriums liegt vor. Das Autobahnamt Sachsen führt zur Zeit umfangreiche Vorplanungen durch. Mit der Einleitung der Planfeststellung wird Ende 2010 gerechnet.

Abschnitt A 38–Leipzig

Der Abschnitt A 38–Leipzig sollte bis 2020 in Betrieb gehen. Das Autobahnamt Sachsen erstellte die technische Planung, welche Ende 2008 an das Bundesverkehrsministerium geleitet wurde. Dieses Teilstück wurde früher als Bundesautobahn 720 geplant und dann zu einem Teilstück der A 72 bestimmt. Die Realisierung dieses Abschnittes bis zum Jahr 2020 ist fraglich, aber im aktuellen Bundesverkehrswegeplan festgeschrieben.

Literatur

  • Bundesministerium für Verkehr, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit:Bundesautobahn A 72 Hof–Chemnitz. 1995
  • Gero Fehlhauer: Die Geschichte der Reichsautobahn Chemnitz - Hof. ISBN 3-937228-27-6. 2006
Commons: Bundesautobahn 72 – Album mit Bildern, Videos und Audiodateien

Einzelnachweise

  1. Bundesministerium für Verkehr, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit:Bundesautobahn A 72 Hof–Chemnitz. 1995. S. 34
  2. Bundesministerium für Verkehr, Oberste Baubehörde im Bayerischen Staatsministerium des Innern, Sächsisches Staatsministerium für Wirtschaft und Arbeit:Bundesautobahn A 72 Hof–Chemnitz. 1995. S. 74
  3. Pressemitteilung des RP Chemnitz vom 16. Mai 2007