Moin
Dieser Artikel befasst sich mit der Begrüßung 'Moin', andere Bedeutungen unter Moin (Begriffsklärung)
Moin! (friesisch: entweder Guten! oder Tag!, Kurzform von friesisch moi moin! - wörtl.: "Schönen Tag!", moi wie niederländisch: mooi = schön - gemeingermanisch mit mögen verwandt; moin für Tag ist gemeingermanisch mit Morgen verwandt) ist ein "universeller" Gruß ursprünglich in Friesland (Ostfriesland). Er kann zu jeder beliebigen Tageszeit und fast jeder Situation angewendet werden.
Herkunft
Durch seine gemeingermanische Verwandtheit und unabhängig von allen weiteren Theorien über die Etymologie des heute verwendeten Grußes, kann man sagen, dass Moin nichts anderes als Morgen bedeutet. Allerdings ist auch denkbar, das die einsilbige Form tatsächlich dem Angeredeten sprachökonomisch "einen Guten" (moien) wünscht, was dann wiederum erklärt, dass zu jeder Tageszeit gebraucht wird. Womöglich ist es diese Doppelbedeutung und Kürze von Moin, die den Reiz ausmacht.
Teilweise ist auch die intensivierende Verdoppelung Moin-Moin (auch: Moinmoin) üblich. Benutzer dieser Form werden aber bei manchen Norddeutschen, die großen Wert auf Sprachökonomie legen, schnell als geschwätzig angesehen (scherzhaft). Im Regelfall gilt allerdings Moin-Moin als höflichere Form. Sie wird insbesondere zur Beantwortung eines einfachen Moin benutzt.
Moin-Moin ist vielleicht auch direkt aus dem friesischen moi moin entstanden. Der letzte Teil moin heißt in dieser Verwendung dann also Tag, oder wie der Norddeutsche gerne zu grüßen pflegt: Tach!.
Verwendung
Im Gegensatz zum niederdeutschen goden Morgen kann Moin den ganzen Tag über verwendet werden, selbst um Mitternacht.
In Kiel wird inzwischen umgangsprachlich auch Moinsen verwendet, vermutlich durch Anhängen des dänischen Namenszusatzes -sen (für Sohn des [Vorgenannten]), wie er sich auch in üblichen norddeutschen Familiennamen wiederfindet, und bei dem Versuch, eine Verkleinerungsform wie Tach - Tachchen zu finden. Vielleicht klingt Moinsen "origineller", "besser" und "nordischer" als Moinchen.
Wahrscheinlich von gleicher Herkunft ist das Luxemburgische "Moijen" als Begrüßung, das ebenfalls nichts mit "guten Morgen" zu tun hat, sondern im ganzen Tagesverlauf verwendbar ist.
Moin und Moinmoin sind international: Auch im Osten der Niederlande ausgehend von Westfriesland und im Süden Dänemarks, ausgehend von Nordfriesland (mojn - aus friesisch entlehnt) werden sie benutzt. Mojn steht aber nicht im dänischen Wörterbuch, auch nicht moin oder als eine Form von "god morgen" (guten Morgen), es ist also regional auf das Grenzgebiet zum Kreis Nordfriesland und Kreis Schleswig-Flensburg begrenzt, wo mojn auch von der dänischen Minderheit gesagt wird.
Sprachgeschichtlich verwandt ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus dem Mittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn, das nur vormittags angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tag bis in die Nacht (z.B: statt god kveld) verwendet werden.
In Finnland sagt man Moi.
Verbreitungsgeschichte in Norddeutschland
War Moin also nur bei den Friesen und dann in Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg (dort haben sich viele Nordfriesen niedergelassen) üblich, so hat er sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf den gesamten norddeutschen Raum ausgebreitet. Besonderen Anteil hat hier die Popularität der Werner-Comics des Zeichners Rötger Feldmann (Brösel) ab den 1980er Jahren, dessen Figur Werner immer mit Moin (oder Moin-Moin) grüßt, weil er ein Flensburger ist. Brösel ist gebürtig im holsteinischen Travemünde, kam während seiner Lehre in Flensburg zwingend in Kontakt mit dem Gruß und nahm ihn dann mit nach Kiel, wo es bis dahin nicht verwendet wurde, und er dort seine Bücher veröffentlichte. Schnell war neben Werner also auch sein Slang und damit das Moin überregional bekannt.
Während Moin also im mehrsprachigen Flensburg schon sehr lange fest eingebürgert ist, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum niederdeutschen Dialekt in Holstein und wird dort von den älteren Einheimischen zwar verstanden, aber eben als eine Art Morjen (berlinerisch) und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet, wie Tach. Dass es durch die von Flensburg (und durch die Werner-Comics) kommende Verbreitung Moin allerdings in neuerer Zeit auch zu jeder Tageszeit gesagt wird, halten ältere Muttersprachler richtig für eine "typisch norddeutsche" Modeerscheinung und passen sich dem an (siehe Zitat von Engholm unten).
Inzwischen wird er von fast allen Deutschen verstanden und auch in den Topebenen von Wirtschaft und Politik benutzt. Der frühere Schleswig-Holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als "die genialste Wortschöpfung aller Zeiten", auch die aktuelle Landesmutter Heide Simonis verwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden soll er inzwischen zu finden sein und hat, zumindest bei der Jugend, dem Schweizer Grüezi und dem bayrischen Grüß Gott den Rang abgelaufen.
Siehe auch: Tschüss, faux amis
Weblinks
- http://www.ga-online.de/inhalt/2001-12-15/maga/t-51336001_34501.html Theorie, dass Moin nichts anderes als Morgen heißt
- http://www.moin.ag Meldewesen online-Projekt Moin
- http://www.foken.de/alexander/moinmoin.html (mit Etikette-Regeln für korrektes Moin)
- http://www.geschichte.schleswig-holstein.de/vonabisz/moin.htm
- http://plattmaster.de/moinmoin.htm Was bedeutet "Moin moin"?