Graf Öderland
Graf Öderland, gemäß Untertitel Eine Moritat in zwölf Bildern, ist ein Drama des Schweizer Schriftstellers Max Frisch. Auf Basis eines Zeitungsberichts verfasste Frisch im Jahr 1946 eine erste Prosaskizze, die im Folgejahr als Teil des Tagebuch mit Marion veröffentlicht wurde. Fürs Theater bearbeitete Frisch den Stoff mehrfach. Die Uraufführung der ersten Dramenfassung fand am 10. Februar 1951 im Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Leonard Steckel statt. Stärker an politischer Aktualität orientiert war Frischs zweite Bearbeitung, die am 4. Februar 1956 von Fritz Kortner im Kleinen Haus der Städtischen Bühnen Frankfurt inszeniert wurde. Mit der dritten und letzten Version kehrte Frisch wieder weitgehend zur ursprünglichen Tagebuchskizze zurück. Die Endfassung wurde am 25. September 1961 im Berliner Schillertheater unter der Regie von Hans Lietzau uraufgeführt und in die 1975 erschienene Werkausgabe Frischs aufgenommen. Obwohl alle drei Bühnenbearbeitungen bei Kritik und Publikum gleichermaßen ohne Erfolg blieben, war Frisch unter seinen Dramen mit Graf Öderland besonders verbunden und bezeichnete es als sein liebstes und geheimnisvollstes Stück.
Ausgangspunkt der Handlung ist der scheinbar grundlose Mord eines gewissenhaften Bankangestellten, der einen Hausmeister mit der Axt erschlägt. Einzig der Staatsanwalt bringt Verständnis für die Tat auf und lässt sich von ihr zum Ausbruch aus seinem geregelten Leben inspirieren. Fortan folgt er der Legende des Grafen Öderland, der mit einer Axt in der Hand durch die Lande zieht und alle tötet, die sich seinem Anspruch auf Freiheit entgegenstellen. Hinter der Leitfigur des Grafen Öderland scharen sich Anhänger, die Einzeltat des Staatsanwalts wächst sich zum allgemeinen Aufruhr aus. Die Rebellion führt am Ende zu einem politischen Umsturz, ohne dass sich die Veränderungen positiv für den Staatsanwalt selbst auswirken. Wie in vielen seiner Werke thematisierte Frisch die Sehnsucht nach Ausbruch aus gesellschaftlichen Zwängen. Das Drama wurde jedoch vielfach auch politisch verstanden und als nihilitische Verweigerung von Verantwortung kritisiert.

Inhalt
Endfassung
Bild 1: Ein Staatsanwalt hat es satt: Staatsanwalt Martin steht mitten in der Nacht auf. Der Fall des Axtmörders lässt ihm keine Ruhe. Er ist der Gleichförmigkeit seines Lebens überdrüssig, und kann nachvollziehen, dass man zu einer Axt greift, um aus dem Alltag auszubrechen. Seine Frau Elsa versteht ihn nicht und geht wieder schlafen; anders sein junges Dienstmädchen Hilde, das ihm die Legende des Grafen Öderland erzählt.
Bild 2: Der Mörder: In seiner Gefängniszelle bespricht sich der Mörder Wolfgang Schweiger mit seinem Anwalt Doktor Hahn. Dieser ist verärgert über das Geständnis seines Mandanten, doch Schweiger fühlte sich vom Staatsanwalt das erste Mal verstanden. Seine Tat kann er nicht begründen. Jeden Tag hat er pflichtbewusst in der Bank-Union gearbeitet, so führte ihn auch am Sonntagabend der Weg zur Bank, als er austreten musste. Der Hauswart Karl-Anton Hofmeier ließ ihn ein, sie unterhielten sich freundlich, Schweiger schwerzte noch, man müsse Hofmeier erschlagen. Anschließend ging er auf die Toilette und tat es. Am Ende erreicht sie die Mitteilung, dass der für den folgenden Tag angesetzte Prozess verschoben sei, der Staatsanwalt werde vermisst.
Bild 3: Der Staatsanwalt kommt zu seiner Axt: In einer Hütte im Wald lebt ein Köhler mit Frau und Tochter Inge. Er kommandiert seine Tochter, gibt ihr für alles die Schuld. Inge träumt von der Legende des Grafen Öderland, der eines Tages mit seiner Axt kommen und sie aus ihrem Dasein befreien würde. Plötzlich steht der Staatsanwalt vor der Tür. Die Mutter bietet ihm Suppe an. Er redet mit Inge, die ihn an Hilde erinnert, von seiner Sehnsucht, nach Santorin zu segeln. Inge bittet ihn, sie mitzunehmen. Der Staatsanwalt ergreift die Axt des Vaters. Inge deklamiert die Moritat vom Grafen Öderland mit der Axt in der Hand. Wer sich ihnen in den Weg stelle, werde fallen.
Bild 4: Die erste Nachricht trifft ein: Doktor Hahn und Elsa haben Herrn Mario, einen Hellseher aus dem Kabarett, beauftragt, eine Spur des verschollenen Staatsanwalts zu finden. Das Liebesverhältnis zwischen Doktor Hahn und Elsa wird offenbar. Der Hellseher sieht ein Bild des Staatsanwalts mit einer Axt in der Hand. Im Radio wird gemeldet, ein Unbekannter habe mit einer Axt drei Landjäger ermordet.
Bild 5: Hoch lebe der Graf: Eine Gruppe Köhler im Wald betrinkt sich und feiert. Sie lassen den Graf Öderland hochleben, der ihnen ein besseres Leben geschenkt habe. Doch sie stellen fest, dass sie bloß ihre Vorräten aufgezehrt haben, die nun zur Neige gehen. Der Graf verkündet den Köhlern, dass sie das letzte Mal zusammen getrunken haben. Sie hätten ihn in Frage gestellt, andere Dörfer ausgekundschaftet, ob er seine Versprechen einhalte. Als er mit Inge davon reitet, stellen die Köhler fest, dass ihre Häuser brennen.
Bild 6: Lebenslänglich: Der Mörder berichtet in seiner Zelle von seinem Leben, dem pflichterfüllten Ablauf jedes Tages. Nur der Freitagabend sei schön gewesen, der Sonntagnachmittag mit der Vorahnung des montäglichen Arbeitsbeginns schon wieder grässlich. Es tröstet ihn, wie wichtig der Hauswart, um den sich zu Lebzeiten nie jemand gekümmert hat, durch seinen Tod vielen Menschen geworden ist.
Bild 7: Die Axt macht Schule: In einem Grand Hotel will ein Gendarm den Grafen Öderland vernehmen. Er berichtet, wie viele Menschen inzwischen bereits losgezogen seien, um sich Äxte zu kaufen. In Verkleidung treten Elsa und Doktor Hahn auf und wollen dem Graf eine Yacht verkaufen, die sich als das Spielzeugschiff des Staatsanwalts herausstellt. Die Beziehung zwischen Elsa und Doktor Hahn wird offenbar, der Staatsanwalt zieht aus seiner Aktentasche die Axt. Alle flüchten.
Bild 8: Der Mörder hat Glück: Der Mörder wird in seiner Zelle von hochrangigen Staatsbeamten vernommen: Innenminister, Direktor, General und Komissar. Sie suchen in seiner Tat den Ausgangspunkt für die gesellschaftlichen Unruhen, die das Land ergriffen haben. Die Axt sei zum Zeichen des Aufruhrs geworden. Um den Grafen Öderland habe sich eine Bande geschart. Am Ende wird der Mörder im Zuge einer Amnestie freigelassen.
Bild 9: Der Graf soll sich ergeben: In der Kanalisation hält sich die Bande des Grafen verborgen. Ihnen ist ein Ultimatum gestellt worden. Sie sollen den Grafen bis Mitternacht ausliefern oder die ganze Kanalisation wird geflutet. Verschiedene Getreue stellen sich nun gegen den Staatsanwalt. Doch dieser rettet sich auf Kosten seiner Anhänger und lässt auch Inge in der Kanalisation zurück.
Bild 10: Die Herren der Lage: Die Staatsführung feiert eine Gala. Dabei erklärt der Innenminister der Auslandspresse, dass man die Aufstände durch hartes Durchgreifen in den Griff bekommen würde. Auch der Staatsanwalt erscheint auf der Gala. Während die anderen Gläser in ihren Händen halten, trägt er seine Aktentasche. Er schlägt ein Bündnis vor. Man solle ihm die Residenz übergeben, dann würde das Volk jubeln. Doch der Innenminister will kämpfen, bis zum letzten Blutstropfen. Der Staatsanwalt tritt mit Coco, der Geliebten des jeweils gerade Herrschenden, auf den Balkon und das Volk jubelt ihm zu.
Bild 11: Der Mörder hat Pech: Der Mörder schläft mit der Witwe seines Opfers. Die Unruhen in der Stadt nehmen immer mehr zu. Ein Fenster geht zu Bruch. Als der Mörder die Scherben auf die Straße wirft, wird der Gendarm auf ihn aufmerksam. Er nimmt dem Mörder dessen Amnestie nicht ab. Als dieser fliehen will, erschießt er ihn mit seiner Maschinenpistole.
Bild 12: Ruhe und Ordnung werden wieder hergestellt, Schluß: Der Staatsanwalt befindet sich wieder in seinem Arbeitszimmer. Er redet mit Hilde und glaubt, alles bloß geträumt zu haben. Doch durch die Fenster lodern Feuer und man hört immer wieder Schüsse. Ein Sträfling mit einer Maschinenpistole kommt ins Zimmer und salutiert vor dem Grafen Öderland. Schließlich tritt der Präsident auf. Er übergibt dem Staatsanwalt die Macht. Dieser will keine Macht, er habe keine Botschaft, doch der Präsident erklärt: wer um frei zu sein, die Macht stürze, erhalte am Ende das Gegenteil von Freiheit, nämlich die Macht. Vergeblich beschwört der Staatsanwalt dein Erwachen.
Andere Fassungen
Die erste Fassung von 1951 richtet laut Frischs eigener Einschätzung ihren Fokus eher auf das Private, die Ausbruchssehnsucht des Staatsanwalts. Sie besteht aus lediglich zehn Bildern. Gegenüber der Endfassung entfällt das fünfte Bild, die Szene bei den Köhlern, das sechste und achte Bild sind zusammengefasst. In der Kanalisationsszene kommt es zur Auseinandersetzung zwischen dem Staatsanwalt und Inge, der in Inges Suizid endet. Der Mörder hat keine Liebesbeziehung zur Witwe sondern zum Dienstmädchen Hilde. Als der Staatsanwalt am Ende realisiert, dass sein Ausbruch zwar zu einem gesellschaftlichen Aufruhr geführt hat, sein Privatleben aber unverändert bleibt, Elsa und Doktor Hahn auf ihn warten wie immer, springt er aus dem Fenster.
In der zweiten Fassung von 1956 rückt stärker ein aktuell-politischer Bezug in den Vordergrund. Sie besteht aus elf Bildern. Das Schwurgerichtsverfahren gegen den Mörder wird vorangestellt. Nachdem der Staatsanwalt an die Axt gelangt ist, werden seine ersten Morde an drei Gendarmen, die ihn verhaften wollen, dargestellt. Die Köhler grüßen ihn mit ihren Äxten, die weitere Szene bei den Köhlern entfällt. Die Konfrontation des Staatsanwalts mit Elsa und Doktor Hahn entfällt. Der Fahrer, der den Staatsanwalt rettet, zwingt ihn zum Führer ihrer Partei zu werden. Inge wird von meuternden Revolutionären erschossen. Am Ende klagt sich der Staatsanwalt selbst seiner Verbrechen an. Doktor Hahn übernimmt das Amt des Ministerpräsidenten. Der Staatsanwalt wählt die Freiheit, nicht mehr weiterzumorden, und wird erschossen.[1]
Interpretation
Verwandlung und Bewusstseinsdrama
Laut Walter Schmitz erlebt der Staatsanwalt Martin die bürgerliche Gesellschaft als ein Gefängnis. Hinter den Aktenordner, die der Hellseher Mario sieht, verberge sich das wahre Leben: „schwarze Ordner mit weißer Etikette, überall, und dahinter: – Angst.“[2] Das ungelebte Leben des Staatsanwalts symbolisiere sich in seinem Büro im Nippes-Schiff Esperanza (spanisch für Hoffnung) und dem „Rähmchen“ um sein Bildnis. Ein absurder Mord sorge für einen Riss in der bürgerlichen Welt. Er entziehe sich durch seine Sinnlosigkeit der Strafverfolgung. Der Staatsanwalt Martin sinniere: „Das ist wie ein Riß in der Mauer. Man kann tapezieren, um den Riß nicht zu sehen. Der Riß bleibt. Man fühlt sich nimmer zuhaus in seinen vier Wänden.“[3] Durch den Mord beginne die Befreiung des Staatsanwalts: „groß wäre das Entsetzen, groß die Verwandlung.“[4] Mit dem Ende des ersten Bildes wandle sich das Stück in ein Bewusstseinsdrama. Die in den folgenden Bildern dargstellte räumliche Flucht sei in Wahrheit ein Weg ins eigene Bewusstsein.
Das Dienstmädchen Hilde trete als Vermittlerin auf den Plan. Sie übernehme die mythische Rolle der Fee: „Immer sagen Herr Staatsanwalt, ich seh aus wie eine Fee.“[5] Sie locke ihn in den archetypischen Zauberwald, in dem der Held sich bewähren müsse. Als Anima des Staatsanwalts trete sie in verschiedenen Rollen auf, als Hilde, Inge und Coco – nach Frischs Anweisung dargestellt von der gleichen Schauspielerin. Mit der Axt, die dem Staatsanwalt im dritten Bild wie von selbst zufalle, beginnen die Triebkräfte zu wirken. Während der Mörder als Spiegelbild des Staatsanwalts noch gefangen bleibe, zerschlage dieser seine Fesseln: „Stäbe, Schranken, Gitter, Stäbe.“[6] Die Flucht des Grafen zu seinem Sehnsuchtsort stehe unmittelbar bevor, nur noch die Yacht fehle, mit der er in See stechen wolle, als ihn Elsa und Doktor Hahn durch den Verkauf seiner eigenen Nippesyacht desillusionieren. Der Graf hole die „Axt aus der Mappe“[7] und wandle sich vom Ausbrecher zum Umstürzler.
Durch die Konfrontation der verschiedenen Realitätsebenen im siebten Bild werde dieses zum Höhe- und Wendepunkt des Dramas. Die seelische und reale Welt stoßen aufeinander, der Staatsanwalt begreife, dass er seine inneren Ansprüche gegen die Gesellschaft durchsetzen müsse, dass der Traum der Verwandlung nur durch eine Wandlung der Gesellschaft möglich werde. Doch der Traum des Staatsanwalts zerfalle im Weiteren in eine „wüste Geschichte“,[8] der Graf Öderland erlebe bloß ein ödes Land, die Suche nach dem Lebenssinn degeneriere zu einer neuen Lebensordnung, in der die Axt je nach Bedarf aus der Aktentasche gekramt oder in ihr verstaut werde. An die Stelle der Anima Inge tritt Coco, eine Machtfrau, die dem Staatsanwalt nicht mehr den Weg in die Freiheit zu zeigen wisse: „Wohin, Exzellenz, soll ich Sie führen?“[9] Zurückgekehrt in seine Villa, bleibe dem Staatsanwalt die Einsicht: „Man hat mich geträumt!“[10] Aus der ersehnten Verwirklichung seiner individuellen Wunschträume werde der Traum eines „Man“, eines Kollektivs, das ein entfremdetes Leben lebe, aus dem es dem Staatsanwalt nicht gelinge, zu erwachen.[11]
Das Allgemeine und das Private
In seiner Rezension der Erstfassung von 1951 stellte Friedrich Dürrenmatt die Prinzipien des Allgemeinen und des Privaten einander gegenüber. Graf Öderland, so wie Frisch ihn im seiner Prosaskizze erfunden habe, sei nicht mehr als ein Name, ein Mythos, ein Prinzip, eine bloße Mechanik: „Oederland ist ein Beil und nichts weiter. Ein Beil denkt nicht, empfindet keinen Ekel, es mordet.“ Seine Taten folgten weder dem Gewissen noch einer Idee, sie seien reine Verzweiflung, die über der Frage ihres Sinns stehe: „Ein Sturz ins Nichts ist ein Ereignis, das jenseits von Sinn oder Nichtsinn steht.“ Dieses Prinzip sei aber nicht auf die Bühne zu bringen. Indem Frisch Graf Öderland auf die Bühne stelle, gebe er ihm das Gesicht eines Schauspielers, er verleihe ihm das Schicksal eines Staatsanwalts, schwäche damit die Figur und verfälsche sie: „es war nicht mehr Graf Öderland, der scheiterte. Es war der merkwürdige Fall eines gewissen Staatsanwalts, der verunglückte“. Das Besondere trete an Stelle des Allgemeinen, ein originelles Motiv an die Stelle einer mythischen Figur: „das Theaterstück bleibt im Privaten stecken, es gehört Frisch allein.“[12]
In einem Brief an Dürrenmatt widersprach Frisch dessen Auffassung des Stoffs: er habe nicht die mythische Figur des Grafen Öderland auf die Bühne gestellt sondern einen Jedermann, an dem sie sich spiegle: „ein Privatmann, Herr Martin, kommt dahin, sich zeitweilig für Graf Öderland zu halten […] was wir mit Augen gesehen haben, ist nicht Graf Öderland, die mythische Gestalt, sondern das Öderländische in einem gewöhnlichen Menschen namens Martin, Staatsanwalt.“[13] Jean Rudolf von Salis ergriff die Partei Frischs und urteilte: „Dürrenmatt gibt dem weltanschaulichen Werturteil den Vorrang vor dem künstlerischen.“[14] Für Walter Schmitz war Dürrenmatt enttäuscht, dass Frisch sein eigenes und nicht Dürrenmatts Stück geschrieben habe. Er sah in Frischs Umgang mit dem Mythos eine Montage im Stile des Brechtschen epischen Theater.[15]
Quellen
Walter Schmitz führte das titelgebende Öderland zurück auf das Gedicht The Waste Land von T. S. Eliot. Thematische Bezüge zog er zu Büchners Leonce und Lena, Schillers Die Räuber, Ibsens Die Frau vom Meer sowie D. H. Lawrences Erzählung Die Frau, die davonritt und andere Formen von Ausbruchsliteratur. Auch zu Georg Kaisers Stationendrama Von morgens bis mitternachts bestehe eine enge Verwandtschaft, wie überhaupt Graf Öderland an das espressionistischen Ausbruchs- und Verkündigungsdrama erinnere. Die Kanalisationsszene entstamme laut einem Gespräch mit Frisch dem Film Der dritte Mann. Weiterhin berufe sich Frisch auf Freuds Das Unbehagen in der Kultur und die Schriften C. G. Jungs.[16]
Auch Parallelen zu Bertolt Brecht, der von Frisch zur Inszenierung konsultiert worden war, wurden oft gezogen. So sah Marianne Biedermann in Inges Moritat vom Grafen Öderland eine Verwandtschaft zum Lieder der Seeräuber-Jenny aus der Dreigroschenoper.[17] Hellmuth Karasek betonte die Nähe zu Brechts Machtergreifungsparabel Der aufhaltsame Aufstieg des Arturo Ui. Beide Stücke vereinfachen die politischen Vorgänge, Brecht suche die Ursache zum Verbrechen politisch in der Ökonomie, Frisch romantisch im geordneten Alltag und der seelischen Verkümmerung.[18]
Entstehungsgeschichte
Erste Tagebuchskizzen
Als Ausgangspunkt des Öderland-Stoffes lassen sich in Frischs Tagebuch von 1946 zwei Einträge ausmachen, die jeweils auf Zeitungsberichten basieren. Der erste handelt von einem ehemaligen Professor Frischs aus Zürich, „ein nüchterner und beherrschter Mann“, der eines Tages verschollen war. Nach vergeblicher Suche wurde ein Hellseher aus einem Kabarett befragt, der behauptete den Professor sehen zu können, er liege nicht tief im Wasser zwischen Schilf. Daraufhin fand man den Mann im Greifensee, wo er sich erschossen hatte.[19]
Der zweite Eintrag handelt von einem Kassier, beschrieben als „braver und getreuer“ Mann, der eines Nachts aufwachte und seine ganze Familie mit einer Axt erschlug. Einen Grund könne er nicht angeben. Frisch schloss Überlegungen an, dass man hoffe, es ginge um eine Unterschlagung, „als Versicherung, daß eine solche Verwirrung, die das Unversicherte menschlichen Wesens offenbart, unsereinen niemals heimsuchen kann“.[20] Es folgte eine Prosaskizze Am See, in der Frisch eine morgendliche Unterbrechung seines Arbeitswegs durch einen Abstecher zum nahegelegenen See beschreibt. Die Stunden gewonnener Freiheit hinterlassen ein schlechtes Gewissen beim Gedanken an die Hunderttausende hinter ihren Arbeitspulten. Er wundert sich, „warum wir nicht einfach aufbrechen“. Man müsse den Menschen die Hoffnung auf den Feierabend, das Wochenende, das nächste Mal, das Jenseits nehmen: „groß wäre das Entsetzen, groß und wirklich die Verwandlung.“[21]
Daraufhin entstand eine knapp 40-seitige Prosaskizze Der Graf von Öderland, die bereits wesentliche Motive und Szenen des Theaterstücks vorwegnimmt.[22] Sie enthält die Bilder 2 bis 8 der späteren Endfassung, blieb allerdings Fragment. In einem Werkbericht gestand Frisch: „ich wußte nicht weiter.“[23] Die Prosaskizze wurde erstmals 1947 als Teil des Tagebuch mit Marion veröffentlicht. 1950 publizierte Frisch sie erneut im erweiterten Tagebuch 1946–1949, das die Basis eines Großteils seines frühen Werkes bildete.
Uraufführung
Im Januar 1950, als Max Frisch sein neues Stück auf einem Leseabend des Suhrkamp Verlags vorstellte, hatte er die ersten vier Bilder von Graf Öderland fertiggestellt. Im Oktober lagen die ersten Druckfahnen vor. Schwierigkeiten in den Proben bereitete die Moritat, die zwischen den Bildern vorgetragen werden sollte. Nachdem auch der um Rat gefragte Brecht keine überzeugende Lösung vorlegen konnte, strich Frisch die Moritat nach der Hauptprobe. Sie habe „das Stück völlig zerschnitten“. Zwischen den Bildern wurde nun Lichtreklamen gezeigt, untermalt von Jazzmusik. Die Uraufführung fand am 10. Februar 1951 im Schauspielhaus Zürich unter der Regie von Leonard Steckel statt. Das Bühnenbild stammte von Teo Otto, die Hauptrolle übernahm Gustav Knuth. Die Buchausgabe Graf Öderland. Ein Spiel in 10 Bildern erschien im Februar 1951.[24]
Bereits am 7. März fand die letzte Aufführung von Graf Öderland im Zürcher Schauspielhaus statt. Das Stück wurde nach schlechten Kritiken und geringem Publikumszuspruch aus dem Programm genommen. Frisch reagierte mit einem Brief an die Direktion und fügte ein Kleines Memorandum zu „Graf Öderland“ bei. In diesem beklagte er sich über den zu knappen Probezeitraum, eine schwache Besetzung und die geringe Loyalität, die das Schauspielhaus ihm gegenüber bewiesen habe. Den Misserfolg des Stücks führte Frisch auf eine Voreingenommenheit der geladenen Premierengäste und die Dominanz, die eine geringe Anzahl von Kritikern über die Zürcher Presse ausübe, zurück. Er äußerte den Verdacht, „daß es in Zürich gewisse Kreise gibt, die einen Erfolg eines neuen Frisch-Stücks von vornherein nicht dulden konnten“. In der Folge war Frisch in seiner Zusammenarbeit mit dem Zürcher Schauspielhaus reservierter. Sein nächstes Stück Don Juan oder Die Liebe zur Geometrie ließ er gleichzeitig in Berlin uraufführen, da ihm eine alleinige Premiere in Zürich zu riskant erschien.[25]
Neufassungen
Der Anstoß für die Neufassung von Graf Öderland kam von außen. 1955 interessierte sich Harry Buckwitz, der Intendant der Städtischen Bühnen Frankfurt für das Stück. Mitte November kam es zu einer ersten Arbeitsbesprechung zwischen Frisch und dem Regisseur Fritz Kortner, zum Jahresende war die neue Fassung fertig gestellt. Die Uraufführung fand am 4. Februar 1956 statt. Das Bühnenbild besorgte erneut Teo Otto, den Staatsanwalt gab Bernhard Minetti.[26] Frisch sprach im Programmheft zur Erstaufführung von „einer lebendigen, einer echten und freien Zusammenarbeit zwischen Regisseur und Autor“, die für ihn „ein begeisterndes Erlebnis“ gewesen sei.[27] Fünf Jahre später berichtete er, er habe von Probe zu Probe den Stoff immer wilder verändert: „Ein spannendes Experiment!“ Doch er schränkte ein: „Ich rückte das ganze Stück in den aktuellen Vordergrund, wo es im Grunde seines Wesens unverständlich werden musste. […] Am Schluß verbeugten wir uns vor einem Publikum, das eine Hitler-Karikatur glaubte gesehen zu haben.“[23] Frisch zog die Konsequenzen aus den Missverständnissen und sperrte die Aufführungsrechte für diese Fassung; mit Ausnahme des zehnten Bildes wurde sie nie gedruckt.[26]
1960 stieß Frisch bei der Durchsicht seines Tagebuchs erneut auf die ursprüngliche Prosaskizze des Öderland-Stoffes, die ihn beim Lesen „schlichterdings überzeugte“.[28] Erneut überarbeitete er das Theaterstück und berichtete schließlich an Siegfried Unseld, er habe das Stück „vom Direkt-Politischen der zweiten Fassung, wie auch vom Privaten der ersten Fassung, die ich beide als begraben betrachte, weg genommen […] in Richtung auf den Spuk, was es in der ersten Skizze war“. Er hatte „das Gefühl, daß es jetzt ein spielbares Stück ist.“ Der Schauspieler Ernst Schröder interessierte sich für die Rolle des Staatsanwalts. Die Neufassung wurde von Hans Lietzau am 25. September 1961 im Rahmen der Berliner Festwochen im Schillertheater uraufgeführt, das Bühnenbild stammte von Hansheinrich Palitzsch. Gedruckt erschien die neue Version erstmals in Spectaculum 4/1961.[26] 1963 brachte der Suhrkamp Verlag eine Einzelausgabe heraus. 1975 nahm Frisch diese Bearbeitung von 1961 als Endfassung in die Ausgabe seines Gesamtwerks auf.
Seine besondere Beziehung zum Öderland-Stoff verglich Frisch im Programmheft zur zweiten Fassung mit den Gefühlen eines Vaters, „Kinder besonders liebzuhaben, die der Umwelt als Fehlgeburten erscheinen“.[27] Noch 1974 bekannte er in einem Interview mit Heinz Ludwig Arnold, welches seiner Theaterstücke ihm „das liebste ist – kein gelungenes Stück, aber das geheimnisvollste: Der ‚Graf Öderland‘.“ Nach drei Fassungen beginne er „keine vierte mehr, aber das ist für mich das lebendigste Stück.“ Frisch sei zu nah am Engagement für das Stück gewesen, zu befangen in seiner eigenen Erfindung und der Undurchsichtigkeit des Stoffes, dass er „handwerklich nicht so souverän arbeiten konnte“ wie bei seinen späteren Parabeln.[29] Rückblickend erfreute ihn mit der Figur des Grafen Öderland die „echte Erfindung einer Figur, die es vorher nicht gegeben hat“, und die vom Publikum immer wieder als nordische Sagengestalt aufgefasst wurde: „das ist schön: daß eine Figur diese Glaubwürdigkeit im Fabelbereich annimmt.“[30]
Rezeption
Uraufführung
Die Kritiken zur Uraufführung waren fast durchgängig negativ. Friedrich Dürrenmatt urteilte in der Weltwoche: „Das kühne Unternehmen ist gescheitert.“ Allerdings sah er dafür weder den Autor noch die Aufführung verantwortlich: „Nicht Frischs Dramatik hat beim Oederland versagt, die Dramatik selbst hat vor Oederland versagt.“ Dabei lobte er die Figur des Grafen Öderland: „eine Mythe, die entdeckt wurde. […] Graf Oederland geht die Welt an. Er ist eine Gestalt der Apokalypse.“ Dürrenmatt sprach von „einer wirklich positiven Leistung Frischs, deren Bedeutung er durch die Bühnenfassung nicht erreichen konnte, die nicht zu erreichen ist.“[12] Auch die Basler Nachrichten erhoben Einwände gegen die Figuren: „Alles lebendige Automaten, die ihre Motive bis zum Überdruß ticken“. Die Frankfurter Allgemeine Zeitung zog das Fazit: „Gesellschaftskritik läßt sich nicht mit verschwommenen Impressionen im lyrischen Ton erörtern, sie erfordert mehr scharfes Denken.“ Die Neue Zeitung persiflierte ein Sprichwort: „Die Axt im Haus erspart den Dichter“.[31]
Zu einem Großteil waren die negativen Kritiken jedoch weniger von künstlerischen als von moralischen Bedenken getragen. So urteilte das St. Galler Tagblatt: „Strikte abzulehnen ist die Weltanschauung, die uns Frisch in diesem Stück vorsetzt. Als Moral von der Geschicht verkündet er, die Axt sei kein Ausweg. Aber nur physisch [sic] Kranke können unter der Zwangsneurose leben, daß überhaupt ein Ausweg gesucht werden muß. Für Normale ist das Dasein nicht das von Frisch gezeichnete Schmachten in Fesseln, die uns Treuepflichten und Verantwortung auferlegen.“ Die Rezension schloss mit der Hoffnung, statt „Frischs freudlosem Weltbild […] auf der Pfauenbühne bald wieder lebensfreudigere Kunst zu sehen.“[32] Der Vorwurf des Nihilismus wurde aus unterschiedlichen gesellschaftlichen Strömungen erhoben. So schrieb der kommunistische Vorwärts: „Ein nicht gerade bedeutendes Manifest des Nihilismus“. Die katholischen Neue Zürcher Nachrichten warnten: „Nihilismus ist die schleichende Krankheit unserer Zeit“. Die Schweizer Familienzeitschrift Sie und Er entrüstete sich: „Bedenkenlos öffnet Öderland alle Türen dem Wind der existenzialistischen Weltanschauung“. Erich Brock zog im Mittag das Fazit: „Übrig bleibt allein ein unendlich kraftloses Geschwätz, Deklamation platter Leitartikel […] eine plumpe Nietzsche-Stirner-Moral“.[33]
Vereinzelt gab es auch positive Stimme. So schrieb Hans Bayer in der Frankfurter Abendpost: „Das Stück ist packend, fesselnd, deprimierend. Kühn konzipiert. Das Publikum war zum größten Teil schockiert. Der Dichter bleich.“[34] Die Zeitschrift Theater und Film erkannte im Stück „internationale Klasse“. Die Neue Zürcher Zeitung urteilte zur Premiere: „die Moritat vom Grafen Öderland darf als geistreiche Konstruktion und gute Bühnenarbeit allgemeines Interesse beanspruchen“.[33] Bereits im Folgemonat hatte sich auch in der NZZ das Urteil gewandelt, als Werner Weber zur Buchausgabe klagte: „Das hat mit humanem Dasein nichts zu tun; es ist der direkte Einbruch der Triebe. […] Wohin ist Frisch denn mit Gemüt und Geist ausgewandert, daß er uns die gemeinschaftsbildende Sitte als tödlich vorspielen läßt, wo er selber doch das Humanum an sich erlebt – etwa darin, daß er nicht nur die Pflicht hat, sondern auch einige Rechte, zum Beispiel dies: einen Öderland zu denken und zu verantworten.“[35]
Spätere Aufführungen und Fassungen
Spätere Aufführungen von Graf Öderland erhielten zum Teil bessere Kritiken. So zeigte für Frisch eine Aufführung 1953 in Malmö, „daß man das Stück trotz seiner unbestrittenen Fragwürdigkeiten nicht unbedingt mißverstehen muß; mindestens ein Teil des leidenschaftlichen Mißverständnisses, das sich in Zürich ergeben hatte, hing offenbar nicht mit den Mängeln des Stückes und der Aufführung zusammen, sondern mit anderen Wirklichkeiten“.[27]
Die Neufassung von 1956 wurde vielfach als Parabel auf die Machtergreifung Hitlers verstanden. So titelte Karl Korn seine Rezension „Öderland ergreift die Macht“ und führte weiter aus: „Vor dreissig Jahren wäre das Stück geniale Prophetie gewesen, vor zwanzig hätte es den Autor, sollte er sich mit dem Manuskript über die deutsche Grenze gewagt haben, den Kopf gekostet – heute ist es ein Abgesang auf die Erfahrungen mit dem Faschismus.“[36] Joachim Kaiser sah in der Überarbeitung von Frisch und Kortner „zu Ende geführt, was unerlöst im Stoff schlummerte. Sie haben aber auch den balladesken Nebel fortgewischt, der die Brüche und Widersprüche gnädig bedeckte.“ Das Ergebnis sei „eine interessante Unmöglichkeit, eine dramaturgische Fehlgeburt, ein Produkt poetischer Schwäche und stilistischer Unentschiedenheit. Das alles auf einem hohen Niveau“. In Frischs bereits zehn Jahre währenden Bemühungen um seinen Stoff lasse sich „der hoffnungslose Kampf machtlosen Kunstverstandes um ästhetische Bewältigung des Unmöglichen“ beobachten.[37]
Auch die Endfassung von 1961 blieb umstritten. Gody Suter verglich: „Zwischen dem Ur-Öderland und der Neufassung besteht ein Unterschied wie zwischen Dämmerung und Tag, zwischen Verheißung und Erfüllung, zwischen Begabtheit und Meisterschaft […]. Verschwunden ist die langatmige Reflexion, die Selbst-Interpretation an Ort und Stelle, geblieben ist die klare, suggestive Legendengestalt […]. Verschwunden ist der Drang, das Symbolische und Tiefsinnige zu unterstreichen; geblieben sind die Symbole und der tiefe Sinn. […] Max Frisch verläßt sich auf seine Gestalten, kann sich auf sich selbst verlassen.“[38] Friedrich Luft wandte ein, in der zehnten Szene stelle Frisch „dem tragischen Helden Popanzen entgegen, Kabarettfiguren der Macht. Damit schädigt er seinen Helden, damit vermindert er den letzten Spaß an der tragischen Groteske.“[39] Johannes Jacobi blieb dagegen beim Urteil, Graf Öderland sei „auch in der dritten Stückfassung nicht zu helfen. […] Max Frisch konnte keinen überzeugenden Schluß finden, vermochte seine Ballade nicht zum Drama zu runden. […] Jetzt besitzt mindestens die Hälfte seines ‚Öderland‘-Szenariums Fleisch und Blut. Die Menschen leben auf der Bühne, einige können als exemplarische Typen gelten. Nur der Sinn, der einen dramatischen Schluß erzeugen müßte, er blieb dem Autor auch in der dritten ‚Öderland‘-Fassung noch verborgen.“[40]
In späteren Untersuchungen über das Drama blieben die Bewertungen uneinheitlich. Tankred Dorst benannte in seiner Rede zur Verleihung des Max-Frisch-Preises 1998 Graf Öderland als das Stück, das ihn am meisten beeindruckt habe, nicht weil es Frisch bestes sei, sondern weil es „‚mißglückt‘ ist, also noch immer unfertig, ein Versuch, ein Fragment.“[41] Gerhard Peter Knapp erklärte „das Scheitern des Experiments Öderland als Ausdruck einer bewußtseinsmäßigen Krise.“ Die „Position der ideologischen Verweigerung“ zeige sich „in der Schärfe einer Darstellung, die die Symptome sieht, ihre Ursachen aber nicht wahrhaben will.“[42] Manfred Jurgensen sah es hingegen als eine der Stärken des Autors, „daß Frisch das Problem individueller Identität und gemeinschaftlicher Stellung simultan zu behandeln weiß.“[43] Für Alexander Stephan war Graf Öderland „nicht mehr nur ein blasser Beitrag zur Soziologie des Bürgertums oder ein mißratenes Politspektakel über irgendeinen tatsächlichen oder vorgestellten Volksverführer, sondern auch und vor allem ein wohlverpackter Beitrag zu den Möglichkeiten und Grenzen des Schreibens von Literatur.“[44] Hellmuth Karasek lobte, Frisch habe im Stück: „eine szenische Meisterschaft, Knappheit und parabolische Sinnfälligkeit erreicht, die von nun an für seine Dramen kennzeichnend bleibt. Graf Öderland ist Frischs erster wirklich entscheidender Schritt zum Dramatiker des modernen Welttheaters.“[45] Dennoch stellte Urs Bircher fest: „Einen überzeugenden Erfolg hat das Stück auf dem Theater allerdings (noch) nicht erfahren.“[46]
1968 verfilmte Rolf Hädrich Graf Öderland für den Hessischen Rundfunk. In der Hauptrolle trat Bernhard Wicki auf. Weitere Rollen übernahmen Ernst Jacobi und der Regisseur der Uraufführung Leonard Steckel.[47] Der Spiegel kündete an, in der Verfilmung schlafwandle der Graf „melancholisch und schizophren durch Untergrund und elegante Welt und weiß nicht recht, ob er träumt oder wacht. Und der Zuschauer weiß das auch nicht.“[48]
Literatur
Textausgaben
- Max Frisch: Graf Öderland. Ein Spiel in 10 Bildern. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1951.
- Max Frisch: Graf Öderland. Eine Moritat in 12 Bildern. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1963, ISBN 3-518-10032-7.
Sekundärliteratur
- Marianne Biedermann: Graf Öderland in Beziehung zu seiner Umwelt. Eine Untersuchung. In: Walter Schmitz (Hrsg.): Max Frisch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1987, ISBN 3-518-38559-3, S. 129–159.
- Friedrich Dürrenmatt: Eine Vision und ihr dramatische Schicksal. Zu „Graf Öderland“ von Max Frisch. In: Walter Schmitz (Hrsg.): Max Frisch, S. 126–128.
- Manfred Jurgensen: Max Frisch. Die Dramen. Francke, Bern 1976, ISBN 3-7720-1160-8, S. 31–37.
- Hellmuth Karasek: Max Frisch. Friedrichs Dramatiker des Welttheaters Band 17. Friedrich Verlag, Velber 1974, S. 46–57.
- Jürgen H. Petersen: Max Frisch. Metzler, Stuttgart 2002, ISBN 3-476-13173-4, S. 64–67.
- Walter Schmitz: Max Frisch: Das Werk (1931–1961). Studien zu Tradition und Traditionsverarbeitung. Peter Lang, Bern 1985, ISBN 3-261-05049-7, S. 215–228.
- Alexander Stephan: Max Frisch. C. H. Beck, München 1983, ISBN 3-406-09587-9, S. 49–54.
Weblinks
- Walter Obschlager: „Wiederholung – das ist der Fluch, das ist die Grenze!“ In: Tages-Anzeiger vom 25. Juli 2005.
Einzelnachweise
- ↑ Vgl. Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-06533-5, S. 839–861.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 37.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 8.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 11.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 12.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 27.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 56.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 84.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 75.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 88.
- ↑ Vgl. zum Abschnitt: Walter Schmitz: Max Frisch: Das Werk (1931–1961), S. 217–224.
- ↑ a b Friedrich Dürrenmatt: Eine Vision und ihr dramatische Schicksal. In: Die Weltwoche vom 16. Februar 1951. Abgedruckt in Luis Bolliger (Hrsg.): jetzt: max frisch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 2001, ISBN 3-518-39734-6, S. 60.
- ↑ Zitiert nach: Walter Schmitz: Nachwort. In: Walter Schmitz (Hrsg.): Über Max Frisch II. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1976, ISBN 3-518-10852-2, S. 546.
- ↑ Jean Rodolphe de Salis: Schwierige Schweiz. Schweizer Volks-Buchgemeinde, Luzern 1968, S. 145.
- ↑ Walter Schmitz: Max Frisch: Das Werk (1931–1961), S. 222.
- ↑ Walter Schmitz: Max Frisch: Das Werk (1931–1961), S. 216–217.
- ↑ Marianne Biedermann: Graf Öderland in Beziehung zu seiner Umwelt, S. 141.
- ↑ Hellmuth Karasek: Max Frisch, S 57.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Zweiter Band, S. 362.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Zweiter Band, S. 403–404.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Zweiter Band, S. 404–405.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Zweiter Band, S. 406–443.
- ↑ a b Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 93.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 839.
- ↑ Julian Schütt (Hrsg.): Max Frisch. Jetzt ist Sehenszeit. Briefe, Notate, Dokumente 1943–1963. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1998, ISBN 3-518-40981-6, S. 94–104, Zitat S. 101.
- ↑ a b c Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 840.
- ↑ a b c Vgl. Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 90–91.
- ↑ Max Frisch: Gesammelte Werke in zeitlicher Folge. Dritter Band, S. 94.
- ↑ Heinz Ludwig Arnold: Gespräche mit Schriftstellern. Beck, München 1975, ISBN 3-406-04934-6, S. 34–35.
- ↑ Heinz Ludwig Arnold: Gespräche mit Schriftstellern, S. 39.
- ↑ Zitiert nach: Urs Bircher: Vom langsamen Wachsen eines Zorns: Max Frisch 1911–1955. Limmat, Zürich 1997, ISBN 3-85791-286-3, S. 270.
- ↑ St. Galler Tagblatt vom 15. Februar 1951, zitiert nach: Luis Bolliger (Hrsg.): jetzt: max frisch, S. 61.
- ↑ a b Zitiert nach: Urs Bircher: Vom langsamen Wachsen eines Zorns: Max Frisch 1911–1955, S. 192.
- ↑ Hans Bayer zur Uraufführung des „Graf Öderland“ am Schauspielhaus Zürich. In: Abendpost vom 14. Februar 1951, zitiert nach: Luis Bolliger (Hrsg.): jetzt: max frisch, S. 58.
- ↑ Werner Weber: Graf Öderland. Zur Buchausgabe von Max Frischs neuem Werk. In: Neue Zürcher Zeitung vom 17. März 1951, zitiert nach: Luis Bolliger (Hrsg.): jetzt: max frisch, S. 62.
- ↑ Karl Korn: Öderland ergreift die Macht. In: Frankfurter Allgemeine Zeitung vom 6. Februar 1956. Zitiert nach: Max Gassmann: Max Frisch: Leitmotive der Jugend. Dissertation, Zürich 1966, S. 22.
- ↑ Joachim Kaiser: Öderländische Meditationen. Porträt eines Stückes und einer Aufführung. In: Frankfurter Hefte 11, 1956, S. 393.
- ↑ Gody Suter: Graf Öderland mit der Axt in der Hand. In: Die Weltwoche vom 6. Oktober 1961. Nachgedruckt in: Thomas Beckermann (Hrsg.): Über Max Frisch I, Suhrkamp, Frankfurt am Main 1971, ISBN 3-518-10852-2, S. 113–115.
- ↑ Friedrich Luft: Gepackt vom Raptus der Freiheit. In: Die Welt vom 27. September 1961. Zitiert nach: Thomas Beckermann (Hrsg.): Über Max Frisch I, S. 115.
- ↑ Johannes Jacobi: Die Welt zu Gast in Berlin. In: Die Zeit vom 6. Oktober 1961.
- ↑ Tankred Dorst: Noch einmal Öderland. Ein wieder aufgenommenes Gespräch. Suhrkamp, Frankfurt am Main 1999, ISBN 3-518-06559-9, S. 33–34.
- ↑ Gerhard Peter Knapp: Angelpunkt Öderland. Über die Bedeutung eines dramaturgischen Fehlschlags für das Bühnenwerk Frischs. In: Gerhard P. Knapp (Hrsg.): Max Frisch. Aspekte des Bühnenwerks. Peter Lang, Bern 1979, ISBN 3-261-03071-2, S. 254.
- ↑ Manfred Jurgensen: Max Frisch. Die Dramen, S. 37.
- ↑ Alexander Stephan: Max Frisch, S. 53.
- ↑ Hellmuth Karasek: Max Frisch. Friedrichs Dramatiker des Welttheaters Band 17, S. 57.
- ↑ Urs Bircher: Vom langsamen Wachsen eines Zorns: Max Frisch 1911–1955, S. 188.
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- ↑ Fernsehen. In: Der Spiegel. (online). . In: Der Spiegel vom 2. Dezember 1968.