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Polnische Literatur

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Bereits um 1112-1116 gibt es die ersten anonymen Chroniken des polnischen Mittelalters. Als Vater der polnischen Literatur gilt dennoch der Erzähler und Dramatiker Mikołaj Rej (1505-1569), der mit seinem Ausspruch, daß die Polen keine Gänse seien und ihre eigene Sprache haben (Polacy nie gęsi i swój język mają) bei den Landesgenossen erstmals das Interesse an der polnischen Sprache weckt. Bis dahin ist Latein als amtliche Schriftsprache eingesetzt.

Renaissance

Die Ursprünge der polnischen Literatur in der Volkssprache liegen im 2. Drittel des 16. Jh. Der bedeutendster Vertreter der polnischen Renaissance ist Jan Kochanowski (1550-1584), der sich in nahezu allen Gattungen betätigt.

Barock

Im 17. Jh., der Blütezeit der Barockdichtung, entstehen neben gemischten Gattungen von Wacław Potocki einerseits klerikale Verse von Andrzej Morsztyn, andererseits streng katholische Gedichte von Wespazian Kochowski.

Klassizismus

In der Zeit der polnischen Aufklärung unter der Regierung des letzten polnischen Königs Stanisław August Poniatowski schreiben Ignacy Krasicki (1735-1801) und Adam Naruszewicz (1773-1796) Satiren, in denen sie den Sittenverfall und die Bildungsfeindlichkeit des Landes anprangern.

Romantik

1772, 1793 und 1795 finden die drei Teilungen Polens statt. Der polnische Staat wird unter die Nachbarmächte Rußland, Preußen und Österreich aufgeteilt und schließlich für 123 Jahre aufgelöst. Wegen der politischen Lage nehmen die Werke der polnischen Romantik zunehmend messianistische Züge an. Ihre führenden Vertreter, Adam Mickiewicz und Juliusz Słowacki (1809-1849), schreiben von der Emigration aus, wohin sie nach dem zerschlagenen Novemberaufstand von 1831 flüchten. Die Überzeugung von der geschichtlichen Bestimmung des eigenen Volkes führt zur verstärkten Beschäftigung mit der Geschichtsphilosophie. Mit Beniowski (Słowacki) und Pan Tadeusz (Mickiewicz) wird der Versepos zu einer der beliebtesten Gattungen erhoben. Weitere namhafte Vertreter dieser Zeit sind Zygmunt Krasiński (1812-1859) und Cyprian Kamil Norwid (1821-1883).

Realismus

An der Entwicklung des historischen Romans beteiligt sich Józef Ignacy Kraszewski (1812-1887). Der realistischer Roman feiert seinen Höhepunkt u.a. mit Henryk Sienkiewicz' (1846-1916) Trilogie Ogniem i mieczem (Mit Feuer und Schwert), Potop (Sinflut) und Pan Wołodyjowski (Herr Wołodyjowski), mit Bolesław Prus' (1847-1912) Lalka (Die Puppe) und mit Eliza Orzeszkowas (1814-1910) Nad Niemnem (An der Memel).

Moderne

Die literarische Moderne setzt bei den Polen um 1891 ein. In ihrem Rahmen werden ästhetische und philosophische Anliegen behandelt. Jan Kasprowicz (1860-1926), Stanisław Wyspiański, Stefan Żeromski (1864-1925) und Władysław Reymont (1867-1925) gehören zu der Vereinigung der sog. Młoda Polska (Junges Polen). Ihr Schaffen wurzelt in der Tradition des europäischen Symbolismus' und des Gesellschaftsromans. Für die Authentizität der Literatur als Ausdruck der erlebten Wirklichkeit setzen sich Zofia Nałkowska (1884-1954), Maria Dąbrowska (1889-1964) und Bruno Schulz (1892-1942) ein. Schulz wie sein jüngerer Kollege Witold Gombrowicz (1904-1969) sind Meister der Groteske, Phantastik und des Humors.

Nachkriegszeit

Im Zeichen des Pessimismus', Nihilismus', Zynismus' und der Skepsis stehen Werke von Jerzy Andrzejewski, Jarosław Iwaszkiewicz und Marek Hłasko (1934-1969). Sie entstanden größtenteils als Reaktion auf die schweren Lebensbedingungen der Nachkriegszeit. Aufgrund der politischen Situation, die unzensiertes Publizieren im Lande unmöglich macht, wird die polnische Literatur nach dem II. Weltkrieg auch von Schriftstellern im Exil geschrieben. Die Werke von Witold Gombrowicz, Henryk Grynberg, Józef Mackiewicz, Czesław Miłosz, Marek Hłasko, Sławomir Mrożek und Leszek Kołakowski erscheinen im Erstdruck in der pariser Zeitschrift Kultura. Die umstrittendsten von ihnen dürfen erst in der 2. Hälfte der 80-ger Jahre in Polen erscheinen.