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Gottfried V. (Anjou)

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Darstellung Gottfrieds V. auf seinem Grab in der Kathedrale von Le Mans

Gottfried V. (franz.: Geoffroy, eng.: Geoffrey; * 24. August 1113; † 7. September 1151 in Château-du-Loir), genannt der Schöne (le Bel) oder aber Plantagenet, war von 1129 bis zu seinem Tod ein Graf von Anjou, Tours und Maine (Grand-Anjou) aus dem Haus Château-Landon. Er war der älteste Sohn des Grafen Fulko V. des Jüngeren († 1144) und dessen erster Ehefrau Eremburge de La Flèche († 1126), Erbin der Grafschaft Maine.

Leben

Nachdem sein Vater sich 1129 dazu entschlossen hatte, für immer in das heilige Land zu ziehen, übernahm Gottfried dessen umfangreiches Erbe. In den ersten Jahren seiner Herrschaft musste er sich gegen unbotmäßige Vasallen behaupten und belagerte dabei Mirebeau und L'Ile-Bourchard. 1132 traf sich Gottfried in Tours mit Papst Innozenz II., womit er diesen auch als rechtmäßiges Oberhaupt der Kirche anerkannte; zuvor hatte er den Gegenpapst Anaklet II. unterstützt.

Bereits im Jahr 1128 vollzog Gottfried als knapp 15-jähriger die folgenschwere Ehe mit der „Kaiserin“ Matilda, Erbtochter von König Heinrich I. Beauclerc von England von dem Gottfried zu diesem Anlass auch zum Ritter geschlagen wurde. Diese Ehe fand unter den anglo-normannischen Baronen keine ungeteilte Zustimmung, waren die Angeviner doch generationenlange Rivalen der Normannen in Westfrankreich. Deshalb unterstützten die Barone nach dem Tod des alten Königs 1135 den Cousin Matildas, Stephan von Blois, der sich der Throne Englands und der Normandie bemächtigen konnte. Gottfried und seine Frau nahmen den Kampf gegen Stephan auf, der in den englischen Bürgerkrieg (The Anarchy) mündete. Mathilde und ihr Halbbruder Robert of Gloucester führten den Kampf ab September 1139 in England. Nachdem diese in der Schlacht von Lincoln (1141) Stephan gefangen nehmen konnten, wurde Matilda zur Herrin Englands proklamiert. Der Krieg sollte dennoch weitergehen, nachdem sie im November 1141 genötigt war, Stephan im Austausch für ihren Bruder wieder frei zu lassen.

1142 wurde Gottfried von seiner Frau nach England gerufen, die dort in Oxford von Stephan belagert wurde, doch er weigerte sich, da er seine militärischen Anstrengungen auf die Normandie konzentrieren wollte. Am 19. Januar 1144 eroberte Gottfried Rouen und konnte als Herzog der Normandie inthronisiert werden. In den darauffolgenden Jahren stabilisierte Gottfried seine Herrschaft in der Normandie. 1145 warf er eine Revolte seines Bruder Elias nieder und ließ ihn in den Kerker sperren. In England aber konnte sich Mathilde nicht mehr halten, gab ihre Ansprüche gegen Stephan auf und verließ im März 1148 die Insel.

Im September 1151 reiste Gottfried mit seinem ältesten Sohn Heinrich nach Paris und überzeugte König Ludwig VII. von Frankreich, Heinrichs Anrecht auf die Normandie (und nicht jenes von Stephans Sohn Eustach) anzuerkennen. Deshalb schwor Heinrich dem französischen König den Lehnseid für die Normandie. In Paris trafen sie auch auf die Königin Eleonore von Aquitanien, die sich im folgenden Jahr von ihrem Gemahl trennen und Heinrich heiraten sollte.

Auf der Rückreise in sein Stammland wurde Gottfried plötzlich krank und starb überraschend 25 km südöstlich von Le Mans. Er wurde in der Kathedrale St. Julien beigesetzt.

Plantagenet

Johann von Marmoutier beschrieb Gottfried als großen Krieger, gutaussehend, rothaarig und lebensfroh, was seinen weniger bekannten Beinamen „der Schöne“ erklärt. Der englische Chronist Ralph of Diceto hingegen wies ihm einen kalten und eigennützigen Charakter zu.

Der Nachwelt ist Gottfried vor allem unter seinem zweiten Beinamen Plantagenet bekannt. Dieser geht auf seine Angewohnheit zurück einen Ginsterzweig (lat.: planta genista; franz.: Planta Genêt) als Helmzier zu tragen und sollte sich schnell unter seinen Nachkommen als Dynastiename durchsetzen. Verbunden mit diesem Namen ist besonders die Ära des sogenannten „angevinischen Reichs“ (Reich von Anjou), welches unter Gottfrieds Sohn und Enkelsöhnen eine bedeutende historische Rolle in Westeuropa einnahm, und die damit einhergehende Zäsur des Verhältnisses der Angeviner zum Königtum der Kapetinger. Waren Gottfried und seine Vorfahren noch weitestgehend loyale Vasallen der französischen Könige sollten seine Nachkommen zu deren ärgsten Rivalen avancieren.

Ehe und Nachkommen

Wappen Gottfrieds V., Graf von Anjou

Gottfried wurde am 17. Juni 1128 in Le Mans verheiratet mit der zehn Jahre älteren Matilda († 10. September 1167), Erbtochter des Königs Heinrich I. und dessen erster Ehefrau Edith von Schottland († 1118).

Mathilda als Witwe eines Kaiser Heinrichs V. war nicht eben begeistert einen einfachen Grafen zu ehelichen, der zudem noch ein halbes Kind war. Die Ehe war eher turbulent als harmonisch zu nennen, mal wurde Mathilda von ihrem Gatten im Zorn verstoßen, mal wieder in allen Ehren aufgenommen.

Doch trotz aller Reibereien bekam das Paar drei Söhne:

  • Heinrich Kurzmantel (* 5. März 1133, † 6. Juli 1189), Graf von Grand-Anjou, Herzog der Normandie, ab 1154 als Heinrich II. König von England
  • Gottfried VI. (* 1. Juni 1134, † 26. Juli 1158), Graf von Anjou und Nantes
  • Wilhelm (* 22. Juli 1136, † 30. Juli 1164), Graf von Poitou

Er hatte außerdem noch die unehelichen Kinder:

Materialsammlung


VorgängerAmtNachfolger
Fulko V.Graf von Anjou
1129-1151
Heinrich II. Kurzmantel
Eustach IV. von BoulogneHerzog der Normandie
1144-1151
Heinrich II. Kurzmantel