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Arme Dienstmägde Jesu Christi

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Die Armen Dienstmägde Jesu Christi (Ancillae Domini Jesu Christi, Sigel ADJC; auch: Dernbacher Schwestern) sind eine katholische Ordensgemeinschaft, die 1851 durch Maria Katharina Kasper in Dernbach (Westerwald) im Bistum Limburg gegründet wurde. Die Haupttätigkeitsbereiche der Schwestern sind Krankenpflege, Kinderfürsorge, Erziehung und Bildung sowie pastorale Dienste. Das Mutterhaus, Kloster Maria Hilf, befindet sich in Dernbach.

Maria Katharina Kasper

Katharina Kasper wurde am 26. Mai 1820 in Dernbach bei Montabaur im Westerwald geboren. Ihr Vater war Heinrich Kaspar. (Der Name findet sich auch in der Version Casper, Kasper, Caspero.) Ihre Mutter war Katharina Fasel. (Der Name findet sich auch in der Version Fassel.)

Sie entstammt der zweiten Ehe ihres Vaters und ist sein siebtes Kind. Ihre Eltern waren Kleinbauern. Trotz schwacher Gesundheit und wenig Schulausbildung war sie aufgeschlossen für ihre Umwelt. In der jungen Frau sprach eine innere Stimme, die sie zu Außergewöhnlichem führte und der sie bedingungslos folgte.

Ausgangssituation

Die Situation in der die Gründerin hineingeboren wird, ist gekennzeichnet durch die Auswirkungen der napoleonischen Kriege. Die Besatzer lebten und rekrutierten aus dem Land. Die Verluste der Feldzüge waren hoch, und die Zurückkehrten trugen die gesundheitlichen Auswirkungen mit sich. War die Mehrheit der Bevölkerung des Westerwaldes sowieso schon nicht reich, ist sie nun arm. Die Landwirtschaft wird durch das rauhe Klima und die wenig ertragreichen, lehmigen und Basaltböden behindert. Die Nassauische Erbteilung, das bedeutet, jeder erbt zu gleichen Teilen, zerstückelt die landwirtschaftlichen Flächen und behindert den Anbau. So ist der auf mehreren Tätigkeiten beruhende Broterwerb typisch für den Westerwald, ja sogar das Herzogtum Nassau. Doch außer der Ton- und Steinzeugindustrie des Kannenbäcker Landes ist wenig Industrie vorhanden. Eine fehlende Infrastruktur, wie Eisenbahnanschlüsse verhindern auch ihre Ansiedlung. Eine wachsende Bevölkerung verstärkt die Verarmung. Es sind zumeist die Männer welche die Dörfer verlassen um als Landgänger Handel zu treiben oder als Wanderarbeiter in den Industrien des Siegerlandes oder des Ruhrgebietes zu arbeiten. Zurückbleiben die Frauen welche die Landwirtschaft versorgen, eine kleine Heimindustrie betreiben und die helfenden Kinder und Alten, und solche welche noch nicht oder nicht mehr arbeiten können. Kranke werden so weitestgehend sich selbst überlassen, denn alle anderen müssen einer Erwerbstätigkeit nachgehen.

Entwicklung der Ordensgemeinschaft

Im Herzogtum Nassau (von der Gemeinschaftsgründung bis 1866)

Katharina Kasper war tief religiös. Die Not und das Unversorgtsein rührte sie an. Doch auch sie war eingebunden in den täglichen Broterwerb, in der Landwirtschaft aber auch in der Tagelöhnerei. So klopfte sie z.B. Steine für den Wegebau. Doch in ihrer wenigen freien Zeit, setzte sie sich mit ganzer Kraft für die Nächstenliebe ein. So werden Kranke besucht, Besorgungen erledigt und Kinder gehütet. Ihr Beispiel zündete. Andere junge Frauen des Ortes schlossen sich ihr an. Schon 1845 gründete sie einen karitativen Verein, dessen Mitglieder mit ihr Kranke und Verlassene im Dorf pflegten und Kinder betreuten. Aus diesem religiös fundierten Zusammenschluss entstand unter Gutheißung des Bischofs von Limburg, Peter Josef Blum (eigentlich Peter Joseph Blum), eine Kongregation. Damit begann eine dauerhafte Förderung der Schwestern durch den Bischof, welche sich zu der Gemeinschaft des noch jungen Bistums entwicklen sollte.

Am 15. August 1851 nahm er in der Pfarrkirche zu Wirges die Ordensgelübde Katharina Kaspers und ihrer vier Gefährtinnen entgegen. Die Gelübde gelten für drei Jahre. Den Namen der neuen Gemeinschaft empfängt Katharina im Gebet am Marienheiligtum, dem Heilborn. Wie die Gottesmutter wollte sie mit ihren Schwestern als Magd des Herrn allen Notleidenden und in ihnen Christus dienen; deshalb nannten sie sich Arme Dienstmägde Jesu Christi.

Ihre ersten Exerzitien hält die junge Verbindung im Wirgeser Pfarrhaus, bei dem Redemptoristen P. Eichelsbacher im März 1852. Zu diesem Zeitpunkt nehmen die Schwestern eigene Ordensnamen an. Katharina Kasper nimmt den Namen Maria an, wird hinfort aber Mutter Maria genannt. Aus Katharina Schönberger (Dernbach *1816 - +11. Mai 1890 ebenda) wird Schwester Theresia, Anna Maria Müller (Dernbach*18. September 1826 - +20.März 1865 ebenda) wird Schw. Elisabeth, Elisabeth Haas wird Schw. Agnes und Elisabeth Meuser (Mengerskirchen 3.März 1829 - +30.Januar 1875 Frankfurt/Main) wird Schw. Schw. Klara. Die Schwestern machen sich jedoch nicht nur in den Haushalten von einzelnen Bedürftigen nützlich. Bereits 1852 errichten sie in Dernbach eine 'Strick- und Nähschule' für die lokale Jugend. So wissen die Eltern ihre Kinder beaufsichtigt, und mit dem Erlernen wichtiger häuslicher Tätigkeiten beschäftigt, während sie selbst dem Broterwerb nachgehen können.

Dernbach besitzt keine eigene Pfarrkirche. Lediglich zwei Kapellen, die Laurentiuskapelle bei der Burg und die Heilbornkapelle. So wird die junge Gemeinschaft durch den lokalen Geistlichen aus Wirges oder Montabaur betreut. Die stetig wachsende Entwicklung der Gemeinschaft veranlaßt Bischof Blum 1853 den Schwestern einen eigenen Seelsorger zu zuordnen. Es ist der bisherige Pfarrer von Berod, Johann Jakob Wittayer. Ihm wird der Titel Superior verliehen. Er wird diesen Titel führen bis zu seiner Ernennung zum Geistlichen Rat und Bischöflichen Kommissar (16. Februar 1870). Kurz darauf wird die Gemeinschaft vom Vatikan approbiert (1. Juni 1870). Damit wird sie der Leitung der Generaloberin unterstellt. Wittayers Rechte werden auf den spirituellen Sektor beschränkt. Die erste 'ewige Profess' der Kongregation findet am 14. Juli 1871 statt. An diesem Tag legt auch die Stifterin mit weiteren 78 Schwestern ihre 'ewigen Gelübde' ab.

1854 eröffnet die Gemeinschaft ihre erste eigene Schule in Dernbach.

Die Tätigkeit der Schwestern findet nicht nur in Dernbach statt. Auch Bedürftige der umliegenden Dörfer werden besucht und gepflegt. Bereits 1854 wird die erste Niederlassung in (Bad) Camberg / Taunus gegründet. Sie wurde veranlasst vom lokalen Politiker und Teehändler, Legationsrat Dr. jur. Moritz Josef Josias Lieber (* 1. Oktober 1790; † 29. Dezember 1860 in Camberg). Er war ein führender Kopf des nassauischen politischen Katholizismus. Hier wird schon das dominierende Prinzip der Gründungen sichtbar: Die Schwestern gehen nur dorthin, wohin sie auch eingeladen werden. Von diesem Prinzip weicht die Stifterin nur im Kulturkampf ab, mit der Gründung im holländischen Lutterade (heute Geleen)(5. Oktober 1875). Dieses größere Hofgut war gedacht als Ausweichstätte, falls die Kongregation gezwungen gewesen wäre Preußen zu verlassen.

Das Jahr 1855 markiert eine Wegscheide. Der Genossenschaft werden 'förmliche Statuten' vom Limburger Bischof Blum gegegeben. Gleichzeitig kommt es zur ersten Niederlassung außerhalb der Heimatdiözese Limburg. Sie wird in der Diözese Köln, in Paffendorf gegründet. 1860, d.h. neun Jahre nach ihrer Gründung, zählt die Genossenschaft 232 Mitglieder. 1865 ist die Zahl auf 430 angewachsen und die Gemeinschaft findet eine rasche, regionale Verbreitung. Die Schwestern sorgten sich um die vielseitig Not der Menschen – sie pflegten Kranke zu Hause und in Krankenhäusern, betreuten Waisen und Behinderte, halfen der arbeitenden und gefährdeten Jugend und unterrichteten in Schulen aller Art. Immer verband sich die Sorge um Leib und Geist mit der um die Seele der Menschen. 1858 kommt es zur Gründung eines 'Lehrerinnenseminars' in Dernbach. Im Krieg Preußens gegen Österreich 1866 arbeiten Schwestern der Gemeinschaft auf beiden Seiten in Lazaretten. Das Herzogtum steht auf der Seite Österreichs. In der Folge wird es von Preußen annektiert.

In Preußen 1866-1871

1868 verlassen acht Schwestern Preußen und reisen in die USA um dort eine Niederlassung in Hessen Castle, Indiana zu gründen. Es ist die erste nicht in Europa liegende Niederlassung. Sie bildet, u.a. wegen der Distanz, eine eigene - mit dem Mutterhaus jedoch besonders verbundene - Provinz.

Bis 1870 war die Genossenschaft bischöflichen Rechts, dann wurde sie vom Heiligen Stuhl approbiert und zu einer Kongregation päpstlichen Rechts erhoben. Damit war der Weg für eine verstärkte überregionale Ausbreitung frei. Bis zu diesem Zeitpunkt (1870) hatten sich bereits über 500 Schwestern der Gemeinschaft angeschlossen. Die Genossenschaft hatte sich über Deutschland hinaus auch in den USA, in England, Holland und Böhmen verbreitet.

Im deutsch-französischen Krieg 1870/71 sind wieder Schwestern eingesetzt in der Pflege verwundeter Soldaten.

Im Kaiserreich 1871-1918

Der mit Ende des Krieges einsetzende Kulturkampf wirkt sich auch auf die Schwestern aus. 1873 verlieren sie die Unterrichtserlaubnis.

Maria Katharina Kasper leitet die Gemeinschaft als Generaloberin von ihrer Entstehung bis zu ihrem Tod am 2. Februar 1898.

Die Zahl der Schwestern steigt bis zum Jahre 1900 auf knapp 2.000 Schwestern. Ebenso rasch wie die Mitgliederzahlen ansteigen, breitete sich das Netz der Niederlassungen aus.

Im Deutschen Reich (Weimar und Nationalsozialismus) 1918-1945

In den 30er Jahren erreichte die Schwesternzahl ihren Höhepunkt mit 4346 Schwestern in 341 Niederlassungen.

Nachkrieg, Bundesrepublik Deutschland, bis heute

Durch den Zweiten Weltkrieg gehen Niederlassungen verloren, wie z.B. die Häuser in Böhmen.

Es erfolgen Neugründungen in Indien, Mexiko, Brasilien und Kenia, jetzt aktuell auch in Nigeria.

Im Jahre 2004 besteht die Ordensgemeinschaft aus knapp 740 Schwestern, die in Deutschland, den Niederlanden, den USA, Großbritannien, Indien, Mexiko, Brasilien und Kenia tätig sind.

Aufgabenbereiche

Die Schwestern haben sich anfangs zur Aufgabe gesetzt, die lokale Not der ländlichen Bevölkerung zu lindern. Die typische Art der Niederlassung Ende des 19. Jahrhunderts ist eine kleine Wohnung oder ein kleines Haus, meist in einem kleinen Dorf gelegen und von mindestens drei Ordensschwestern bewohnt. Ihr Augenmerk legen sie auf die ambulante Krankenpflege, die Familienpflege und Armenfürsorge sowie das Führen eines Kindergartens. Ein weiterer Schwerpunkt des Ordens liegt aber auch in der Erziehung und Bildung junger Mädchen, da dies in den 60er Jahren des 19. Jahrhunderts keine Selbstverständlichkeit war.

Die Ambulanzstationen der Schwestern nehmen einen zweifachen Weg: aus manchen werden - über Zwischenstationen - die heutigen Sozialstationen. Aus anderen Ambulanzstationen gehen an vielen Orten Krankenhäuser hervor. Ein Beispiel dafür ist Gangelt, wo 1873 und 1874 ein Krankenhaus errichtet wurde, in dem neben den regulären Kranken 1875 auch „eine arme Geistesschwache“ aufgenommen und behandelt wurde. Daraus entwickelte sich eine Behinderteneinrichtung und ein Fachkrankenhaus für Psychiatrie und Psychotherapie.

Von Anfang an wohnen im Mutterhaus auch Waisenkinder mit. Sie werden zuerst mit der Dorfjugend unterrichtet, bis die Klassengrößen eine Teilung erfordern. Danach werden eigene Lehrerkräfte angestellt und eine private Waisenhausschule begründet, die seit 1855 eine staatliche Genehmigung hat. Die Leitung des Ordens beschloss, eigene Lehrkräfte auszubilden, und eröffnete 1857 ein Lehrerinnenseminar, das mit der höheren Mädchenschule in Montabaur verbunden wurde. Bis 1868 waren 28 Schulen in den Diözesen Limburg, Köln, Paderborn und Trier den Schwestern übertragen worden. 1873 bei Beginn des Kulturkampfes mussten die rund 120 Schwestern im Schuldienst ihre Tätigkeit vorübergehend aufgeben. Die Schwestern eröffneten mehrere Konvente in den Niederlanden, um diese Zeit zu überstehen. Seit 1880 entfaltete die erzieherische Tätigkeit sich wieder. Ein zweiter massiver Einbruch kam mit dem Nationalsozialismus. Die Schulen, Kindergärten und Heime wurden enteignet oder geschlossen, Krankenhäuser als Lazarette eingesetzt.

Ende 1993 gründete die Ordensgemeinschaft der „Armen Dienstmägde Jesu Christi“ die Maria Hilf Kranken- und Pflegegesellschaft mbH, um die bisher ordenseigenen Einrichtungen des Gesundheitswesens wirtschaftlich und organisatorisch unabhängig zu machen. Seit dieser Zeit übernimmt die Maria Hilf Kranken- und Pflegegesellschaft mbH die Aufgabe der Kranken-, Behinderten und Altenversorgung. Gesellschafter dieser GmbH sind jedoch weiterhin die ADJC. Eine bekannte Niederlassung der Dernbacher Schwestern ist das Kloster Tiefenthal in Eltville.

Kritik

In einigen Veröffentlichungen wird dem Orden der Vorwurf gemacht, im Rahmen der Heimerziehung durch Schwarze Pädagogik geschehene Kindesmisshandlungen in 1960er und 1970er Jahren ähnlich wie in den Magdalenenheimen in Irland nicht aufgeklärt zu haben.[1][2][3] In Kinderheimen wie dem Kinderheim St. Josef in Eschweiler, den Heimen in Dilborn (Brüggen) sowie Aulhausen bei Rüdesheim, in denen Dernbacher Schwestern tätig waren oder die von ihnen geleitet wurden, wurden nach Recherchen von Markus Homes, Peter Wensierski und laut Aussagen ehemaliger Heiminsassen wie z. B. von Hermine Schneider Kinder systematisch gebrochen und durch Gewalt gefügig gemacht.[4] Der Orden streitet diese Vorwürfe nach eigenen Recherchen ab.[5]

Literatur

  • Amend, Sr. M. Gottfriedis, ADJC, Bewegt von Gottes Geist. Zur Spiritualität Maria Katharina Kaspers und zur Geschichte ihrer Gemeinschaft, Hg.: Provinzleitung der ADJC, Dernbach, Verlag Arfeller Montabaur 2005, ISBN 3-9810235-0-1.
  • Martin Grünewald: Geben ohne zu zählen. Katharina Kasper – ihr Leben und ihr Werk. Echo-Buchverlag, Neuried 1988, ISBN 3-927095-02-8.
  • Im heiligen Berufe. 150 Jahre Arme Dienstmägde Jesu Christi in Dernbach, hrsg. v. Diözesanmuseum Limburg, Katalog der Ausstellung Diözesanmuseum Limburg 2001, ISBN 3-921221-10-2.
  • Herzogtum Nassau 1806-1866. Politik-Wirtschaft-Kultur, Katalog der Ausstellung im Museum Wiesbaden 1981, Wiesbaden 1981, (ohne ISBN).
  • Renkhoff, Otto, Nassauische Biographie. Kurzbiographien aus 13 Jahrhunderten, Wiesbaden 2.Aufl., 1992.
  • Schatz, Klaus, Geschichte des Bistums Limburg, (Quellen und Abhandlungen zur mittelrheinischen Kirchengeschichte, Band 48), Selbstverlag der Gesellschaft für mittelrheinische Kirchengeschichte e.V. Mainz, Mainz 1983, (ohne ISBN).

Einzelnachweise

  1. Peter Wensierski: Schläge im Namen des Herrn. Die verdrängte Geschichte der Heimkinder in der Bundesrepublik. Spiegel-Buchverlag in der Deutschen Verlags-Anstalt, München 2006, ISBN 3-4210-5892-X, www.schlaege.com
  2. In den Fängen der Fürsorge. ZDF-Dokumentation, 4. Juni 2008
  3. Hermines Liste: Die Kinder der unbarmherzigen Schwestern in der IMDb
  4. Markus Homes: Heimerziehung: Lebenshilfe oder Beugehaft? Gewalt und Lust im Namen Gottes. Books on Demand, Norderstedt 2006, ISBN 3-8334-4780-X
  5. Entscheidung des Landgerichts Aachen vom 12. Februar 2008