Er tanzte das Leben
| Film | |
| Titel | Er tanzte das Leben |
|---|---|
| Produktionsland | BRD |
| Originalsprache | Deutsch |
| Erscheinungsjahr | 2003 |
| Länge | 90 Minuten |
| Stab | |
| Regie | Marian Czura |
| Produktion | MTM, arte, mdr |
| Kamera | Marian Czura |
| Schnitt | Olaf Frackmann |
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Er tanzte das Leben ist ein Film des in Darmstadt wohnhaften polnischen Regisseurs Marian Czura der (unter Mitarbeit des TAZ-Mitgründers Kuno Kruse) über mehrere Jahre den polnisch-russisch-jüdischen Flamencotänzer Sylvin Rubinstein mit der Kamera begleitete und aus dem gesammelten Material eine beachtenswerte Kinodokumentation über dessen facettenreiches, ergreifendes Schicksal formte.
Handlung
Er tanzte das Leben erzählt das bewegte Leben des heute in Hamburg St. Pauli wohnenden, 1914 bei Moskau geborenen jüdischen Flamencotänzers Sylvin Rubinstein. Als Kind, zusammen mit seiner Zwillingsschwester Maria Rubinstein, von der Mutter nach Riga zu einer renommierten Primaballerina geschickt um Tanzen zu lernen werden die Geschwister wenige Jahre später als das Flamencoduo Imperio y Dolores europaweit in den großen Varietees begeistert gefeiert.
Der Film blickt mit Sylvin Rubinstein kurz zurück auf diese erste, von jugendlichem Glück geprägte Phase in Rubinsteins Leben, welche ihn bis zum heutigen Tage prägt und verfolgt.
Der Überfall Deutschlands auf Polen am 1. September 1939 überraschte die politisch bis dato absolut uninteressierten Geschwister in Warschau. Sie waren dort gerade im berühmten Adria beschäftigt.
Um die Mutter zu retten trennten sich die Zwillinge nach einer überstürzten Flucht aus dem Ghetto. Maria fuhr nach Brody in der heutigen Ukraine um die Mutter zu holen, während Sylvin Rubinstein sich auf die Reise nach Krakau begab, um gefälschte Pässe zu besorgen. Sie sollten sich nie wieder sehen. Verzweifelt ob des Verlusts seiner Nächsten, nahm der nun als Sylvin Turski lebende Rubinstein Kontakt zum Widerstand auf und wurde entscheidender Teil der in Krosno stationierten deutschen Widerstandsgruppe um den Wehrmachtsmajor Kurt Werner. In Frauenkleidern verrichtete er wichtige Botengänge und Attentate. Nachdem der Boden in Polen zu heiß geworden war in Berlin, wo er wichtige SS-Männer liquidieren sollte.
Nach dem Krieg wandte er sich, ausgerechnet in Deutschland, wieder dem Tanz zu, erlebte eine zweite Blüte der Kunst. Doch nun trat er nicht mehr als Mann (Imperio) auf, sondern wurde auf der Bühne zu Dolores. In deren Gestalt lebt er den fürchterlichen Verlust der Schwester, huldigt ihr und gedenkt ihrer im Tanz.
Heute lebt er als zwar alter, aber hochaktiver Mann auf St. Pauli in Hamburg, hilft den Armen, schickt Riesenpakete nach Polen und tanzt hin und wieder immer noch in der unvergesslichen Gestalt der Dolores seiner Vergangenheit nach.
Der Film begleitet ihn auf den ersten Reisen zurück an die Orte seiner Vorkriegszeit, der Untergrundtätigkeit und des Neubeginns, nach Warschau, Brody, Krosno und Hamburg.
Kritiken
- FAZ: "Ein faszinierendes Portrait"
- Die Welt: " Abenteuer eines Artisten und antifaschistischen Agenten - Man muss diesen Film sehen; er zeigt, wie viel Geschichte in ein Menschenleben passt, wenn es wirklich gelebt wird."
- UAZ: "Es gibt kaum ein Schicksal, dass das Schöne und Grausame des vergangenen Jahrhunderts so eindrucksvoll widerspiegelt, wie das von Sylvin Rubinstein."
Trivia
Der nach dem Krieg zeitweise bei Rubinstein lebende Komponist Michael Jary widmete ihm 1951 das Lied: Das machen nur die Beine von Dolores.
Literatur
- Kuno Kruse: "Dolores&Imperio. Die drei Leben des Sylvin Rubinstein". Kiepenheuer&Witsch Taschenbuch, Köln 2003. ISBN 3-462-03335-2.