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Seram-Python

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Seram-Amethystpython
Systematik
Unterordnung: Schlangen (Serpentes)
Überfamilie: Wühl- und Riesenschlangenartige (Boidea)
Familie: Riesenschlangen (Boidae)
Unterfamilie: Pythons (Pythoninae)
Gattung: Rautenpythons (Morelia)
Art: Seram-Amethystpython
Wissenschaftlicher Name
Morelia clastolepis
Harvey, Barker, Ammerman, Chippindale 2000

Der Seram-Amethystpython (Morelia clastolepis) zählt zur Familie der Riesenschlangen und wird dort in die Unterfamilie der Pythons gestellt. Er wurde erst im Jahr 2000 als eigene Art vom Amethystpython abgetrennt. Über die Biologie dieser auf Ambon und Seram beheimateten Schlangen ist fast nichts bekannt.

Beschreibung

Körperbau und Länge

Der Seram-Amethystpython ist ein schlanker, aber dennoch ziemlich kräftig gebauter Python. Sein langer Schwanz macht bis zu 27 % der Gesamtlänge aus. Der Kopf ist deutlich vom Hals abgesetzt und ist bei adulten Weibchen deutlich verbreitert. Die Augen liegen auf der Kopfseite auf und sind leicht nach vorne gerichtet. Die rundliche, von der Kopfoberseite betrachtet halbovale Schnauze ist bei Männchen länger ausgeprägt als bei Weibchen. Ihr sitzen die runden Nasenlöcher schräg zwischen Kopfoberseite und Kopfseite auf. Bei diesem Python handelt es sich um einen grossen Vertreter unter den Amethystpythons. Da die Art bisher nur anhand weniger Individuen untersucht werden konnte, liegt noch keine Daten zur Durchschnittslänge adulter Tiere vor. Das grösste bisher untersuchte Tier hatte eine Gesamtlänge von 3,8 Meter und ein Gewicht von 8,5 Kilogramm.

Beschuppung

Von allen Amethystpythons besitzt der Seram-Amethystpython die höchste Anzahl Schilder, wovon auch sein wissenschaftlicher Name herrührt. Das von der Kopfoberseite nur mässig sichtbare Rostrale (Schnauzenschild) hat, wie bei den meisten anderen Pythons auch, zwei tiefe Labialgruben. Die Nasenlöcher sind jeweils im oberen hintern Teil des grossen Nasale (Nasenschild) positioniert. Vom Nasenloch bis zum Hinterrand des Schildes zieht eine gut erkennbare Naht. Zur Kopfmitte hin sind die Nasalia von einem grossen Paar dreieckiger Internasalia (Zwischennasenschilder) separiert. Von der Schnauzenspitze her entlang der Mittellinie der Kopfoberseite folgen den Internasalia ein grosses vorderes Paar Präfrontalia (Vorstirnschilde). Das hintere Paar Präfrontalia hat charakteristischerweise keinen Kontakt zueinander, sondern wird durch die vorderen Präfrontalia oder ein bis mehrere zusätzliche dazwischen liegende Schilde separiert. Dahinter folgt ein einfaches grosses Frontale (Stirnschild). Die anschliessenden Schilde der Scheitel- und Hinterhauptsregion sind bei dieser Art viel variabler, meist asymmetrischer und in einer höherer Anzahl ausgebildet als bei anderen Amethystpythons. Häufig sind hinter dem Frontale zwei bis drei Paare grösserer Parietalia (Scheitelschilde) vorhanden, die miteinander in der Mitte in Kontakt stehen oder durch bis 10 unregelmässige, asymmetrische Interparietalia (Zwischenscheitelschilder) getrennt werden. Dahinter folgen unregelmässige, in der Anzahl variierende Occipitalia (Hinterhauptsschilde), die etwas grösser als die angrenzenden Nuchealia (Nackenschilde) sind. Über beiden Augen befindet sich je ein grosses dreieckiges, manchmal partiell fragmentiertes Supraoculare (Überaugenschild). Präocularia (Voraugenschilde) existieren zwei bis vier, wobei das oberste oft vergrössert ist. Postocularia (Hinteraugenschilde) sind vier bis sechs vorhanden. Im Gegensatz zu allen andern Amethystpythons kann die Art zwischen einem bis drei Subocularia (Unteraugenschilde) besitzen. Auf der Seite des Kopfes liegen zwischen Auge und Nasenloch, in zwei bis drei Reihen angeordnet, Lorealia (Zügelschilde). Von den 12 bis 13 Supralabialia (Oberlippenschilde) tragen die vordersten drei an ihrem hinteren Rand lange, tiefe und 2 weitere dahinter anschliessende kleine, oberflächliche Labialgruben. Sofern Unteraugenschilde fehlen, berühren ein bis drei Supralabialia den Augenunterrand. Infralabialia (Unterlippenschilde) gibt es 20 bis 23, wovon die vordersten 2 schwach erkennbare und, von Nummern 9 bis 11 beginnend, 6 bis 9 tiefe Labialgruben tragen. Die Kinngrube besteht aus schilderloser Haut; kann aber bis zu 10 Schilde beherbergen.

Die Anzahl der Ventralia (Bauchschilder) variiert zwischen 301 und 309, die Anzahl der dorsalen Schuppenreihen in der Körpermitte zwischen 45 und 52. Von der Kloake bis zur Schwanzspitze finden sich 93 bis 99 nur teilweise paarige Subcaudalia (Schwanzunterseitenschilder). Das Anale (Analschild) ist ungeteilt.

Färbung

Der Seram-Amethistpython kommen in zwei verschiedenen Farbformen, einer mit hohem Gelbanteil (xanthisch) und einer ohne Gelbanteil (axanthisch), vor:

  • Xanthische adulte Tiere besitzen eine braune Grundfarbe und ein etwas aufgehelltes gelbliches Muster.
  • Erwachsene, axanthische Vertreter haben eine graue Grundfarbe und sind in einem etwas aufgehellten Grauweiss gemustert.

Die Grundfarbe wird auf der hinteren Körperhälfte zur Schwanzspitze zunehmend dunkler. Der Rücken ist dunkler gefärbt als die Flanken; bei Weibchen kann sich dieser Bereich mit dem Alter jedoch auf das Farbniveau des Rückens abdunkeln. Auf der vorderen Körperhälfte subadulter und junger adulter Tieren verläuft beidseits der Wirbelsäule je eine Reihe kleiner, undeutlicher heller Flecken mit 2 bis 3 Schilden Durchmesser. Die Flecken jeder Reihe haben jeweils 3 bis 5 Schilde Abstand zueinander, sind quer über Rücken durch 2 bis 3 Schilde separiert, können entlang der Wirbelsäule parallel oder versetzt angeordnet sein und teilweise quer über die Wirbelsäule miteinander fusionieren. Weniger häufig verschmelzen diese Rückenflecken auch zu einer 2 bis 3 Schilde breiten hellen Mittellinie, die beidseits von einer 1 bis 2 Schilde breiten dunklen Linie begleitet wird. Auf der hinteren Körperhälfte richtung Schwanzspitze werden die hellen Rückenflecken beidseits der Wirbelsäule zunehmend deutlicher, länger und bilden schlussendlich Bänder, die vom Rücken bis zum Unterrand der Flanken ziehen. Dadurch ergibt sich auf dem Schwanz eine abwechselnd hell- dunkle Bänderung. Mit zunehmendem Alter werden die Rückenflecken der Körperforderseite undeutlicher und können bei adulten Tieren komplett verschwinden. Auf der hinteren Körperhälfte bleibt die Musterung aber meist in undeutlicher Form erhalten. Von der einheitlich weissgrau gefärbten Bauchseite fliest die Farbe in relativ regelmässigen Abständen bis an die unteren Flankenschilde empor. An ihrem oberen Rand wird sie insbesondere gegen den Schwanz hin von einer oft unterbrochenen dünnen dunklen Linie begleitet.

Kopfoberseite und Kopfseite sind ungemustert und entsprechen der Körpergrundfarbe. Die meisten Schilde der Kopfoberseite sind von einer feinen dunklen Linie umgeben. Lippen- und Kinnschilde sowie die Kehle sind bei beiden Farbformen weiss bis weissgrau. Im Gegensatz zu mehreren anderen Amethystpythons sind die Lippenschilde dieser Art nicht dunkel umrandet. Bei Jungtieren zieht ein dunkles Band hinter dem Auge oberhalb der Oberkante der Oberlippenschilde bis zum Maulwinkel. Dieses Band verschwindet im Verlauf der Entwicklung vollkommen, was den Seram-Amethystpython von allen anderen Amethystpythons abhebt. Ebenso fehlen ihnen die sonst für Amethystpythons typischen Nackenbänder. Die Iris ist bei axanthischen Tieren dunkelgrau bis schwarz, bei xanthischen Vertretern golden, kupferfarben bis orangebraun und um die Pupille herum mit einem aufgehellten Rand versehen. Die Spitzen der dunkelblau bis blaugrauen Zunge sind bei xanthischen Tieren rosa und bei axantischen Vertretern grau oder weiss aufgehellt.

Farbwechsel

Xanthische Tiere machen einen beachtlichen ontogenetischen Farbwechsel durch. Die anfangs ziegelroten Jungtiere durchlaufen der Reihe nach eine rote-, eine braune-, eine orange, eine mattgelbe und dann eine kräftiggelbe Phase. Nach zirka zwei Jahren ändert sich diese gelbe Farbe zunehmend in braun. Die Flanken xanthischer Männchen bleiben das ganze Leben lang mattgelb oder golden während dieser Bereich bei Weibchen komplett braun wird. Schwangere- und brütende Weibchen werden an ihrer Oberseite sogar beinahe komplett braunschwarz. Axanthische Tiere machen nur einen geringen ontogenetischen Farbwechsel durch; sie werden lediglich dunkler mit dem Alter.

Verbreitung

Der Seram-Amethystpython bewohnt auf den Molukken die Inseln Ambon und Seram. Es wird vermutet, dass die Art auch die benachbarten Inseln Haruku und Saparua besiedelt. Diese sind weniger als 200 Meter von Ambon und Seram entfernt und waren während den Eiszeiten stets über Landbrücken miteinander in Verbindung gestanden.

Lebensweise

Die Lebensweise des Seram-Amethystpythons ist noch weitgehend unerforscht. Auf Seram im Manusela Nationalpark bewohnt er Tiefland-Regenwald und Gewässern angrenzenden Tiefland-Wald. In diesem Gebiet wird er auch unter tags angetroffen und hält sich sowohl im Geäst als auch auf dem Boden auf.[1] Das Nahrungsspektrum ist ebenfalls noch unbekannt. In einem grossen Individuum ist bisher einzig ein Kuskus nachgewiesen worden.[2]

Systematik

Verbreitungsgebiet des Seram- (Blau), des Neuguinea- (Rot, Dunkel- & Hellorange, Gelb), des Australischen- (Grün), des Tanimbar- (Schwarz) und des Halmahera-Amethystpythons (Violett)

Der Amethystpython Morelia amethistina wurde 1801 von Schneider erstbeschrieben. 1933 wies Stull der australischen Population als Morelia amethistina kinghorni Unterartstatus zu. Im Jahr 2000 gelange es Harvey et al. unter Berücksichtigung von morphologischen, biogeographischen und molekulargenetischen Aspekten fünf eigenständige Arten zu differenzieren: Morelia amethistina, Morelia kinghorni, Morelia nauta, Morelia clastolepis und Morelia tracyae. Alle bisher beschriebenen Amethystpythons bewohnen räumlich voneinander getrennte Lebensräume (Allopatrie). Es wird jedoch vermutet, dass unter den bisher beschriebenen Arten noch weitere Arten differenziert werden können, die teilweise sogar gleiche Gebiete bewohnen (Sympatrie). Hierzu besteht insbesondere auf Neuguinea und Neuirland starker Verdacht.

Es wird vermutet, dass einst eine Urform der Amethystpythons auf dem entstehenden Neuguinea gelebt hat. Vor Millionen von Jahren haben sich dann in einer ersten Phase die Inseln Halmahera und Neuirland durch tiefe Meeresengen von Neuginea getrennt was die dortigen Amethystpython-Populationen komplett isolierte. Während späterer Eiszeiten bildeten sich durch den niedrigen Meeresspiegel Landbrücken zwischen Neuginea und benachbarten Inseln sowie dem australischen Festland. So besiedelten Amethystpythons in einer zweiten Phase die D’Entrecasteaux-Inseln, den Louisiade-Archipel, Aru. Seram, Ambon, Yapen, küstennahe Inseln der Torres-Straße und Nordaustralien. Mittels Treibholz konnten diese Pythons dann in einer dritten Phase von Aru auf die benachbarte Insel Kai, und solche von Yapen auf die Nachbarinsel Biak gelangten. Auch die Taninbar-Inseln hatten nie Kontakt zu anderen Landmassen, wodurch Vorläufer dieser Population ebenfalls via Wasserweg die Inseln besiedelt haben müssen. Da sich Neuginea geotektonisch ebenfalls noch stark veränderte, konnte sich die Urform des Amethystpythons auch hier noch lokal differenzieren.

Innerhalb der Gattung Morelia sind Amethystpythons am nächsten mit Morelia boeleni verwandt. Die charakteristische Gemeinsamkeit von Amethyst- und Boelen-Pythons ist das Vorhandensein von mindestens zwei Paaren grosser Scheitelschilde. 1984 wurde erstmals von Wells & Wellington[3] und 2000 wiederholt von Hoser[4] vorgeschlagen, Amethystpythons von den Rautenpythons (Morelia) als eigenständige Gattung mit Namen Australiasis abzutrennen.

Der Seram-Amethystpython erhielt seinen wissenschaftlichen Namen Morelia clastolepis aufgrund seiner zahlreichen und stark fragmentierten Schilde. Das griechische Adjektiv klastos bedeutet „in Stücke zerbrochen“ und das griechische Nomen Lepis, heisst übersetzt “Schild“.

Quellen

Einzelnachweise

  1. P. W. Edgar, R. P. H. Lilley: Herpetofauna survey of Manusela National Park. In I. D. Edwards, A. A. MacDonald, J. Proctor (Hsg.): Natural History of Seram Maluku, Indonesia. Intercept Ltd 1993, S. 131-141. Zit. in M. B. Harvey, D. G. Barker, L. K. Ammerman, P. T. Chippindale: Systematics of Pythons of the Morelia amethistina Complex (Serpentes: Boidae) with the Description of three new Species. Herpetological Monographs 14, 2000, S. 161.
  2. F. Kopstein: Reptilien von den Molukken und den benachbarten Inseln. Zoologische Mededelingen 9, 1926, S. 71-112. Zit. in: M. B. Harvey, D. G. Barker, L. K. Ammerman, P. T. Chippindale: Systematics of Pythons of the Morelia amethistina Complex (Serpentes: Boidae) with the Description of three new Species. Herpetological Monographs 14, 2000, S. 161.
  3. R. W. Wells, C. R. Wellington: A classification of the Amphibia and Reptilia of Australia. Australian Journal of Herpetology, Supplementary Series, Heft 1, 1984 S. 1-61. Zit. in: R. T. Hoser: Creationism and contrived science: A review of recent python systematics papers and the resolution of issues of taxonomy and nomenclature. Australasian Journal of Herpetology 2, 2009, S. 1-34. Volltext
  4. R. T. Hoser: A revision of the Australasian Pythons. Ophidia Review 1, 2000, S. 7-27. Volltext

Literatur

  • M. B. Harvey, D. G. Barker, L. K. Ammerman, P. T. Chippindale: Systematics of Pythons of the Morelia amethistina Complex (Serpentes: Boidae) with the Description of three new Species. Herpetological Monographs 14, 2000, S. 139-185.