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Initiative Regenbogen „Glücklose Schwangerschaft“

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Die Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V.

Mütter und Väter, deren Kind vor, während oder nach der Geburt gestorben ist, werden als verwaiste Eltern bezeichnet. Die Elterninitiative „Regenbogen“ verwendete diesen Begriff in Deutschland erstmals 1985 in dem von ihr herausgegebenen Informationsheft „Regenbogen – Broschüre für verwaiste Eltern, die ihr Kind durch Fehl- oder Frühgeburt oder kurz nach der Geburt verloren haben“. Weiterhin prägte Harriet S. Schiff diesen Begriff in ihrem gleichnamigen Buch aus dem Jahr 1977.

Die Elterninitiative, die von zwei betroffenen Müttern – Barbara Künzer-Riebel und Regine Schreier – im Jahr 1983 gegründet wurde, war die erste Selbsthilfeinitiative zum Thema „früher Verlust eines Kindes“. Sie begann, ein Tabu in Deutschland zu brechen: Über den Tod so kleiner Kinder spricht man nicht, Trauer um den Verlust hat keinen Platz in der Gesellschaft, und der Verbleib der so früh Babies war bis weit in die neunziger Jahre hinein ein tief gehütetes Geheimnis.

Regine Schreier und Barbara Künzer-Riebel initiierten gegen den Widerstand von Gynäkologen, Kinderärzten, Hebammen und Seelsorgern eine Bewegung, deren Mut, Entschlossenheit und Kraft vor allem den Umgang mit Trauer um fehl und tot geborene Kinder und Babys im 1. Lebensjahr nachhaltig veränderten. Die Trauerkultur hat in vielen Kliniken heute ihren Platz bereits im Kreisssaal gefunden.

Die Initiative baute von Anfang an auf den sogenannten Schneeballeffekt: Je mehr Menschen vom Sinn ihres Engagements überzeugt waren, umso schneller ließ sich eine Verbesserung der absolut desolaten Situation vor allem in den Kliniken erreichen. Eine der prominentesten Mitstreiterinnen war Hanna Lothrop, deren Tochter Cara 1984 in der Schwangerschaft starb.

Die Initiative ist seit 1985 den compassionate friends angeschlossen. Erst im Jahr 1990 wurde sie zum eingetragenen Verein, heute hat sie zahllose Mitstreiter (überregionale und regionale Ansprechpartner, kooperierende Selbsthilfegruppen, engagierte andere Menschen) im In- und Ausland. Ebenso zahlreiche Publikationen von Psychiatern, Psychologen, Ärzten, Hebammen, Pädagogen und Laienautoren weisen heute auf die Notwendigkeit vom guten Umgang mit dem frühen Tod eines Kindes und die dazu notwendige Trauerverarbeitung in den Familien und unserer Gesellschaft hin.

Das Besondere an der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ ist zum einen die ehrenamtliche Mitarbeit aller in der Initiative engagierter Menschen. Zum anderen kann sich jede und jeder Betroffene unkonventionell, d.h. ohne Mitgliedschaft, Unterstützung in den schweren Momenten während und nach dem Tod seines Kindes holen. Das Gleiche gilt für nahe Angehörige, einschlägige Berufsgruppen und andere interessierte Menschen.


Die Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. im zeitlichen Überblick

1983 Gründung der Selbsthilfe-Initiative REGENBOGEN, ein Kontaktkreis für Eltern, die ein Kind durch Fehlgeburt, Totgeburt, Frühgeburt oder kurz nach der Geburt verloren haben. Hiermit entsteht erstmalig in Deutschland eine Selbsthilfe-Initiative zum Tod eines Kindes.

1984 Gründung der ersten REGENBOGEN-Gesprächskreise in Deutschland. Erste Auszeichnung der Selbsthilfe-Initiative als vorbildlich arbeitende Selbsthilfegruppe im Bundeskanzleramt in Bonn durch Dr. Helmut Kohl.

1985 Herausgabe der Elternbroschüre „REGENBOGEN, Broschüre für verwaiste Eltern, die ihr Kind durch Fehl- oder Totgeburt oder kurz nach der Entbindung verloren haben“.

Erste Fortbildungen bei Hebammentagungen in Bad Boll, Würzburg u.a.

1986 Herausgabe eines ersten Wunschzettels für den Bereich „Gynäkologie/Kreißsaal“, der u.a. die dringende Bitte enthält, betroffenen Eltern ihr Kind nicht vorzuenthalten, d.h. es sehen und halten zu dürfen und ein Foto von ihm zu bekommen. Diese Forderung löst großes Unverständnis in den Kliniken aus.

1987 Herausgabe einer umfassenden Literaturliste in Zusammenarbeit mit der neu gegründeten Selbsthilfegruppe „Glücklose Schwangerschaft“, Frankfurt, unter Rosita Haas.

Herausgabe des Buches „Nur ein Hauch von Leben“, erschienen im Ernst Kaufmann Verlag, Lahr. Hiermit ist erstmalig ein deutschsprachiges Buch zum Thema „Trauer um den Tod eines Babys“ auf dem Markt.

Vorträge auf Ärzte- und Hebammenkongressen.

Mitarbeit an diversen Fernsehsendungen und Rundfunkbeiträgen zum Thema.

Veröffentlichung von themenbezogenen Artikeln in Tageszeitungen und (Fach-)Zeitschriften.

Sammlung und Herausgabe diverser Erfahrungsberichte. Sammlung und Herausgabe von Arbeitshilfen für Seelsorger zur Beerdigung fehl- oder totgeborener Kinder. Sammlung und Herausgabe von Arbeitshilfen für Klinikpersonal (Kreisssaalordner, Moseskörbchen, Elternmappen).

Offizieller Zusammenschluss mit der Selbsthilfegruppe „Glücklose Schwangerschaft“, Frankfurt, von da ab die Namensführung Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“. Erstes INFO-Blatt für alle in der Initiative aktiv Tätigen.

1988 Entwurf einer Bescheinigung über erlittene Fehlgeburten (auf Anregung des Ministeriums für Gesundheit und Soziales in Baden-Württemberg, um Eltern/Müttern von totgeborenen Kindern unter 500g eine Bestattung ihres Kindes zu ermöglichen).

Erstellung von Informationsblättern zur Bestattung von fehl- bzw. totgeborenen Babys, welche den Eltern zusammen mit Formularen für Pathologie und Friedhofsamt in der Klinik ausgehändigt werden unter Mithilfe einer Psychologin.

Verfassung von Petitionen an den Bundestag mit der Bitte um Änderung des Personenstandsgesetzes • zur Abschaffung der 1000g-Grenze für die Definition fehlgeborener Babys (* zum 1.4.94 erfolgt) und • Möglichkeit der gesetzlichen Namensgebung für totgeborene Babys und somit Eintrag in das Familienbuch (1988 abgelehnt).

Verfassung einer Petition an den Landtag Baden-Württemberg mit der Bitte um Bestattungsmöglichkeit für totgeborene Babys unter 500g (1988, 1994 abgelehnt). Daraufhin bundesweite Petitionen (außer in Bayern, Rheinland-Pfalz, Sachsen, Bremen, da bereits ausreichend geregelt) um Änderung der Bestattungsgesetze mit teilweise erfolgter Änderung, teilweise auch noch anhängig.

1989 Fragebogenaktion, in denen Eltern/Mütter nach ihren Wünschen gefragt wurden, um eine repräsentative Erhebung für die Argumentation unserer Forderungen zu haben.

1990 Eintragung der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ als gemeinnütziger Verein. Informative Zusammenarbeit mit Hannah Lothrop während der Entstehung ihres Buches Gute Hoffnung - jähes Ende Kösel-Verlag.

1992 Anschreiben an alle westdeutschen Bischöfe mit der Bitte um Unterstützung unserer 1988 gestellten Petition zum PersonenStandsGesetz) und Unterstützung der Änderung aller Länderbestattungen). Die Deutsche Bischofskonferenz wollte sich für die Sache verwenden.

1993 Lizenzerwerb für Fotobroschüre „Ein sehr wichtiges Bild“.

Kostenlose Ausgabe von „Moseskörbchen“ (Bast- bzw. Weidenkörbchen) an die Kreißsäle vieler bundesdeutsche Kliniken, um evtl. vorhandene Hemmungen beim Zeigen der fehl und kleineren tot geborener Babys abzubauen.

1994 Zum 1.4.1994 tritt die Änderung im Personenstandsgesetz bezüglich der Definition „Totgeborener“ in Kraft. Ab sofort werden alle Kinder bereits ab 500 Gramm personenstandsrechtlich erfasst. Somit sind auch Änderungen in den Bestattungsgesetzen der Länder möglich. (Rheinland-Pfalz, Bayern und Sachsen werden dieser Änderung Rechnung tragen und ihre Gesetze dahin gehend ändern). Erweiterung der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. auf das Land Österreich.

1995 Aktion „Kreißsaalordner“: Kostenloses Verteilen von fast zweihundert Ordnern an Kliniken/Kreißsäle, die mit Materialien und Informationen der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. gefüllt sind

Erstellen der Elternmappe als Aufbewahrungsschatulle für Dinge, die das tote Baby betreffen.

Erneute Verfassung einer Petition an den Bundestag mit der Bitte um Änderung des Personenstandsgesetzes mit der Möglichkeit der gesetzlichen Namensgebung für totgeborene Babys und somit Eintrag in das Familienbuch (1988 abgelehnt, Petition von 1995 am 6.2.1998 zu unseren Gunsten entschieden  Inkrafttreten des Gesetzes zum 1.7.1998)

1997 Preisverleihung „Demokratie Leben“ für die von der Initiative geleistete vorbildliche Arbeit im sozialen Bereich.

1998 Interne Umstrukturierung der Initiative REGENBOGEN „Glücklose Schwangerschaft“ e.V. aufgrund zu großer Arbeitsbelastung der ehrenamtlich und überregional aktiven Mitarbeiter.

Erlangung des Spendensiegels der Deutschen Spendenorganisation rds.

Erneute Petitionen an zahlreiche Bundesländer, deren Bestattungsgesetze unzureichend sind. Teilweise erfolgreich, teilweise anhängig oder abgelehnt mit der Begründung, fehl- und totgeborenen Kinder könnten bereits problemlos bzw. auf Antrag beerdigt werden.

„Klinikaktion“, die der Befragung bundesdeutscher Kliniken galt, welchen Umgang sie mit fehl- bzw. totgeborenen Kindern in ihrem Hause pflegen. Die Antworten führten zu einer sog. INFO-Mappe für Kliniken, in der Möglichkeiten der Bestattung von Kindern unterhalb der im jeweiligen Bundesland geltenden Bestattungsgrenze beerdigt werden können. Darin enthalten sind die Hinweise der zuständigen Behörden der Bundesländer, die trotz mangelnder Bestimmungen im Landes-Bestattungsgesetz eine Bestattung unter der jeweils gültigen Gewichtsgrenze für möglich halten. Hieraus resultierte die Aktion „Gräberfeld“ (1999), bei der die Schaffung von (anonymen) Grabfeldern für fehl- und totgeborene Kinder initiiert werden soll. Erstellung einer vereinseigenen homepage.

1999 Verfassung einer Petition an den Bundestag mit der Bitte um ein generelles Recht auf Mutterschutz nach einer Entbindung bzw. nach der Beendigung einer Schwangerschaft aus medizinischer Indikation. ( 8.06.2000 abgelehnt).

Erstellung einer INFO-Mappe für Kliniken aufgrund Klinikaktion 1998, in der Möglichkeiten der Bestattung von Kindern unterhalb der im jeweiligen Bundesland geltenden Bestattungsgrenze beerdigt werden können, aufgezeigt sind. Darin enthalten sind die Hinweise der zuständigen Behörden der Bundesländer, die trotz mangelnder Bestimmungen im Landes-Bestattungsgesetz eine Bestattung unter der jeweils gültigen Gewichtsgrenze für möglich halten.

2000 Mitfinanzierung eines Grabsteins für das neue Kindergrabfeld in Berlin (unter Federführung von Jutta Bartholomé).

Verleihung einer Auszeichnung an „Ökumenisches Projekt Kindergrabmal“ Hanau für die Gestaltung eines vorbildlichen Grabfeldes.

2003 Herausgabe des Bilderbuches "Der geborgte Stern", erhältlich über die Initiative REGENBOGEN "Glücklose Schwangerschaft" e.V.

2005 Auszeichnung "Lebenszeichen 2006" durch die Arbeitsgemeinschaft Friedhof und Denkmal


„Weblinks“ „Glücklose Schwangerschaft“ Lebenszeichen 2005 Barbara Künzer-Riebel - „LebensSprünge“ http://www.lebenssprünge.de/ Hannah Lothrop Under the rainbow Helga Beisel - "Leere Wiege" http://www.leere-wiege.com/index.html [[ ]] [[ ]] [[ ]] [[ ]] [[ ]] [[ ]] [[ ]]