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Moin

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Dieser Artikel befasst sich mit der Begrüßung 'Moin', andere Bedeutungen unter Moin (Begriffsklärung)



Moin! (friesisch: schön[-en Tag], wie niederländisch: mooi = schön - gemeingermanisch mit mögen verwandt) ist ein "universeller" Gruß ursprünglich in Friesland. Er kann zu jeder beliebigen Tageszeit und fast jeder Situation angewendet werden.

Teilweise ist auch die intensivierende Verdoppelung Moin-Moin (auch: Moinmoin) üblich, Benutzer dieser Form werden aber bei manchen Norddeutschen, die großen Wert auf Sprachökonomie legen, schnell als geschwätzig angesehen (scherzhaft). Im Regelfall gilt allerdings Moin-Moin als höflichere Form. Sie wird insbesondere zur Beantwortung eines einfachen Moin benutzt.

Anders als viele zunächst vermuten, stammt das Wort nicht von Morgen oder Guten Morgen ab, wird aber von Nicht-Friesen als Bildung aus (Guten Morgen > Morgen > Morjen > Mojen > Mojn > Moin empfunden). Es kommt vielmehr vom friesischen moj (mooi, moi, moje), was schön oder gut bedeutet (auch niederländisch, dort aber nicht als Gruß). Es ist eine verkürzte Form von 'n mojen Dag (einen schönen Tag), 'n mojen Mörgen (einen schönen Morgen). Im Gegensatz zu goden Morgen kann Moin den ganzen Tag über verwendet werden, selbst um Mitternacht.

Wahrscheinlich von gleicher Herkunft ist das Luxemburgische "Moijen" als Begrüßung, das ebenfalls nichts mit "guten Morgen" zu tun hat, sondern im ganzen Tagesverlauf verwendbar ist.

War es ursprünglich also nur bei den Friesen und dann in Südschleswig bis zur Ostseeküste in Angeln und Flensburg üblich, so hat er sich gegen Ende des 20. Jahrhunderts auf den gesamten norddeutschen Raum ausgebreitet. Besonderen Anteil hat hier die populäre Verbreitung der Werner-Comics des Zeichners Rötger Feldmann (Brösel) ab den 1980er Jahren, dessen Figur Werner immer mit Moin grüßt, weil die Figur ein Flensburger ist.

Während Moin im (mehrsprachigen) Flensburg fest eingebürgert ist, findet es sich im übrigen niederdeutschen Sprachraum als neue Sprachform in der Umgangssprache jüngerer Leute. Beispielsweise gehört es nicht zum niederdeutschen Dialekt in Holstein und wird dort von den älteren Einheimischen zwar verstanden, aber eben als Morjen und nicht zu einer anderen Tageszeit als morgens erwartet. Dass es durch die von Flensburg (und durch die Werner-Comics) kommende Verbreitung Moin allerdings in neuerer Zeit auch zu jeder Tageszeit gesagt wird, halten ältere Muttersprachler richtig für eine "typisch norddeutsche" Modeerscheinung und passen sich dem an.

Inzwischen wird er von fast allen Deutschen verstanden und auch in den Topebenen von Wirtschaft und Politik benutzt. Der frühere Schleswig-Holsteinische Ministerpräsident Björn Engholm bezeichnete Moin als "die genialste Wortschöpfung aller Zeiten", auch die aktuelle Landesmutter Heide Simonis verwendet den Gruß auffallend oft, so Sprachforscher. Auch im Duden soll er inzwischen zu finden sein und hat, zumindest bei der Jugend, dem Schweizer Grüezi und dem bayrischen Grüß Gott den Rang abgelaufen.

Moin und Moinmoin sind international: Auch im Osten der Niederlande ausgehend von Westfriesland und im Süden Dänemarks, ausgehend von Nordfriesland (mojn - aus friesisch entlehnt) werden sie benutzt. In Kiel wird inzwischen umgangsprachlich auch Moinsen verwendet.

Sprachgeschichtlich verwandt ist der norwegische Gruß morn, der nach Ansicht vieler Skandinavisten aus dem Mittelniederdeutsch der Hanse stammt. Im Gegensatz zu god morn, das nur vormittags angebracht ist, ist morn informeller und kann den ganzen Tag bis in die Nacht (z.B: statt god kveld) verwendet werden.

In Finnland sagt man Moi.



Siehe auch: Tschüss, faux amis