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Schabbat

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Juden vor der Synagoge am Schabbat, Deutschland 18. Jh.

Der Sabbat (hebräisch שבת ʃaˈbat, aschkenasische Aussprache: ʃaˈbos, Plural Schabbatot, jiddisch: שבת Schabbes, deutsch: Sabbat, „Ruhetag, Ruhepause“) ist im Judentum der siebte Wochentag, ein Ruhetag, an dem keine Arbeit verrichtet werden soll. Er beginnt am Freitagabend bei Sonnenuntergang und dauert bis zum Eintritt der Dunkelheit am folgenden Samstagabend.

Orthodoxe Juden verrichten am Sabbat keine halachisch als Arbeit definierten Tätigkeiten (die 39 Hauptarbeiten und ihre Ableitungen: säen, pflügen, ernten usw., vgl. Mischna Schabbat VII, 2); nicht streng religiöse Juden begehen ihn als religiösen Feiertag. Auch einige christliche Sondergemeinschaften halten den Sabbat.

Religiöse Gestaltung des Schabbattages

Zur Sabbatfeier gehören zwei von einem besonderen Tuch bedeckte Sabbatbrote (Challot, jiddisch Barches, von berachah), über die der sabbatliche Segen gesprochen wird, ein Sabbatleuchter - nach strenger Auslegung als einzige Lichtquelle dieses Tages - und ein Kidduschbecher zum Ausbringen des Segens über einem Glas Wein, üblicherweise Rotwein.

Neben dem Besuch des Gottesdienstes am Freitag Abend und Sabbat Vormittag spielt sich der Sabbat in religiösen jüdischen Familien vornehmlich zu Hause ab. Vor Einbruch der Dunkelheit entzünden die Frauen am Freitagabend die Sabbatkerzen.

Es ist üblich, die Königin Schabbat am Freitag Abend in der Synagoge mit einem Lied zu empfangen. Der Schabbat wird als Ehrengast betrachtet und erhielt den Kosenamen "Sabbatkönigin" oder die "Braut", die ihr Schicksal mit dem des Bräutigams vereint. Mit Bräutigam ist hier das Volk Israel gemeint, das die Braut, d.h. den Schabbat, heiratet. Das bekannteste dieser Lieder geht auf Rabbi Salomo Alkabez (1505–1584) zurück, einen berühmten Kabbalisten, der in Safed gelebt und gewirkt hat. Dieses Lied heißt Lecha Dodi ("Auf, mein Freund, der Braut entgegen, Königin Sabbat wollen wir empfangen") und beschreibt poetisch die Erwartung der Königin Schabbat.

Nach dem Gottesdienst findet vor dem Essen die Zeremonie des Kiddusch statt, der Heiligung des Sabbats, die mit dem Segensspruch über einen Becher Wein abgeschlossen wird. Anschließend wird von dem Wein getrunken und der Segenspruch über das Brot gesprochen und ein Stück davon mit Salz gegessen. Danach wird das Brot und das Salz reihum gereicht.

Für die Ehepartner ist der Freitag Abend auch der Zeitpunkt für den Geschlechtsverkehr.

Die Mahlzeit am Sabbat ist durch das Verbot, Feuer zu entzünden, stark beeinflusst. Da alle Speisen vor Beginn des Sabbats zubereitet werden müssen, wurden, um am Sabbat Mittag dennoch eine warme Mahlzeit zu haben, über die Jahrhunderte Gerichte entwickelt, die vor Beginn des Sabbats auf ganz kleiner Flamme aufgesetzt werden und dann sehr lange und langsam vor sich hin köcheln, wie beispielsweise der Tscholent. Ein weiteres Charakteristikum der Sabbatmahlzeit sind bestimmte, im allgemeinen nach dem Essen gesungene Lieder (Semirot).

Eine Besonderheit der Liturgie und der privaten Gebete am Sabbat ist, dass einige der sonst im Hauptgebet enthaltenen Bittgebete nicht gesprochen werden, da man sich am Sabbat keine Sorgen machen soll, sondern auf die Fürsorge Gottes vertrauen kann. Am Sabbat werden auch keine Tefillin gelegt.

Beendet wird der Sabbat am Samstag Abend mit der Zeremonie der Hawdala, ebenfalls über einem Glas Wein.

Entwicklung im Judentum

Begriffsherkunft

Das hebräische Substantiv šabbat wird zum einen vom Verb šbt „aufhören, ruhen“, zum anderen vom akkadischen Nomen šapattu oder šabbattu abgeleitet. Dieses bezeichnete den 15. Monatstag, der als Vollmondstag im Alten Orient eventuell kultisch gefeiert wurde. Einige vorexilische Bibelstellen bringen den wöchentlichen Ruhetag mit dem Mondzyklus in Verbindung, so Hos 2,13; Jes 1,13 (Neumond); nach 2. Kön 4,23 wurde ein Sabbat mit einem Vollmond für kultische Vorhaben als besonders günstig erachtet.

Direkte biblische Parallelen zu einem Monatsfeiertag sind jedoch unbekannt. Der jüdische Sabbat wurde unabhängig vom Mondzyklus regelmäßig als siebter Wochentag gefeiert; auch galten Vollmondszeiten als unheilvoll, während der Sabbat das Erholen von Mensch und Tier ermöglichen und auf eine heilvolle Schöpfungsabsicht Gottes hinweisen sollte.[1] In alten Torageboten (Ex 23,12; 34,21) wird der wöchentliche Ruhetag nicht Sabbat genannt: Daher wird vermutet, dass die Israeliten einen ihnen schon bekannten wöchentlichen Ruhetag erst im Babylonischen Exil (586-539 v. Chr.) als Sabbat bezeichneten, um ihn vom Monatsfeiertag der Babylonier zu unterscheiden.[2]

Tanach

4. Gebot: זכור את יום השבת
Papyrus Nash, ~ 2. Jh. v. Chr.

Sabbatgebote

Ein regelmäßiger Ruhe- und Feiertag ist in der Geschichte Israels seit etwa 900 v. Chr. überliefert. Die ersten Schriftpropheten setzen ihn als bekannt voraus (Am 8,5; Hos 2,13; Jes 1,13). Früh entstandene Teile der Tora erwähnen einen siebten Tag der Ruhe nach dem sechstägigen Einsammeln des Manna während der Wüstenwanderung der Israeliten nach ihrem Auszug aus Ägypten (Ex 16,25-30).

Die Gesetzeskörper der Tora haben diese wahrscheinlich schon bestehende Praxis dann als Gebot Gottes autorisiert, aber verschieden begründet:

„Und Gott segnete den siebten Tag und erklärte ihn für heilig; denn an ihm ruhte Gott, nachdem er das ganze Werk der Schöpfung vollendet hatte.“

  • Das vierte der Zehn Gebote gebietet das Heiligen des Sabbats direkt nach dem Heiligen des Gottesnamens. Die wohl ältere Fassung begründet es mit Gottes Ruhe nach der Schöpfung (Ex 20,8-11 EU): „Denn in sechs Tagen hat der Herr Himmel, Erde und Meer gemacht und alles, was dazugehört; am siebten Tag ruhte er. Darum hat der Herr den Sabbattag gesegnet und ihn für heilig erklärt.“
  • Die jüngere Fassung (Dtn 5,12–15 EU) begründet es mit Israels Befreiung aus der Sklaverei: „Als du in Ägypten Sklave warst, hat dich der Herr, dein Gott, mit starker Hand und hoch erhobenem Arm dort herausgeführt. Darum hat es dir der Herr, dein Gott, zur Pflicht gemacht, den Sabbat zu halten.“
  • Das Bundesbuch gebietet den Sabbat als Ruhetag, „damit dein Rind und dein Esel ausruhen und der Sohn deiner Sklavin und der Fremde zu Atem kommen.“ (Ex 23,12 EU) Zudem soll die Ernte in jedem siebten Jahr den Armen und Wildtieren überlassen werden (ebd., v. 11). Sabbat und Sabbatjahr dienen somit auch der Hilfe für soziale Randgruppen und legen Regeln (Fruchtfolge) für die Bewirtschaftung der landwirtschaftlichen Flächen fest.
  • Ex 34,21 schreibt die Einhaltung des Ruhetags gerade auch während der Erntezeit im Kulturland vor. Dies verweist möglicherweise auf einen schon in der vorbäuerlichen Nomadenzeit bestehenden Ruhetag.
  • Das Heiligkeitsgesetz enthält weitere Fassungen des Sabbatgebots. Lev 23,3 gebietet Juden, gleich wo sie sich aufhalten, einen Gottesdienst am Ruhetag. Lev 26,2 verlangt das Halten des Feiertags in Verbindung mit Achtung vor dem damaligen Heiligtum, dem Jerusalemer Tempel.
  • Nach Ex 31,15 EU sollte „...Jeder, der am Sabbat arbeitet, [...] mit dem Tod bestraft werden.“ In Num 15,32 befiehlt Gott dem Moses, einen Mann, der am Sabbat Holz gesammelt hat, zu steinigen.

Sabbatjahr

Jedes siebte Jahr des jüdischen Kalenders ist ein Sabbatjahr, in dem zum Beispiel die Felder brach liegen und bestimmte Schulden erlassen werden. Dies sind Gebote im Sinne einer frühen Sozial- und Umweltschutzgesetzgebung in der Tora. Die Feldbrache wird jedoch heute, da andere Feldbauweisen dominieren, gewöhnlich umgangen, indem Ländereien in jüdischem Besitz für einen symbolischen Betrag von einem Schekel an einen Nichtjuden verkauft und am Ende des Jahres zurückgekauft werden, denn der Talmud erlaubt das Bearbeiten von nichtjüdischen Ländereien auch im Sabbatjahr. Streng religiöse jüdische Bauern, besonders in Israel, halten sich jedoch an die Gesetze, zumeist unter Aufsicht von Rabbinern, um die Herstellung von Esswaren für die Juden zu gewährleisten, die die Kaschrut-Gesetze strikt einhalten.

Davon abgeleitet bezeichnet Sabbatjahr auch eine Auszeit vom Beruf, vgl. Sabbatical, einem Begriff, der aus den USA stammt.

Nach sieben mal sieben Jahren folgt ein Jubeljahr (Lev 25,8-34 EU).

Qumranschriften

Schon die Damaskusschrift unter den Schriftrollen vom Toten Meer (entstanden 200-100 v. Chr.) überliefert Diskussionen über die Interpretation des Sabbatgebots. Ob Lebensgefahr für Tiere - etwa beim Sturz in einen Brunnen - zum Sabbatbruch berechtigt, wurde hier verneint (CD XI,13f). Die „Sabbatmeile“, der Bereich um ein Haus, in dem lebensnotwendige Gegenstände umher getragen werden durften, wurde von 2000 auf 1000 Ellen verkürzt (CD X,21). Abgelehnt wurde auch, den Weg zum Tragen solcher Gegenstände von Haus zu Haus als gemeinsamen Innenhof (erub) zu deuten und so zu erlauben (CD X,4). Auch die Sadduzäer lehnten diese Deutung strikt ab (Erub VI,2).

Talmud

Bis heute wird aufgrund des Talmud bestimmt, welche Tätigkeiten als „Arbeit“ anzusehen sind. Dieser sah in der unmittelbar aufeinanderfolgenden Erwähnung vom Auftrag zum Bau des Wüstenheiligtums und zum Halten des Sabbat (Ex 31,12-17; 35,1-2) einen inneren Zusammenhang. Es werden demnach 39 Melachot (Kategorien von Tätigkeiten) bestimmt, die am Sabbat verboten sind. Diese Tätigkeiten leiten sich aus den Arbeiten her, die der Errichtung des Heiligtums dienten und sie sind am Sabbat deshalb verboten, weil sie kreative Tätigkeiten sind (Arbeit ist nicht, was anstrengend ist, sondern was etwas Neues schafft oder einen neuen Zustand herstellt, wie das Anzünden des Lichts). Als Arbeiten, die am Sabbat nicht getan werden sollten, gelten im Talmud auch alle Tätigkeiten, die mit der Erwerbsarbeit oder mit Geldverdienen zu tun haben. Es ist deshalb verboten, am Sabbat Kaufgeschäfte zu tätigen oder Geld auch nur zu berühren.

Im Talmud gibt es zahlreiche kontroverse Ansichten. Viele Rabbinen erlaubten Nothilfe für Tiere am Sabbat (Talmud bSchab 128b) und dehnten die Sabbatmeile auf den gemeinsamen Innenhof aus. Umstritten war unter ihnen, ob man vor dem Sabbat Arbeiten beginnen dürfe, die sich am Sabbat von selbst fortsetzten, etwa das Färben. Schüler von Rabbi Hillel bejahten, Schüler von Schammai verneinten dies (Schab I,4f). Essen, Trinken und elementare Körperpflege am Sabbat waren erlaubt, nicht aber medizinische Behandlungen, außer zur Rettung von Leben (Mekh zu Ex 31,13; Billerbeck I,633). Einige Rabbinen gestatteten medizinische Behandlung auch dann, wenn die Lebensgefahr des Betroffenen unsicher war (Joma VIII, 6), und ordneten kleinere medizinische Maßnahmen als erlaubtes Essen und Trinken ein (Schab XIV, 3f). Bei Lebensgefahr erlaubten viele Rabbinen die Selbstverteidigung bis hin zum Töten des Feindes (1Makk 2,29-41). Bei dieser Meinungsvielfalt blieb es Jahrhunderte lang, ohne dass eine Richtung Alleingeltung ihrer Auslegung beanspruchte und erlangte.

Neuzeitliches Judentum

Eine Ehrung des Sabbats enthält Heinrich Heines Gedicht Prinzessin Sabbat aus dem Zyklus Romanzero. Der Sabbat sei es, der dem von seiner Umwelt zum Hunde erniedrigten Volk Israel einmal in der Woche seine Würde zurückgebe.[3]

Bedeutung im Christentum

Neues Testament

Jesus von Nazaret nahm an den Sabbatdiskussionen seiner Zeit teil. Alle vier kanonischen Evangelien überliefern Taten von ihm am und Aussagen zum Sabbat, die Zustimmung und/oder Ablehnung hervorriefen.

Nach Mk 2,23ff sammelten Jesu Nachfolger am Sabbat Ähren von Feldern. Dies zeigt die akute Hungersnot mittelloser Wanderbettler, die keinen Grundbesitz hatten und keine ausreichenden Nahrungsvorräte am Vortag sammeln konnten. Auf die Frage einiger Pharisäer nach ihrer Erlaubnis gibt Jesus drei Begründungen:

  • David habe in der Not des Hungers vom Priester für sich und seine Anhänger geheiligtes Brot vom Priesteraltar erhalten und gegessen (1 Sam 21,7). Akuter Hunger gehöre also zu den Ausnahmen, die zum Sabbatbruch berechtigen.
  • Das Sabbatgebot sei für den Menschen gemacht, nicht umgekehrt (Mk. 2, 27 [1]).
  • Der Menschensohn sei „Herr auch über den Sabbat“: Der nach dem Endgericht verheißene menschliche Vertreter der universalen Gottesherrschaft (Dan 7,14) habe also die Vollmacht, einzelne Gebote schon jetzt außer Kraft zu setzen, um Gottes übergeordneten Heilswillen zu zeigen und durchzusetzen.[4]

Nach Mk 3,1-5 heilte Jesus auch am Sabbat einen Leprakranken und provozierte damit andere Toralehrer. Daraufhin habe er sie gefragt (Mk 3,4 EU):

„Soll man am Sabbat Gutes oder Böses tun, Leben erhalten oder töten?“

Obwohl der chronisch Kranke nicht akut lebensbedroht war, zählt Jesus seine Heilung zu der auch am Sabbat gebotenen Lebensrettung. Dabei übertrat er die Tora nicht, da er keine Arbeit für die Heilung verrichtete, sondern bloß ein heilendes Wort sprach.[5]

Texte wie Lk 13,10-17; 14,1-6 (lukanisches Sondergut); Joh 5,1ff, 7,22ff und Joh 9,16 bestätigen, dass Jesus am Sabbat geheilt, dadurch Streit ausgelöst und dazu Stellung genommen hat. Bei keinem am Sabbat geheilten Kranken wird Lebensgefahr berichtet, alle hätten auch an anderen Tagen geheilt werden können. Es ging also um demonstrative Sabbatbrüche, so dass nicht diskutiert wurde, ob es Regelverstöße waren, sondern nur, ob diese im Sinne der Tora erlaubt seien. Dabei berief sich Jesus auf schon erlaubte Ausnahmen und folgerte etwa vom erlaubten Retten von Tieren auf ebenso erlaubtes Heilen von Menschen (vgl. Mt 12,11f.). In der Endzeit müsse die Fessel des Satans auch bei chronisch kranken Abrahamskindern (Juden) gelöst werden (Lk 13,16).

Damit hob er das Sabbatgebot nicht auf, sondern relativierte es um des Lebens willen: Die Hilfeleistung für akut Notleidende gehe vor ritueller Gebotserfüllung. Die Lebensrettung auch am Sabbat erfüllt den Sinn dieses Gebots gerade, weil dieses dem Schutz der Menschen, besonders der Schwachen und auch der Haustiere, vor gnadenloser Ausbeutung ihrer Arbeitskraft dienen soll.

Dem konnten viele andere Toralehrer damals ohne weiteres zustimmen. So schrieb Rabbi Simeon ben Menasja um 180 (Mekh zu Ex 31,13): Siehe, der Sabbat ist euch übergeben, nicht ihr seid dem Sabbat übergeben. Auch die eschatologische Begründung stieß nach Lk 13,17 bei jüdischen Augenzeugen der Heilung auf Lob und überwand die anfängliche Ablehnung einiger. Der Anspruch auf die Vollmacht des Menschensohns (Mk 2,25) dagegen ist nur bei Jesus zu finden.

In den apostolischen Briefen erwähnte Sabbataussagen (Gal 4,10f; Röm 14,5; Kol 2,16) spiegeln nachösterliche Sabbatkonflikte zwischen Judenchristen und Heidenchristen, bei denen es nicht um eine bestimmte damalige Gebotsauslegung, sondern um die Geltung der Tora für den christlichen Glauben insgesamt ging.[6]

Kirchengeschichte

Konstantin machte den Sonntag zum gesetzlichen Feiertag, um christliche Gottesdienste zu privilegieren. Damit löste der Sonntag im Christentum den Sabbat als Wochenfeiertag ab.

Die meisten Christen der heutigen Zeit sehen in (Apg 20,7 LUT) einen Hinweis auf die Ablösung des Sabbats durch den ersten Tag der Woche, da an jenem das Brot gebrochen wurde, was auf das Feiern des Abendmahls hinweise. Die christlichen Gemeinden, die den Sabbat weiterhin halten, beziehen sich dagegen auf (Apg 2,46 LUT), da hier das Abendmahl als eine tägliche Feier dargestellt wird, die nicht auf einen (Sonn-)Tag begrenzt war. Oft wird darauf hingewiesen, dass der erste Tag, also der Tag nach dem Sabbat, durch die Auferstehung Jesu für die Christen ein besonderer Tag geworden war, den sie als „Tag des Herrn“ (Offb 1,10 EU) mit Versammlungen und Abendmahlsfeiern begingen. Diese Interpretation ist jedoch nicht gänzlich unkritisch, da der „Tag des Herrn“ in der Bibel auf zweierlei Weisen definiert wird: Einmal als der Sabbat (vgl. (Ex 16,25 LUT); (Ex 20,10 LUT); (Mt 12,8 LUT) uvm.) und andererseits als der „Tag des jüngsten Gerichts“ (vgl. (Jes 13,9 LUT); (Jer 46,10 LUT); (Ez 30,3 LUT) uvm.). Der Sonntag wird in der Bibel nie mit „Tag des Herrn“ bezeichnet. Es ist jedoch nicht zu bestreiten, dass der Sonntag schon in der Didache um 70 n. Chr. „Tag des Herrn“ genannt wurde.

In der späteren Geschichte des Christentums traten mehrfach Gruppen auf – oft Sabbatianer oder Sabbatarier – genannt, die die Einhaltung des ursprünglichen Sabbats anstelle des jüngeren Sonntag-Feiertages wieder aufnahmen, z. B. die Siebenten-Tags-Adventisten oder die Siebenten-Tags-Baptisten. Die aus Russland stammende Gemeinschaft der Subbotniki lebt nach alttestamentlichen Lehren und hält ebenfalls den Sabbattag.

Literatur

Tanach

  • Gnana Robinson: Origins and Development of the Old Testament Sabbath. Indian Society for Promoting Christian Knowledge (1. Auflage 1998), unveränderter Nachdruck 2008, ISBN 81-7214-430-X
  • Hans-Joachim Kraus: Gottesdienst in Israel. Grundriß einer Geschichte des alttestamentlichen Gottesdienstes. Christian-Kaiser-Verlag, 2., völlig neubearbeitete Auflage, München 1962 (S. 88ff)
  • Daniel C. Timmer: Creation, Tabernacle, and Sabbath. The Sabbath Frame of Exodus 31:12-17; 35:1-3 in Exegetical and Theological Perspective. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2009, ISBN 978-3-525-53091-7

Judentum

  • Piet van Boxel: Und er ruhte am siebten Tag. Frühjüdische Überlieferungen zur Feier des Sabbats. ISBN 3-7917-1256-X
  • Abraham Joshua Heschel: Der Sabbat. Seine Bedeutung für den heutigen Menschen. Neukirchener Verlag, 1. Auflage 1990, ISBN 3-7887-1326-7
  • Adalbert Böning: Die Ordnung des Kabbalat-Schabat und Schabbatabendgottesdienstes in der Synagoge: Die hebräischen Texte des Gottesdienstes zu Beginn des Sabbats am Freitagabend für den Unterricht und Selbstunterricht. Katholische Akadademie, Schwerte 2005, ISBN 3-927382-50-7
  • Heinrich Heine: Prinzessin Sabbat. Über Juden und Judentum Paul Peters Philo-Verlag, Bodenheim, 2. Auflage 2002, ISBN 3-8257-0035-6

Christentum

  • Sven Olav Back: Jesus of Nazareth and the Sabbath Commandment. Abo Akademi University Press, 1995, ISBN 952-9616-58-9
  • Berndt Schaller: Jesus und der Sabbat. In: Berndt Schaller: Fundamenta Judaica. Studien zum antiken Judentum und zum Neuen Testament (1994) Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3525533799
  • Uwe Becker: Sabbat und Sonntag. Neukirchener Verlag 2006, ISBN 3-7887-2166-9
  • Jürgen Kaiser: Ruhe der Seele und Siegel der Hoffnung. Die Deutungen des Sabbats in der Reformation. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 1997, ISBN 3-525-55169-X
  • Johannes Mager: Sabbat feiern: abschalten - aufatmen - anbeten. Advent-Verlag, 2002, ISBN 3-521-22854-1
  • Erich Spier: Der Sabbat. Berlin 1989, ISBN 3-923095-71-6

Judentum

Christentum

Einzelbelege

  1. Werner H. Schmidt: Alttestamentlicher Glaube in seiner Geschichte, Neukirchener Verlag, 4. Auflage 1982, S. 95f
  2. Corinna Körting, Hermann Spieckermann: Sabbat I: Altes Testament, in: Theologische Realenzyklopädie Band 29, 1998, S. 518f.
  3. Heinrich Heine: Prinzessin Sabbath In: Projekt Gutenberg, Spiegel online
  4. dazu z.B. Berndt Schaller: Fundamenta Judaica. Studien zum antiken Judentum und zum Neuen Testament. Vandenhoeck & Ruprecht, Göttingen 2001, ISBN 3525533799, S. 129ff.
  5. Wolfgang Stegemann: Jesus und seine Zeit, Stuttgart 2010, S. 286
  6. Gerd Theißen, Anette Merz: Der historische Jesus, 1999, S. 327ff

Siehe auch