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Johannes de Plano Carpini

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Johannes de Plano Carpini (* um 1185 in Piano di Carpine (heute: Magione) bei Perugia; † 1. August 1252 in Bar, Montenegro) war ein italienischer Franziskaner, der vor allem durch seine Reise in die Mongolei Bekanntheit erlangte.

Plano Carpini wirkte in den 1220ern als Missionar und Organisator des Franziskanertums in Deutschland, er gründete mehrere Kloster im Rheinland und Sachsen. Seit 1228 leitete er die Ordensprovinzen Teutonia und Saxonia, seine Missionsarbeit dehnte er immer weiter nach Osten aus.

1245 wurde Plano Carpini vom Papst Innozenz IV. mit einer Mission in der Ukraine beauftragt, welche damals von den Mongolen besetzt war. Neben der Mission sollte er auch den mongolischen Großkhan aufsuchen. Diplomatischer Hintergrund war, daß nach dem verheerenden Mongolensturm von 1241 weitere Kriegszüge nach Europa ausgeschlossen werden sollten, während Innozenz IV. die Mongolen als Bündnispartner gegen den vorrückenden Islam und zur Sicherung der Kreuzfahrerstaaten zu gewinnen versuchte.

Die von Ostern 1245 bis November 1247 dauernde Reise führte Plano Carpini über das, von den Mongolen besetzte Kiew, durch das neu-entstandene Mongolenreich der "Goldenen Horde" an der unteren Wolga, bis nach Karakorum.

Im August 1246 wohnte Plano Carpini der Inthronisation des neuen Khans Göjük bei, erst vier Monate später wurde ihm eine Audienz gewährt. Die diplomatischen Ziele der Mission wurden zwar nicht erreicht, aufgrund seines Reiseberichts "Historia Mongalorum quos nos Tartaros appellamus", der erstmals die Kultur und Gebräuche der Mongolen beleuchtete, war die Mission zumindest in wissenschaftlicher Hinsicht ein Erfolg.

Zurück in Europa wurde Plano Carpini 1248 zum Erzbischof von Antivari (heute: Bar) in Montenegro ernannt, wo er sich aber gegen ältere Metropolitansprüche aus Dubrovnik trotz serbischer Unterstützung nicht durchsetzen konnte und 1252, ungefähr 65-jährig, verstarb.

Literatur

Werkausgaben

  • Johannes Gießauf: Die Mongolengeschichte des Johannes von Piano Carpine: Einführung, Text, Übersetzung, Kommentar, (= Schriftenreihe des Instituts für Geschichte, Band 6), Graz 1995 ISBN 3-85375-012-5
  • Johannes von Plano Carpini: Kunde von den Mongolen 1245-1247, Herausgegeben, eingeleitet und erläutert von Felicitas Schmieder, Sigmaringen 1997 ISBN 3-799-50603-9

Sekundärliteratur

  • Anna Dorothee von den Brincken: Die Nationes Christianorum Orientalium im Verständnis der lateinischen Historiographie, (= Kölner historische Abhandlungen, Band 22), Köln, Wien 1973 ISBN 3-412-86173-1
  • Anna Dorothee von den Brincken: Die Mongolen im Weltbild der Lateiner um die Mitte des 13. Jahrhunderts unter besonderer Berücksichtigung des »Speculum Historiale« des Vinzenz von Beauvais, in: Archiv für Kulturgeschichte 57 (1975), Seite 117-140
  • Gian Andri Bezzola: Die Mongolen in abendländischer Sicht. Ein Beitrag zur Frage der Völkerbegegnungen, Bern, München 1974
  • Johannes Fried: Auf der Suche nach der Wirklichkeit. Die Mongolen und die europäische Erfahrungswissenschaft im 13. Jahrhundert, in: Historische Zeitschrift 243 (1986), Seite 287-332
  • Lexikon des Mittelalters, Band 5 (1992), Spalte 594