Santorin
Santorin | ||
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Gewässer | Ägäisches Meer | |
Geographische Lage | 36° 25′ N, 25° 26′ O | |
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Anzahl der Inseln | 5 | |
Hauptinsel | Thira | |
Gesamte Landfläche | 92,5 km² | |
Einwohner | 13.402 (2001) |
Santorin (Vorlage:ELSneu2 (f. sg.), Sandorini, meist Santorini transkribiert, von italienisch Santa Irene) ist der Name eines kleinen Archipels im Süden der Kykladen sowie von dessen Hauptinsel, die im Griechischen zumeist Thira (Vorlage:ELSneu (f. sg.), nach Transkription aus dem Altgriechischen auch Thera) genannt wird. Santorin wurde 2001 von etwa 13.400 Einwohnern bewohnt.
Lage und Geographie
Die Santorin-Inselgruppe liegt im südlichen Ägäischen Meer etwa 120 km nördlich von Kreta. Die nächstgelegenen Inseln sind Anafi 22 km östlich und Ios 19 km nördlich; Milos liegt etwa 77 km nordwestlich. Die ringförmig angeordneten Inseln Thira, Thirasia und Aspronisi bilden den Rand einer vom Meer gefluteten Caldera, in deren Zentrum die Inseln Palea Kameni und Nea Kameni liegen. Der Santorin-Archipel hat einen Durchmesser von etwa 16 km. Die Gesamtfläche beträgt rund 92,5 km². Aufgrund der geologischen Entwicklung gehören auch die Christiana-Inseln und der Kolumbos Unterwasservulkan zum Santorin-Archipel.
Von der 150 bis 350 m hohen Caldera-Wand ist die Abdachung von Thira und Thirasia nach außen hin sanft. Lediglich im Südosten von Thira unterbricht das Profitis Ilias-Massiv mit 567 m die höchste Erhebung des Archipels diesen sanften Abfall. Vielerorts bildet ein breiter schwarzer Lavastrand den Übergang zum Meer. An anderen Stellen reicht die Bimsdecke bis ans Meer und bildet dann Steilküsten. Auf Thira mit Ausnahme des Profitis Ilias-Massivs und auf Thirasia prägen tiefe Erosionsrinnen in der weichen Bimsdecke, verursacht durch winterliche Regenfälle, die Topographie.
Die maximale Ausdehnung der sichelförmigen Hauptinsel Thira beträgt vom Kap Mavropetra (Ακρωτήριο Μαυρόπετρα) im Norden bis zum Kap Exomitis (Ακρωτήριο Εξωμύτης) im Süden 17,4 km. Die Breite variiert zwischen 1,2 km im Norden bis etwa 6 km im Süden. Etwa 70% der Inselfläche ist von teilweise massiven Bimsstein Schichten bedeckt. Im Norden werden diese Schichten von älteren Vulkanen im Süden von älteren Lavadomen unterbrochen. Jeweils 15% entfallen auf Lava und Schlacken sowie auf das metamorphe Grundgebirge.
Die Caldera von Santorin umfaßt eine Fläche von etwa 84,5 km², die Ausdehnung beträgt in Nord-Süd Richtung etwa 11 km, in West-Ost Richtung fast 8 km. Die absolute Höhe beträgt im Norden von Thira vom Meeresgrund etwa 700 m. Der Caldera-Boden besteht aus vier Teilbecken. Das nordöstliche Teilbecken erreicht eine Tiefe von nahezu 400 m und wurde vermutlich mit den Vorgängen der Minoischen Eruption gebildet.
Die einzelnen Inseln
Name | griechischer Name | Fläche km²[1] |
Höhe | Lage |
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Thira | Θήρα (f. sg.) | 79,194 | 567 | 36° 24′ N, 25° 27′ O |
Thirasia | Θηρασία (f. sg.) | 9,246 | 295 | 36° 26′ 8″ N, 25° 20′ 21″ O |
Nea Kameni | Νέα Καμένη (f. sg.) | 3,338 | 127 | 36° 24′ 16″ N, 25° 23′ 50″ O |
Palea Kameni | Παλαιά Καμένι (f. sg.) | 0,525 | 98 | 36° 23′ 52″ N, 25° 22′ 49″ O |
Aspronisi | Ασπρόνησι (n. sg.) | 0,142 | 70 | 36° 23′ 1″ N, 25° 20′ 53″ O |
Agios Nikolaos | Άγιος Νικόλαος (m. sg.) | 36° 27′ 27″ N, 25° 22′ 20″ O | ||
Kimina | Κίμινα (n. pl.) | 36° 25′ 2″ N, 25° 19′ 26″ O | ||
Christiani | Χριστιανή (f. sg.) | 1,188 | 285 | 36° 14′ 57″ N, 25° 12′ 11″ O |
Askania | Ασκανιά (f. sg.) | 0,257 | 160 | 36° 14′ 2″ N, 25° 12′ 48″ O |
Eschati | Εσχάτη (f. sg.) | 15 | 36° 13′ 12″ N, 25° 13′ 47″ O |
Geologie
Im Pliozän vor etwa 3 Millionen Jahren verursachten Bewegungen an den Plattenrändern den Einbruch und die Überflutung des Kykladen-Massivs. Am Südrand führte die Subduktion der Afrikanischen Platte unter die Ägäische Platte zum Aufschmelzen des Krustenmaterials und zur Bildung eines vulkanischen Inselbogens. Der Santorin-Archipel liegt im zentralen Bereich dieses so genannten Kykladenbogens.
Die Basis des Santorin-Archipels bildet ein nichtvulkanisches Grundgebirge aus obertriassischen Riffkalken und tertiären Phylliten, die teilweise in Marmor umgewandelt sind. Bei Athinios ist im Obermiozän in diese metamorphen Gesteine Granit eingedrungen. Den Hauptteil des Santorini-Archipels bilden mehrere Vulkankomplexe, die das Grundgebirge teilweise überlagern.
Dieses Grundgebirge bildete als Rest des Kykladen-Massivs eine nicht-vulkanische Insel und reicht vom Profitis Ilias-Massiv sowie den Gavrilos Hügel im Südosten bis zur Caldera-Wand bei Athinios und dem Kap Thermia im Westen. Die vulkanische Tätigkeit setzte vor etwa 1,6 Millionen Jahren bis 600.000 Jahren ein. Ein Eruptionszentrum südwestlich des Kykladen-Massivs bildete eine neue Insel, die bestehende wurde teilweise überdeckt. Vor 500.000 Jahren entstand im Norden von Thira ein weiterer Vulkan, während durch weitere Aktivitäten im Süden die vulkanische und die nicht-vulkanische Inseln vereinigt wurden. Zwei gewaltige Eruptionen vor 200.000 und 180.000 Jahren förderten eine bis zu 70 m mächtige Bimsstein Schicht und überlagerten die bisherigen Vulkane. Aufgrund der Entleerung der Magmakammer kam es zu einem vulkanotektonischen Einbruch und zur Bildung der ersten Caldera.
Insgesamt förderten zwölf explosive Eruptionen mit einem VEI-Wert von 5 oder höher (für die Minoische Eruption wird ein VEI-Wert von 7 diskutiert) in den vergangenen 200.000 Jahre die Hauptmenge der vulkanischen Produkte. Aktiven Phasen folgten Ruheperioden, anhand verkohlter Pflanzenreste konnte die Bodenbildung während längerer Ruhephasen nachgewiesen werden. Die Gestalt des Archipels veränderte sich mehrfach. Kräftigen Eruptionen folgte viermal die Bildung einer Caldera. Dieser wiederholte Wechsel von Vulkanbildung und vulkanotektonischen Einbrüchen ist heute im nördlichen Teil der Caldera nachweisbar. Infolge von drei explosiven Eruptionen entstanden die Skaros-Caldera vor weniger als 100.000 Jahren, die Kap Riva-Caldera vor 21.000 Jahren und die heutige Caldera vor etwa 3.600 Jahren verursacht durch die Minoische Eruption. In deren Folgezeit setzten nahe dem Zentrum der Caldera unterseeische Eruptionen mit Lavaausflüssen ein und bauten in mehreren Phasen während der vergangenen 2.200 Jahren den Kameni-Vulkan mit den gleichnamigen Inseln vom Caldera-Grund in 500 m Meerestiefe auf.
Mit drei Ausbrüchen im 20. Jahrhundert ist der Kameni-Vulkan der einzig tätige Vulkan im östlichen Mittelmeer.
Historische und aktuelle Beobachtung der Vulkanaktivitäten
Von vulkanischen Aktivitäten in der Caldera von Santorin und der Entstehung der Kameni Inseln berichten bereits antike Gelehrte wie Strabon, Plutarch sowie Pausanias, zahlreiche Beobachtungen sind überliefert. Die Beschreibungen der Entstehung von Nea Kameni ab 1570 sind besonders gut bekannt. Der französische Geologe Ferdinand André Fouqué verfolgte 1866 mehrere Monate die Ausbrüche von Nea Kameni und verfasste darüber eine Monographie. Hans Reck gab ein umfassendes Werk über die Eruptionsperiode von 1925 bis 1928 heraus. Dagegen fanden die älteren Inseln Thira und Thirasia lange Zeit kaum Beachtung. Die Entdeckung und Ausgrabung von Akrotiri stellte erste Fragen, seit den 1960er Jahren wird die Entstehung der älteren Inseln international erforscht.
Im Sommer 1995 nahm das Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.) im Rahmen eines von der EU finanzierten Forschungsprogramms zur Vulkan Überwachung die Arbeit auf. [2]
Klima

Santorin weist (wie die Kykladen allgemein) die meisten Sonnenstunden in Griechenland auf. Während der Sommermonate Juni bis September sind kaum mehr als ein Regentag je Monat zu verzeichnen. Die durchschnittlichen Tagestemperaturen reichen im August bis zu 29 °C, die Wassertemperaturen erreichen den Höchststand von 25 °C ebenfalls im August. Die Hauptregenzeit fällt in die Zeit von Dezember bis Februar mit bis zu durchschnittlich neun Regentagen je Monat. Die Lufttemperaturen fallen bis auf durchschnittlich 11 °C in dieser Zeit.
Natur
Santorin liegt im Bereich des Winterregenklimas. Die Sommer sind von Trockenheit geprägt. Einen Feuchtigkeitsausgleich in Form von Taubildung schafft der regelmäßige, trockene und kühle Meltemi in Verbindung mit Verdunstung über dem umgebenden Meer. Mit Ausnahme der Steilküste nimmt auf Santorini Kulturland etwa 80% der Inselfläche ein. Der Hauptteil entfällt auf Weinberge mit weitläufigen Terrassen und Trockensteinmauern. Kleinere Einheiten dienen dem Anbau von Gemüse und Obst für die Selbstversorgung. Wassermangel ist der begrenzende Faktor. Ganzjährige Wasserläufe existieren nicht. Ungünstige Standorte oder Brachflächen werden teilweise beweidet.
Trotz der vulkanischen Vergangenheit zeigt Santorin keine Verarmung von Flora und Fauna. Die Artenzahlen sind mit anderen Inseln der südlichen Ägäis vergleichbar. Die Möglichkeit zur Dokumentation von Einwanderungs-, Etablierungs- und Aussterbeprozesse bieten die Inseln in der Caldera.
Flora
Seit fast 200 Jahren wurde die Flora von Santorin von zahlreichen Forschern untersucht und ist daher relativ gut bekannt. Erste Grundlagen schuf Heldreich Ende des 19. Jahrhunderts[3]. Mit damals 240 verzeichneten Arten wurde die Flora als verarmt eingestuft. Nach moderner Auffassung wird die Inselgruppe als floristisch nicht gesättigt angesehen, von einem Anstieg der Artenzahl in Folge eines andauernden Einwanderungsprozesses wird ausgegangen. Bisher wurden auf dem Santorini-Archipel insgesamt über 550 Arten von Farn- und Samenpflanzen, auf Palea Kameni 178 Arten und auf Nea Kameni 156 Arten nachgewiesen. Etwa 95% der Pflanzenarten von Palea und Nea Kameni kommen ebenfalls auf den älteren Ringinseln vor, die Zuwanderung von dort wird vermutet.
Gehölzbildende Pflanzen sowie Olivenkulturen fehlen fast vollständig. Die Vegetation besteht zu etwa 97% aus der typischen Phrygana in unterschiedlicher Kombination auf fast allen älteren Brachen, der Übergang auf jüngere Brachen ist nahtlos. Diesen Lebensraum bestimmen nur wenige Strauch bildende Arten wie Sarcopoterium spinosum, Coridothymus capitatus, Cistus creticus und Thymelaea hirsuta. Einige Phrygana-Standorte werden von Neophyten wie Opuntia ficus-indica, Agave americana oder dem auffällig gelb blühenden Aeonium arboreum dominiert. Auf den Kalkstein-Hängen des nördlichen Profitis Ilias und des Gavrilos ist die Artenzusammensetzung vielfältiger. Die Gipfelregion des Profitis Ilias ist reich an Geophyten und Flechten. An extreme Standorte der Bimsstein-Schicht ist Helichrysum sp. angepasst.
Besonders gut erforscht ist die Flora von Nea Kameni, sieben Sammelreisen seit 1911 erbrachten insgesamt 156 Arten von Farn- und Samenpflanzen. Durch Vulkanausbrüche in der ersten Hälfte des 20. Jahrhunderts wurden die Bestände mehrmals dezimiert. Die tatsächliche Artenzahl liegt bei 130 Arten (1987). Entsprechend der vulkanischen Aktivitäten des 20. Jahrhunderts haben sich an unterschiedlichen Standorten verschiedenartige Pflanzengesellschaften entwickelt. Die dauerhafte Zuwanderung von Arten und Entwicklung begleitet ein Verdrängungsprozess von Pionierpflanzen. Abgesehen von einigen Ficus carica Bäumen, die die vulkanischen Aktivitäten des 20. Jahrhunderts überlebten, prägen dichte Horste von Hyparrhenia hirta und die einjährige Lupinus angustifolius die steppenähnliche Vegetation. Der Entwicklungsbeginn einer Strauch-Vegetation ist seit Mitte der 1980er Jahre zu beobachten. Etabliert hat sich Atriplex halimus, erste Sämlinge von Pistacia lentiscus wurden nachgewiesen.
Von Palea Kameni sind 178 Arten von Farn- und Samenpflanzen beschrieben. Die immergrüne Hartlaubvegetation, dominieren niedrige, windgeformte Büsche von Pistacia lentiscus begleitet von einigen Ballota acetabulosa, Calicotome villosa und Prasium majus, durchsetzt von Therophyten. In der Spritzwasserzone-Zone hat sich eine salzliebende Pflanzengesellschaft etabliert, die von Atriplex halimus- und Lycium intricatum-Sträuchern dominiert wird. Die Südostspitze wird von einer offenen niedrigwachsenden Limonium graecum-Gemeinschaft besiedelt. Vereinzelte Farngesellschaften in unterschiedlicher Zusammensetzung wie Asplenium obovatum und Polypodium cambricum besetzen den Lebensraum hauptsächlich zwischen schattigen Felsspalten an der Nordküste und in der Mitte. Die nahezu nackten Felsen im Nordwesten werden zunehmend von Süden her besiedelt, inzwischen auch von ausdauernde Pflanzen wie Atriplex halimus, Helichrysum italicum, Hyparrhenia hirta, Phagnalon graecum und Pistacia lentiscus.
Fauna
Eine vollständige Aufnahme der Tierarten liegt für Santorin nicht vor. Bemerkenswert sind die Vorkommen der Geckoarten Hemidactylus turcicus und Cyrtodactylus kotschyi, eine Unterart der Kykladen-Mauereidechse (Podarcis erhardii mykonensis) sowie von Telescopus fallax pallidus und Zamenis situla.
In einer Höhle bei Kamari wurde die endemische Assel Schizidium beroni nachgwiesen.
Naturschutz
Die Inseln Nea und Palea Kameni sowie das Profitis Ilias Massiv wurden als GR4220003 Santorini: Nea und Palea Kameni – Profitis Ilias (Σαντορίνη: Νέα και Παλαιά Καμένη - Προφήτης Ηλίας) in das Natura 2000-Netz der Europäischen Union aufgenommen.
Geschichte
Die Namen der Insel
Nach der Sage entstand die Insel aus einem Klumpen Erde, der von der Argo ins Meer geworfen wurde, und wurde zunächst unter dem Namen Vorlage:ELSalt (Kalliste, „die Schönste“, bei Pausanias und Herodot überliefert) von Phöniziern bewohnt. Laut Pausanias gründete Theras, Sohn von Autesion, hier acht Generationen später eine spartanische Kolonie und benannte sie nach sich selbst Vorlage:ELSalt (Thera), was auch als „die Wilde“ wiedergegeben werden kann. Dies könnte die Herkunft des Namens durch dorische Siedler im 11. Jahrhundert v. Chr. wiedergeben.
Auch der Name Vorlage:ELSalt (Strongyle, „die Runde“), der bei Plinius überliefert ist, wurde auf die Insel bezogen, wahrscheinlich meinte er jedoch eine andere Vulkaninsel mit dem Namen, nämlich Stromboli. Des Weiteren gibt es Vermutungen, dass die auf Tafeln in Knossos gefundene Bezeichnung qe-ra-si-ja eine in Santorin verehrte Göttin bezeichnet, die als Qe-ra-si-ja (Therasia, „die Göttin von Thera“) auch in Kreta verehrt wurde. Somit wäre der Name Thera älteren, vielleicht vorgriechischen Ursprungs.
Die Venezianer nannten die Insel im Mittelalter nach einer hier errichteten Kapelle einer Heiligen Irene (italienisch Santa Irene, Vorlage:ELSneu, Aja Irini) Santa Irini, was später zu Santorini wurde und im Deutschen analog zu Athen und Turin ohne Endvokal als Santorin wiedergegeben wurde.
Nach der Gründung des modernen Griechenland erhielt die Insel wie viele Orte wieder ihren antiken Namen, die außerhalb Griechenlands bekanntere Bezeichnung Santorin wird jedoch weiter benutzt.
Minoische Zeit

Im Jahr 1867 wurden erstmals Ruinen aus minoischer Zeit (der Begriff „minoisch“ war damals noch nicht gebräuchlich, sondern wurde erst von Arthur Milchhöfer geprägt) vom französischen Geologen Ferdinand André Fouqué ausgegraben. Die Mauerreste wurden damals als Bauernhäuser gedeutet, die zu einem bescheidenen minoischen Außenposten gehörten.
Genau einhundert Jahre später grub der griechische Archäologe Spyridon Marinatos bei Akrotiri, und fand unter meterdicken Ascheschichten eine nahezu perfekt erhaltene bronzezeitliche Stadt mit Überresten von Gebäuden, Straßen und Plätzen. Die ersten Spuren von Besiedlung stammen aus dem 5. Jahrtausend v. Chr., der Jungsteinzeit. Im frühen 2. Jahrtausend v. Chr. wurde Thera zu einem der bedeutendsten Häfen der Ägäis. Objekte aus Zypern, Syrien und Ägypten lassen auf ein weites Handelsnetz schließen. Den hohen Grad der Zivilisation bezeugen die an eine Kanalisation angeschlossenen Baderäume, die vielfältigen Handwerke und nicht zuletzt die faszinierenden 3500 Jahre alten Fresken. Um bzw. kurz vor 1500 v. Chr. – oder, falls sich das unten diskutierte Datum bestätigt, um 1630 v. Chr. – scheint die Epoche des blühenden minoischen Hafens auf Thera beendet.
Minoische Eruption
Datum und Folgen der letzten großen Eruption sind bis heute Gegenstand der wissenschaftlichen Debatte. Populär war die erstmals von Auguste Nicaise formulierte Theorie, der Ausbruch des Santorin habe die minoische Kultur etwa um 1500 v. Chr. ausgelöscht. Doch die Theorie vom Zusammenhang des Untergangs der Kultur der Minoer und einem Vulkanausbruch auf Thera kam ins Wanken, als minoische Keramik genauer typologisiert und datiert wurde. Auf Kreta gibt es noch Keramikstufen, die sich auf Thera nicht fanden. Folglich fand der Ausbruch mit der Verschüttung der minoischen Siedlung Akrotiri mindestens ein halbes Jahrhundert vor dem Zusammenbruch der minoischen Kultur statt.
Naturwissenschaftliche Methoden wie die Untersuchung der Eisschichten auf Grönland, C14-Daten von Samen aus den Zerstörungsschichten (VDL) auf Santorin selber und dendrochronoplogische Untersuchungen von Jahresringe eines Olivenastes, der beim Vulkanausbruch unter einer 60 Meter hohen Bimsschicht begraben wurde, ergaben Daten, die um nahezu 200 Jahre früher liegen, also um 1630 v. Chr. Danach gab es einen friedlichen Kulturzusammenhang zwischen den Minoern und dem beginnenden Neuen Reich, während nach der physikalischen Datierung des Santorinausbruches, die von Asche begrabenen Schichten mit der Hyksoszeit korrelieren müssten, was sich archäologisch bisher nicht nachweisen ließ.[4]. Ein direkter Zusammenhang zwischen der Eruption und dem Zusammenbruch der „minoischen“ Kultur (etwa 1450 v. Chr.) existiert auch nach den archäologischen Erkenntnissen nicht.

Dennoch glauben einige Forscher, dass eine solche Katastrophe nicht spurlos an den Minoern vorbei ging. Der Grund für das Verschwinden der minoischen Kultur könnten indirekte Folgen des Vulkanausbruches von 1630 v. Chr. gewesen sein, welche die minoische Kultur stark in Mitleidenschaft zogen: Es wird spekuliert, dass der Vulkan einen Tsunami auslöse, dessen bis zu 12 m hohe Wellen Kretas Häfen im Norden sowie einen Teil der Schiffsflotte (Handelsschiffe und Fischerboote) zerstört haben könnte. Ausgrabungen in Chania (Westkreta) sowie Amnissos, dem Hafen von Knossos, offenbarten jedoch keine größeren Schäden durch eine Flutwelle in jener Zeit.
Nach neueren Erkenntnissen war die Eruption noch wesentlich größer als bisher schon angenommen. Ging man früher davon aus, dass sie eine Stärke von 6 auf der Vulkanexplosivitätsindex-Skala, die von 0 bis 8 reicht, hatte, wird mittlerweile sogar eine Stärke VEI 7 diskutiert. Statistisch ist ein Ausbruch dieser Stärke nur einmal pro Jahrtausend zu erwarten.
Die These, dass der Ausbruch des Vulkans der Ursprung von Platons Erzählung über den Untergang von Atlantis sei, gehört zu den vielfältigen Lokalisierungshypothesen zu Atlantis. Sie wird von verschiedenen Autoren vertreten, setzt aber voraus, dass mehrere der detaillierten Angaben Platons ignoriert werden müssen, da sie nicht auf Santorin passen.
Nach der Minoischen Eruption
Einige Zeit nach dem Ausbruch wurde Thera wieder von Minoern besiedelt, sie verschwanden dann jedoch etwa zeitgleich mit den Minoern auf Kreta (um 1450 v. Chr.). In den folgenden Jahrhunderten wurde die Insel von Phöniziern besiedelt.
Im 9. Jahrhundert v. Chr. wurde das Eiland von den Lacedaemoniern (Dorern) als Stützpunkt auf der Ost-West-Handelsroute in der Ägäis übernommen und ausgebaut. Die geographische Lage und die spezifische Geomorphologie machte die Insel zu einem idealen Marinestützpunkt. Die Siedler aus Sparta bauten die Stadt Alt-Thera auf einem Grat des Berges Messavouno.
Bis zum Ende der Perserkriege im Jahre 478 v. Chr. blieb Thera ein unabhängiger Staat des antiken Griechenlands. Nach Herodot existierten sieben Städte auf der Insel. Laut Herodot schickte die Insel nach einer siebenjährigen Dürre Kolonisten unter anderem nach Nordafrika. Diese gründeten dort das einst so mächtige Kyrene, das im Peloponnesischen Krieg auf Seiten der Spartaner stand. Nach Beendigung der Perserkriege regierte Athen auch über Thera. Von den folgenden wechselvollen Jahren blieb auch Santorin nicht verschont. Nach der Aufteilung des Reiches Alexanders des Großen fiel Thera in den Einflussbereich der Ptolemäer.
Wie ganz Griechenland fiel auch Thera im Jahre 146 v. Chr. für einige Jahrhunderte unter römische, dann unter byzantinische Herrschaft. Mit den Kreuzzügen kamen die Franken, 1208 entriß Marco Sanudo, Herzog von Náxos, die Insel dem lateinischen Kaiser in Konstantinopel. Dann gehörte sie den Venezianern. Seit dieser Zeit heißt die Insel Santorin nach der im orthodoxen Christentum Heiligen Irene. Im Jahr 1537 wurde die Insel schließlich von den Osmanen unter Khair ad-Din Barbarossa eingenommen, deren Herrschaft bis zur griechischen Revolution von 1821 dauerte.
Verwaltungsgliederung und Ortschaften

Die Inselgruppe gliedert sich seit der griechischen Gemeindereform von 1997 in zwei Gemeinden. Der Norden der Insel Thira und Thirasia bilden zusammen mit den Felseneilanden Agios Nikolaos und Kimina die selbständige Landgemeinde Ia (Κοινότητα Οίας) mit dem gleichnamigen Hauptort (auch als Oia transkribiert), der Großteil der Insel Thira mit allen übrigen Inseln bildet die Gemeinde Thira (Δήμος Θήρας), deren Hauptort Fira an der Westküste durch die typische Bauweise mit niedrigen, weißen Häusern und Mauern touristisch bekannt ist. Zur Gemeinde Thira gehören ferner die etwa 18 km südwestlich der Hauptinsel gelegenen, unbewohnten Christiana-Inseln (Χριστιανά) Christiani (Χριστιανή), Askania (Ασκανιά) und Eschati (Εσχάτη), die den südlichsten Punkt der Präfektur Kykladen bilden, sowie die kleine Insel Anydros (Άνυδρος) oder Amorgopoula (Αμοργοπούλα), die knapp 25 km nordöstlich von Thira liegt.
Sehenswürdigkeiten
- Ausgrabungen von Alt-Thera
- Ausgrabungen von Akrotiri
- Steilküstenweg von Fira nach Ia
- Neues archäologische Museum und die Ausstellung der minoischen Wandmalereien (3D-Rekonstruktionen) im Nomikos-Ausstellungszentrum, das Gysi-Museum und das alte archäologische Museum bei der Seilbahn Fira
- Inseln im Krater (Palea Kameni und Nea Kameni)
Tourismus und Verkehr
Der Flughafen Thira ist im Linienverkehr via Athen zu erreichen. In der Zeit Mai bis Oktober ist er auch mit Charterflugzeugen aus ganz Europa erreichbar.
Ab Piräus gibt es mehrmals täglich Fähren (mit verschiedenen Zwischenstopps). Santorin ist eine beliebte Station von Kreuzfahrt-Schiffen.
Wichtige Badestrände und Orte sind:
- Kamari, der auch als der „schwarze Strand“ bezeichnet wird,
- Perissa, und
- der rote Strand bei Akrotiri und die Balos-Bucht nördlich von Akrotiri an der Innenküste der Caldera.
Literatur
- Walter L. Friedrich: Feuer im Meer. Der Santorin-Vulkan, seine Naturgeschichte und die Atlantis-Legende. 2. Auflage. Elsevier, Spektrum Akademischer Verlag, München 2005, ISBN 3-8274-1582-9, S. 264.
- Geologie
- H. Pichler, D. Günther und S. Kussmaul: Inselbildung und Magmen-Genese im Santorin-Archipel. In: Naturwissenschaften. Band 59, Nr. 5. Springer, Berlin / Heidelberg Mai 1972, S. 188–197.
- Timothy H. Druitt and V. Francaviglia: Caldera formation on Santorini and the physiography of the islands in the late Bronze Age. In: Bulletin of Volcanology. Nr. 54. Springer, Berlin / Heidelberg 1992, S. 484–493.
- Floyd W. McCoy & Grant Heiken: The Late-Bronze Age explosive eruption of Thera (Santorini), Greece – Regional and local effects. In: Volcanic Hazards and Disasters in Human Antiquity, Special Paper 345 of the Geological Society of America. Boulder 2000, ISBN 0-8137-2345-0, S. 43–70.
- Natur
- Helmut Schmalfuss: Santorin - Leben auf Schutt und Asche. Ein naturkundlicher Reiseführer. Verlag Margraf, Weikersheim 1991, ISBN 3-8236-1124-0.
- Thomas Raus: Vascular plant colonization and vegetation development on sea-born volcanic islands in the Aegean (Greece). In: Vegetatio. Band 77, Nr. 1-3. Kluwer Academic Publishers, November 1988, S. 139–147, doi:10.1007/BF00045759.
- Burkhard Biel: Contributions to the flora of the Aegean islands of Santorini and Anafi (Kiklades, Greece). In: Willdenowia. Band 35, Nr. 1, 2005, S. 87–96, doi:10.3372/wi.35.35106.
- Karten
- Karte 10.24, Σαντορίνη Santorini, 1:40.000. Anavasi, Athen, ISBN 960-8195-34-9.
- Karte 108, Σαντορίνη Santorini, 1:35.000. Road Editions, Athen, ISBN 960-8481-04-6(?!).
Weblinks
- Website der Gemeindeverwaltung Thira (englisch)
Einzelnachweise
- ↑ Charles Arnold (Hrsg.): Die Inseln des Mittelmeers. Ein einzigartiger und vollständiger Überblick. 2. Auflage. marebuchverlag, Hamburg 2008, ISBN 3-86648-096-2.
- ↑ Institut für Studium und Observation des Santorini Vulkans (I.S.M.O.SA.V.), Ινστιτούτου Μελέτης και Παρακολούθησης του Ηφαιστείου Σαντορίνης (ΙΜΠΗΣ) [1]
- ↑ Theodor von Heldreich 1899: Die Flora der Insel Thera. In Friedrich Hiller von Gaertringen: Thera, Untersuchungen, Vermessungen und Ausgrabungen in den Jahren 1895-1898, pp. 127-140. - Berlin: Verlag Georg Riemer.
- ↑ Gottfried Derka: Hundert verlorene Jahre. In: EPOC. Nr. 6, 2008, ISSN 1865-5718, S. 82 ff.