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Al-Kāfirūn

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Al-Kafirun (arabisch الكافرون, DMG Al-Kāfirūn ‚Die Ungläubigen‘) ist die 109. Sure des Korans. Nach überwiegender Meinung der Exegeten wurde sie in Mekka offenbart.[Anm. 1][1][2] Als eine der kürzesten Suren umfasst sie sechs Verse.

Offenbarung und Rezitation

Zum Grund ihrer Offenbarung heißt es in den Überlieferungen des Propheten Mohammed, eine Gruppe hochrangiger Koreischiten [Anm. 2] sei zu Mohammed gekommen und habe ihm angeboten, ihn zum reichsten Mann Mekkas zu machen, ihn heiraten zu lassen, wen er wolle und ihm den Vorrang einzuräumen, wenn er aufhöre, ihre Götzen zu "beleidigen". Ansonsten böten sie ihm an, dass er ein Jahr lang ihre Götter anbete und sie im Gegenzug ein Jahr lang seinen Gott. Als Reaktion darauf sei diese Sure offenbart worden[3] und ebenso die Verse 39:64-66.[4]

Laut einem Hadith nach Abdullah ibn Umar habe Mohammed auf einer Reise das Frühgebet gemeinschaftlich verrichtet und darin die Suren Al-Kafirun und Al-Ichlas rezitiert. Danach habe er gesagt: "Ich habe euch ein Drittel und ein Viertel des Korans verlesen." Der Prophet Mohammed soll die Suren Al-Kafirun und Al-Ichlas im Gebet nach der Umkreisung der Kaaba (ṭauāf) und dem Gebet vor dem Frühgebet rezitiert haben. Dies ging als wünschenswert in die Jurisprudenz bezüglich dieser Gebete ein.[5]

At-Tabarani überliefert, dass Mohammed empfahl, vor dem Schlafen die Sure Al-Kafirun zu rezitieren, da sie vom Schirk befreie.[6]

Übersetzung

1. Sag: Ihr Ungläubigen!

Qul yā ayyuha ʾl-kāfirūn

2. Ich verehre nicht, was ihr verehrt,

lā aʿbudu mā taʿbudūn

3. und ihr verehrt nicht, was ich verehre.

wa lā antum ʿābidūna mā aʿbud

4. Und ich verehre nicht, was ihr (bisher immer) verehrt habt,

wa lā ana ʿabidun mā ʿabadtum

5. und ihr verehrt nicht, was ich verehre.

wa lā antum ʿābidūna mā aʿbud

6. Ihr habt eure Religion, und ich die meine.

lakum dīnukum wa lia dīn.

Interpretation

Vers 1: Die Anweisung "Sag!" richtet sich an den Propheten Mohammed, der aufgefodert wird, zu verkünden. Es werden in dieser Sure zwar augenscheinlich alle Menschen angesprochen, die nicht dem Islam folgen; tatsächlich ist sie aber direkt an das Volk der Koreischiten gerichtet. Das Phänomen dieser Art der indirekten Ansprache in Form einer allgemeinen Formulierung, die aber an spezielle Umstände gebunden ist, taucht im Koran an vielen Stellen auf.[7]

Vers 2: Gott befiehlt Mohammed, sich vom Glauben der Koreischiten vollständig loszusprechen.[8]

Vers 3: In diesem und dem fünften Vers hat das Wort "was" () die Bedeutung von "wen" (man); gemeint ist die Anbetung Gottes allein und ohne Partner.[8] Den Polytheisten wird ihre Praxis vorgeworfen, nicht den Befehlen und Gesetzen Gottes zu gehorchen, sondern vielmehr etwas Ausgedachtem zu folgen. Dies steht im Einklang mit 53:23:[8][9]

„Sie gehen nur Vermutungen nach und dem, wonach (ihnen) der Sinn steht, wo doch die Rechtleitung von ihrem Herrn zu ihnen gekommen ist.“

Vers 4: Im Zuge der Freisprechung vom Polytheismus wird ausdrücklich das Nichtbefolgen der Anbetungsformenen dessen angesprochen.[8]

Vers 5: Dieser Vers stellt eine wörtliche Wiederholung des dritten Verses dar. Diese Wiederholung dient der Bekräftigung, wie in den folgenden Beispielen:[10]

„Nein! Sie werden (es) zu wissen bekommen. Noch einmal: Nein! Sie werden (es) zu wissen bekommen.“

78:4-5

„Wenn man es (einmal) schwer hat, stellt sich gleich auch Erleichterung ein. (Noch einmal:) Wenn man es (einmal) schwer hat, stellt sich gleich auch Erleichterung ein.“

94:5-6.

Darüber hinaus wird der Vers 55:13 "Welche von den Wohltaten eures Herrn wollt ihr denn beide leugnen?" 31 Mal innerhalb der Sure 55 wiederholt und der Vers 77:15 "Wie schlecht ist es an jenem Tag um diejenigen bestellt, die (unsere Botschaft) für Lüge erklären!" 10 Mal.

Eine zweite Deutung für die Wiederholung ist, dass die Koreischiten mehrere Male mit dem genannten Vorschlag an Mohammed herangetreten sind. Aus dieser wiederkehrernden Handlung heraus findet die zweite Nennung statt.[11]

Vers 6: Die Bezeichnung "Religion" in Bezug auf den Polytheismus wird gebraucht, weil es die Sichtweise der Befolger dessen ist, daran fest zu glauben.[12] Parallel dazu gibt es das islamische Bekenntnis, das die Ansichten der Nichtmuslime respektiert. Als Konfession werden sie aber nicht angesehen.

"Ihr habt eure Religion" tritt in der Bedeutung von "euch wird euer Glauben vergolten werden" auf.[12]

Der Zeitwechsel im Verlauf der Sure stellt nach den Regeln der Arabischen Sprache eine Bestärkung des Inhalts dar.[13]

Unterschiede in den Lesarten

Nach drei der schwächer belegten Lesarten des Korans wird an das Wort dīn das Personalsuffix der 1. Pers. Sgl. angehängt (ـي), sodass es dort dīnī heißt. Somit klingt der letzte Vers nicht auf "n" aus, sondern auf "i". Dem entgegen stehen die Verse 3:50 und 26:78, die an diesen Stellen der allgemeinen Rechtschreibung des Korans folgen.[12]

Einzelnachweise

  1. Al-Qurṭubī: Ǧāmiʿu l-ʾaḥkāmi ʾl-qurʾan. Bd. 22, Al-Resalah, Beirut, Auflage 1, 2006, S. 532
  2. siehe hierzu auch: Friedrich Schwally: Geschichte des Qorans. Theodor Nöldeke (Hrsg.), Teil 1, 2. Auflage, Dieterich'sche Buchhandlung, Leipzig, 1909, S. 108
  3. Al-Kafirun in: As-Suyūṯī: Lubābu ʾn-nuqūli fī asbābi ʾn-nuzūl.
  4. Aṭ-Ṭabarī: Ǧāmiʿu ʾl-ʾabayān ʿan taʾwīli āyi ʾl-qurʾan. Bd. 24, Kairo, 2001, 1. Auflage, S. 703
  5. Ibn Kaṯīr: Tafsīru ʾl-qurʾāni ʾl-ʿaẓīm. Bd. 14, 1. Auflage, 2000, S. 484; Muslim: Nr. 147/1218 und Aḥmad ibn Ḥanbal: Musnad.: Nr 2/94, 5691
  6. aṭ-Ṭabarānī: Nr 2/287; 2195
  7. Al-Qurṭubī: Ǧāmiʿ al-ʾaḥkām al-qurʾan. Bd. 22, Al-Resalah, Beirut, Auflage 1, 2006, S. 534
  8. a b c d Ibn Kaṯīr: Tafsīru ʾl-qurʾāni ʾl-ʿaẓīm. Bd. 14, 1. Auflage, 2000, S. 486
  9. zu 53:23 siehe Ibn Kaṯīr, Bd. 13, S. 270
  10. Al-Qurṭubī: Ǧāmiʿ al-ʾaḥkām al-qurʾan. Bd. 22, Al-Resalah, Beirut, Auflage 1, 2006, S. 535
  11. Al-Qurṭubī: Ǧāmiʿ al-ʾaḥkām al-qurʾan. Bd. 22, Al-Resalah, Beirut, Auflage 1, 2006, S. 536
  12. a b c Al-Qurṭubī: Ǧāmiʿ al-ʾaḥkām al-qurʾan. Bd. 22, Al-Resalah, Beirut, Auflage 1, 2006, S. 537
  13. Ibn Kaṯīr: Tafsīru ʾl-qurʾāni ʾl-ʿaẓīm. Bd. 14, 1. Auflage, 2000, S. 487

Anmerkungen

  1. Für die Offenbarung in Mekka sprechen sich aus: Ibn Masʿud, Al-Hasan al-Basri und ʿIkrima (gest. 723). Für medinensisch halten sie Ibn Abbas, Qatāda as-Sadūsī (gest. 735) und ad-Dahhāk Ibn Muzahim (gest. 720).
  2. Die vier waren nach der Überlieferung: 1. al-Walīd ibn al Muġīra (Vater des Ḫālid ibn al-Walīd),2. al-ʿĀṣ ibn Wāʾil (Vater des ʿAmr ibn al-ʿĀṣ),3. Umayya ibn Ḫalaf (ehemaliger Herr des Sklaven Bilāl) und 4. al-Aswad ibn al-Muṭṭalib
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