Polarisationsfilter
Ein Polarisationsfilter (kurz auch Polfilter) ist ein Polarisator für Licht, der auf Dichroismus beruht, also komplementär polarisiertes Licht absorbiert, statt es wie polarisierende Strahlteiler zu reflektieren.

Lineare Polarisationsfilter
Linear polarisierende optische Filter werden meist nach einem von Edwin Herbert Land entwickelten Verfahren aus makromolekularen Folien hergestellt, die in einer Richtung plastisch gedehnt werden. Dieses Recken richtet die Moleküle parallel aus. Eindiffundiertes Jod stellt Ladungsträger zur Verfügung, die in Richtung der Kettenmoleküle beweglich sind, was zur Absorption der dazu parallelen elektrischen Feldkomponente führt.[1] Diese Filter sind unter der Marke Polaroid bekannt geworden.
Ideale lineare Polarisationsfilter werden durch das Gesetz von Malus beschrieben.


Mit Hilfe von Polarisationfiltern lässt sich auch die Polarisationsrichtung von linear polarisiertem Licht drehen. Lässt man Licht durch einen linearen Polarisationsfilter auf einen weiteren linearen Filter fallen, dessen Polarisierung gegenüber dem ersten um 45° gedreht ist, so tritt gegenüber der Ausgangspolarisation um 90° gedrehtes linear polarisiertes Licht hindurch, wobei es deutlich schwächer ist als das Licht, das aus dem ersten Filter kommt. quatsch!
Zirkular-Polarisationsfilter
- Fotografie
In der Fotografie unterscheidet man zwischen linearen und zirkularen Polarisationsfiltern, je nach Art der Polarisation des austretenden Lichts. Die eigentliche Filterung ist hier allerdings immer die der linearen Polarisation:
- Beim linearen Polarisationsfilter ist das austretende Licht immer Licht einer bestimmten Polarisation, es schwingt also immer entlang einer gedachten Linie, die durch das Polarisationsfilter bestimmt wird, und wird linear polarisiertes Licht genannt.
- Bei zirkularen Polarisationsfiltern wird das linear polarisierte Licht anschließend noch in zirkular polarisiertes Licht umgewandelt. Dies wird erreicht, indem das Licht nach der linearen Polarisation durch eine so genannte λ/4-Verzögerungsplatte gesendet wird. Sie hat für verschieden polarisiertes Licht verschiedene Ausbreitungsgeschwindigkeiten . Die optische Achse der Platte muss hierzu um 45° gegen die Polarisationsrichtung des linearen Polarisationsfilters gedreht werden. Das nun zirkular polarisierte Licht hat gegenüber dem linear polarisierten Licht den technischen Vorteil, dass keine Schwingungsrichtung bevorzugt wird und sich somit in der weiteren Verarbeitung in modernen Kameras keine Abhängigkeiten von der ausgewählten Polarisationsrichtung mehr zeigen.
- Reflexionsvermeidung
„Echte“ Zirkularpolarisationsfilter[2] erzeugen aus zufällig polarisiertem Licht zirkular polarisiertes Licht ohne es vorher linear zu polarisieren. Sie werden zur Kontrastverstärkung vor Bildröhren eingesetzt und lassen hindurchtretendes, nahezu senkrecht an der Bildröhre reflektiertes Fremdlicht nicht ein zweites Mal passieren, da dieses bei gleicher Drehrichtung die entgegengesetzte Chiralität aufweist, für die das Filter intransparent ist. Solche Filter unterdrücken besonders Reflexionen von glatten, senkrecht zum Licht stehenden Flächen (auch und besonders von metallischen) - das Licht muss allerdings auf dem Hin- und Rückweg durch den Filter, ansonsten ist keine Wirkung zu beobachten.
- Laser/Optik
Aus der meist linear polarisierten Laserstrahlung kann durch eine λ/4-Verzögerungsplatte oder -spiegel zirkular polarisierte Strahlung erzeugt werden, Das geschieht nahezu verlustfrei. Die Verzögerungsschichten können auch als Spiegel gleichzeitig der Strahlumlenkung dienen. Zirkular polarisierte Strahlung erlaubt zum Beispiel richtungsunabhängige Laserschneid-Ergebnisse; bei linear polarisierter Strahlung ist die Schnittqualität dagegen je nach Schneidrichtung verschieden.
Anwendungen
- Polarisationsfilter werden in wissenschaftlichen Instrumenten, z. B. Mikroskopen, benutzt, um Strukturen deutlicher hervortreten zu lassen.
- In Polarimetern werden zwei Polarisationsfilter zur Messung der optischen Aktivität organischer Stoffe verwendet.
- Für die Projektion von einigen 3D-Filmen werden zwei Projektoren mit vorgesetzten Polarisationsfiltern verwendet. Die Polarisationsebenen sind dabei um 90° gegeneinander gedreht. Die beiden übereinander projizierten Bilder wurden von zwei verschiedenen Punkten aufgenommen; der Zuschauer betrachtet das Gesamtbild mit einer Brille, die ebenfalls aus zwei gegeneinander geneigten Polfiltern besteht. Dadurch sieht jedes Auge ein unterschiedliches Bild und ein räumlicher Eindruck entsteht. Um zu verhindern, dass das Licht dabei an der Leinwand seine Polarisation verliert, muss eine metallisierte Leinwand verwendet werden, welche jedoch meist schlechte Reflexionseigenschaften hat.

- In der Fotografie werden Polarisationsfilter unterschiedlich eingesetzt:
- Unerwünschte Reflexionen von glatten, nichtmetallischen Oberflächen (z. B. Wasser, Glas) lassen sich unterdrücken. An nichtmetallischen Oberflächen wird bevorzugt Licht mit einer bestimmten Polarisation reflektiert, insbesondere wenn der Austrittswinkel etwa 30° bis 40° beträgt, also nahe dem Brewster-Winkel liegt. Wenn der Polarisationsfilter geeignet ausgerichtet ist, werden die reflektierten Lichtwellen unterdrückt, so dass der unpolarisierte Hintergrund nicht von den Reflexionen überstrahlt wird. So ist es z. B. möglich, störende Reflexionen auf Fensterscheiben oder Wasseroberflächen auszublenden.
- Die Grünwiedergabe von Laub und Gräsern wird verbessert, weil das Polarisationsfilter störende (blaue) Reflexe des Himmels teilweise unterdrückt.
- Das Blau eines wolkenlosen Himmels ist teilweise polarisiert. Mit Hilfe eines Polarisationsfilters kann ein Großteil des hellen Himmels zurückgehalten werden, so dass der Himmel auf dem Foto dunkler und somit kräftiger in seiner Farbe erscheint. Weiße Wolken treten deutlicher vor dem blauen Himmel hervor. Dieser Effekt tritt besonders stark im Winkel von 90° zur Sonne auf, bei anderen Winkelwerten geringer bis gar nicht.
- Beim Fotografieren eines Regenbogens bewirkt ein Polfilter in seinen beiden Extremstellungen folgendes: Da die Farbenlinien polarisiertes Licht sind, werden sie bei geeigneter Polarisation unterdrückt – kein Regenbogen ist sichtbar. Dreht man den Polfilter 90° aus dieser Position heraus, wird der Regenbogen fast vollständig durchgelassen, das zufällig polarisierte Licht der Wolken rundherum wird zu etwas mehr als der Hälfte geschluckt. Relativ zur Umgebung scheint der Regenbogen so viel kräftiger.
- Unerwünschte Reflexionen an metallischen Oberflächen können beim Einsatz von Kunstlicht durch den Einsatz von Polarisationsfiltern an der Kamera und an den Beleuchtungskörpern unterdrückt werden. Da der finanzielle Aufwand durch die teuren großformatigen Filterfolien für die Scheinwerfer sehr hoch ist, wird dieses Verfahren jedoch nicht im nennenswerten Umfang eingesetzt.
- Anzeigen wie Flüssigkristallbildschirme benötigen Polarisationsfilter, da durch ihren Einsatz der Kontrast zur Darstellung der Zeichen geschaffen werden kann bzw. der dazwischenliegende Flüssigkristall unter Wechselstromwirkung optisch aktiv wird (die Polarisationsebene dreht).

- Spannungsoptik: Um die mechanische Beanspruchung (Spannungen und Spannungsspitzen) in technischen Bauteilen sichtbar zu machen, werden die Bauteile in Plexiglas nachgebildet, mit Licht durchstrahlt und zwischen Polarisationsfilter gesetzt. Die Spannungen führen zu farblich veränderten Linien, die durch ihre Dichte die Höhe der Spannung anzeigten. Inzwischen wurde das Verfahren durch die rechnerische Bestimmung der Spannungen mittels Finite-Elemente-Methode abgelöst.
- Polarisationsfilter werden auch für Sonnenbrillen verwendet. Vorteile ergeben sich für Autofahrer, da Reflexionen an Heck- und Windschutzscheiben anderer Fahrzeuge teilweise reduziert werden und der Fahrer daher mehr Durchblick erhält. Eine Polbrille oder "Anglerbrille" ist eine Sonnenbrille, die durch gezieltes Ausfiltern einer bestimmten Schwingungsebene des Lichtes die Reflexion der Wasseroberfläche verringern soll, um die Sicht unter die Oberfläche zu verbessern.
- Besonderheiten bei der Fotografie
Bei modernen analogen und digitalen Spiegelreflexkameras müssen lineare Polarisationsfilter mit nachfolgender Zirkularpolarisation verwendet werden, da linear polarisiertes Licht in einigen Bauelementen dieser Kameras (z. B. Autofokus und Innen-Belichtungsmessung) zu falschen Messergebnissen führen kann. Auch kann es zu Fehlfunktionen des Autofokus kommen. Aus diesem Grunde haben sich die zirkularen Filter auf dem Markt durchgesetzt.
Bei digitalen Kompaktkameras ohne halbdurchlässigen Spiegel genügt auch ein einfaches lineares Polarisationsfilter. In älteren Kameras konnten auch lineare Polarisationsfilter ohne Zirkularpolarisation verwendet werden. Aufgrund dieses Aufbaus ist die Wirkung zirkularer Polarisationsfilter auf linear polarisiertes Licht (wie z. B. Reflexionen) nur erkennbar, wenn man von der Seite mit dem λ/4-Plättchen her durchblickt; bei Kamerafiltern ist dies die Seite mit dem Objektivgewinde. In falscher Richtung erzeugt das λ/4-Plättchen aus der linearen eine elliptische oder zirkulare Polarisation, die vom nachfolgenden Polarisationsfilter nur noch teilweise unterdrückt werden kann.
Wenn man zwei lineare Polarisationsfilter hintereinander anordnet und gegeneinander verdreht (bei 90° zueinander: „gekreuzt“, „Kreuzpol“), erhält man die Wirkung eines stufenlos verdunkelbaren Graufilters. Will man den Effekt auf aktuellen Kameras nutzen, so geht dies in dieser Anordnung:
- Der Filter, der motivseitig (vorne) aufgeschraubt ist, muss entweder ein linearer oder ein verkehrt herum benutzter zirkularer sein.
- Der kameraseitig (hintere) sollte ein zirkular polarisierender Filter sein, damit die Polarisation des vorderen Filters nicht die Belichtungsmessung beeinflusst.
Viele gängige Filter weisen im Blaubereich keine große Sperrwirkung mehr auf. Verwendet man solche gekreuzt, so erhält man ein blaustichiges Bild bei nur mäßiger Abdunkelung.
Beispiele
Verstärkung von Farben und Kontrasten
Im folgenden Beispiel wurde das Motiv zuerst ohne Polfilter und unmittelbar danach mit Polfilter fotografiert. Die Farben des Himmels und der Meeresoberfläche wirken durch den Polfilter gesättigter und der Kontrast nimmt zu. Auch das Laub erscheint durch den Filter bunter, zugleich flächiger (weniger räumlich) und matter, weil der Filter das Glänzen der Blätter schluckt, welches dem Betrachter Information über die dreidimensionale Form und die Oberflächenbeschaffenheit der Blätter liefert.
Ohne Polarisationsfilter | Mit Polarisationsfilter |
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Vermeidung von Spiegelungen
Das folgende Beispiel zeigt, wie ein lineares Polarisationsfilter die Spiegelungen an nichtmetallischen Oberflächen, wie z. B. Lack, Glas und Wasser, beeinflusst. (Auf blank poliertes Metall auf einem Foto hat ein Polfilter keinerlei Auswirkungen, er ist vergleichbar mit einem Graufilter.)
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Beispiele für die Auswirkung eines Polfilters:
- Links: Motiv ohne Polfilter
- Mitte: Die besonders auffälligen Spiegelungen des Hauptmotivs (Auto) werden hervorgehoben, da die Polarisationsebene des Filters gleich der Polarisationsebene der dominanten Reflexionen ist. Die andere Orientierung der Fensterscheiben rechts im Bild bewirkt eine Polarisation, die den Polfilter den Reflex absorbieren lässt. Das Licht, das beispielsweise von den Blättern reflektiert wird, hat verschiedene Polarisationsrichtungen und wirkt in seiner Gesamtheit unpolarisiert. Dort wirkt das Polfilter wie ein Graufilter.
- Rechts: Die Spiegelungen des Hauptmotivs werden stark gedämpft; man kann durch die Windschutzscheibe des Wagens hindurchsehen. Die automatische Belichtungskorrektur der Kamera hat die Helligkeit des Hintergrundes angehoben.
Vergleicht man die Hauswand in den Bildern (rechter Bildbereich), so erreicht die Anhebung der Helligkeit durch die automatische Belichtungskorrektur im mittleren Bild nicht ganz das Niveau des ungefilterten Bildes (links); im rechten Bild wird dagegen die Belichtung (bezogen auf die Hauswand im ungefilterten Bild) überkorrigiert.
Weblinks
- Artikel: Alles was Sie über Polfilter wissen müssen
- Kreuzpolblitzen: Polfilter und Polfilterfolien im praktischen Einsatz mit Blitzgeräten
Siehe auch / Fußnoten
- ↑ http://www.uni-jena.de/unijenamedia/Downloads/faculties/physik_astro/phys_gp/Polarisation.pdf Seite 3
- ↑ z. B. CP-50 von Polaroid