St. Jakobus der Ältere (Ersdorf)
Vorlage:Infobox Ortsteil einer Gemeinde Ersdorf ist ein Stadtteil von Meckenheim (Rhein-Sieg-Kreis) im Süden von Nordrhein-Westfalen, 20 km südwestlich von Bonn.
Lage
Das Haufendorf liegt in der Voreifel am Rande des Ahrgebirges nahe der Landesgrenze zu Rheinland-Pfalz und grenzt unmittelbar an Altendorf, mit dem viele Gemeinsamkeiten bestehen, so dass im Volksmund Ersdorf und Altendorf auch als „Al-Ersch“ bezeichnet werden. Die Ersdorfer Feldflur liegt im weiten Tal der Swist und ist durch den vorherrschenden Obstbau geprägt, die westliche Anhöhe in Richtung auf das Ahrgebirge ist bewaldet.
Nachbarorte sind Meckenheim (3 km, NNO), Gelsdorf (Gemeinde Grafschaft, 3 km, SO), Hilberath (Stadt Rheinbach, 5 km, SSW) und Wormersdorf (Stadt Rheinbach, 2 km NW). Ersdorf liegt an der Landesstraße L 471, zu der parallel etwa 300 m am Ort vorbei die BAB 61 Köln - Ludwigshafen verläuft. Die nächsten Auffahrten sind im Norden Rheinbach, im Süden Grafschaft an der BAB 565 Bonn - Altenahr unmittelbar am Autobahnkreuz Meckenheim. Von Ersdorf nach Meckenheim führt die L 261.
Regelmäßige Busverbindungen bestehen nach Meckenheim, nach Rheinbach und nach Bad Neuenahr-Ahrweiler. Der nächste Bahnhof ist Meckenheim(Bz Köln) an der Strecke Bonn - Euskirchen - Bad Münstereifel (Voreifelbahn, KBS 475).
Politik
Ortsvorsteher ist Ferdinand Koll. Vertreter aus Ersdorf im Stadtrat der Stadt Meckenheim sind:
- Hans-Willi Koch, Studiendirektor (SPD)
- Ferdinand Koll, Landwirt (CDU)
Einrichtungen und Vereine

- Öffentliches Leben:
- Freiwillige Feuerwehr, Löschgruppe Altendorf-Ersdorf
- Raiffeisenbank Rheinbach-Voreifel eG, Geschäftsstelle Altendorf/Ersdorf
- Ortsausschuss Altendorf-Ersdorf 2000 e. V.
- Kinder:
- Elterninitiative Flohkiste
- Katholische Grundschule Ersdorf-Altendorf
- Katholischer Kindergarten St. Jakobus
- Kirchen und kirchliche Vereine:
- Evangelische Kirchengemeinde Meckenheim
- Katholische Kirchengemeinde St. Jakobus der Ältere
- Jodokusbruderschaft
- Katholische Frauengemeinschaft Ersdorf/Altendorf (kfd)
- Kolpingsfamilie Ersdorf-Altendorf
- Pfarrcäcilienchor St. Jakobus
- Sankt-Jakobus-Pfarrverein
- Sankt-Sebastianus-Schützenbruderschaft Ersdorf-Altendorf e.V.
- Musik:
- Harmonika-Freunde
- Männergesangverein Eintracht 1878 Ersdorf-Altendorf e.V.
- Pfarrcäcilienchor St. Jakobus
- Sport:
- SC (Sportclub) Altendorf/Ersdorf 1921 e.V.
- Turnverein Altendorf-Ersdorf
- Vereine:
- Junggesellenverein Eintracht 1904 Altendorf-Ersdorf
- Pro-Computer-Club
- Rheinische Landfrauenvereinigung
- Söße Möhne Altendorf-Ersdorf
- mehrere Kegelclubs
Wirtschaft
Viele Einwohner sind als als Beamte und Angestellte bei Bundesbehörden sowie bei Großunternehmen im Großraum Bonn tätig. In der Landwirtschaft herrscht Obstbau vor. An Läden gibt es im Dorf eine Bäckerei, ein Modegeschäft und ein Ledergeschäft.
Geschichte
Ersdorf und Altendorf entstanden etwa im 9. Jahrhundert. Der Ortsname Ersdorf (= Everestorp, das heißt Dorf des Ebur, Ebero oder Eberhard, wurde wahrscheinlich nach dem ersten Siedler benannt. Der Ort wird in karolingischer Zeit 853/854 in einer Urkunde des Bonner Cassiusstiftes erwähnt, wonach der Stiftsherr Herigar mit einer Hufe Land in Everestorp belehnt wird. Der Ort dürfte bereits zu diesem Zeitpunkt bestanden haben.
Ursprünglich Reichsgut, waren die Dörfer im 9. und frühen 10. Jahrhundert in den Besitz der Tomberger Pfalzgrafen gelangt, von denen sie über die Grafen von Neuenahr 1545 an den Herzog von Jülich kamen. Bis um 1800 bildeten sie einen Dingstuhl im herzoglichen Amt Neuenahr und bildeten von Anfang an auch eine gemeinsame Pfarrgemeinde mit dem Apostel Jakobus dem Älteren als Pfarrpatron.
Nach der Säkularisation des Cassiusstiftes im Jahre 1802/03 entfiel für Ersdorf die rechtliche Abhängigkeit vom Bonner Stiftspropst. Ersdorf gehörte im 19. Jahrhundert zur Mairie d'Adendorf und später zum Amt Meckenheim. Seit der kommunalen Neugliederung in Nordrhein-Westfalen 1969 ist das Dorf ein Stadtteil der Stadt Meckenheim.
Früher herrschte Rivalität zwischen den benachbarten Dörfern. Beide besaßen je eine Feuerwehr, eine Schule, einen Karnevalsverein, einen Bürgermeister usw. Die Kirche stand immer in Ersdorf, und auch der gemeinsame Friedhof lag rund um die Kirche. Dieser wird aus Platzmangel 1834 auf das freie Feld zwischen den Dörfern verlegt, und es war wohl so, dass die Altendorfer ihre Toten auf dem Gräberfeld südlich des Hauptweges beigesetzt haben und die Ersdorfer ihre auf dem nördlichen.
Diese Gegensätze sind heute überwunden, und Neubürger kennen sie gar nicht mehr. Die Altendorfer und die Ersdorfer haben gemeinsame Einrichtungen und Institutionen, und in allen Bereichen des bürgerschaftlichen Engagements arbeitet man selbstverständlich Hand in Hand zusammen.
Ein wichtiges Faktum war dabei die Zusammenlegung der beiden Schulen, zunächst 1955 zu einem Schulverband und seit 1960 in einem neu erbauten Schulgebäude neben dem Friedhof (also auch „zwischen“ den Dörfern). Eine Zeit lang lief manches „abwechselnd“; so stellte in dem einen Jahr Altendorf den reitenden St. Martin beim gemeinsamen Martinszug, und im nächsten Jahr kam er aus Ersdorf.
Seit den 1970er Jahren stieg im Zuge der Entwicklung Bonns als Bundesstadt und Sitz zahlreicher Institutionen die Einwohnerzahl stark an, von ca. 1100 im Jahre 1950 (zu fast 100 % katholisch) bis auf 2146 im Jahr 2007; der Anteil der Katholiken beträgt jetzt noch rund 60 %. Die einstmals freie Feldflur zwischen Altendorf und Ersdorf ist inzwischen bebaut, so dass eine einheitliche, durchgehende Ortslage entstanden ist. Im Dezember 2000 konstituierte sich ein gemeinsamer Ortsausschuss der Vereine, um das Dorfgeschehen zu koordinieren und zu beleben.
Katholische Pfarrkirche St. Jakobus der Ältere

Die gemeinsame Pfarrkirche von Altendorf und Ersdorf liegt in der Rheinbacher Straße in Ersdorf. Der dreischiffige Vorgängerbau der heutigen Kirche stammt noch aus romanischer Zeit und ging mit Teilen vielleicht bis ins 11. Jahrhundert zurück. Er lag an der Stelle der heutigen Kirche, war aber kleiner und wahrscheinlich streng geostet. Fundamente haben sich beim Einbau der neuen Kirchenheizung 1968 gefunden. Gotische Anbauten oder Veränderungen sind bisher nicht nachgewiesen, lassen sich aber vermuten. Der alte Friedhof lag unmittelbar bei der Kirche auf dem heutigen Kirchplatz. Die Reihe der bekannten Pfarrer beginnt mit Johann von Attendorn, der für 1380 bezeugt ist, sie bleibt aber bis zum Ende des 18. Jahrhunderts lückenhaft.
In Altendorf bestand eine Kapelle auf dem Virneburger Hof, einem freiadeligen Gut, die aber schon 1582 verfallen war. Sie war der Ersdorfer Kirche inkorporiert.
1846 wurde ein neues Pfarrhaus errichtet. Die Kirche brannte am 1. März 1869 nach einem Blitzschlag völlig aus. Zu den geretteten Gegenständen gehört das um etwa 1600 entstandene hölzerne Vesperbild (Pietà), das noch heute in der Kirche zu sehen ist. Die Scheune des Pfarrhauses wurde als Notkirche hergerichtet. Pfarrer Wilhelm Klein legte 1877 den Grundstein zur heutigen Kirche, für deren Finanzierung der Kirchenvorstand eine Hauskollekte beschlossen hatte. Über den Standort wurde lange heftig gestritten; aus Altendorfer Sicht wurde ein Standort zwischen den Dörfern am Friedhof favorisiert. Die Königliche Regierung in Köln beschied schließlich den Bau an alter Stelle in Ersdorf.
Nach Plänen des Bonner Architekten Dr. Friedrich Carl Schubert wurde 1877-1879 ein neugotischer Bau mit 400 Sitzplätzen in Form einer einschiffigen Kreuzkirche mit zwei kleinen Seitenschiffen errichtet. Abweichend vom Grundriss der alten Kirche zeigt der Chor nun nach NNO; der Turm wurde nicht an das westliche Ende des Langhauses gesetzt, sondern – ungewöhnlich – neben das südliche Seitenschiff. Die neugotische Innenausstattung wurde in den folgenden Jahren nach Plänen von Architekt Lange (Köln) kontinuierlich ergänzt. Die Kirche wurde ausgemalt und erhielt die vierfarbigen Fenster und eine Orgel. Nach zweijähriger Bauzeit konnte die Kirche seit 1879 für den Gottesdienst benutzt werden. Infolge des Kulturkampfes in Preußen konnte die Kirche erst am 19. Juni 1890 durch Erzbischof Philipp Krementz feierlich konsekriert werden.
Die Kirche wurde 1956/57 nach Westen erweitert und erhielt eine neue Orgelbühne. Die neugotische Inneneinrichtung und die Ausmalung wurden größtenteils entfernt. Die Fenster blieben jedoch erhalten, das Fenster im Erweiterungsanbau kam hinzu. Von 1968 bis 1971 erfolgte eine weitere gründliche Renovierung mit Einbau einer neuen Heizung. Der Chorraum wurde den liturgischen Erfordernissen des 2. Vatikanischen Konzils angepasst. Das Unterteil des neugotischen Hochaltars, 1878 von Bildhauer Jägers in Köln geschaffen, wurde als Hauptaltar in die Vierung gestellt.1980/81 wurde an der Kirche eine Priestergrabstätte angelegt und eine Werktagskapelle hinter dem Hochchor angebaut. Bei allen Bauarbeiten waren Gemeindemitglieder in großem Umfang mit „Hand- und Spanndiensten“ beteiligt.
Die Orgel (20 Register mit 1400 Pfeifen, einige Register aus der alten Orgel) wurde 1974/75 von den Orgelbau-Werkstätten Josef Weimbs in Hellenthal erbaut und am 23. Februar 1975 von Weihbischof Augustinus Frotz geweiht.
Das Geläut besteht aus vier Glocken im Kirchturm, gegossen 1877, 1920 und 1953. Eine weitere Glocke (gegossen 1903) hängt im Dachreiter auf der Werktagskapelle.
Die Pfarrgemeinde St. Jakobus der Ältere Ersdorf-Altendorf bildet mit St. Johannes Meckenheim, St. Petrus Lüftelberg, St. Michael Merl und St. Martin Wormersdorf den Seelsorgebereich Meckenheim im Dekanat Meckenheim/Rheinbach (Erzbistum Köln).
Die Zahl der Gemeindemitglieder betrug 1676 etwa 400 Kommunikanten (Pfarrangehörige ab etwa dem 10. Lebensjahr), 1732 lag sie bei 460 Kommunikanten. Für 1905 werden 893 Katholiken verzeichnet (neben 2 Protestanten und 14 Juden), 1977 sind es 1073 Katholiken und 58 Nichtkatholiken (= 95 %), 2005 schließlich 1351 Katholiken und 768 Nichtkatholiken (= 64 %).
Historische Bildstöcke
In den Ortslagen von Altendorf und Ersdorf stehen sieben steinerne Kreuzwegstationen oder "Sieben Fußfälle", errichtet zwischen 1722 bis 1731, 1924 und 2007 teilweise in Terrakotta bzw. Bronze erneuert. Auf dem Kirchvorplatz und dem Friedhof finden sich zwölf bzw. zehn steinerne Grabkreuze, entstanden zwischen 1665 und 1769, die von dem früheren Friedhof an der Kirche erhalten sind.
In der Feldflur gibt es ein hölzernes Wallfahrtskreuz von 1981 ("Langenfelder Kreuz" an der Straße nach Gelsdorf, an der Stelle eines älteren Kreuzes) und zwei steinerne Votivkreuze: das "Steinerne Kreuz" von 1746 (2000 nach Vandalismus renoviert, in der Verlängerung der Unterdorfstraße) und das "Viethenkreuz" aus dem Jahr 1814 (an der westlichen Gemarkungsgrenze von Altendorf und Ersdorf).
Persönlichkeiten
- Wilhelm Busch, Zentrumsabgeordneter (* 1867 in Ersdorf, † 1923)
- Pater Andreas Müller, Steyler Missionar (* 1900 in Ersdorf, † 17. März 1943), als Missionar in Neu-Guinea ermordet
- Peter Koll (* 1911 in Ersdorf, † 1991 in Ersdorf), Bürgermeister zu Ersdorf von 1956 bis 1969, Ortsvorsteher von 1969 bis 1984, Ehrenbürger der Stadt Meckenheim 1981
Literatur
- Ulrich von Hehl: Aus der Geschichte der Pfarre St. Jakobus in Ersdorf-Altendorf in: Katholische Kirchengemeinde St. Jakobus d.Ä., Ersdorf-Altendorf (Hrsg.), 100 Jahre St. Jakobus d.Ä. 1877-1977, Meckenheim-Ersdorf-Altendorf. Festschrift zur Hundertjahrfeier 12. bis 19. Juni 1977, o.J. (1977), S. 5-8
- Ottmar Prothmann: Chronik von Altendorf und Ersdorf, hrsg. vom Ortsausschuss Altendorf-Ersdorf, Meckenheim 2005