Emmerthal
Wappen | Deutschlandkarte | |
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Basisdaten | ||
Koordinaten: | 52° 3′ N, 9° 23′ O | |
Bundesland: | Niedersachsen | |
Landkreis: | Hameln-Pyrmont | |
Höhe: | 69 m ü. NHN | |
Fläche: | 114,94 km2 | |
Einwohner: | 9834 (31. Dez. 2024)[1] | |
Bevölkerungsdichte: | 86 Einwohner je km2 | |
Postleitzahl: | 31860 | |
Vorwahlen: | 05155 bzw. 05157 (Börry),
05286 (Lüntorf) und 05151 (Ohr) | |
Kfz-Kennzeichen: | HM | |
Gemeindeschlüssel: | 03 2 52 005 | |
Gemeindegliederung: | 4 Ortschaften mit 17 Ortsteilen | |
Adresse der Gemeindeverwaltung: |
Berliner Straße 15 31860 Emmerthal | |
Website: | www.emmerthal.de | |
Bürgermeister: | Andreas Grossmann (SPD) | |
Lage der Gemeinde Emmerthal im Landkreis Hameln-Pyrmont | ||
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Emmerthal ist eine Gemeinde im Naturpark Weserbergland beiderseits der Weser.
Gemeindegliederung
Die Gemeinde Emmerthal wurde durch das "Gesetz zur Neugliederung der Gemeinden im Raum Hameln" zum 1. Januar 1973 aus 17 bis dahin selbständigen Orten gebildet und gliedert sich heute in die Ortschaften
- Amelgatzen (mit Hämelschenburg und Welsede);
- Börry (mit Bessinghausen, Brockensen, Esperde, Frenke, Hajen und Latferde);
- Emmerthal (mit Emmern, Hagenohsen, Kirchohsen, Ohr, Völkerhausen und Voremberg);
- Grohnde (der ehemalige Flecken, mit Lüntorf).
Geschichte
Frühzeit
Den Anschluss an ein frühes Verkehrsnetz ermöglichte ein natürlicher Weserübergang.
ab circa 780
Mit der Unterwerfung der in der Gegend beheimateten Sachsen durch den Frankenkönig Karl war eine Missionarisierung eingeleitet worden, die ausgehend von Missionszentren die sächsischen Heiden vom Christentum überzeugen sollte. Karl der Große begründete den "Tilithigau", soll selbst um 780 in "Ohsen" ein Missionszentrum mit Kirche gegründet haben, das dann von circa 800 bis 1200 Archidiakonat des Bischofs von Minden war.[2] Das Kloster St. Bonifatius bestand zwar schon seit ca. 800, aber der Bischof wählte das verkehrsgünstige Ohsen als Sitz seines Archidiakons bzw. Stellvertreters.
Im Jahre 1004 fand die erste urkundliche Erwähnung Ohsens statt. Der deutsche König Heinrich II., der Heilige, unterzeichnete eine Urkunde in der Villa Ohsen.
Im Spannungsfeld der Auseinandersetzungen zwischen Franken, Sachsen und Welfen ("Heinrich der Löwe") entfalteten die "Grafen zu Everstein" von ihrer auf dem Everstein zwischen Lobach und Negenborn (westlich von Stadtoldendorf) gelegenen Burg Everstein aus Selbständigkeit und Macht. Mit ihren Burgen zu Hermersen (Hämelschenburg), der Burg zu Ohsen[3] und dem Rittergut Ohr prägten sie im 12. und 13. Jahrhundert den Emmerthaler Raum.
Weitere Erwähnungen stammen aus dem Jahr 1259. Nach dem Ende des Herzogtums Sachsens waren die Grafen von Everstein und die Edelherren von Homburg die mächtigsten Dynastien in Südniedersachsen. Im Bereich der Weser überschnitten sich die Besitzungen der Familien. Die Homburger standen in den Wirren der Zeit auf der Seite Heinrichs des Löwen, die Grafen von Everstein kämpften mit Kaiser Friedrich Barbarossa. Nach Heinrichs Sturz suchten die Eversteiner Schutz beim Bischof von Köln und übertrugen ihm die Burg Ohsen. Doch konnten die Grafen von Everstein den Vorstoß Heinrich des Löwen nicht aufhalten. Sie mussten Burg Everstein aufgegeben und zogen nach Ohsen.
von 1408 bis 1859
unterstand das Amt Ohsen dem Fürstentum Calenberg.
Laut Überlieferung haben die Bewohner dieses Raumes unter Kriegen aller Art, besonders auch dem Dreißigjährigen, stark leiden müssen. Immer wieder haben sie mit Zähigkeit und neuem Mut ihre Siedlungen und Häuser neu aufgebaut und ihre Äcker weiter bestellt.
Als die Ämter Grohnde und Ohsen das Gebiet im späteren Mittelalter verwalteten, war bereits eine gewisse Konsolidierung eingetreten. 1823 wurde zunächst das kleinere Amt Ohsen in das Amt Grohnde und 1859 das Amt Grohnde in das Amt Hameln eingegliedert,
bis 1885 der preußische Kreis Hameln entstand.
- das Dorf Kirchohsen als Sitz der Verwaltung im Kernbereich der „Gemeinde Emmerthal“ seit 1973.
Politik
Gemeinderat
Wappen und Gemeindefarben
Wappenbeschreibung: Gespalten durch eine steigende einschweifige goldene Spitze, darin ein schwarzes Mühlrad; rechts in blau ein links gewendeter steigender rot gekrönter und rot bewehrter silberner Löwe, links in blau ein silberner Schrägrechtswellenbalken.
Gemeindefarben: Die Farben der Gemeinde sind gold und blau (auch Flaggenfarben).
Söhne und Töchter der Stadt
- Hans-Otto Budde (*1948), deutscher General
- Fritz Saacke (*1926), Bürgermeister von Emmerthal, Landrat, Landtagsabgeordneter
Kultur und Sehenswürdigkeiten
Landschaftlich besteht Emmerthal nicht nur aus dem "T(h)al der Emmer", sondern bewaldete Bergrücken und auch die Talbereiche der Weser und Ilse geben der Gemeinde ihr Gepräge. Das Emmertal mit seinem bekannten Schloss Hämelschenburg ist eines der schönsten Seitentäler weit und breit. Aber auch der Bückeberg, der Scharfenberg, der Hellberg, der Ruhberg, der Baßberg und die Grohnder Forst haben ihre landschaftlichen Reize.
Museen
Im Gemeindeteil Börry vermittelt das Museum für Landtechnik und Landarbeit einen Einblick in das bäuerliche Leben verschiedener Epochen. Thematisiert wird der Wandel von der manuellen zu mechanisierten Landwirtschaft. Auf einem Aussengelände werden Landmaschinen aus diesen Tagen ausgestellt.
Musik
Es gibt verschiedene Gesangvereine, Chöre und Orchester.
Bauwerke

Der Gemeindeteil Hämelschenburg ist geprägt durch einen imposanten Bau, das Schloss Hämelschenburg. Es gilt als das Hauptwerk der Weserrenaissance und bildet mit seinen Kunstsammlungen, Gartenanlagen, Wirtschaftsgebäuden und der Kirche eine der schönsten und letzten vollständig erhaltenen Renaissanceanlagen Deutschlands.
Seit 1973 ist das Schloss Hämelschenburg im Rahmen von Führungen zu besichtigen. Das Museum zeigt u.a. mit seiner Möbel- und Gemäldesammlung anschaulich das Leben im Wandel der Zeit von der Renaissancezeit bis heute.
Die Kirchengemeinde Hämelschenburg öffnet die St. Marienkirche, die als der älteste protestantische Kirchenbau Deutschlands gilt, an Wochenenden für interessierte Besucher.
Parks
Der 1810 angelegte Ohrbergpark mit seinen Azaleen-, Rhododendron- und exotischen Baumgruppen bietet im südlichen Teil einen Wechsel von Freiflächen und Gehölzpflanzungen und geht im nördlichen Teil in einen lichten Wald über mit Hohlwegen und Treppen.
Sport und Soziales
Es gibt Sportvereine und Tennisplätze, Hallenbad und Sporthallen (in Kirchohsen), Kindergärten und Kinderspielkreis, Alten- und Pflegeheime sowie Einrichtungen für betreutes Wohnen.
Wirtschaft und Infrastruktur
Emmerthal im Städtedreieck Hameln-Bad Pyrmont-Bodenwerder besitzt günstige Voraussetzungen für den Fremdenverkehr und Ansiedlungsvorhaben jeder Art: Preiswertes Bauland aus Gemeindevermögen sowie erschlossenes Gelände für Gewerbeansiedlungen ist vorhanden.
Verkehr
Die Gemeinde ist verkehrsgünstig angeschlossen zwischen den Räumen Hannover-Hildesheim im Osten und Ostwestfalen/Lippe im Westen durch die Bundesstraße 83; der Bahnhof Emmerthal im Nordwesten der Gemeinde wird von der S-Bahnlinie S5 Paderborn–Hameln–Hannover Hbf–Flughafen Hannover bedient. Regelmäßig fahren auch Busse.
Unternehmen
Angesiedelt sind bereits Metall- und holzverarbeitende Industrie, Apparatebau, Chemische Industrie, Arzneimittelproduktion u. a. Neben dem Kernkraftwerk Grohnde existiert eine Windkraftanlage im OT Börry und das Solarforschungsinstitut im OT Ohr. Mittelständische Unternehmen im Ort sind unter anderem die Emmerthaler Apparatebau GmbH, Dr. Paul Lohmann GmbH KG, Lomapharm Rudolf Lohmann GmbH KG, W. Neudorff GmbH KG und ATHE-Therm Heizungstechnik GmbH.
Bildung
Es gibt Grundschulen in Grohnde, Kirchohsen, Amelgatzen und Börry. In Kirchohsen gibt es noch eine Haupt- und Realschule, die Johann-Comenius-Schule.
Literatur
- Amtsjuristen von 1635 bis 1859 in Grohnde/Weser; Hans-Cord Sarnighausen in: Museumsverein Hameln Jahrbuch 2008, S. 34-57 mit Abb. und 49 Quellenangaben.
Einzelnachweise
- ↑ Fortschreibung des Bevölkerungsstandes auf Basis des Zensus 2022, Stand 31. Dezember 2024 (Hilfe dazu).
- ↑ Eine Quelle aus dem Jahr 1765 erwähnt ein Fenster, das Karl den Großen zeigt und die Unterschrift trägt: "König Carolus Magnus Fundator Ecelesiae in Osen - MCLX", d.h. Karl der Große, Gründer der Kirche in Ohsen.
- ↑ Eine Burg Grohnde wird erst um 1421 erwähnt