Burg Trendelburg
Burg Trendelburg | ||
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Burg Trendelburg, Südansicht | ||
Staat | Deutschland | |
Ort | Trendelburg | |
Entstehungszeit | 1303 | |
Burgentyp | Spornburg | |
Erhaltungszustand | Erhalten oder wesentliche Teile erhalten | |
Ständische Stellung | Grafen | |
Bauweise | Quader, Bruchstein, Fachwerk | |
Geographische Lage | 51° 34′ N, 9° 25′ O | |
Höhenlage | 200 m ü. NHN | |
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Die Burg Trendelburg ist eine gut erhaltene Burganlage im nordhessischen Landkreis Kassel oberhalb der Stadt Trendelburg.
Lage
Die Burg liegt am westlichen Rand des Reinhardswaldes in Nordhessen auf einem nach drei Seiten hin steil abfallenden Bergrücken (Sandstein, 172 m ü.M.). Richtung Westen fällt das Gelände leicht ab. Hier befindet sich der mittelalterliche Ortskern der Stadt Trendelburg mit gotischer Stadtkirche und historischem Rathaus, das in ortstypischer Fachwerkbauweise erbaut ist. Teile der Stadtmauer sind erhalten bzw. rekonstruiert.
Trendelburg wird von drei Seiten von der Diemel umflossen und erhebt sich als Bergsporn aus der geschützten Auenlandschaft. Zwei Erdfälle, die Wolkenbrüche bei Trendelburg, sind geologische Sehenswürdigkeiten. Das Oberwälder Land mit Muschelkalk und der ehemalige Vulkan Deiselberg (390 m) mit einer Basaltkuppe begrenzen das Gebiet nach Westen hin zur Warburger Börde (NRW).
Von der Bundesautobahn A 44 ist die Burg über die Autobahnabfahrt Warburg, ab Hofgeismar auf der Bundesstraße 83 zu erreichen. Von der A 7, Abfahrt Kassel, ist die Verbindung nach Trendelburg ebenso die B 83. Eine öffentliche Verkehrsanbindung ist über die Buslinie 180 des NVV Nordhessischer Verkehrsverbund gewährleistet. Bahnanschluss besteht in Hofgeismar und Hümme.
Hofgeismar liegt 8 Kilometer südlich, Kassel 30 Kilometer südlich, Göttingen 34 Kilometer östlich, Paderborn 46 Kilometer nordwestlich und Höxter 20 Kilometer nördlich (alle Angaben in Luftlinie).
Geschichte
In der Grafschaft Konrads III. von Schöneberg (1249–1311), die sich zwischen Reinhardswald und Diemeltal erstreckte, wurde die Burg Trendelburg auf einem Sandsteinfelsen an exponierter Stelle erbaut. Hier kreuzten sich Nord– Süd- sowie West– Ostverbindungen an der Diemelfurt. In einer Urkunde (Ersterwähnung 1303) verpflichtet sich Konrad dem Mainzer Erzbischof Militärdienste zu leisten. Kurz daraufhin verliert er seine Stammburg an das Bistum Paderborn. Trendelburg wurde 1306 zum gemeinsamen Amts- und Gerichtsort des Bistums Paderborn und des hessischen Landgrafen (Landgrafschaft Hessen) Heinrich I. 1429 verkaufte die Witwe Maria von Schöneberg Lehen und Erbgüter an den hessischen Landgrafen. Nach langem Krieg mit Paderborn gelangte Trendelburg 1465 endgültig in hessischen Besitz unter Landgraf Ludwig II. und erhielt 1472 von ihm die Stadtrechte verliehen.
Im Dreißigjährigen Krieg (1618 - 1648) erstürmte wiederholt die Armee Tillys das protestantische Trendelburg und brannte den Ort nieder. Die Pest wütete unter den Einwohnern. Nach Ende des Krieges erweiterte Landgraf Carl das Hauptgebäude und baute die Burg zum befestigten Jagdschloss aus.
Im Siebenjährigen Krieg (1756 – 1763) besetzten französische Truppen zunächst kampflos unter Oberst Pereuse die Burg. Ein erbitterter Kampf gegen die Armee Herzog Ferdinands, bei dem die Burg mit Mörsern und Geschützen in Brand geschossen wurde, führte zur Niederlage der 300 Verteidiger.
Die wichtigen Ämter wie Rentamt und Gericht wurden im 19. Jh. verlegt. So verlor die Burg ihre bisherige Bedeutung. Sie diente dem preußischen Forstamt als Sitz.
1901 kaufte die Familie Adalbert von Stockhausen, deren Verwandte in Wülmersen und im Rittergut zur Abgunst seit Jahrhunderten mit den Geschicken Trendelburgs verbunden sind, die Burg und richteten sie als Wohnburg ein. 1949 begann der Umbau zum Burghotel. Es wurde ein Restaurantbereich zwischen Westmauer und Haupthaus angebaut und Hotelzimmer vom ersten Stock bis ins Dachgeschoss eingerichtet. Ein Eckturm mit Fachwerkaufsatz am Haupttor wurde zum Hochzeitsturm ausgebaut.
Märchen
Mit dem Märchen Rapunzel Rapunzel der Brüder Grimm ist Trendelburg Mitglied der Deutschen Märchenstraße. In der Märchen- und Sagentradition Trendelburgs sind fünf verschiedene Trendula Sagen bekannt: Entstehung des Wolkenborsts, Der Zauberer vom Krukenberg, Trendula lässt Berge entstehen, Tod in der Mordkammer, eine Weissagung. Weitere Sagen bereichern das Spektrum wie: Der Nachtrabe, Erbsen und Speck, der Diemelnix, der Wäschebrunnen, Riesen auf der Trendelburg und Sababurg, Stockhausen - der wilde Jäger im Reinhardswalde.
Burganlage
Die Lage der Burg Trendelburg ist zu verstehen als eine Einheit aus Festung an höchster Stelle des Berges gelegen und befestigter Ansiedlung. Zum den Häusern der Ortschaft ist die Burg durch einen aus dem Fels geschlagenen Halsgraben abgetrennt. Ein Holzsteg mit Zugbrücke war Verbindung durch ein niedriges Tor in den Burghof. Der 38 m hohe Bergfried steht in die Mauer integriert direkt daneben. Er besitzt einen Fluchteingang vom Burghof her und ein Verlies. Vier Pechnasen dienten der Verteidigung. Drei originale Schießscharten sind in der Westmauer erhalten. Die restaurierte und mit Zinnen versehene Mauer ist begehbar. Gegenüber liegt das Haupttor, früher über eine Zugbrücke erreichbar. Die heutige Einfahrt ist von zwei Ecktürmen flankiert. Eine Turmspitze ist zerstört. Der andere Turm ist mit einem Fachwerkaufsatz ausgebaut und beherbergte früher den Torwächter sowie das Stadtgefängnis. Neben diesen beiden Türmen verstärken zwei weitere die Eckpunkte der Burgmauer. In einem ist ein Abtritt, die Burgtoilette, von außen zu sehen. Alle Dächer, das Feste Haus und drei Ecktürme, sind noch mit Sandsteinplatten gedeckt. Im Hauptgebäude, ein sog. Festes Haus, sind drei Stockwerken ausgebaut. Es war ursprünglich über einen Treppenturm begehbar, der von außen sichtbar ist. Eine Erweiterung des als Amts- und Gerichtshaus dienenden Gebäudes fand nach dem 30-jährigen Krieg statt, indem Landgraf Carl auf der Schlosskapelle weitere Etagen aufstockte. Der Grundriss der Burg Trendelburg ist trapezförmig und war von einem Burggraben sowie einem Wall umgeben. Der Burggraben ist mit Erde verfüllt. Der Burgbrunnen ist nicht mehr lokalisierbar.
Heute
Die Burg Trendelburg beherbergt ein Hotel mit Restaurant sowie eine Außenstelle des Standesamtes der Stadt Trendelburg. Bei Gästen auch aus Übersee ist der Aufenthalt in der gut erhaltenen "Rapunzelburg" sehr gefragt. Seit 1996 gehört die Burg zu den Privathotels Dr. Lohbeck. Es erfolgten Instandsetzungsarbeiten, z. B. der Burgmauer und Renovierungen im Hauptgebäude. Die Öffnung des Bergfrieds ist geplant. Der Burghof ist für die Öffentlichkeit zugänglich.
Sonstiges
Der so genannte Rapunzelturm diente in dem 1958 entstandenen Heinz Erhardt-Film Vater, Mutter und neun Kinder als Kulisse.