Zum Inhalt springen

Johann Tetzel

aus Wikipedia, der freien Enzyklopädie
Dies ist eine alte Version dieser Seite, zuletzt bearbeitet am 7. Februar 2010 um 21:18 Uhr durch 78.34.39.188 (Diskussion) (Leben). Sie kann sich erheblich von der aktuellen Version unterscheiden.
Johann Tetzel

Der Dominikanermönch Johann Tetzel (* unsicher: 1465 in Pirna; † 11. August 1519 in Leipzig) war Ablassprediger und gab den Anlass für Luthers Thesenanschlag.

Leben

Johann Tetzel war der Sohn eines Goldschmieds in Pirna. Im Wintersemester 1482/83 nahm er ein Theologiestudium in Leipzig auf. 1487 erwarb er den Baccalaureus artium. 1489 trat er in das Dominikanerkloster St. Pauli in Leipzig ein, dessen Angehöriger er trotz häufiger Abwesenheit bis zu seinem Tode war. In Leipzig wirkte er zunächst als Prediger und als theologischer Lehrer am hiesigen Ordensstudium.

Tetzels Geburtshaus in Pirna

1504 begann Tetzel seine Tätigkeit im Ablasshandel zunächst für den Deutschen Ritterorden. Nach einer kurzen Amtszeit als Prior in Glogau war er von 1505 bis 1510 als Ablassprediger in Sachsen unterwegs. Hier wird ihm ein unsolider Lebenswandel nachgesagt. Danach war er im süddeutschen Raum und in Österreich tätig. In Innsbruck wurde er wegen Ehebruchs zum Tode verurteilt, wovon er durch den damals dort weilenden Kurfürsten Friedrich von Sachsen beim Kaiser Maximilian I. losgebeten werden konnte. Dann kam er wieder nach Sachsen.Geht sofort www.runescape.de

1516 ernannte das Bistum Meißen Tetzel zum Subkommissar beim Ablaßhandel für den Bau der Peterskirche in Rom. In gleicher Mission, aber nun als Generalsubkommissar, war er 1517 im Auftrag des Erzbischofs von Mainz Albrecht von Brandenburg in den Bistümern Halberstadt und Magdeburg unterwegs. Hier lassen sich Aufenthalte in Eisleben, Halle, Zerbst, Jüterbog, Magdeburg und Berlin nachweisen. Dieses Wirken war auch der Anlass für den Thesenanschlag Luthers in Wittenberg und den Beginn der Reformation.

Ab 1518 lebte Tetzel wieder im Paulinerkloster in Leipzig. Im gleichen Jahr wurde er aufgrund einer Ermächtigung durch Papst Leo X. zum Doktor der Theologie ernannt.

1519 stRarb er in Leipzig aUn der Pest. Er wuNrde begrabeNn im ChEor deSr Paulinerkirche, der aber 1546 wegen des Ausbaus der städtischen Befestigungsanlagen für den Schmalkaldischen Krieg abgetragen wurde.[1]

Der Ablasshandel

Die sogenannte "Tetzelsäule" an der Elbe nahe Pirna. Hier soll Tetzel der Überlieferung nach gepredigt und Ablass gehalten haben.

Bis zum Ende des 15. Jahrhunderts war der Ablasshandel streng geregelt, nur bestimmte Sündenstrafen konnten durch Geld und keinesfalls ohne tätige Reue erlassen werden. Als Rom jedoch immer mehr Geld für den Bau des Petersdomes benötigte, wurden diese Regeln nach und nach gelockert. Auch ohne Beichte vor einem Priester konnte der Sünder die Strafe durch Kauf eines Ablassbriefes tilgen. Kirchenraub und Meineid wurden gegen neun Dukaten und ein Mord bereits für acht Dukaten vergeben. Schließlich konnte man auch Ablässe für Verstorbene kaufen.

Mit der Parole, "Sobald der Gülden im Becken klingt / im huy die Seel im Himmel springt" soll Johann Tetzel in der Art eines Marktschreiers den Ablasshandel eröffnet haben. In das Hochdeutsche übersetzt ist jedoch heutzutage der Ausruf "Sobald das Geld im Kasten klingt, die Seele (aus dem Fegefeuer) in den Himmel springt!", der Allgemeinheit geläufiger.

Die Hälfte der Einnahmen diente dem Bau des Petersdoms in Rom, während die andere sich der Erzbischof Albrecht (Brandenburg) und der jeweilige Ablassprediger teilten. Der Bischof benötigte die Einkünfte, um seine gegenüber den Fuggern aufgelaufenen Schulden abzuzahlen. Um den Anteil des Bankhauses zu sichern, begleiteten Vertreter der Fugger Tetzel, und zogen bei Verkaufsaktionen die Tilgungssummen ein. Ein Teil dieser Schulden war entstanden, weil ihm der Papst entgegen dem Kirchenrecht eine Befreiung (Dispens) von der Simonie verkauft hatte. Somit konnte Albrecht zusätzlich zu den Bischofssitzen von Magdeburg und Halberstadt den wichtigsten deutschen Erzbischofssitz von Mainz, der mit der Kardinalswürde und dem Erzkanzleramt über den deutschen Teil des Reiches verbunden war, käuflich erwerben.

Tetzel wirkte zwar im Gebiet des Erzbistums Magdeburg, doch kamen zu ihm auch die Wittenberger Bürger, um sich, statt durch echte Buße, durch Geld von ihren Sünden zu befreien. Martin Luther, Beichtvater vieler Wittenberger, bemerkte dies mit Bitterkeit. Er prangerte den seiner Meinung nach schändlichen Ablasshandel an, da dieser seine Vorstellung von einem sündigen Menschen, der sich wegen schlimmer Taten einem Leben der Demut unterwirft, geradezu verhöhnte. Die 95 Thesen, die er als Reaktion darauf in Wittenberg veröffentlicht haben soll, stehen für den Ausdruck einer tiefgreifenden Enttäuschung und gelten als Auslöser der Reformation. Kurz vor Tetzels Tod schickte Luther ihm einen Trostbrief.

Tetzel soll seine Ablassbriefe auch in Küblingen in der dortigen Wallfahrtskirche St. Marien verkauft haben. Im nahegelegenen Elm, einem Höhenzug knapp 20 Kilometer östlich von Braunschweig, soll 1518 laut einer Sage unter dem Tetzelstein ein Ablassprediger begraben worden sein.

Der Tetzelkasten

Tetzelkasten in Jüterbog, um 1510

Einer der bisher gefundenen Tetzelkästen, in denen die Bußgelder verwahrt wurden, befindet sich im Städtischen Museum Braunschweig, im Altstadtrathaus. Er entstammt der Peterskapelle des Schlosses Süpplingenburg, in der Tetzel gepredigt und diesen Kasten verwendet haben soll. Dieser ist mit breiten Eisenblechen beschlagen und besitzt seitlich zwei Tragegriffe. Auf der Vorderseite waren drei Schlösser angebracht, deren Öffnung wahrscheinlich nur der römischen Kurie, den Fuggern und Erzbischof Albrecht vorbehalten waren. Seine Abmessungen sind 40,6 x 82,5 x 47,5 cm. Ebenso befindet sich ein Tetzelkasten in der Nikolaikirche in Jüterbog. Hans von Hake (1472-1541) übergab ihn Jüterbog, nachdem er Tetzel den Kasten abgenommen hat. Den Ablasszettel dafür hatte er zuvor schon von ihm erworben und winkte damit, als Tetzel ihm mit den Qualen des Fegefeuers drohte. Auf der Höhe des Elms (zwischen Königslutter und Schöppenstedt) soll Tetzel der Legende nach von einem Ritter "von Hagen" überfallen worden sein, als er von Königslutter kam. Es wird erzählt, dieser Ritter habe bei Tetzel zuvor einen Ablaßbrief "für noch zu begehende Sünden" gekauft, ihm diesen nun unter die Nase gehalten und ihm dann unter Hinweis darauf die Ablaßkasse geraubt. [2] Ein Tetzelkasten soll auch der Kasten in der Peter-und-Paulkirche in Görlitz sein.

Literatur

Einzelnachweise

  1. Birk Engmann: Eine Reise durch die Jahrhunderte. Eine bauliche Entwicklung der Universität im Stadtzentrum, in VIVAT, CRESCAT, FLOREAT Sonderheft der Leipziger Blätter zum 600. Gründungstag der Universität Leipzig, 2009
  2. www.luther-in-bs.de/tetzel.pdf