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Intervall (Musik)

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Diatonische Intervalle
Prime
Sekunde
Terz
Quarte
Quinte
Sexte
Septime
Oktave
None
Dezime
Undezime
Duodezime
Tredezime
Halbton/Ganzton
Besondere Intervalle
Mikrointervall
Komma
Diësis
Limma
Apotome
Ditonus
Tritonus
Wolfsquinte
Naturseptime
Maßeinheiten
Cent
Millioktave
Oktave
Savart

Als Intervall (von lat. intervallum = „Zwischen-Tal“) bezeichnet man in der Musik den hörbaren Abstand der Tonhöhen zwischen zwei gleichzeitig oder nacheinander erklingenden Tönen innerhalb eines Tonsystems. Seltener bezeichnet der Begriff auch eine von zwei Tönen begrenzte Tonmenge.

Wichtige Intervalle stammen aus der Obertonreihe, deren erste fünf Teiltöne der Prime, Oktave, Quinte, Quarte und großen Terz entsprechen. Die Oktave wird in historisch entstandenen Tonsystemen in Tonleitern eingeteilt, deren Tonstufen im Verhältnis zum Grundton diatonische Intervalle ergeben. Diese werden nach der Ordinalzahl ihrer Tonstufe bezeichnet.

In europäischer tonaler Musik ist das kleinste Intervall in der Regel ein Halbton-Abstand: die kleine Sekunde. Alle übrigen Intervalle können als Vielfache davon aufgefasst werden. Intervalle werden heute in Cent gemessen; ein Halbton entspricht 100 Cent.

Antikes Griechenland

Pythagoras definierte die für Tonalität zentralen Intervalle als Proportionen von Saitenlängen eines über einen Steg gespannten Monochords:

  • Oktave: 1:2 (halbe Gesamtlänge)
  • Quinte: 2:3
  • Quarte: 3:4
  • Ganzton: 8:9 (Differenz zwischen Quarte und Quinte)

Er berücksichtigte den „kleinen“ Ganzton - 9:10 - noch nicht und kannte deshalb keine große Terz, sondern ein aus zwei großen Ganztönen bestehendes, um das syntonische Komma (81:80) größeres Intervall: den Ditonus (81:64). Zog man den Ditonus von einer reinen Quarte ab, so blieb das Leimma übrig (256:243). Mit diesen Intervallen ließ sich kein stabiler harmonischer Dreiklang bilden, so dass die antike griechische Musik noch keine Harmonik im späteren europäischen Sinn ausbildete.[1] Erst Archytas und Didymos bestimmten die große Terz (4:5), Eratosthenes die kleine Terz (5:6).

Die Pythagoreer ließen nur als ganzzahlige Verhältnisse errechenbare Intervalle gelten. Sie fanden keinen Quotienten, dessen Verdoppelung 8:9 ergibt, so dass sie den Ganzton nicht in zwei gleiche Halbtöne, sondern nur in einen kleineren (diesis) und einen größeren (apotome) Halbton teilen konnten. Auch war eine Oktave für sie mathematisch nicht exakt mit der Summe von sechs Ganzton- oder zwölf Halbtonschritten identisch: Denn zwölf aneinander gereihte reine Quinten ergab einen etwas höheren Zielton als die siebte Oktave des Ausgangstons. Die Differenz bezeichnet man als das pythagoreische Komma.[2]

Philolaos rechnete addierte musikalische Intervalle in multiplizierte akustische Proportionen um. Diese Methode wurde nach 1585 von Simon Stevin durch eine Exponentialfunktion und um 1640 von Bonaventura Francesco Cavalieri und Juan Caramuel y Lobkowitz durch die logarithmische Umkehrfunktion optimiert. Euklid fasste Intervallproportionen hypothetisch bereits als Frequenzverhältnisse auf, ohne sie schon messen zu können.

Im Gegensatz zu den Phytagoreern definierte Aristoxenos Intervalle nicht mathematisch, sondern akustisch als hörbaren „Zwischenraum“ (diastema) zwischen zwei Tönen einer kontinuierlichen Melodie, wie es griechischer Musikpraxis entsprach. Demgemäß ordnete er jedem Intervall eine bestimmte Anzahl festgelegter Tonhöhen (Töne) zu, die es umfasst. So enthielt die Quarte vier aufeinander folgende Töne, ein sogenanntes Tetrachord. Dessen Außentöne wurden später ebenfalls kurz als Intervall bezeichnet, so dass der Begriff fortan den Abstand vom ersten zum letzten Ton einer solchen Tonfolge meinte.

Den Ganzton teilte Aristoxenos praktisch in zwei, drei oder vier gleiche Teilintervalle ein. Die verschiedene Kombination von Halb- und Ganztönen innerhalb eines Tetrachords ergab dessen genus (Tongeschlecht: diatonisch, chromatisch oder enharmonisch). Zwei im Abstand eines Ganztons aufeinander folgende Tetrachorde ergaben verschiedene Tonleitern (Modi) im Rahmen einer Oktave.[3]

Europäische Tonalität

Intervalle als Tonleiterstufen

In der Geschichte Europas entstanden verschiedene Tonsysteme, von denen sich bis etwa 1700 in Mitteleuropa das Dur-Moll-tonale System durchsetzte. Dieses basiert auf Tonleitern mit sieben verschiedenen Tonstufen, die fünf Ganzton- und zwei Halbtonschritte enthalten. Aus den lateinischen Ordinalzahlen dieser Tonstufen (prima „die Erste“, secunda „die Zweite“, tertia „die Dritte“ usw.) ergaben sich die bekannten diatonischen Intervallnamen: Prime, Sekunde, Terz, Quarte, Quinte, Sexte, Septime, Oktave.

Die Prime bezeichnet eigentlich kein Intervall, sondern die erste Tonstufe, davon abgeleitet die Wiederholung eines Tons oder den Gleichklang (unisono) dazu. Erst ab der Sekunde bezeichnet die Tonstufe zugleich deren Abstand zum Anfangs- und Grundton, oder auch einen gleichartigen Abstand zwischen zwei anderen Tönen dieser Leiter. Wegen der historischen Inklusivzählung lassen sich die Intervallnamen nicht addieren: Sekunde plus Sekunde ergibt beispielsweise eine Terz, keine Quarte.

Intervallgruppen

Intervalle im Oktavraum werden in Gruppen von „reinen“, „kleinen“ und „großen“ Intervallen eingeteilt. Zu den reinen Intervallen zählen Primen, Quinten, Quarten und Oktaven. Bei Sekunden, Terzen, Sexten und Septimen unterscheidet man kleine und große Intervalle. Wenn Töne notiert und dann alteriert (versetzt) werden, unterscheidet man zudem übermäßige und verminderte Intervalle.

Alle reinen, kleinen und großen Intervalle können durch Versetzungszeichen in übermäßige oder verminderte verwandelt werden. Dabei wird ein Halbton zum jeweiligen Tonabstand addiert (übermäßig) oder subtrahiert (vermindert). Ein Dur- oder Molltonleiter enthält bereits zwei solche Intervalle: So entspricht der Abstand zwischen vierter und siebter Tonstufe einer Durtonleiter in der Notation einer übermäßigen Quarte, der zwischen zweiter und sechster Tonstufe einer Molltonleiter einer verminderten Quinte. Akustisch klingt dieses verschieden notierte Intervall, der sogenannte Tritonus, jedoch gleich.

Komplementärintervalle

Als Komplementärintervalle oder Umkehrintervalle bezeichnet man je zwei Intervalle im Oktavraum, die einander zu einer Oktave ergänzen. Dazu wird entweder der obere Ton des ersten Intervalls um eine Oktave nach unten oder der untere um eine Oktave nach oben versetzt. Jeweils komplementär sind:

  • Primen und Oktaven,
  • Sekunden und Septimen.
  • Terzen und Sexten,
  • Quarten und Quinten.

Dabei bleiben reine Intervalle rein, große werden mit kleinen, verminderte mit übermäßigen Intervallen ergänzt und umgekehrt. Übermäßige Quarte und verminderte Quinte (beide Tritonus genannt) sind klanglich identisch. Intervalle, die über die Oktave hinausgehen, werden nicht gesondert ergänzt, sondern auf das zur Oktave addierte Intervall reduziert.

Konsonanzen und Dissonanzen

Als Konsonanz („Zusammenklang“) bezeichnet man alle Intervalle, deren Töne tonal geprägte Hörer als miteinander verschmelzend, zueinander gut passend, harmonisch entspannt, ruhig und stabil klingend empfinden. Als Dissonanz („Auseinanderklang“) dagegen bezeichnet man Intervalle, deren Töne eine starke Reibung gegeneinander und darum den Hörwunsch nach einer „Auflösung“ in eine Konsonanz erzeugen.

Welche Intervalle als konsonant oder dissonant empfunden werden, hat sich mit kulturellen Hörgewohnheiten und musiktheoretischen Festlegungen historisch verändert. In der Antike galten nur die Oktave, Quinte und Quarte als konsonant.[4] Seit etwa 1500 werden in tonaler europäischer Musik auch Terzen und Sexten als Konsonanzen betrachtet. Als Dissonanzen gelten alle Sekunden und Septimen sowie alle übermäßigen oder verminderten Primen, Quarten, Quinten und Oktaven. Auch reine Quarten, deren Hauptton unten liegt, werden oft zu den Dissonanzen gezählt.

Dissonante Intervalle wurden kompositorisch seit dem Barock immer öfter nicht nur melodisch für Schlusswendungen, sondern auch harmonisch als Teil von Kadenzklängen gebraucht. Die kleine Septime etwa wurde Dominantklängen als spannungsreicher zusätzlicher Leitton mit Strebetendenz abwärts hinzugefügt und machte aus ihnen einen Dominantseptakkord. Zur Unterscheidung vom nach oben strebenden Leitton nennt man diesen Ton manchmal auch „Gleitton“.

Der Gebrauch von Dissonanzen für erhöhte harmonische Spannung verstärkte sich in der Romantik und Spätromantik, bis nahezu jeder tonleitereigene oder tonleiterfremde Ton als nach oben oder unten auflösbarer Leitton verwendet werden konnte, so dass sich die Tonalität aufzulösen begann.

Stimmungen

Diatonische Intervalle im Oktavraum haben ganzzahlige Proportionen und entsprechende Schwingungsverhältnisse. Sie haben daher einen charakteristischen Klang, so dass man sie trotz leichter Verstimmungen erkennen und unterscheiden kann. Deshalb erscheinen sie unter demselben Namen in verschiedenen Stimmungen.

In der reinen Stimmung sind alle Intervalle vom Grundton einer Dur-Tonleiter aus exakt gestimmt und erklingen darauf bezogen optimal. Hier gibt es nur eine reine Quinte zwischen Grundton und fünfter Tonstufe seiner Leiter. Andere Abstände mit der Tonmenge von fünf Tönen, etwa zwischen zweiter und sechster, dritter und siebter Tonstufe, klingen dagegen bereits „unrein“ bzw. leicht verstimmt. So entsteht eine Tonhöhendifferenz - das sogenannte pythagoräische Komma - zwischen der siebten reingestimmten Oktave und der zwölften reinen Quinte, obwohl der notierte Zielton derselbe ist. Andere Tonarten können daher nur begrenzt verwendet werden; je weiter ihr Grundton vom Grundton der rein gestimmten Tonart entfernt ist, desto ungenauer sind ihre Intervalle, was harmonische Möglichkeiten stark einschränkt.

Daher wurden seit der Renaissance sogenannte Temperaturen mit kleinen Verstimmungen üblich, um so mehr Tonarten verwenden zu können. Besondere Stimmungen werden nach den sie kennzeichnenden Spezialintervallen benannt. Bei der mitteltönigen Stimmung werden alle großen Terzen rein gestimmt und so das syntonische Komma gleichmäßig auf andere Intervalle verteilt. Bei der gleichstufigen („wohltemperierten“) Stimmung werden alle zwölf Halbtöne der Oktave exakt auf 100 Cent gestimmt, so dass das phytagoreische Komma auf alle Tonstufen verteilt ist. So sind zwar alle übrigen Intervalle leicht unrein gestimmt, klingen dafür aber in allen Tonarten gleich.

Übersicht

Intervall Proportionen differenzierte
Bezeichnungen
Näherung
in Cent
zwölftönig
gleichstufig,
exakte Werte
Prime 1/1 reine Prime 0 Cent 0 Cent
übermäßige Prime 25/24
135/128
kleiner chromatischer Halbton
großer chromatischer Halbton
71 Cent
92 Cent
100 Cent
kleine Sekunde 256/243
16/15
Leimma
diatonisch-rein
90 Cent
112 Cent
100 Cent
große Sekunde 10/9
9/8
kleiner Ganzton
großer Ganzton
182 Cent
204 Cent
200 Cent
kleine Terz 6/5 reine kleine Terz 316 Cent 300 Cent
große Terz 5/4 reine große Terz 386 Cent 400 Cent
Quarte 4/3 reine Quarte 498 Cent 500 Cent
übermäßige Quarte 45/32
7/5
729/512
diatonisch-rein
Huygens
Tritonus
590 Cent
582 Cent
612 Cent
600 Cent
verminderte Quinte 64/45
10/7
diatonisch-rein
Euler
610 Cent
617 Cent
600 Cent
Quinte 3/2 reine Quinte 702 Cent 700 Cent
kleine Sexte 8/5 reine kleine Sexte 814 Cent 800 Cent
große Sexte 5/3 reine große Sexte 884 Cent 900 Cent
kleine Septime 16/9
7/4
diatonisch-rein
Naturseptime
996 Cent
969 Cent
1000 Cent
große Septime 15/8 diatonisch-rein 1088 Cent
1100 Cent
Oktave 2/1 reine Oktave 1200 Cent 1200 Cent

Hörbeispiele

Hörbeispiele mit einer Synthesizer-Streicherstimme
Halbtöne Intervall steigend fallend
1 kleine Sekunde C-Des/? C-H/?
2 große Sekunde C-D/? C-B/?
3 kleine Terz C-Es/? C-A/?
4 große Terz C-E/? C-As/?
5 Quarte C-F/? C-G/?
6 Tritonus C-Fis/? C-Ges/?
7 Quinte C-G/? C-F/?
8 kleine Sexte C-As/? C-E/?
9 große Sexte C-A/? C-Es/?
10 kleine Septime C-B/? C-D/?
11 große Septime C-H/? C-Des/?
12 Oktave C-C/? C-C/?

Merkhilfen

Die Anfänge bekannter populärer Liedmelodien dienen oft dazu, sich die wichtigsten diatonischen Intervalle leichter zu merken. Diese Methode ist jedoch nur bedingt zuverlässig, da dieselben Intervalle sich in anderen musikalischen Zusammenhängen - abhängig u.a. von Tonleiterposition, Tongeschlecht, Klangfarbe, Ausdruck - verschieden anhören können. So klingt zum Beispiel die kleine Terz von E zu G in C-Dur (etwa in „Olé, olé, olé“) anders als das gleiche Intervall in der Tonart e-Moll (etwa in „Oh Heiland reiß die Himmel auf“, EG 7). Die große Terz weckt vom tieferen Ton aus aufwärts meist eine Dur-Assoziation, kann abwärts gespielt aber auch düster klingen: etwa beim unisono gespielten Anfangsmotiv des ersten Satzes von Beethovens „Schicksalssinfonie“ (G-G-G-Es). Hier ist noch nicht hörbar, ob dieses Intervall als Teil eines c-Moll- oder Es-Dur-Klanges einzuordnen ist.

Intervall steigend fallend
kleine Sekunde (Halbtonschritt) Kommt ein Vogel geflogen…“
Schne-e-flöckchen, Weißröckchen, wann kommst Du geschneit?…“
Vom Himmel hoch, da komm ich her…“ (Mendelssohn)
When I get older…“ (Anfang von When I'm sixty four, The Beatles)

Für Elise von Beethoven

große Sekunde Al-le meine Entchen“ Schlaf, Kindlein, schlaf“
Yes-ter day...“ (Yesterday Lennon/McCartney-The Beatles)
kleine Terz Ein Vo-gel woll-te Hochzeit machen…“

Macht hoch die Tür…“

Häns-chen klein…“

Kuk-kuck, Kuk-kuck, ruft’s aus dem Wald…“

große Terz Al-le Vögel sind schon da…“
Und in dem Schnee-ge-bir-ge…“
Mor-ning has bro-ken…“ (Morning has broken, Cat Stevens)
Nun ruh-en alle Wälder…“ (Dur)

Leitmotiv der 5. Sinfonie von Beethoven (Schicksalssinfonie): G-G-G-Es (indifferent, s. Eingleitung)
Straw -ber-ry Fie -lds for-ever…“ (Dur) Strawberry Fields Forever (The Beatles/John Lennon)
„Ce-ci -lia you're brea-king my heart…“ (Dur) (Anfang von Cecilia Simon & Garfunkel)

Quarte O Tannenbaum,…“
Mor-gen, Kinder, wird’s was geben…“
Kleine Nachtmusik von W.A.Mozart, G-D-G-D-G-D-G-H-D
Tritonus Ma-ri-a…“ (Maria aus West Side Story))
The Simp-sons…“ (Anfang der Titelmelodie der Simpsons)
In Kommt ein Vogel geflogen: „…von der Lie-bsten einen Gruß…“
„…Im Märzen der Bauer die-Röß-lein ein-spannt…“
Quinte Wach auf, meins Herzens Schöne…“

Morgen kommt der Weihnachtsmann…“

Ick heff mol in Ham-borg en Veermaster seen…“ (Shanty)
Nun sich der Tag geendet hat…“ (nach Adam Krieger)
kleine Sexte When Israel was in Egypt’s land…“, Go down Moses „…gar fest um die Hand.“ (2. Schluss von Zum Tanze da geht ein Mädel)
große Sexte Dies Bildnis ist bezaubernd schön…“

Ma co -me bali bella bim-ba…“ (ital. Volkslied)
My Bonnie is over the ocean…“
And Now the End is near…“, My Way

Nobody knows the trouble I’ve seen,…“

Win-de weh’n, Schif-fe geh’n…“

kleine Septime There’s a place for us…“ (Somewhere aus West Side Story)
„Wir setzen uns mit Tränen nieder und ru-fen Dir…“ (wiederholt im Schlusschor der Matthäuspassion, J.S.Bach)
Sing, sing, was geschah?…“ (Anfang des Refrain von Zogen einst fünf wilde Schwäne)
„…und der He-erbst be-ginnt.“ aus Bunt sind schon die Wälder
große Septime O terra, addio, Schlussduett aus Aida Die Hütte auf Hühnerfüßen aus Bilder einer Ausstellung von Mussorgski
Oktave Some-where over the rainbow…“ (Wizard of Oz)

I’m singing in the rain…“
„…gar fest um die Hand.“ (1. Schluss von Zum Tanze da geht ein Mädel)

Mainzer Narrhallamarsch
„... der ihn nicht las -sen kann.“ Schluss vom C-a-f-f-e-e-Kanon (Karl Gottlieb Hering)

Mathematische Definitionen

Das Intervall im Sinn einer mathematischen Größe wird zwischen zwei beliebigen Tönen gebildet, unabhängig davon, ob die Töne gleichzeitig oder direkt nacheinander erklingen oder nicht.

Die historische Tonsystemtheorie bevorzugt positive Intervalle als Tonabstände. Negative Intervalle bei Tondifferenzen spielen beim Transponieren eine Rolle und wurden in der Kanontechnik des Mittelalter schon gebraucht, ebenso die Prime (unisonus) als Intervall zwischen gleichhohen Tönen.

siehe: Intervall (Mathematik)

Tonstruktur

Eine Tonstruktur ist eine Menge, deren Elemente die Töne sind. Jedem Tonpaar wird ein eindeutiges Intervall von zu zuordnet, das als Tondifferenz geschrieben wird; für sie gilt die Regel . Die Tondifferenz kann negativ sein.

Für ein positives Intervall gilt als Unterintervall, zum Beispiel: .

Diese Metrikregel ist eine Verallgemeinerung der geometrischen Intervallzusammensetzung bei Philolaos. Er arbeitete wie die meisten historischen Musiktheoretiker nur mit positiven Tonabständen: Der Tonabstand bezeichnet den Betrag der Tondifferenz . Er ist nie negativ, möglicherweise aber das Nullintervall, das als Prime bezeichnet wird.

Mit Intervallen im Sinn von Tondifferenzen hängen die Tonhöhenrelation höher, tiefer, gleichhoch zusammen, ferner auch Schritte in Tonfolgen und Tonleitern. So lassen sich folgende Tonhöhenrelationen definieren:

  • "x ist höher als y" bedeutet soviel wie
  • "x ist tiefer als y" bedeutet soviel wie
  • "x und y sind gleichhoch" bedeutet soviel wie

Als Tonfolgen gelten endliche Folgen von Tönen einer Tonstruktur, wenn sie ein zeitliches Verhältnis zueinander gestellt werden. Jeder Tonfolge ist die Schrittfolge zugeordnet, deren m-tes Intervall der m-te Schritt der Tonfolge heißt. Eine steigende Tonfolge hat lauter positive Schritte. Eine fallende Tonfolge hat lauter negative Schritte. Als Tonleiter gilt eine steigende oder fallende Tonfolge. Die Töne einer Tonleiter werden Stufen genannt, und zwar wird der n-Ton als n-te Stufe bezeichnet. Bei steigenden Tonleitern entspricht die Schrittfolge der Form von Intervallen bei Aristoxenos.

Für Intervalle gilt auf der additiven musikalischen Ebene das alltägliche Rechnen mit Größen. Hierher gehören die Aristoxenos-Intervallgrößen: Ton im Sinn von Ganzton, Halbton, Drittelton, Viertelton, n-telton, jeweils in der ursprünglichen exakten Bedeutung, außerdem auch das Cent als moderne Intervalleinheit.

Den Intervallgrößenbereich kann man als Tonhöhenraum auffassen, in dem Intervalle als Vektoren und Tonhöhen als Punkte betrachtet werden. Der Größenbereich wird dann auf natürliche Weise zur Tonstruktur durch die dort gegebene Differenz.

Proportionen

Im akustisch motivierten pythagoreischen Denken werden Intervalle durch Verhältnisse von Saitenlängen (L) oder Frequenzen (f) charakterisiert, die als Proportionen (p) bezeichnet werden.

Die umkehrbare Umrechnung über die additiv-multiplikative Isomorphie wird über eine Exponentialfunktion und den Logarithmus zur Basis 2 definiert, so dass Intervalle durch die Proportion definierbar sind:

Aus diesen Definitionen folgen Regeln, die die Addition und Subtraktion von Intervallen in die Multiplikation und Division ihrer Proportionen umwandeln:

Wichtige Intervalle für den Aufbau von Tonsystemen werden traditionell über besonders einfache Proportionen definiert:

Wichtige Intervalle
Intervallname Proportion Intervall in Cent
Prime 1/1
Oktave 2/1
reine Quinte 3/2
reine große Terz 5/4

Physikalische Zusammenhänge

Die akustischen Bedeutungen der Proportion als Frequenzverhältnis oder Saiten-Längenverhältnis sind im Tonhöhenraum ebenfalls definierbar, und zwar für einen Bezugston mit der Frequenz oder der Saitenlänge :

Aus diesen Definitionen ergeben sich wiederum Intervallproportionen als Längenverhältnisse oder reziproke Frequenzverhältnisse:

Siehe auch

Literatur

  • Sigalia Dostrovsky und John T. Cannon: Entstehung der musikalischen Akustik [1600-1750). In: Frieder Zaminer (Hrsg.): Geschichte der Musiktheorie. Bd. 6. Darmstadt 1987 S. 7-79, ISBN 3-534-01206-2
  • Mark Lindley: Stimmung und Temperatur. In: Frieder Zaminer (Hrsg.): Geschichte der Musiktheorie. Bd. 6. Darmstadt 1987 S. 109-332, ISBN 3-534-01206-2
  • Wilfried Neumaier: Was ist ein Tonsystem?. Frankfurt am Main, Bern, New York 1986, ISBN 3-8204-9492-8
  • Frank Haunschild: Die neue Harmonielehre Band 1, AMA-Verlag, Brühl 1998, ISBN 978-3-927190-00-9, 3. Kapitel „Intervalle“ (S. 32-42)
  • Bernd Alois Zimmermann: Intervall und Zeit: Aufsätze und Schriften zum Werk. Edition Schott, Mainz 1974, ISBN 3-7957-2952-1

Einzelbelege

  1. Arnold Schering: Handbuch der Musikgeschichte, Georg Olms Verlag, Hildesheim 1976, S. 23
  2. Peter Schnaus: Europäische Musik in Schlaglichtern. Meyers Lexikonverlag, Mannheim u.a. 1990, ISBN 3-411-02701-0, S. 28
  3. Peter Schnaus: Europäische Musik in Schlaglichtern. S. 25
  4. Hermann Grabner: Allgemeine Musiklehre, S. 84